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hat viel zu tun in dieser Zeit. Um alles kümmert er sich. Nicht nur um seine, sondern auch um Bettinas Geschäfte.

      Prokurist Heinrich hat alles bestens erledigt. Er strahlt, als er seine junge Chefin wiedersieht.

      Sie kommt ihm schöner, fraulicher und reifer vor. Das Glück lacht ihr aus den Augen.

      *

      Inzwischen ist es Winter geworden. Ein milder Winter mit viel Schnee und Sonne.

      Das Weihnachtsfest naht mit seinem heimlichen Treiben. Es duftet nach Weihnachtsgebäck und Tannengrün.

      Achim und Bettina schmücken die Tanne im Salon allein. Sie lachen und scherzen dabei. Bettina, die im Übermut am liebsten auf die Leiter steigen würde, muß er mit Gewalt daran hindern.

      »Du bist nicht allein für dich verantwortlich«, sagt er gemacht streng, und als sie sich in seine Arme schmiegt, küßt er sie, bis sie atemlos um Gnade fleht.

      Franziska sieht die Schatten immer mehr weichen, die über Bettina lagen. Bettina steht im Licht, wohin Wattenberg sie gestellt hat. Sie liebt ihren Schwiegersohn. Er ist ganz ihr Sohn geworden.

      Am Weihnachtsabend, nachdem beschert worden ist, sitzen die fünf Menschen unter der Tanne und träumen in die langsam verlöschenden Lichter.

      Bald geht das alte Jahr zu Ende. Was wird das neue bringen?

      Sie alle wissen, daß das neue Jahr auch Bettinas schwere Stunde bringen wird. Alle denken sie daran, nur Bettina nicht. Sie jubelt jedem neuen Tag entgegen. Sie ist eingehüllt in einen Mantel von Liebe und fühlt sich geborgen.

      Für den neuen Erdenbürger ist alles wohl vorbereitet.

      Achim hat bereits eine Menge Spielsachen angeschleppt, worüber Bettina lachen muß.

      Am Silvester, ganz überraschend und ohne jede Komplikation, wird im Hause Wattenberg ein Baby geboren.

      Es ging so schnell, daß man nicht einmal den Professor benachrichtigen konnte. Die Hebamme und die Kinderfrau genügten.

      Bettina hält sich sehr tap-

      fer, während Wattenberg wie

      ein unruhiger Geist durch das

      Haus wandert. Als der erste Schrei ertönt, ist er nicht mehr zu halten.

      Das Kind ist bereits gebadet und gewickelt. Die Schwester reicht ihm das Bündel. »Herzlichen Glückwunsch. Es ist eine Tochter.«

      Im Überschwang der Gefühle preßt Wattenberg seine Tochter an sich.

      »Sie dürfen Ihre Gattin besuchen.«

      Er reicht das Kind zurück und betritt Bettinas Zimmer. Aus forschenden Augen sieht sie ihm entgegen.

      »Hättest du lieber einen Jungen gehabt?«

      Er lacht und küßt sie stürmisch. »Ich bin verrückt vor Freude, Liebes. Eine verjüngte Ausgabe von dir. Da soll ich enttäuscht sein?«

      Sie legt den Kopf an sein Herz. Langsam füllen sich ihre Augen mit Tränen. Tränen der Freude sind

      es.

      Vier Wochen später, Bettina ist schöner denn je, wird die Kleine getauft.

      Bettina selbst trägt sie auf ihrem Arm und läßt sich mit ihrer Tochter einsegnen. Eine glänzende Gesellschaft hat sich versammelt.

      Franziska heißt das Mädchen, und Franziska von Welling ist die stolzeste Großmutter, die man sich denken kann. Keinen Blick läßt sie von Bettina und ihrem Enkel-

      kind.

      Während der folgenden Feierlichkeit – die Gäste sind bestens versorgt und in glänzender Stimmung – zieht Wattenberg seine Frau mit sich. Sie huschen ins Kinderzimmer.

      »Die kleine Franziska sieht genauso aus wie du«, flüstert Wattenberg.

      »Nein, wie du«, widerspricht Bettina.

      »Also sieht sie wie wir beide aus.« Er drückt sie fest an sich. »Wir wollen dafür sorgen, daß unser Kind immer im Licht steht, Liebes.«

      Mit dankbar aufleuchtende Augen blickt sie zu ihm auf.

      »Du bist ein Zauberer, Achim. Ich wünsche unserer Tochter einmal einen Mann, der dir gleicht.«

      Er hebt sie auf seine Arme und trägt sie im Zimmer umher.

      »Das ist einfach furchtbar, Liebes. Kaum getauft, denkst du schon an Heirat. Vorläufig wollen wir Klein-Franziska noch lange für uns haben.«

Sünde wider die Liebe

      Eigentlich müßte der Himmel weinen, als Ulrich Karsten vor seinen Richtern steht. Aber es wölbt sich ein unwirklich blauer Himmel über der Stadt. Die Luft ist wie Seide, und die Menschen sind großzügig gestimmt.

      Nur Ulrich Karsten merkt nichts davon. Alles sieht er grau in grau. Er wartet auf sein Urteil. Man hat ihn mit seinem Wärter in einen schmalen Raum gebracht. Er sieht nicht die goldenen Kringel, die die Sonnenstrahlen auf den blitzblanken, aber kühlen Fußboden malen. Nichts sieht er. Nicht den Mann, der ihn bewachen muß, der ihn aufmerksam mustert und sich seine Gedanken über seinen Gefangenen macht.

      Einen Mörder hat er sich ganz anders vorgestellt. Er ist noch nicht lange im Dienst und sein Herz noch nicht verhärtet und ohne Mitleid. In den Zügen dieses Mannes, von denen man behauptet, er sei ein Mörder, sieht er nur tiefe Schatten, Schatten, die ein unerbittliches Schicksal hineingegraben hat.

      Er sieht überhaupt gut aus! Er ist hochgewachsen, breitschultrig und schmal in den Hüften. Selbst nach langer Haft ist sein Gang aufrecht. Sein Haar ist dunkelbraun und schlicht aus der hohen Stirn gekämmt. Sein Mund gutgeschnitten.

      Der Wärter dreht sich mit einem Ruck zur Tür und versucht seine Gedanken von dem Gefangenen abzulenken.

      »Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück!« hieß es, und nun wird in einem der hohen Zimmer über Sein oder Nichtsein Ulrich Karstens entschieden.

      Sie sitzen um einen langen Tisch, der Vorsitzende, die Beisitzer und die Geschworenen.

      »Ich bin überzeugt«, läßt der Vorsitzende Feurig sich vernehmen, »daß er mit voller Absicht getötet hat. Also Mord.«

      Die Geschworenen sehen bleich und abgespannt aus. Es hat einen heißen Kampf zwischen dem Staatsanwalt Kerst und dem Verteidiger Doktor Ernst Rauh gegeben. Sie rauchen hastig ihre Zigaretten. Selbst die einzige Frau unter ihnen, Eva-Maria Harris, hat zur Zigarette gegriffen. Sie gibt sich nach außen hin gelassen. Keiner ahnt, was sie diese Ruhe kostet. Jeder Nerv an ihr zittert.

      Sie hört das Gemurmel um sich wie aus weiter, weiter Ferne. Sie kommt sich wie auf einer einsamen Insel vor, ganz ihren quälenden Gedanken preisgegeben. Und noch etwas hält sie eisern gepackt, Angst! Eine wahnsinnige, jedes andere Gefühl unterdrückende Angst. Jawohl, sie hat Angst um den Mann, über den man zu Gericht sitzt, und den sie liebt.

      Sie weiß, daß diese Liebe niemals Erfüllung finden wird. Sie weiß, daß es niemals einen Weg von ihr zum Herzen Ulrich Karstens geben wird.

      Sein Herz liegt gefesselt in den Banden der einzigen Frau, die ihn hätte retten können und die ihn, keines Blickes würdigend, im Gerichtssaal verriet.

      »Ich verweigere die Aussage!«

      Mit harter Stimme hat es die schöne blonde Frau mit den grünen Augen gesagt, und ihr stand als Verlobte des Angeklagten das Recht dazu zu.

      Das alles erlebt Eva-Maria Harris noch einmal so deutlich, daß ihr das Herz davon schmerzt. Über die Köpfe der Anwesenden hinweg irrt ihr Blick hinüber zu dem Fenster.

      Mein Gott! Man wird ihn verurteilen! Er wird lange, vielleicht niemals wieder die Freiheit erlangen.

      Lieber Gott! Das kann doch nicht wahr sein! Niemals hat er die Absicht gehabt, John Unger zu töten. Man hat ihn gereizt. Man hat ihn vielleicht angegriffen. Er hat

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