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aber …«

      »Nicki, kein aber. Es liegt jetzt bei dir, dich mit ihm in Verbindung zu setzen, ich bin da raus, ich werde ihm allenfalls sagen, dass ich mit dir gesprochen habe. Ich gebe dir jetzt seine Telefonnummer. Die Adresse hast du. Wenn du gescheit bist, dann hörst du auf, herumzuzicken. Graf Hilgenberg ist ein toller Mann, er ist daran interessiert, dich zu sehen, mit dir zu sprechen. Das ist der erste Schritt. Und dann kann man sehen, was sich ergibt.«

      Nicki sagte nichts, und Roberta zwängte ihrer Freundin die Telefonnummer des Grafen förmlich auf. Sie war ein wenig ungehalten. Erst das Theater um diesen Mathias, und jetzt, wo sie ihn gefunden hatte, war es auch nicht richtig, weil er nicht ihren Vorstellungen entsprach. Was wollte Nicki? Das wusste sie vermutlich selbst nicht. Roberta hätte ihr am liebsten gesagt, dass sie sich gefälligst einen Mann backen sollte.

      Roberta hatte keine Lust, noch länger mit Nicki über dieses leidige Thema zu sprechen. Dabei könnte es so schön sein, so romantisch. Nicki und der Graf waren voneinander angetan, es konnte etwas daraus werden.

      »Nicki, verbaue es dir nicht wieder, weil du verquere Gedanken im Kopf hast.« Sie sprach aus, was sie eben gedacht hatte, und sie fügte hinzu: »Nicki, irgendwo ist es wie ein Wunder, und das Schöne an Wundern ist, dass sie tatsächlich manchmal passieren. Das ist doch das, was du glaubst, was du dir erhoffst …, ich muss das Gespräch jetzt beenden, weil ich arbeiten muss. Ich bin deine beste Freundin, ich will demzufolge auch das Beste für dich. Ruf den Grafen Hilgenberg wenigstens an.«

      Nicki wusste noch nicht, ob sie es wirklich tun würde, doch sie wollte jetzt ihre Ruhe haben, alles überdenken, was sie gerade überrollt hatte wie eine Lawine.

      »Meinetwegen werde ich ihn anrufen, das kannst du ihm sagen. Es ist auf jeden Fall gut, dass du ihm nichts über mich preisgegeben hast.«

      Sie wechselten noch ein paar Worte miteinander, dann beendeten sie das Gespräch.

      Ehe Roberta sich wieder ihrer Patientenakte zuwandte, die nach Feierabend noch einmal durcharbeiten wollte, dachte sie an Nicki. Die stand sich, was Männer betraf, manchmal wirklich selbst im Weg. Dabei war Nicki ein Frauentyp, auf den die Männer flogen. Sie hatte schon viele Männerbekanntschaften gemacht, sie hatte sich verliebt, doch der Mr Right war nie darunter gewesen. Meistens war es im Chaos geendet.

      Was hinderte Nicki daran, sich jetzt wenigstens auf ein Gespräch mit Mathias von Hilgenberg einzulassen? Der Grafentitel, das Anwesen unterhalb der Felsenburg, das machte aus ihm doch keinen anderen Menschen. Das waren Äußerlichkeiten, die zu überwinden waren. Einen Versuch war es wert. Und Zugeständnisse musste man immer machen. Das sah man bei ihr und Lars. Sie liebten sich, waren Partner, die sich auf Augenhöhe begegneten. Er war ihr Seelenpartner, er war ihr Seelenmensch, er war schlechthin das, was eine Frau sich erträumte. Und dennoch hatte diese große Liebe Schönheitsfehler. Ihr Traum war, Lars zu heiraten, Kinder mit ihm zu bekommen. Und dieser Traum würde sich nie erfüllen. Davon war Roberta mittlerweile überzeugt. Lars war der einsame Wolf, der seinen Freiraum brauchte, der lieben konnte, der sich aber nicht reinlegen lassen wollte.

      Roberta hatte es längst begriffen, und sie hatte sich für das entschieden, was Lars ihr geben konnte.

      Warum war Nicki so stur?

      Der Titel, sein Anwesen, das spielte keine Rolle. Warum war sie nicht bereit, sich auf ihn einzulassen. Warum wollte sie nur das sehen, was sie sehen wollte?

      Sie war hinter Mathias her gewesen wie der Teufel hinter der Seele. Um ihn zu finden, hatte sie jeden Hokuspokus mitgemacht, sie hatte Geld aus dem Fenster geworfen für Wahrsager, für Kartenleger, für Kaffeesatzleser und noch mehr.

      Nein!

      Sie durfte sich da nicht hineinsteigern. Nicki war erwachsen, sie musste wissen, was sie tat. Was allerdings manchmal falsch war. Sie würde noch einmal mit ihr reden, und danach würde sie dem Grafen berichten, was sie erreicht hatte.

      So, und jetzt genug davon.

      Sie schlug die Krankenakte auf. Die Patientin hatte eine Rheumatoide Arthritis, also einen klassischen Gelenkrheumatismus. Die Patientin war neu, und bei ihr war eine ganze Menge vermurxt worden.

      Es dauerte nicht lange, da hatte Roberta ihre Freundin Nicki, den Grafen Hilgenberg vergessen. Ja, sie dachte nicht einmal mehr an ihren Lars, und das wollte etwas heißen …

      *

      Ein großer Eisbecher half immer. Maren und Tim fühlten sich beide besser. Doch wie sehr sie die Begegnung mit ihrer Mutter bewegte, war daran zu erkennen, dass sie das Thema vermieden, nicht mehr darüber sprachen. Es saß ihnen noch in den Knochen, und Maren und Tim waren noch nicht alt genug, um zu wissen, dass über etwas zu schweigen keine Lösung war.

      Es saß in ihnen, es machte ihnen Angst, weil sie keine Ahnung hatten, was ihre Mutter als Nächstes tun würde.

      Es war eine sehr vertrackte Situation, und ewig hielt die Freude über den Eisbecher nicht an. Es holte sie ein.

      Dr. Peter Bredenbrock merkte sofort, dass mit seinen beiden Sprösslingen etwas nicht stimmte – auch wenn sie sich große Mühe gaben, sich nichts anmerken zu lassen.

      »Was ist los?«, erkundigte er sich. »Habt Ihr eine Arbeit verhauen? Gibt es Stress mit einem Lehrer, mit Mitschülern? Heraus mit der Sprache. Ihr wisst doch, nur Sprechenden kann geholfen werden, und nichts kann so schlimm sein, dass man nicht darüber reden kann.«

      So war er, ihr Vater, immer nett, nun ja, meistens, in letzter Zeit hatten sie sich super verstanden, waren sie ein gutes Team gewesen.

      Maren und Tim sahen sich an, dann sagten sie beinahe wie aus einem Munde: »Wir haben die Mama gesehen, sie war vor der Schule.«

      Peter Bredenbrock wurde blass.

      Konnte Ilka nicht aufhören, auf den Kinderseelen herumzutrampeln? Warum sprach sie sich nicht mit ihm ab? Was erhoffte sie sich von solchen Aktionen? Sie hatte in den Kindern ein nicht zu übersehendes Durcheinander angerichtet.

      »Sie will uns zu sich holen«, rief Tim ganz aufgeregt.

      »Wir haben gesagt, dass wir bei dir bleiben wollen, auf jeden Fall«, erklang Marens Stimme.

      Die Kinder waren verwirrt, sie hatten Angst.

      Peter hätte Ilka am liebsten in der Luft zerrissen. Sie hatte wirklich das Gemüt eines Fleischerhundes. Immer sah sie nur sich. Zuerst hatte sie Spaß haben wollen, und jetzt brauchte sie die Kinder, um an Geld zu kommen. Wie widerlich das war.

      Peter riss sich gewaltsam zusammen, ließ die Kinder nicht merken, wie es in ihm aussah. »Bitte, erzählt mir, was geschehen ist.«

      Dieser Aufforderung kamen Maren und Tim sofort nach. Sie erzählten ihrem Vater, zu dem sie ein großes Vertrauen hatten, alles, was sich zugetragen hatte.

      Er versuchte, seine Kinder zu beruhigen. »Es wird nichts geschehen, was ihr nicht wollt, da müsst ihr überhaupt keine Sorgen haben.«

      Dann unterhielt er sich sehr lange und eindringlich mit Maren und Tim. Es gelang ihm, die beiden zu beruhigen, und er war ganz gerührt, als Maren ihn umarmte und sagte: »Papa, es ist so schön, dass es dich gibt.«

      Peter war gerührt, und das war er noch mehr, als Tim sagte: »Papa, das finde ich auch. Du bist der beste Papa der Welt, und die Maren und ich, wir möchten niemals von dir weg.«

      Ein größeres Kompliment gab es nicht.

      Sie unterhielten sich noch eine Weile, danach hatten Maren und Tim es eilig, zu Angela und Sophia von Bergen zu kommen. Peter war sich sicher, dass sie den beiden Frauen alles brühwarm erzählen wollten. Zwischen ihnen herrschte ein ganz enges Vertrauensverhältnis, und ganz besonders Tim fühlte sich zu Angela hingezogen, und er war noch immer der Meinung, dass Angela die perfekte Frau für seinen Papa wäre, wenn sie ein paar Jahre jünger wäre.

      Es war Peter ganz recht, dass er allein im Haus war und es für das, was er plante, keine Zeugen hatte.

      Er musste mit Ilka reden. Und diesmal würde er es tun, ohne ein Läppchen

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