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      »Stanford, bitte, kommen Sie mit!« ruft er dem Arzt zu, der sofort herbeigeeilt ist. Franziska und Morton folgen.

      Die beiden bleiben im Wohnzimmer Bettinas zurück. Dr. Stanford und Wattenberg schließen die Tür zu ihrem Schlafzimmer hinter sich.

      Wenig später kehrt Achim zu seiner Schwiegermutter und Morton zurück. Greta lehnt an der Wand. Sie ist vor Schreck erblaßt.

      »Noch nicht einmal begrüßt habe ich dich, Mama«, sagt Wattenberg, zieht die alte Dame aus dem Sessel und küßt sie auf beide Wangen. »Herzlich willkommen, Mama.«

      »Ich danke dir, Achim, daß du mich hast kommen lassen. Es tut mir nur leid, daß die Überraschung so unvorhergesehene Folgen hatte. Aber ich kenne meine Bettina. Es kam für sie zu plötzlich, und sie hat sich überfreut.«

      Dr. Stanford öffnet die Tür und winkt Wattenberg zu sich.

      »Entschuldige, Mama.«

      Er folgt dem Arzt zu Bettina. Aus großen, glücklichen Augen sieht sie ihm entgegen und streckt ihm beide Hände zu.

      »Wie geht es dir, Liebes?« Wattenberg nimmt auf der Seite des Bettes Platz. Dr. Stanford lehnt am Fußende. Um seinen Mund liegt ein Schmunzeln.

      »Fühlst du dich auch wieder richtig wohl? Du siehst so strahlend aus.«

      »Ja, lieber Wattenberg, das ist nun mal so. Die Ohnmacht war nicht allein eine Folge der Überraschung. Die gnädige Frau erwartet ein Kind.«

      Stille. Die Augen der beiden sind tief ineinandergetaucht. Dann beugt sich Wattenberg zu seiner Frau und küßt ihre Lippen voll Zärtlichkeit. Ihm ist der Mund wie zugepreßt, so sehr erschüttert ihn diese Nachricht. Ein Kind! denkt er, mein Gott, Bettina wird ein Kind haben!

      »Achim«, schlägt Bettinas Stimme an sein Ohr.

      Da hat er sich gefaßt.

      »Das macht unser Glück vollkommen.« Er zieht Bettina ganz in seine Arme. »Und ich mache mir solche Sorgen, glaubte, du seiest krank geworden. – Was meinen Sie, Doktor, wird die Zeit bis zur Geburt komplikationslos verlaufen?«

      Er sucht den Blick des Arztes.

      »Das glaube ich behaupten zu dürfen. Trotzdem würde ich vorschlagen, daß Sie Ihre Frau rechtzeitig wieder zurück nach Europa bringen.«

      »Das sowieso«, erwidert Wattenberg, läßt Bettina sanft aus seinen Armen gleiten und geht zur Tür.

      »Mama«, ruft er ins Wohnzimmer. »Bitte, komm rein. Bettina hat dir eine Neuigkeit zu sagen.«

      Franziska, die ihre Tochter noch nicht einmal richtig hat begrüßen können, kommt schnell herbeigelaufen.

      »Bettina, mein liebes Kind.« Besorgt nimmt sie Bettinas Gesicht in ihre Hände und küßt sie zärtlich. »Du hast mir einen schönen Schrecken eingejagt. Geht es dir jetzt wieder gut?«

      »Diese Freude, Mama! Ich hatte nicht die geringste Ahnung von deinem Kommen gehabt. Achim macht mir immer so unverhoffte Freude. Nun sollst du auch das Neueste wissen, Mama. Ich bekomme ein Kind.«

      »Oh, Bettina, wirklich?« Franziskas Augen wandern umher, sie begegnen schmunzelnden Mienen. Da strahlt auch sie und drückt Bettina an sich. »Ich werde eine der glücklichsten Großmütter sein.«

      Wattenberg und Dr. Stanford lassen die beiden Frauen allein und gehen ins Nebenzimmer.

      Morton läuft dort unruhig hin und her. Ruckartig bleibt er stehen. »Nun?« fragt er nur.

      »Alles in Ordnung, alter Junge. Ich werde Vater.«

      Ein Lächeln huscht über Mortons Züge. »Du bist ein Glückspilz. Menschenskind, du hast alles im Leben erreicht, was wünschenswert ist.«

      Wattenberg nickt und denkt an Clermont.

      »Was hast du mit deinem Schützling gemacht?«

      »Heimgefahren und eingeschlossen. Morgen kann er was erleben«, droht Morton mit verdunkeltem Gesicht. »Was hast du mit ihm vor, Achim, nachdem er sich wie ein Lump benommen hat?«

      Wattenberg überlegt kurz, dann meint er:

      »Darüber werde ich demnächst entscheiden.«

      In diesem Augenblick erscheinen die beiden Frauen. Bettina hat gerötete Wangen. Greta hat inzwischen ihre Frisur wieder in Ordnung gebracht. Bettina sieht so frisch aus, wie zu Beginn der Party.

      Die Männer kehren zu den Gästen zurück, die voller Unruhe gewartet haben. Wattenberg klärt sie auf, und alle sind erleichtert. Keinem wäre es angenehm gewesen, die Party frühzeitig verlassen zu müssen.

      Franziska bezieht das Fremdenzimmer, das Wattenberg in aller Heimlichkeit hat herrichten lassen, und Greta hilft der alten Dame in das Festkleid. Bettina sitzt dabei und träumt vor sich hin.

      Im Spiegel beobachtet Franziska ihre Tochter und lächelt. Diesmal wird es ein größeres Glück werden als damals, als Bettina auf ihr erstes Kind wartete und dann alle Hoffnungen zerstört wurden.

      Eine halbe Stunde später führt Bettina ihre Mutter bei den Gästen ein.

      Und nun nimmt das Fest seinen ungestörten Fortgang. Alle Sympathien fliegen der zierlichen, vornehmen Dame mit dem vollen weißen Haar zu. Die Ähnlichkeit mit Bettina Wattenberg ist verblüffend. So wird auch Bettina einmal aussehen, wenn sie das Alter ihrer Mutter erreicht hat: Vornehm, gütig und immer noch von seltener Schönheit, einer Schönheit, die beseelt ist und aus einem gütigen, warmen Herzen kommt.

      Wattenberg weicht den beiden Frauen nicht von der Seite. Er tanzt nur noch mit Bettina. Sie sind ein selten interessantes Paar.

      Achim war schon immer ein zärtlich besorgter und aufmerksamer Ehemann, doch seit er mit Bettina das beglückende Geheimnis teilt, möchte er sie am liebsten auf Händen tragen.

      Wie alles Schöne einmal zu Ende geht, so findet auch diese Party ihr Ende. Die ersten Gäste fahren ab, als die Sonne bereits aufgegangen ist. Unter den zuletzt abfahrenden befinden sich der Generalkonsul und der Gouverneur mit ihren Damen. Sie haben Wattenbergs und Franziska herzlich um ihren Besuch gebeten.

      Die Dienerschaft hat bereits mit den Aufräumungsarbeiten begonnen. Die Kapelle ist auch abgebraust.

      Wattenberg legt die Arme um seine beiden Damen.

      »Wollen wir in deinem Wohnzimmer noch einen Mokka trinken, Liebes?« Er küßt Bettinas Nasenspitze.

      »Das ist eine gute Idee, Achim. Ich glaube, wir können jetzt doch noch nicht schlafen. Oder bist du sehr müde, Mama?« wendet sie sich an ihre Mutter.

      »Keinesfalls, Kind«, versichert Franziska. »Noch bin ich viel zu aufgeregt von den vielen neuen Eindrücken.«

      Wattenberg bestellt den Mokka und geleitet die beiden in Bettinas Wohnzimmer, das Greta bereits verdunkelt hat. Auch die Ventilatoren laufen.

      Dort dreht Franziska ihre Tochter nach allen Seiten.

      »Kind, du bist noch schöner geworden. Und dieses wunderbare Kleid. Wirklich! Eigentlich sollte ich es dir gar nicht sagen, als Mutter. Es könnte als Eitelkeit aufgefaßt werden.« Sie wirft Wattenberg einen dankbaren Blick zu. »Das Glück hat dich verschönt, Bettina, und das verdankst du Achim.«

      Bettina nimmt die schmale gebräunte Hand ihres Mannes und schmiegt ihre Wange hinein.

      »Ich weiß, Mama. Manchmal habe ich Angst, es könnte mir eines Tages aus den Händen gleiten.«

      Sekundenlang taucht das von Leidenschaft verzerrte Gesicht Clermonts vor ihr auf. Wenn Achim ihr nicht so grenzenlos vertraute, wer weiß, wie die üble Geschichte ausgelaufen wäre. Eifersucht hat schon manche gute Ehe zerstört.

      Zärtlich streichelt Wattenberg Bettinas Haar. »Du Dummerchen! Solange ich bei dir bin, brauchst du dich nicht vor der Zukunft zu fürchten.«

      Unter seiner Liebkosung schließt sie die Augen.

      »Ohne

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