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habe eine Liste der Insassen des Altersheims bekommen und sie durchgesehen. Raten Sie mal, wer sich dort eingekauft hat!?“

      „Ich fürchte, Sir, daß ich noch nicht einmal mit einer vagen Vermutung dienen kann.“

      „Randy Atkins!“

      „Dies, Sir, ist allerdings erfreulich. Mit Ihrer Erlaubnis werde ich Mister Atkins einen Besuch abstatten.“

      „Wollte ich Ihnen gerade Vorschlägen. Aber noch etwas … das Altersheim gilt als exklusiver Laden. Sehr gute Leute dort. Sie stammen im Schnitt aus der vermögenden Mittelschicht. Ich glaube nach wie vor, daß Sie dort mit Zitronen handeln werden, Parker.“

      „Möglicherweise, Sir, aber darauf werde ich es gern ankommen lassen. Nach meinem Besuch bei Mr. Atkins werde ich zurück ins Penthouse fahren und einen kleinen Abendimbiß herrichten.“

      „Erwarten Sie mich so gegen zwanzig Uhr, ich habe noch eine Verabredung. Und noch etwas … Keine Extratouren …!“

      „Sie können sich auf meine bescheidene Wenigkeit fest verlassen, Sir …! Ich melde mich hiermit ab …!“

      Parker legte auf, verließ seinen Wagen, verschloß ihn, legte den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms über den linken Unterarm und überquerte die Straße.

      Dabei wurde seine Aufmerksamkeit plötzlich auf ein Fenster abgelenkt, das sich genau zwei Etagen über dem Haupteingang befand. Dieses Fenster öffnete sich. Im Rahmen erschien der Oberkörper einer jungen Frau, die Pflege- oder Schwesternkleidung trug.

      Diese junge Frau winkte nach unten und kreuzte dann in schneller Folge die Arme wie zur Abwehr oder Warnung. Dann, als sei sie gestört worden, schloß sie ruckartig das Fenster.

      Parker, der sich gehütet hatte, den Kopf zu heben, wurde in seinem Verdacht bestärkt, daß dieses friedliche Altersheim mehr barg als nur alte Menschen …

      „Wie nett, Sie wieder hier bei uns zu sehen“, sagte die weißhaarige Dame, die ihm geöffnet hatte. „Kann ich irgend etwas für Sie tun?“

      „Ich möchte Mr. Randy Atkins einen Besuch abstatten.“

      „Mr. Atkins …?“ Die weißhaarige Dame schien mit solch einer Antwort nicht gerechnet zu haben. Sie stutzte und wirkte endlich mal ein wenig unsicher.

      „Ein guter Freund meines jungen Herrn, Madam.“

      „Ich will … ich rufe sofort an, ob er Sie empfangen möchte. Gedulden Sie sich bitte ein wenig …!“

      Sie nickte ihm knapp zu, eilte in ihren Glasverschlag und rief über die Telefonanlage an. Dieses Gespräch dauerte etwa zwei, drei Minuten. Dann kam die weißhaarige Dame zurück in die Empfangshalle und hob bedauernd die Schultern.

      „Mr. Atkins läßt Sie grüßen“, meinte sie und zwang sich zu geschmeidiger Freundlichkeit, „er bittet Sie, doch in den nächsten Tagen vorbeizukommen, im Augenblick fühlt er sich nicht besonders wohl …“

      „Dies bedaure ich aber ungemein“, erwiderte Parker höflich, „wenn Sie erlauben, werde ich selbst mit ihm sprechen. Ich habe ihm eine Nachricht von Mr. Rander auszurichten.“

      Sie befand sich augenblicklich in einer Zwickmühle, da sie ganz offensichtlich gelogen hatte.

      „Ja, gewiß“, meinte sie, „das läßt sich einrichten. Wenn Sie sich hinüber in die Anmeldung bemühen wollten.“

      Parker folgte ihr. Sie bemühte noch einmal das Telefon und sprach mit einer Schwester Gwen. Dann legte sie auf und wandte sich an Parker.

      „Schwester Gwen wird Sie zu Mr. Atkins bringen“, sagte sie. „Bitte, dehnen Sie den Besuch nicht zu sehr aus!“

      „Ganz gewiß nicht“, versprach Parker, „ich hoffe, Sie angenehm enttäuschen zu können.“

      Schwester Gwen entpuppte sich als eine resolut aussehende Frau von schätzungsweise 50 Jahren. Sie war mittelgroß, stämmig und sicher auch recht stark. Sie trug weiße Schwesternkleidung. Ihre Augen verbargen sich hinter einer großen, randlosen Brille, deren dicke Gläser die Augen wie unter einer Lupe vergrößerten.

      Sie nickte dem Butler freundlich zu und ging voraus. Parker nickte der Weißhaarigen zu und lustwandelte mit der Schwester hinüber zum Lift.

      „Mr. Atkins befindet sich im vierten Stock“, sagte Gwen, „hier im Haupthaus befinden sich die Damen und Herren, die auf ihrem Eigenleben bestehen.“

      „Hier scheint eine gute Atmosphäre zu herrschen“, stellte Parker höflicherweise fest. Er betrat den Luft und … sah dann fast höflich in die Mündung eines 38ers, auf dessen Lauf ein Schalldämpfer handelsüblicher Bauart aufgesteckt war, „gehört die hier mit zur allgemeinen Therapie?“

      „Machen Sie keine Dummheiten, sonst werde ich schießen“, warnte Gwen ihn, „drücken Sie den Knopf für das Kellergeschoß. Dort sind wir unter uns!“

      „Werde ich den Vorzug haben, Tante Ethel zu sehen?“ Parker tat so, als fühle er sich überhaupt nicht bedroht, zumal seine Position nicht schwach zu nennen war. Tante Ethel wollte ja schließlich von ihm erfahren, wo sich gewisse Memoiren befanden. Und über dieses Thema konnte er nur reden, wenn er dazu noch physisch in der Lage war.

      „Warten Sie’s ab!“ erwiderte Gwen, die die Waffe übrigens sehr gekonnt handhabte. Selbst wenn Parker es zu diesem Zeitpunkt versucht hätte sie zu überrumpeln, wäre daraus nichts geworden.

      Die kurze Fahrt mit dem Lift endete im Kellergeschoß des Haupthauses. Parker mußte aussteigen und wurde anschließend von Schwester Gwen durch einen langen, schmalen Gang bugsiert, unter dessen Decke dicke Versorgungsleitungen angebracht waren.

      „Rechts die Tür“, kommandierte Schwester Gwen energisch. Josuah Parker kam diesem Wunsch sofort nach und drückte die Tür auf. Er betrat ohne Zögern einen kleinen, niedrigen Kellerraum, in dem große Weidenkörbe standen, die voll mit Gebrauchtwäsche gepackt waren.

      In diesem Raum standen zwei Frauen, die ebenfalls Schwesterntracht trugen. Parker prägte sich ihre Gesichter ein. Es handelte sich keineswegs um jene jungen Damen, die sich durch Attraktivität ausgezeichnet hatten und denen er im Neubaubungalow begegnet war.

      „Umdrehen, die Hände gegen die Wand!“

      Schwester Gwen verstand ihr Handwerk. Parker zweifelte nicht daran, zumal er zusammenzuckte, als ihm die Injektionsnadel einer Rekordspritze auf wenig feine Weise in die linke Hälfte seines Gesäßes geschlagen wurde …

      Mike Rander war nach seiner Rückkehr ins Penthouse keineswegs unruhig, als Josuah Parker nicht anwesend war. Routinemäßig spulte er allerdings das Tonband des automatischen Antwortgebers ab und vergewisserte sich, ob in der Zwischenzeit für ihn ein Anruf gekommen war.

      Eine hastige, verwirrt klingende Frauenstimme, bat ihn, sich um seinen Butler zu kümmern. Als Stichwort wurde das Altersheim „Abendfriede“ genannt.

      Rander stutzte, spielte sich den kurzen Text noch einige Male vor und kam dann zu dem Schluß, daß seinem Butler etwas passiert sein mußte. Was? Nun das hatte die Anruferin wahrscheinlich aus Angst und Zeitgründen nicht mehr sagen können.

      Rander rief sofort Lieutenant Madford an, der sich um diese Zeit bereits in seiner Privatwohnung befand. Als Rander ihm seine Besorgnis mitteilte, wurde Madford natürlich sofort hellhörig.

      „Altersheim? Was hat Parker denn da ausgegraben?“

      „Das erzähle ich Ihnen, wenn ich Sie abgeholt habe, Madford“, erwiderte Rander, „können Sie McLean noch auftreiben? Könnte sein, daß uns ein paar harte Stunden bevorstehen.“

      Madford war sofort einverstanden.

      Mike Rander versorgte sich mit einer Schußwaffe, die er laut erteilter Lizenz tragen durfte, ging zurück in den Expreßlift und fuhr hinunter in die Tiefgarage.

      Als er die Tür aufdrücken wollte, sperrte sie. Irgendein schwerer Gegenstand schien

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