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Schwester Gwen.

      „Ja, Tante Ethel. Erinnern Sie sich! Sie müssen es sagen, es ist sehr wichtig. Wo finde ich Tante Ethel? Wer ist sie?“

      „Ich … weiß … es nicht …“, gab sie zögernd Antwort. „Wir alle wissen es nicht!“

      „Überlegen Sie genau! Sie haben doch einen bestimmten Verdacht. Wer könnte Tante Ethel sein? Sie ahnen es doch, Schwester Gwen! Sie müssen es sagen!“

      „Tante Ethel“, erwiderte die massige Dame, „Tante Ethel ist sehr gerissen!“

      „Natürlich! Aber wer könnte sie sein? Sie ahnen es doch …!“

      „Ethel Flanders“, kam die verblüffende Antwort, „ich weiß, daß sie es ist.“

      „Ausgeschlossen!“ Parker sprach etwas lauter und eindringlicher, „diese alte Dame kann es doch unmöglich sein. Überlegen Sie noch einmal, Schwester Gwen! Sie müssen sich konzentrieren. Wer könnte Tante Ethel sein?“

      „Ich, ich habe Angst“, teilte Schwester Gwen überflüssigerweise mit, wie Josuah Parker fand.

      „Wer ist Tante Ethel?“ Er ließ nicht locker. Er war der Lösung dieses Falles noch nie so nahe wie jetzt.

      „Ethel Flanders!“ wiederholte Schwester Gwen mit versagender Stimme. Und Parker konnte sich irgendwie des Eindrucks nicht erwehren, daß sie ihn freundlichst auf den Arm nahm. Hatte das Penthatol wirklich gewirkt?

      Als er seine Fragen erneut stellen wollte und gerade dazu ansetzte, hörte er plötzlich vom Kellergang her einen scheußlichen Fluch, der sein Ohr beleidigte. Bruchteile von Sekunden später kam es zu einem dumpfen Fall, der fast den Boden erzittern ließ.

      Josuah Parker hatte das Gefühl, daß das aufgespritzte Gleitmittel auf Treppenstufen und Boden des Kellergangs bereits seine erste Wirkung getan hatte.

      Der stämmige Schläger, der in Wakes Bungalow nach Memoiren gesucht hatte, blieb wie betäubt auf dem Boden liegen. Er konnte sich einfach nicht erklären, wieso es ihm die Beine weggerissen hatte. Er spürte einen stechenden Schmerz im Steißbein und genierte sich nicht, als einige dicke Krokodilstränen über seine Backen liefen.

      „Was war denn das?“ fragte der jüngere Partner, der noch oben auf der Treppe stand und jetzt atemlos lachte, „Mensch, du hast ausgesehen wie ’ne flügellahme Krähe! Wie ’n Sturzbomber nach ’nem Volltreffer. Hoffentlich ist der Treppe nichts passiert?“

      Der Stämmige, er hieß übrigens Pete Ralder, verzog sein Gesicht zu einem zweiten Fluch, aber er unterdrückte ihn und grinste etwas unglücklich nach oben.

      Noch hatte sein Partner Jerry Cloud die Treppe nicht betreten. Aber lange konnte es ja nicht mehr dauern, dann würde er schon sehen.

      „Ich weiß ja, wie witzig du bist“, sagte er mühsam beherrscht nach oben. „Worauf wartest du noch? Los, wir haben schließlich zu tun!“

      Der jüngere Mann, der in Wakes Bungalow ebenfalls nach Memoiren gesucht hatte, betrat grinsend die ersten Stufen.

      „Du müßtest mal was für deine Beine tun“, stichelte er weiter, „die tragen dich ja kaum noch. Weißt du …“

      Jerry Cloud kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden. Irgendeine unheimliche Gewalt riß ihm die Beine unter dem Körper weg. Sie flogen förmlich hoch in die Luft.

      Pete Ralder sah interessiert zu.

      Sein Partner Jerry Cloud baute einen durchaus gekonnten Salto, streckte dann hilfesuchend die Arme weit aus und schrammte anschließend dicht neben ihm auf den Boden.

      Dabei geriet er auf eine Stelle, die der Butler kurz vorher entsprechend präpariert hatte.

      Wie auf Glatteis schoß Jerry Cloud über den Boden und schien sich in einen menschlichen Rodelschlitten verwandelt zu haben. Er eckte zwar hin und wieder an den seitlichen Begrenzungswänden an, verlor aber kaum an Fahrt und landete schließlich vor der Tür zum Vorkeller.

      Der Aufprall war derart stark, daß er die Tür ins Schloß drückte, ein Türbrett leicht bis mittelschwer beschädigte und schließlich für eine leichte Platzwunde am Kopf sorgte.

      „Auch nicht schlecht!“ Pete Ralder brüllte vor Lachen, hielt sich den Bauch und konnte seine Schadenfreude nicht verhehlen. „Damit müßtest du mal im Fernsehen auftreten.“

      Jerry Cloud antwortete nicht, was mit dem Zusammenprall mit der Tür zusammenhing. Noch sah er eine erstaunliche Auswahl von bunten Sternen und Kreisen.

      Pete Ralder merkte erst jetzt, daß seinem jüngeren und viel schlankeren Partner etwas passiert sein mußte.

      „Moment, Junge!“ rief er und stand hastig auf, „ich komme ja schon. Hast du dir was getan?“

      Pete Ralder erhob sich und lag prompt wieder auf dem Boden. Er stand erneut auf, das heißt, er versuchte es. Doch die Beine fanden auf dem eingesprühten Boden einfach keinen Halt. Sie wirbelten wie die eines erstklassigen Steptänzers durcheinander, brachten es fertig, den schweren Körper für eine knappe Sekunde in der Senkrechten zu halten, um dann aber das Ende einzuleiten.

      Pete Ralder fuchtelte mit den Händen verzweifelt in der Luft herum, er kickste vor Angst und Überraschung, stieß einen Schrei aus und rutschte dann endgültig ab. Dabei hatte er das Pech, mit dem Hinterkopf gegen die nahe Wand des Kellergangs zu schlagen.

      Fast wohlig verdrehte er die Augen, stieß einen dumpfen Seufzer aus und landete dann auf dem Boden. Er hatte noch derart viel Schwung, daß er seinen Körper dicht an den von Jerry Cloud heranbrachte. Dann entspannte er sich und fiel in eine leichte Ohnmacht.

      Josuah Parker hatte keine Schwierigkeiten, die beiden „Neffen“ der Tante Ethel zu bergen. Mit dem bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms zog er sie nacheinander zu sich in den Vorkeller. Mit den noch tauglichen Resten der Stricke, die ihn festgehalten hatten, band er seine beiden unfreiwilligen Gäste.

      Sie kamen sehr schnell wieder zu sich und waren äußerst schlechter Laune. Sie beschwerten sich über angeblich faule Tricks des Butlers und verhießen ihm höllische Torturen, sobald sie erst wieder frei sein würden.

      „Ich kann Ihren Zorn durchaus verstehen“, sagte Parker in seiner höflichen und gemessenen Art und Weise, „aber ich möchte Sie bitten, sich in meine Lage zu versetzen. Ich verspürte durchaus keine Neigung, mich foltern oder umbringen zu lassen.“

      „Sie werden sich noch wundern“, sagte der stämmige Pete Ralder, „hier aus dem Bau kommen Sie nicht raus, darauf können Sie Gift nehmen.“

      „Was also, wenn ich fragen darf, schlagen Sie vor?“

      „Stecken Sie auf, Parker“, meinte nun auch Jerry Cloud, „vielleicht lassen wir mit uns reden.“

      „Sind die Damen ebenfalls dieser Meinung?“ Parker wandte sich an die beiden „Nichten“, die inzwischen zu sich gekommen waren. Nur Schwester Gwen war im Moment noch nicht ansprechbar. Sie schnarchte selbstvergessen vor sich hin. Das Penthatol bescherte einen tiefen, glücklichen Schlaf.

      „Geben Sie auf, Parker“, sagte die erste Nichte. Sie wirkte noch ein wenig angeschlagen und schläfrig.

      „Sagen Sie endlich, wo Sie die Memoiren haben“, forderte die zweite Nichte.

      „Wenn Sie erlauben, werde ich mich ein wenig umsehen“, entgegnete Parker, „Sie haben meine Neugier geweckt. Nun möchte ich wissen, wo man meine bescheidene Wenigkeit festhält!“

      Er verließ den kleinen, zweiten Keller und vergaß natürlich nicht die Tür zu schließen. Er verriegelte sie zusätzlich von außen, ging hinüber zum Kellergang und legte hier eine kleine Pause ein.

      Josuah Parker wußte selbstverständlich um die Gleitfähigkeit des versprühten Schmiermittels. Es wäre ihm so gut wie unmöglich gewesen, diesen eingeseiften Gang hinter sich zu bringen. Also benutzte er ein entsprechendes Gegenmittel.

      Ein weiterer Kugelschreiber,

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