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des bewußten Telefonanschlusses besorgten.“

      „Auch alte Damen und Herren können unter Umständen noch sehr aktiv sein, Sir!“

      „Sie äußern ja direkt unmoralische Ansichten, Parker“, frotzelte Mike Rander.

      „Ich denke selbstverständlich nicht an gewisse zwischenmenschliche Beziehungen, Sir!“

      „Sie bleiben also mißtrauisch, was das Altersheim an geht?“

      „Gewiß, Sir. Es würde mich ungemein interessieren zu erfragen, um welche Insassen es sich handelt.“

      „Mit anderen Worten, ich soll meine Beziehungen spielen lassen und feststellen, wer die alten Leute sind?“

      „Wenn sich dies ermöglichen ließe, Sir, wäre ich das, was man spontan überglücklich nennen würde!“

      Paddy Lovanski hatte umdisponiert.

      Aus dem Flug nach New York war nichts geworden, wogegen er überhaupt nichts einzuwenden hatte. Der Chef der Damenoberbekleidungsfirma, für die Paddy als Einkäufer tätig war, war selbst geflogen und wollte erst am übernächsten Tag zurück nach Chikago kommen.

      Paddy, dessen Kopfschmerzen sich immer noch nicht gelegt hatten, machte an diesem Tag sehr früh Feierabend, entschuldigte sich mit einer geschäftlichen Besprechung bei seiner Sekretärin und fuhr auf dem schnellsten Weg zurück nach Hause. Er wollte sich auf die Couch legen, seinen Haarspitzenkatarrh gründlich auskurieren.

      Er war überrascht, als er in der heimatlichen Straße eintraf. Vor dem Haus Nr. 246 standen zwei Streifenwagen der Polizei und ein schweres Fahrzeug der Feuerpolizei. Das Haus selbst bestand nur noch aus rauchgeschwärzten Außen- und Innenmauern, die von einem Brandkommando gerade aus Gründen der Sicherheit eingerissen wurden.

      Paddy Lovanski stieg aus seinem Wagen und vergaß die Kopfschmerzen.

      „Was ist denn da passiert?“ fragte er den Hausmeister des Wohnblocks, in dem er wohnte. Der schmale, nervöse Mann seufzte. Er deutete hinüber auf die Trümmer.

      „Hier war vielleicht was los!“ Er seufzte erneut. „Ging so gegen 9.30 Uhr los. Plötzlich stand das Haus da drüben in Flammen. Und wie das gebrannt hat! Da war nichts mehr zu machen. Als die Feuerwehr hier war, konnten gerade noch die Nachbarhäuser abgeschirmt werden.“

      „Wie ist die Geschichte denn passiert?“ Paddy wußte, daß er sich an irgend etwas erinnern mußte, aber noch zündete es in ihm nicht.

      „Weiß kein Mensch …“ Der Hausverwalter zuckte die Achseln. „Die Jungens von der Feuerwehr hatten überhaupt keine Chance …“

      „Sind irgendwelche Menschen in Gefahr gewesen?“

      „Nee. Die Messmers waren überhaupt nicht zu Hause. Die kamen erst vor ’ner knappen Stunde aus Atlantic City zurück. Na, die hätten Sie man sehen sollen. Sie wissen doch, die Bilder im Haus. Der Messmer hatte da doch ’ne Galerie oder so was. Teure Bilder. Und jetzt alles verbrannt. Da wird die Versicherung aber blechen müssen!“

      „Die Messmers waren in Atlantic City?“ Paddy zergrübelte sich den Kopf. Da war noch etwas, was ihm am Morgen aufgefallen war!

      „Die waren dort auf ’ner Kunstauktion, hab’ ich wenigstens eben gehört. Zwei Tage waren sie weg. Und jetzt alles in Schutt und Asche.“

      „Das Milchmädchen …!“ Jetzt war bei Paddy der Groschen gefallen. Er sah sie wieder genau vor sich. Sie hatte die Milch ins Haus gestellt, wie es üblich war. Sie hatte aber alle übrigen Kunden total vergessen und war mit dem Wagen sofort wieder weggefahren.

      „Was war …?“ Der Hausverwalter sah Paddy irritiert an.

      „Schon gut …!“ Paddy wußte, was er zu tun hatte. Es galt, der Polizei seine Beobachtungen mitzuteilen. Er war jetzt fest davon überzeugt, daß drüben bei den Messmers Feuer gelegt worden war.

      Es gab in der Nähe der Brandstelle immer noch eine Reihe neugieriger Zuschauer und Beobachter. Paddy näherte sich diesen Menschen und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen.

      „Hallo …!“ sagte er dann.

      „Hallo“, antwortete das Milchmädchen. Er erkannte es sofort wieder. Ein Irrtum war ausgeschlossen. Mochte sie am Morgen auch den knappen Overall getragen haben und jetzt ein nettes Sommerkleidchen anhaben, sie war es!

      „Ich habe die ganze Zeit auf Sie gewartet“, sagte das Milchmädchen, das wirklich reizend aussah.

      „Auf mich …?“ Paddy war überrascht.

      „Ich hab’ was Wichtiges für Sie“, redete das Milchmädchen mit dem katzenhaft geschnittenen Gesicht weiter, „haben Sie Lust, mit zu meinem Wagen zu kommen? Ich muß Ihnen etwas zeigen.“

      „Da bin ich aber gespannt.“ Paddy ließ sich von seinem ursprünglichen Vorhaben prompt ablenken. Er folgte ihr zu einem Chrysler hinüber, der ein Stück oberhalb der Brandstelle am Straßenrand stand.

      „Da … Sehen Sie doch …!“ Sie hatte die Wagentür geöffnet und deutete nach hinten in den Chrysler.

      Paddys Augen weiteten sich. Er fühlte einen dicken Kloß im Hals.

      „Steigen Sie ein“, sagte der Mann, der vor dem Sitz kniete, „los beeilen Sie sich …!“

      Paddy stieg in den Wagen und spürte, daß ihm der kalte Schweiß ausbrach …

      Parker hatte seinen jungen Herrn in der Stadtmitte abgesetzt und war zurück zum Altersheim gekehrt.

      Er stelle sein hochbeiniges Monstrum genau dem verglasten Eingang gegenüber auf und gab sich anschließend dem Genuß einer seiner spezialgefertigten Zigarren hin. Da er allein war, konnte er sich dieses Kraut leisten, wie Mike Rander die schwarzen Zigarren stets zu nennen pflegte.

      Parker leitete mit seiner Wartestellung so etwas wie einen offenen Nervenkrieg ein. Er wußte, daß er beobachtet wurde. Absichtlich oder unabsichtlich. Ein Wagen wie sein Vehikel mußte einfach auffallen.

      Parker richtete sich auf eine längere Wartezeit ein.

      Er hatte sich entsprechende Lektüre mitgenommen, studierte altvertraute, englische Zeitungen und warf nur hin und wieder einen Blick hinüber auf den Eingang.

      Mike Rander gegenüber hatte er keineswegs übertrieben. Er spürte es in den Fingerspitzen, daß dieser „Abendfriede“ gar nicht so friedlich war, wie es nach außen hin den Anschein erweckte. Immer wieder sah er das gepflegte Gesicht der weißhaarigen Dame vor sich, das amüsante, ironische Lächeln und die wissenden Augen.

      Gewiß, es schien auf den ersten Blick eine fast absurde Vorstellung zu sein, dort im Altersheim den Sitz der Brandstifterbande zu vermuten. Doch Josuah Parker hatte im Verlauf vieler Kriminalfälle gelernt, daß auf diesem Gebiet einfach nichts unmöglich war. Je intelligenter Gangster waren, desto gerissener waren die Tarnungen.

      Nach einer guten halben Stunde setzte der Butler sein Vehikel in Bewegung und umrundete das Grundstück, das von einer hohen Steinmauer umgeben war, die allerdings keinen Zuchthauscharakter besaß. In die Mauer eingelassene Tonkübel und Blumennischen lockerten alles sehr freundlich auf. Parker stellte bei dieser Umrundung zu seiner Zufriedenheit fest, daß diese geschlossene Mauer keine noch so kleine Pforte besaß. Wer das Altersheim also betrat oder verließ, mußte, wenigstens regulär, den Haupteingang benutzen.

      Nach der Umrundung baute Parker sich samt Monstrum wieder auf dem alten Parkplatz auf und las in den Zeitungen.

      Nach etwa zwanzig Minuten, faltete er die Zeitung zusammen und unternahm eine zweite Umrundung.

      Anschließend war er erneut vor dem Haupteingang zu sehen, wo er es sich in seinem Spezialwagen bequem machte.

      Ihm fiel auf, daß die Insassen des Altersheims nicht ausgehfreudig waren. Während der bisherigen Wache blieb das Portal verschlossen. Auch in der Empfangshalle war nichts zu sehen.

      Parker griff nach einem deutlichen Summen

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