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sich ehrlich an, den Butler zu suchen und ihm den Rückweg abzuschneiden. Doch der wallende Nebel, der sie inzwischen umgab, machte das unmöglich. Josuah Parker hatte im übertragenen Sinn in seine Trickkiste gegriffen und für weitere Verwirrung gesorgt.

      Er interessierte sich selbstverständlich für Tante Ethel und beeilte sich, hinüber zu den Scheinwerfern zu gelangen. Doch daran hinderten ihn die vier jungen Damen, die sich gegenseitig behinderten und sich mit Schlägen traktierten.

      Zu diesem Zeitpunkt ahnte Parker schon, daß Tante Ethel sicherheitshalber die Flucht ergriffen haben mußte. Eine Frau mit dieser Unterweltsroutine ging kein unnötiges Risiko ein.

      Notgedrungen beschränkte Parker sich darauf, eine der vier jungen Damen in Gewahrsam zu nehmen. Sie lief bedauerlicherweise in der allgemeinen Verwirrung gegen einen der Scheinwerfer, stürzte zusammen mit ihm um und verlor das Bewußtsein. Parker konnte später seinem jungen Herrn gegenüber beschwören, daß er daran nicht beteiligt gewesen war.

      Als der Nebel sich verzogen hatte, als man wieder etwas zu sehen vermochte, befand Parker sich mit der jungen Dame allein auf weiter Flur. Ethel und die drei anderen Damen hatten sich inzwischen erfolgreich abgesetzt.

      „Dafür werde ich Sie umbringen“, wurde die junge Dame giftig. Ihre Augen versprühten Haß. Sie war außer sich, obwohl sie noch leicht benommen war.

      „Ich schlage vor, Sie denken jetzt erst einmal an Ihr eigenes Leben“, erwiderte Parker gemessen und höflich, „wenn ich Tante Ethel, um bei diesem Namen zu bleiben, richtig einschätze, wird sie gewisse Aussagen erst gar nicht zulassen!“

      „Von mir erfahren Sie nichts! Niemals!“ Sie war sich ihrer Sache vollkommen sicher.

      „Ich glaube Ihnen durchaus“, gab Parker zurück, „die Frage ist und bleibt, ob auch Mrs. Ethel dies annimmt. Ich fürchte, sie wird die Sicherheit Ihres Unternehmens dem vagen Risiko vorziehen!“

      „Wenn Sie mich nicht gehen lassen, werden Sie einen Skandal erleben. Die Bauarbeiter werden mir glauben, nicht Ihnen!“

      Sie deutete durch das Flurfenster hinaus auf die Straße. Alarmiert und angelockt durch den Schuß, erschienen einige handfest aussehende Männer auf der Bildfläche.

      „Wie ich schon sagte, Sie bekommen Probleme“, meinte sie kalt.

      „Lassen Sie sich noch einmal warnen“, sagte Parker, „Ihre Tante Ethel wird Sie nicht schonen.“

      Sie sah ihn verächtlich an, lächelte dann amüsiert und öffnete die Tür des Bungalows. Dann ging sie hinaus, ohne sich weiter um den Butler zu kümmern.

      Josuah Parker, an einer fruchtlosen Auseinandersetzung mit den Bauarbeitern nicht interessiert, verließ den Bungalow über die Terrassentür und schritt durch den Garten hinüber zur Straße. Dann schlug er einen Bogen und überquerte die Straße. Dabei hielt er Ausschau nach Tante Ethel und ihren Nichten. Seiner Ansicht nach mußten sie sich noch in unmittelbarer Nähe des Bungalows aufhalten.

      Die junge Dame hatte inzwischen Kontakt mit den Bauarbeitern aufgenommen und bugsierte sie geschickt in den Bungalow hinein. Die Bauarbeiter, froh über eine Abwechslung, beeilten sich in den Bungalow hineinzukommen. Sie waren derart eifrig, daß sie auf die junge Dame vorerst nicht weiter achteten.

      In diesen Sekunden ereignete sich genau das, womit Josuah Parker insgeheim gerechnet hatte.

      Der Chrysler brauste aus einer Querstraße hervor und nahm direkten Kurs auf die junge Dame, die erfreut winkte und sich bereits gerettet glaubte.

      Parker wußte, daß es anders kommen würde.

      Da er nicht über eine Schußwaffe verfügte, um den Chrysler zu stoppen, rief er der jungen Dame eine laute Warnung zu. Sie drehte sich überrascht zu ihm um und winkte ironisch. Für sie war es klar, daß Tante Ethel sie jetzt abholen würde.

      Nun, der Chrysler hielt kurz an.

      Parker sah, wie die junge Dame plötzlich entsetzt zurückwich und dabei abwehrend die Arme hochriß. Bruchteile von Sekunden später „ploppten“ zwei schallgedämpfte Schüsse aus dem Chrysler.

      Während der Wagen mit durchtourenden Reifen scharf anzog und losfuhr, griff die junge Dame nach ihrer Brust, taumelte und rutschte in sich zusammen.

      Parker verzichtete auf die übliche Würde und entwickelte plötzlich eine sagenhafte Geschwindigkeit. Als er die junge Dame erreichte, stöhnte sie und sah ihn aus weit aufgerissenen Augen irgendwie erstaunt an.

      „Ich werde sofort für einen Arzt sorgen“, sagte Parker, der allerdings ahnte, daß hier jede Hilfe zu spät kommen würde. Dennoch brachte er einige aus dem Bungalow herausstürzende Bauarbeiter auf Trab, die nach einem Arzt telefonieren sollten.

      „Wo finde ich Tante Ethel?“ fragte Parker eindringlich.

      „Sie … Sie hat geschossen“, flüsterte die junge Dame.

      „Wo hält Tante Ethel sich versteckt?“ fragte der Butler erneut, während sich die Bauarbeiter betroffen um ihn und um die Sterbende versammelten.

      „Mona Custer … Schnell!“ flüsterte die junge Dame, „Sie soll nicht …“

      Parker richtete sich auf und nahm seine schwarze Melone ab. Die Bauarbeiter sahen betreten auf die Tote hinunter. Sie wußten plötzlich, daß sich hier vor ihren Augen eine Tragödie abgespielt hatte.

      Parker, der die geflüsterten Worte der Sterbenden einzig und allein gehört und auch verstanden hatte, prägte sich den Namen Mona Custer ein. Vielleicht war diese Frau der Schlüssel zu den „heißen Katzen“, die hier einen sinnlosen Mord begangen hatten …

      „Selbstverständlich bin ich nur zu gern bereit, Sir, Ihnen mit den erforderlichen Angaben zu dienen“, sagte Josuah Parker eine gute Stunde später, als er von Lieutenant Madford quasi verhört wurde. Der drahtige, energische und offensichtlich cholerische Lieutenant der Mordabteilung hatte sich vor Parker aufgebaut und sah mißtrauisch in das unbewegliche Pokergesicht des Butlers. Dann schüttelte Madford resigniert den Kopf.

      „Ich gehe wieder mal jede Wette ein, daß Sie mir die wichtigsten Details verschwiegen haben.“

      „Also, da muß ich Parker aber in Schutz nehmen.“ Mike Rander schaltete sich von seinem Schreibtisch aus in die Unterhaltung ein. „Parker hat sich wirklich nur auf Grund von Hypothesen mit dieser Sache befaßt.“

      „Sie wickelt er doch genauso ein wie mich“, regte Lieutenant Madford sich nun prompt auf. Er fühlte sich in Mike Randers Studio der Dachgartenwohnung wie zu Hause. Wie oft schon hatte er sich hier sehen lassen müssen, wenn Butler Parker wieder einmal aktiv wurde.

      „Ich fürchte, Sir, daß Sie meiner bescheidenen Wenigkeit wirklich Unrecht tun“, sagte Josuah Parker würdevoll zu Madford. „Wie richtig meine Hypothese allerdings ist, hat dieser so bedauerliche Mord an der jungen Dame bewiesen.“

      „Wissen Sie inzwischen, wer sie war?“ Rander lenkte vom Thema ab.

      „Sie heißt Jane Gilbert, stammt hier aus Chikago und hatte mit der Polizei noch nie zu tun. Für uns ist sie ein unbeschriebenes Blatt.“

      „Hat sie Angehörige?“

      „Danach forschen wir gerade, Rander. Bisher haben wir nur herausgefunden, daß sie mit einer gewissen Mona Custer zusammenwohnte und als Vertreterin für Küchenartikel unterwegs war.“

      Als Parker den Namen Mona Custer hörte, zuckte er selbstverständlich mit keiner Wimper. Ihm fiel ein, daß er Lieutenant Madford diesen Namen unterschlagen hatte. Es handelte sich genau um den Namen, den die sterbende Jane Gilbert genannt hatte.

      „Fassen wir also noch einmal zusammen“, schlug Mike Rander genau in dem Augenblick vor, als Parker sich Lieutenant. Madford offenbaren wollte, „Parkers Theorie hat sich als richtig erwiesen. Wir scheinen es hier mit einer Bande zu tun zu haben, die sich auf bestellte Brandstiftung spezialisiert hat.“

      „Sieht so aus“, brummte Lieutenant Madford. Er ärgerte

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