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nichts von dem Gleitmittel, mit dem Stufen und Kellergang eingesprüht worden waren. Sie hatten es sehr eilig und stürmten los.

      Weit und breit gab es keine menschliche Seele, die sie hätte warnen können.

      Dafür zuckte der Pförtner vorn in seiner Loge zusammen, als plötzlich der Boden unter seinen Füßen leicht bebte.

      Und er zuckte erneut zusammen, als zwei gräßliche Flüche das Geräusch des Maschinensaals überdröhnten und die Glasscheiben seiner Pförtnerloge zum Zittern brachten.

      Er hatte ja keine Ahnung, was sich da gerade auf der Treppe abgespielt hatte.

      „Na, bitte. Der erwartete Anruf!“ Rander stand schnell auf und ging ans Telefon. Er hob ab und meldete sich. Madford war nachgekommen und nahm den Zweithörer in die Hand. Er konnte nun alles mitverfolgen.

      „Mr. Rander“, sagte eine Stimme, die freundlich und nicht unsympathisch klang, „hier spricht Tante Ethel!“

      „Gut, daß Sie sich gemeldet haben. Man hat Ihnen also ausgerichtet, was ich gegen meinen Butler eintauschen möchte?“

      „Ich bin einverstanden, Mr. Rander!“

      „Wann kann ich meinen Butler gegen das Manuskript eintauschen? Und vor allen Dingen, wo?“

      „Ich darf doch wohl hoffen, daß Sie mich nicht hereinlegen wollen, ja?“

      „Darauf müssen Sie es ankommen lassen! Ich tue es ja auch!“

      „Also gut, Mr. Rander. Bringen Sie die Memoiren ins Altersheim.“

      „Ich bin überrascht, daß Sie ausgerechnet das Heim vorschlagen.“

      „Und warum?“

      „Dieses Heim ist doch Ihre Tarnung.“

      „Die Sie aber inzwischen kennen. Warum wollen wir uns gegenseitig etwas vormachen! Mrs. Halldy wird es in Empfang nehmen. Sobald ich festgestellt habe, daß es die Aufzeichnungen von Mr. Wake sind, setze ich Ihren Butler auf freien Fuß!“

      „Wollen Sie’s sich nicht etwas zu einfach machen?“ Rander lachte leise. „Ich werde Ihnen die Hälfte geben.“

      „Wie, Sie möchten auch nur die Hälfte Ihres Butlers sehen?“ Sie lachte ebenfalls.

      „Sobald Butler Parker gesund vor mir steht, werden Sie die zweite Hälfte der Memoiren bekommen“, wiederholte Rander noch einmal. Er hatte einfach keine Lust, neckische Redensarten zu produzieren, „ich werde in einer guten, halben Stunde bei Ihnen sein.“

      „Halt, Mr. Rander, noch etwas!“

      „Keine Sorge, die Polizei bleibt aus dem Spiel“, antwortete Rander, bevor Tante Ethel die entsprechende Frage stellen konnte. „Aber versuchen Sie keine Tricks! Wenn ich zu einer bestimmten Zeit nicht wieder zurück in meiner Wohnung bin, wird die Polizei informiert werden. Dafür habe ich selbstverständlich gesorgt!“

      Er legte auf, bevor sie antworten konnte.

      Sekunden später klingelte wieder das Telefon.

      „Rander?“

      „Hier ist noch einmal Tante Ethel!“ Die Stimme der Frau klang jetzt hart und drohend. „Wagen Sie es nicht noch einmal aufzulegen bevor ich das Gespräch beendet habe!“

      Nun legte sie auf.

      „Sie hat Haare auf den Zähnen“, sagte Rander und grinste.

      „Und bereits zwei Morde auf dem Gewissen“, erwiderte Madford, „wie wollen Sie diese Frau hereinlegen? Sie haben die Memoiren doch überhaupt nicht.“

      „Wie, weiß ich selbst noch nicht. Hauptsache, daß irgendwelche Maßnahmen gegen Parker vorerst gestoppt werden. Ich habe wenigstens Zeit herausgeschunden.“

      „Das ist richtig!“ Madford knabberte nachdenklich an seiner Unterlippe. „Überlegen wir mal, wie ich meine Leute einsetzen kann. Es geht also um dieses Altersheim. Sie sagen, es ist hoch ummauert, Rander?“

      „Parker und ich haben nur einen Eingang feststellen können. Und daneben natürlich eine Zufahrt zu den Tiefgaragen unter dem Hauptbau, aber das alles läßt sich ja leicht überwachen.“

      „Natürlich, aber die ganze Geschichte will mir nicht schmecken, Rander. Ist Ihnen nicht aufgefallen, wie selbstverständlich sie zugegeben hat, daß das Altersheim der Sitz von Tante Ethel und ihren ‚heißen Katzen‘ ist?“

      „Irgendwie hat sie’s mir fast einzureden versucht. Stimmt!“

      „Dieses Altersheim ist ganz sicher nur so eine Art Relaisstation“, vermutete Lieutenant Madford, „diese Tante Ethel werden wir ganz woanders finden, verlassen Sie sich darauf!“

      Es dauerte etwa fünfzehn Minuten, bis sich endlich etwas regte. Parker beobachtete, wie der kleine Lieferwagen, den er vor der überdachten Rampe entdeckt hatte, sich in Bewegung setzte.

      Leider hatte er den hinteren Zugang zum geschlossenen Laderaum nicht mitbeobachten können. Befanden sich im Kastenaufbau nun die Nichten und Neffen samt Tante Ethel? Oder fuhr der Wagen leer ab?

      Er mußte sich entscheiden.

      Was er übrigens schon vorher getan hatte, was den Lieferwagen anbetraf. Unter dem Chassis hatte er einen winzigen Magnetsender angeheftet. Dieses Miniaturgerät saß so gut wie unverrückbar fest und sendete einen Dauerpeilton aus. Es war also nicht schwer, den Standort des Lieferwagens festzustellen, falls man über zwei Peilempfänger verfügte.

      Parker entschloß sich zu bleiben.

      Er tat es aus einem sicheren Instinkt heraus. Und er tat es, weil seine Überlegungen wieder einmal scheinbar kraus waren. Er hatte sich in die Lage der Nichten und Neffen samt Schwester Gwen versetzt.

      Mußten sie nicht damit rechnen, daß sie beobachtet wurden? War es unter diesen Voraussetzungen dann nicht richtiger, den leeren Wagen wegzuschicken?

      Parker blieb also und faßte sich in Geduld.

      Die sich übrigens recht bald schon auszahlte, denn nach weiteren zehn Minuten tauchte eine stämmige, untersetzte Dame auf, die ihn sehr stark an Schwester Gwen erinnerte.

      Sie wurde begleitet von zwei jungen Damen. Sie alle machten einen noch leicht schläfrigen und träumenden Eindruck. Sie gingen über den kleinen Fabrikhof hinüber zur Straße und warteten hier offensichtlich auf einen Wagen.

      Parker stand erfreulicherweise recht günstig. Er hatte sich in der Nähe der Zufahrt aufgebaut, damit er sich unter Umständen schnell hätte entfernen können.

      Ein Wagen tauchte auf. Es handelte sich um einen Chrysler, der dem Butler bekannt vorkam. Schwester Gwen und die beiden Nichten huschten in diesen Wagen, der sofort anzog und sich in der Dunkelheit der Straße verlor.

      Parker hatte sich selbstverständlich das Kennzeichen gemerkt. Vielleicht war es echt und führte ihn zum Wagenbesitzer.

      Nun erschienen auch die vier stämmigen Herren auf der Bildfläche. Pete Ralder und Jerry Cloud gingen voraus. Hinter ihnen wankten die beiden Kleiderschränke. Sie hinkten noch etwas intensiver als ihre beiden Vordermänner.

      Diese vier Männer hatten sich ein Taxi bestellt, das gerade am Straßenrand vorfuhr. Sie bemühten sich stöhnend und ächzend in dieses Taxi und waren sicher froh, daß sie endlich saßen.

      Parker verließ sein Versteck und beratschlagte mit sich selbst. Sollte er zurückkehren? Sollte er sich diese Gardinenfabrik noch einmal gründlich ansehen? Interessant genug war dieser Betrieb schon. Immerhin hatten sich hier im Schutz der Webautomaten einige sehr ungesetzliche Dinge abgespielt.

      Parker fragte sich, wo wohl die Arbeiter der Nachtschicht geblieben waren? Selbst Automaten läßt man ja bekanntlich nicht ohne Aufsicht arbeiten.

      Welche Rolle spielte der Pförtner? War er wirklich so dumm und ahnungslos, wie er sich stellte? Oder besaß dieser Mann so etwas wie einen doppelten Boden.

      Parker

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