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Wissen seinen wichtigen Platz im Leben jedes einzelnen erhalten. Es ist keine leere Phrase, wenn man vom guten Gewissen als sanftem Ruhekissen spricht. Es ist genau so, nur daß das, was man das Gewissen nennt, der Führergeist ist, den jeder Mensch an seiner Seite hat und der, aufrichtig und mit gutem Willen befragt, immer die richtige Antwort erteilt. Im Jenseits ist das wesentlich leichter, denn da sieht der Mensch – natürlich nicht als materielles Wesen gemeint – seinen oder seine Führer und Helfer, und es ist nur seinem freien Willen anheimgestellt, sich ihrer Führung anzuvertrauen und ihre guten Ratschläge zu befolgen.

      Da aber im irdischen Leben schon so viel darüber geschrieben und gesprochen wird, die Kirche ebenso von den Menschen die Erforschung des Gewissens fordert und von einem Schutzengel spricht, bin ich veranlaßt, dieses Thema der Wahrheit entsprechend darzustellen und zu erklären, damit der richtige Weg leicht und selbstverständlich gefunden werden kann.

      In irdischer Auslegung ist das Gewissen nichts anderes als die Selbstkritik, also ein rein geistiger Vorgang, eine Betätigung des Gehirns. In Wahrheit ist es die Seele, die sich dem Einfluß und Rat ihres Führers öffnet und mit gutem Willen auch die erteilten Urteile und Ratschläge empfängt.

      Der gute Wille kommt vom Geistwesen und gibt den Impuls zur Aufnahmebereitschaft, die schönste geistige Leistung im Leben der materiellen Menschen.

      Bei uns ist diese Leistung eben deshalb nicht so hoch zu werten, weil wir unsere guten, wohlwollenden, wenn auch oft sehr gestrengen Führer erkennen und uns mit ihnen leicht und für uns erkennbar verständigen können. Das ist aber die weise göttliche Fügung, daß der irdische Mensch gezwungen ist, sich solche Verbindung erst zu erarbeiten und seine ihm gestellten Aufgaben nicht unter sichtbarer Leitung oder gar unter Zwang zu erfüllen und zu meistern. Es ist eine sehr ernste und schwierige Aufgabe, besonders dann, wenn man sich der wirklichen Zusammenhänge nicht bewußt ist. Wieviel leichter wird es einem Menschen fallen, bewußt die Antwort aus dem All zu empfangen, als sich auf ein Urteil oder eine Schlußfolgerung zu verlassen, die vermutlich oder infolge der irrtümlichen Auffassung aus dem eigenen Gedankenreich, dem eigenen Gehirn stammt.

      Sich selbst erziehen, heißt also in erster Linie, sich seinem geistigen Führer anvertrauen und seinen Rat und seine Mahnungen zu befolgen.

      Ich möchte dies aber nicht zu primitiv ausgelegt wissen, zum Beispiel in der Art, daß der Mensch auf diesem Weg erfahren möchte, ob ein Vorhaben rein materieller Art erfolgversprechend sein wird, oder ob es eine Einbuße an materiellen Gütern zur Folge haben kann. Rein geistige Fragen sollen da gestellt werden, wenn es um die Beurteilung einer Einstellung zu den Mitmenschen geht, wenn der Charakter geprüft werden soll und die Berechtigung zu eigener Wertschätzung. Letztere ist wohl die wichtigste Frage, die jeder Mensch immer wieder an seinen Führer richten soll. Sie ist die wertvollste und schließt alles ein, was den Charakter, die Persönlichkeit, also das Geistwesen als solches berührt. Da kann kein Zweifel darüber entstehen, ob eine Tat gut war oder nur aus Berechnung gesetzt wurde, ob das Urteil über einen Menschen gerecht oder ungerecht war. In seinem Innersten findet jeder die Antwort, die ihm sein Führer gegeben hat.

      Ist zu solcher Befragung die nötige Ruhestellung nicht zu finden, weil Störungen von außen oder große Erregung von innen her einen geistigen Kontakt mit dem Führer verhindern, dann mag man, wie die Menschen sagen, ruhig einmal darüber schlafen. Nach einer guten Nacht liegt die gewünschte Antwort klar vor Augen.

      „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“ ist ein beliebter Spruch, nur ist es etwas zu weit gegangen, will man annehmen, daß Gott selbst zu den kleinen Menschlein kommt, um ihnen Antwort auf ihre – wenn auch wohlgemeinten – Fragen zu geben. Ich brauche die Übertreibung dieser Auffassung nicht mehr erläutern, sie ist in früheren Abschnitten genügend erklärt. Es ist der gute geistige Führer, der solcherart wohltätig wirkt und den armen, irrenden Schäflein Sicherheit, Ruhe und Entschlußkraft gibt. Mag jeder ihn als seinen Herrn ansprechen, er verdient jedenfalls sein vollstes Vertrauen und seinen Dank.

      Selbsterziehung ist Vertrauen zu allen guten Kräften und der gute Wille, alle negativen abzuweisen. Wozu, zu welchem Ende sich der Mensch erziehen soll, ist für jeden anders. Er fühlt es im Innersten, wieweit er es nötig hat, sein Denken und Trachten umzustellen. Selbsterziehung setzt aber absolutes Wollen voraus, den Wunsch, ein Idealbild zu erreichen, wenn auch vielleicht nicht in jeder Richtung und in allen Eigenschaften, so doch besonders in solchen, von denen der Verkehr mit der Umwelt berührt wird oder umgekehrt.

      Geduld zu üben, ist eine der Hauptaufgaben im irdischen Dasein. Geduld mit sich selbst und mit seinen Mitmenschen, und das aus dem Grund, weil wir wissen, daß jeder von uns unter Irrtümern leidet, denn ein Leiden ist es so lange, bis die Erkenntnis reift. Wir fordern Geduld von unserer Umgebung und müssen in gleichem Maße solche üben, wie wir sie empfangen wollen.

      Geduld üben, heißt aber auch gleichzeitig, Hilfe gewähren und empfangen im Bestreben, der Wahrheit näherzukommen. Der Wahrheit heißt: dem Göttlichen, denn alles, was wahr ist, ist unumstößlich richtig und gut. Das Unwahre ist das Böse, und wenn nicht in der letzten Konsequenz, so doch der Irrtum, der den Fortschritt aufhält.

      Übung zur Geduld gegen, oder besser gesagt, mit sich selbst, ist das zweite Erfordernis in der Selbsterziehung, denn beim besten Willen ist der irrende, unwissende Mensch oft nicht in der Lage, sein Denken und seine Handlungen so zu ändern, wie er es gerne möchte und wie er erkennt, daß es notwendig wäre.

      Geduld mit den Menschen seiner Umgebung erzeugt eine Grundlage zu Güte und guten Taten. Und ist man erst dort angelangt, dann ist der gute Aufstieg nicht mehr aufzuhalten.

      Ich bin noch eine Erklärung schuldig. Ich sprach vorhin davon, daß wir Geduld üben müssen. Das „Wir“ ist richtig, denn es gilt der Grundsatz der Selbsterziehung für uns im Jenseits genauso wie für die irdische Menschheit. Jedoch sind die Vorgänge im Jenseits andere und lassen sich schwer mit irdischen vergleichen. Es fehlen eben der materielle Körper und die Organe, die das Denken und die Ausführung von Handlungen bewerkstelligen. Es ist aber besser, dieses Gebiet nicht zu weitgehend zu betrachten, da – wie schon oft erwähnt – im Irdischen die Bezeichnungen und Begriffe nicht gefunden werden können, um irreführende Vergleiche zu vermeiden.

      Im Geistigen aber, soweit es das Geistwesen allein betrifft, sind dort und da die Erfordernisse und Grundlagen dieselben. Es spielt sich nur ganz anders ab, aber das Ziel, dem wir zustreben, ist immer dasselbe.

      Wir wollen es dabei belassen und mit dem Gefühl und der Überlegung schließen, daß alles im Fluß, in einem gemeinsamen Strom, dem Ziel, dem friedlichen göttlichen Hafen zustrebt.

      Seid überzeugt davon, daß keiner ausgeschlossen ist von dieser wunderbaren Bewegung nach vorwärts, und sind noch so große und schwierige Hindernisse zu bewältigen! Das mag den Zweck einer guten Selbsterziehung ein wenig ins richtige Licht setzen und den Wert eines Daseins beleuchten, das nur dem Fortschritt dienen soll. Die Aufgaben sind ernst und schwer, aber, wie schon verschiedentlich gesagt, die Mühe wird belohnt. Ich darf es sagen, ich spreche ein wenig aus Erfahrung.

      3. Suggestion und Autosuggestion. Unterordnung aus freiem Willen und Opposition

      Gestern haben wir davon geschrieben, wie die Menschen sich selbst erziehen können und welche Gedanken dazu erforderlich sind.

      Nur die Gedanken, die Macht der Gedanken, von der wir schon an anderer Stelle gesprochen haben, kann einen guten oder schlechten Einfluß auf die Entwicklung des Charakters, der Persönlichkeit ausüben. Gedanken sind es auch, die durch Einflüsse von außen durch falsches Vorbild etc. erzeugt werden oder durch Gedanken anderer, die eine entsprechende Reaktion im eigenen Denkapparat auslösen. Ich sagte schon, daß böse Gedanken die Mitmenschen treffen und ihnen an ihrer Seele Schaden zufügen können.

      Wie oft ist ein Kind verschüchtert und unsicher, weil es die Gedanken der Eltern fühlt, die so oft völlig unnötigerweise besorgt sind, daß die Kinder ein richtiges – natürlich nach ihrer Meinung richtiges – Benehmen an den Tag legen. Sie warten geradezu darauf, daß das Kind sich schlecht benimmt und sie mit ihm keine Ehre einlegen können. Prompt wird das Kind versagen und womöglich Schande machen. Wir werden

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