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muß so viel Komplimente über seine schöne Frau anhören, daß er immer wieder mit Stolz zu ihn hinüberblickt. Sie scheint es zu fühlen, denn sofort dreht sie sich ein wenig und grüßt ihn mit den aufleuchtenden Augen.

      Die ganze Kolonie weiß, daß Wattenberg seine Frau abgöttisch liebt, und daß sie ein sehr glückliches Paar sind.

      Mona Burker und ihr Mann, ein Ingenieur, sind die letzten Gäste, die eintreffen.

      Sie liebt es, aufzufallen, deshalb ist sie nicht eher erschienen. Sie ist Mexikanerin, wundervoll gewachsen, mit großen, feurigen dunklen Augen. Um sich ihre Schlankheit zu bewahren, ist ihr kein Opfer zu groß. Alle kennen ihre Eitelkeit.

      Bettina blickt ihr freundlich entgegen. Die Frau ist mit ausgesuchter Eleganz gekleidet. Ihr Kleid ist der letzte Pariser Schrei. Sie weiß, daß sie gut aussieht. Doch kaum hat sie Bettina erblickt, dieses Märchen in Weiß, da wird ihr klar, daß es nur eine schöne Frau hier im Hause gibt, und das ist die Gastgeberin selbst.

      Neid würgt sie. Bisher drehte sich alles um sie, und sie kokettierte mit den verheirateten Männern genauso heftig wie mit den unverheirateten.

      Die Party beginnt. Sie rollt außerhalb jedes festen Programms völlig zwanglos ab. Die Schiebetüren zum Speisesaal werden auseinandergeschoben. Eine Die-nerschar steht abwartend bereit, um die Gäste zu bedienen.

      Das kalte Büfett ist eine wahre Augenweide. Es gibt einfach alles. Kaltes oder gegrilltes Geflügel, riesige Silberplatten mit den verschiedensten kalten Braten, Braten in Aspik, Aal in Gelee. Hummer- Mayonnaise, Kaviar, Eier in verschiedensten pikanten Saucen. Und dann die Salate! Jede Kristallschale ist mit einem anderen Salat gefüllt, mit Geflügelsalat, Fischsalat, Fisch in Öl, Gemüsesalat, Spargelsalat. Man kann auf den ersten Blick überhaupt nicht erfassen, was da alles in der appetitlichsten Art und Weise aufgebaut ist.

      Zunächst wird Kaffee gereicht. Auch den Eisbechern wird tüchtig zugesprochen. Jetzt nimmt die mexikanische Kapelle ihr Konzert auf. Weithin schallen die rhythmischen Klänge durch den Garten, in dem Lachen und Stimmengewirr aufklingt.

      Die Wattenbergs sitzen mit Morton, dem Generalkonsul und dem Gouverneur zusammen. Zwischen den Männern kommt ein lebhaftes Gespräch auf. Lauschend sitzt Bettina bei ihnen. Sie achtet darauf, daß die Gläser der Herren nicht leer bleiben.

      »Gnädige Frau, Sie verwöhnen uns«, sagt der Gouverneur begeistert.

      Bettina lacht. »Dazu sind Sie hergekommen, um sich zu vergnügen und vielleicht auch ein bißchen verwöhnen zu lassen!«

      Sie winkt einen Diener herbei, und die Herren geben ihre Bestellung auf.

      Mamie selbst hat auf einem Servierwagen alles angerichtet und läßt ihn zu dem Tisch fahren. Sie folgt in einem schwarzen seidenen Kleid, in das sie ihre mollige Gestalt gepreßt hat, daß es in allen Nähten kracht. –

      Mona Burker schlendert durch den Garten. Ganz weit vom Haus entfernt findet sie Egon Clermont, der ihr neuester Favorit ist. Doch in letzter Zeit hat er sich auffallend von ihr zurückgezogen. Und wenn sie sich nicht täuscht, begann er sich rar zu machen, als Wattenberg mit seiner jungen Frau hier eintraf.

      »Hier findet man dich, Egon.«

      Sie bleibt vor ihm stehen und sieht ihn unter langen dichten Wimpern forschend an.

      Er ist sofort aufgesprungen und macht eine Handbewegung, damit sie Platz nehmen soll.

      »Weshalb ziehst du dich zu-rück?«

      »Ich – ich wollte allein sein«, kommt seine unsichere Antwort. »Möchtest du rauchen?« Er hält ihr sein Etui hin und versorgt sie und sich mit Feuer.

      Er versucht mir auszuweichen, denkt sie und zieht den Rauch tief in die Lunge.

      »Du bist sehr unvorsichtig«, stößt er rauh hervor und betrachtet sie eingehend. Gewiß, sie ist schön. Eine gefährliche Schönheit. Aber gegen Bettina, diese strahlende Sonne, ist sie doch ein Schatten.

      »Früher hast du nicht wie ein Lehrer aus der Sonntagsschule gesprochen«, spöttelt sie.

      »Es hat sich manches geändert.« Er sieht dabei dem Rauch seiner Zigarette nach. Mit vornehmer Lässigkeit lehnt er an der Bank neben ihr. Sie spürt seine Gleichgültigkeit und daß diese nicht vorgetäuscht ist. In den feinen Unterschieden kennt sie sich aus.

      »Vielleicht bist du so liebenswürdig und erklärst mir das?« In ihren Augen flammt es zornig auf. Er kennt diese Anzeichen. Sie drohen ein Ungewitter an.

      »Man beobachtet mich auf Schritt und Tritt. Du weißt…«

      »Morton«, unterbricht sie ihn bestimmt, und er bejaht. Ihre Augen verengen sich. »Hast du noch nie den Versuch gemacht, dich gegen diese Bevormundung aufzulehnen?«

      »Doch, aber zum Schluß habe ich doch erkannt, daß er es gut, nur gut mit mir meint.«

      »Wie vernünftig!« Ihre Stimme klingt verächtlich. »Mir scheint, ich habe meine Gefühle an ein völ-

      lig wertloses Objekt verschwen-

      det.«

      »Wie frivol du redest«, sagt er gedehnt, und das bringt sie plötzlich gegen ihn auf. Sie hat ihn gesucht, um Gewißheit zu haben, wie es in Zukunft mit ihnen weitergehen soll, nicht weil ein wirklich echtes Gefühl sie dazu treibt. Nein! Sie kann es nicht ertragen, beiseite geschoben zu werden. Alles kann sie verzeihen, nur das nicht.

      »Du solltest dich vor mir hüten«, warnt sie ihn mit eiskalter Stimme.

      »Willst du es zu einem Skandal kommen lassen?« reizt er sie noch mehr, ohne sich dessen bewußt zu sein. »Dann kann ich dir nur raten, laß das schön sein, Mona. Es würde mir, und ich glaube auch dir, schlecht bekommen! Denke an Charles. Er liebt dich. Er würde keinesfalls so ruhig bleiben, wüßte er um unsere Beziehungen.«

      »Ach nein, wie vernünftig du reden kannst. Gib mir noch eine Zigarette.«

      Stumm rauchen sie eine Weile. Er merkt am Zittern ihrer Hand, daß sie sehr erregt ist. Doch merkwürdig, ihm ist alles gleichgültig geworden. Ihre ihn einstmals betörende Liebe, überhaupt alles, was er bisher liebenswert fand.

      Seine Liebe zu Bettina Wattenberg frißt wie ein alles verzehrendes Feuer in ihm. Hundertmal hat er sich gesagt, es ist eine ausweglose Liebe, aber er kann und kann einfach nicht damit fertig werden.

      Dazu kommt noch, daß er sich ihrer nicht einmal würdig fühlt. Denkt er an Mona Burker, die sich bestimmt an ihm rächen wird, läuft es ihm eiskalt über den Rücken.

      Sie wäre imstande, sich selbst bloßzustellen, um ihn zu demütigen, wenn nicht noch mehr.

      Und da hört er sie schon wieder zischen: »Und deine plötzliche Vernunft soll ich dir glauben?« Sie richtet den Oberkörper auf. »Schwöre mir, daß keine andere Frau dahintersteckt.«

      Er verbirgt seinen Schreck hinter einer gleichgültigen Miene.

      »Du wirst theatralisch, meine Liebe.«

      »Schwöre mir!« beharrt sie eigensinnig.

      In demselben Augenblick, als er nicht weiß, wie er sich aus der Affäre ziehen soll, nahen Schritte. Sofort springt sie auf und lächelt kokett. Laut sagt sie:

      »Wollen Sie mir Ihren Arm geben, Herr Clermont? Wir haben genug geplaudert. Lassen Sie uns zu den anderen gehen.«

      Charles Burker taucht auf. Er muß es unbedingt gehört haben, wie es ihre Absicht war.

      »Ach, hier bist du«, sagt er ahnungslos. Sofort löst sie sich von Egon und schmiegt sich an die Seite ihres Mannes.

      »Herr Clermont war so liebenswürdig, mich auf meinem kleinen Spaziergang zu begleiten.«

      Clermont bewundert wieder einmal die Wandlungsfähigkeit dieser Frau. Eben noch waren ihre Züge verzerrt, und nun strahlt sie ihren Mann mit einem betörenden Lä-cheln an.

      Und abermals geht es ihm durch den Kopf: Armer Charles!

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