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Rander heraus, daß dieser Mann tot sein mußte. Eine Verletzung konnte er allerdings nicht entdecken. Dafür fand er jedoch eine schmale Karte, auf der ihm die „heißen Katzen“ kurz mitteilten, er und Parker seien jetzt an der Reihe, ins Jenseits befördert zu werden.

      Der junge Anwalt drehte die Karte nachdenklich in der Hand. Und dann wurde ihm bewußt, welch gutes Ziel er bot. Seine Gestalt hob sich gegen den hellen Lift wie ein Schattenriß ab. Schnell brachte er sich in Deckung. Dann fuhr er wieder hinauf in seine Dachgartenwohnung und rief Madford erneut an.

      „Hören Sie“, schloß er, nachdem er von seinem Fund berichtet hatte, „aus unserem gemeinsamen Ausflug wird nichts, denke ich. Sie haben jetzt in meiner Tiefgarage zu tun. Ich werde aber nicht auf Sie warten, Madford, ich fahre rüber zum Altersheim.“

      „Okay“, sagte Madford, „aber Sie werden McLean mitnehmen. Wenn es darauf ankommt, kann er ganz schön zulangen. Und passen Sie höllisch auf. Diese ‚heißen Katzen‘ scheinen verdammt scharfe und spitze Krallen zu haben!“

      Als Josuah Parker praktisch ohne jeden Übergang erwachte, fühlte er sich nicht besonders.

      Er hob vorsichtig den Kopf und registrierte, daß er auf einem schmalen Feldbett lag. Auf einem Hocker in der Nähe lagen ordentlich seine Melone und sein Universal-Regenschirm. Er wunderte sich kaum darüber, daß man ihm Hände und Füße gebunden hatte.

      Sein nächster Blick galt dem Raum, in dem man ihn festhielt.

      Schwester Gwen und ihre beiden Helferinnen hatten ihn in einem Keller untergebracht, dessen Wände aus nackten, rohen Ziegelsteinen bestanden. Unter der Decke hing eine gleißend helle Lampe, die ihn blendete. Erfreulicherweise befand Parker sich allein in diesem Keller.

      Er verlor natürlich keine Zeit damit, seine Lage zu beklagen. Er wußte, daß man ihn mittels einer Spritze betäubt hatte. Und er wußte auch, was man gleich oder später von ihm wollte. Er sollte sich über die Memoiren eines gewissen Paul Wake auslassen. Schwester Gwen aus dem Altersheim hatte sicher keine Hemmungen, ihn schnell und sicher zum Reden zu bringen.

      Parker winkelte seine Beine an und entwickelte dabei akrobatische Fertigkeiten, die man ihm sicher kaum zugetraut hätte. Es ging ihm darum, die dünnen, aber soliden Stricke in die Nähe seiner schwarzen Schuhe zu bringen. Und dies natürlich nicht ohne Grund, wie man sich denken kann.

      Die Innenkanten seiner Schuhabsätze waren nämlich von ihm präpariert worden. Diese Kanten bestanden aus geschwärztem Diamantstahl, der selbst Stahldraht innerhalb weniger Sekunden zerschnitten hätte. Wie leicht mußte es also für diesen Stahl sein, die Stricke zu durchtrennen.

      Dies geschah auch tatsächlich in Rekordzeit. Nach einigen Sekunden vermochte Parker seine Handgelenke bereits auseinanderzubringen. Parker zerschnitt die Stricke an den Gelenken und massierte schnell und geschickt die leicht geschwollenen Hände. Anschließend befreite er seine Füße.

      Man hatte ihn durchsucht, aber natürlich keine Waffen normaler Bauart bei ihm gefunden. Parker hatte keine Schußwaffe mit sich geführt. Bekannterweise bediente er sich solcher Instrumente immer nur dann, wenn es sich nicht mehr anders einrichten ließ.

      Dennoch blieb er nicht waffenlos.

      Er kontrollierte seine Kugelschreiber in der Westentasche. Sie waren dort festgesteckt worden und enthielten Überraschungen, die ein normaler Durchschnittsbürger sich nicht träumen ließ. Diese Kugelschreiber waren von Josuah Parker sorgfältig hergerichtet worden. Sie hatten schon manchen Gegner mehr als nur leicht verwirrt.

      Der Butler entschied sich für einen vollkommen normal aussehenden Kugelschreiber, in dem sich eine Miniatur-Kohlensäurepatrone befand, die in der Lage war, nacheinander zwei kleine Nadeln zu verschießen, deren Spitzen mit einem ungemein schnell wirkenden Betäubungsmittel versehen waren. Durch Drehen des Clips konnten die Ladungen nacheinander abgefeuert werden.

      Er schaffte es gerade noch, das Spezialblitzlicht in der großen Zierperle seiner Krawatte an einen Batteriekugelschreiber anzuschließen, als er hinter der dicken Holztür gedämpfte, aber schnelle Schritte hörte.

      Josuah Parker legte sich zurück auf die Pritsche und wartete auf seine Besucherinnen. Vielleicht hatte er Glück, daß sogar Tante Ethel erschien und ihm die Fragen stellte, mit denen er fest rechnete.

      Ein Schlüssel fuhrwerkte im Schloß herum, dann wurde die Tür aufgedrückt. Schwester Gwen, begleitet von ihren beiden Helferinnen, schob sich in den Keller.

      „Aha, schon wieder wach!“ konstatierte sie fast anerkennend, „Sie können aber sehr viel vertragen, Parker …“

      „Ich möchte jetzt und hier in aller Form entschiedenen Protest gegen meine unwürdige Entführung einlegen“, sagte Parker, der die zerschnittenen Stricke derart geschickt angeordnet hatte, daß man nichts von ihrem jetzigen Zustand sehen oder erraten konnte.

      „Schön, beschweren Sie sich“, meinte Schwester Gwen und lachte fast humorvoll, „aber sagen Sie mir dann auch, wo sich die Memoiren von Wake befinden.“

      „Sind Sie möglicherweise mit Tante Ethel identisch?“ wollte Parker wissen. Bevor er das Blatt wendete, wollte er noch einige Informationen sammeln.

      „Ich und Tante Ethel?“ Gwen lachte breit. „Das wäre zu schön, um wahr zu sein, Parker. Ich bin nur ihre rechte Hand, wenn Sie’s genau wissen wollen. Aber kommen wir zum Thema! Wo sind die Memoiren?“

      „Was geschieht mit meiner bescheidenen Person, falls ich Ihnen mit einer Auskunft diene?“

      „Das hängt von der Chefin ab.“

      „Die möglicherweise wie entscheiden wird?“

      „Warten Sie’s doch ab, Parker! Sie werden so oder so überrascht sein. Also, wo sind die Memoiren? Wo haben Sie sie versteckt?“

      „Ich sagte schon Ihrer Chefin, wie Sie sich ausdrückten, daß ich die Memoiren keineswegs besitze …“

      „Verabreicht ihm die Penthatolspritze“, wendete sich Schwester Gwen an ihre beiden Mitarbeiterinnen, „sobald das Zeug wirkt, wird er freiwillig alles sagen!“

      „Selbst ein Wahrheitsserum wird meine Aussage nicht ändern.“

      „Warten wir’s ab!“ Schwester Gwen schien es besser zu wissen, „Daß ihr Männer immer solche Schwierigkeiten machen müßt!“

      Die beiden jüngeren Damen schoben sich mit startbereiten Spritzen an die Pritsche heran und zuckten entgeistert zusammen, als sie dann plötzlich von dem Zierperlenblitzlicht total geblendet wurden. Wie versteinert blieben sie stehen und waren nicht fähig, irgend etwas zu unternehmen.

      Dafür ging Schwester Gwen aber sofort zum Angriff über. Resolut und sogar routiniert.

      Sie warf sich auf den Butler und wollte ihn mit ihrem Gewicht auf der Pritsche festnageln. Josuah Parker aber hatte es vorgezogen, sich von dieser Pritsche zu rollen. Schwester Gwen landete bäuchlings auf dem wackligen Lager, das unter ihrem Gewicht zusammenkrachte, sich in seine Einzelbestandteile auflöste und zusammen mit der Pflegeschwester auf dem Steinboden landete.

      Dabei passierte etwas Komisches.

      Eine der geblendeten Mitarbeiterinnen hatte die Spritze vor Schreck verloren. Sie war auf dem Segeltuch der Pritsche gelandet und hatte sich nun zielsicher in Schwester Gwens rechten Oberschenkel gebohrt.

      Parker nutzte die Chance und beförderte den Inhalt der Spritze in besagten Oberschenkel. Dann befaßte er sich mit den beiden hilflosen Damen, die wie blind im Keller herumirrten, aufeinander trafen und sich gegenseitig zu Boden bringen wollten.

      „Aber nicht doch, meine Damen“, tadelte Parker sanft, „ich schlage ebenso eindringlich wie höflich vor, die guten Sitten und Manieren unter allen Umständen zu wahren.“

      Gleichzeitig betätigte er seinen Patentkugelschreiber, der die beiden Betäubungsnadeln treffsicher ins Ziel setzte …

      „Aber natürlich erinnere ich mich an Ihren Butler. Ein bezaubernder Mann. So formvollendet in seinen Manieren,

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