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sorgt.

      Mit einem kurzen Blick mustert sie Bettina, dann strahlt sie und verzieht das Gesicht zu einem fröhlichen Lächeln, wobei sie herzliche Willkommensgrüße sagt.

      Bettina hat das Herz der schwarzen Frau erobert.

      Sie klatscht in die Hände und treibt damit die Diener an, die das Gepäck in der Halle niedersetzen.

      Wieder trägt Wattenberg seine junge Frau über die breiten Stufen der vorgelagerten Veranda in das Haus.

      »Ich hoffe, du fühlst dich hier wohl und glücklich, Liebes.«

      Sie sieht ihn scheu an. Seine Stimme war noch nie so zärtlich wie jetzt, als sie in der weiten Halle steht, schlank, schön, mit großen, erstaunten Kinderaugen.

      »Oh, Achim, ist das schön!«

      Der Boden der Halle ist mit Perserteppichen, Brücken und Fellen ausgelegt, so daß der Fuß darin versinkt. Im Kamin aus schwarzem Marmor brennt ein lustiges Feuer.

      Bettina hat den Mantel längst von den Schultern gleiten lassen. Wie ein Kind läuft sie umher und bestaunt die Kostbarkeiten, die Wattenberg hier angesammelt hat. Es ist ein wertvoller und sehr gemütlicher Raum.

      »Hier werde ich wohl die meiste Zeit verbringen«, sagt sie und blickt ihn dankbar an.

      »Und was wird aus mir?« bringt er sich in Erinnerung. Da wird sie verlegen.

      »Verzeih, Achim.« Sie reicht ihm beide Hände. »Es ist ja dein Haus, und ich habe nicht die Absicht, dich daraus zu vertreiben.«

      »Also werden wir uns beide hier wohl fühlen«, lacht er und nimmt ihr damit die Verlegenheit.

      Von Bettina ist alle Müdigkeit gefallen.

      Wattenberg genießt diese Stunde aus vollem Herzen.

      »Ab morgen werde ich dich öfter allein lassen müssen, Bettina«, erklärt er ihr beim Essen. »Aber du wirst morgen die Damen meiner leitenden Angestellten kennenlernen. Hoffentlich werden sie dir auch gute Freunde. Ich bin überzeugt, man spricht in den Häusern von nichts anderem als von der schönen Frau Wattenberg.«

      In ihre Augen tritt ein ängstlicher Ausdruck. »Du weißt, ich kann mich so schnell nicht anschließen.«

      Er lacht sorglos auf.

      »Das glaube ich nicht, mein Herz. Man wird es dir leichtmachen. Im übrigen ist mir alles recht, was du tust.«

      Mamie taucht aus dem Hintergrund auf und beaufsichtigt das Abräumen des Tisches.

      »Was möchtest du trinken, Bettina?« wendet sich Wattenberg an seine junge Frau und reicht ihr sein goldenes Zigarettenetui. »Von Whisky bis zum Sekt findest du alles vorrätig im Hause.«

      »Dann wünsche ich mir Sekt.«

      Mamie rennt schon davon, bringt feingeschliffene Gläser und jagt

      eines der Mädchen in den Kel-

      ler.

      Sie stellt die Flasche auf den Tisch und wünscht eine »Gute Nacht«, dann verschwindet sie, nicht ohne noch einen freundlichen Blick auf die Hausherrin geworfen zu haben, den Bettina lächelnd zurückgibt.

      »Ich habe den Eindruck, daß du sehr gut zu deinen Leuten bist«, nimmt Bettina das Gespräch auf, als sie allein sind. »Man sieht es ihnen an, daß sie für dich durchs Feuer gehen würden.«

      »Das ist kein großes Kunststück, Bettina.« Er nimmt einen tiefen Zug aus seiner Zigarette und blickt sie nachdenklich an. »Die Menschen hier sind sehr bescheiden. Ich habe dafür gesorgt, daß sie anständige Wohnungen haben, reichlich zu essen, lasse sie gut verdienen. Außerdem kenne ich keinen Unterschied zwischen schwarz und weiß. Das rechnen sie mir hoch an.«

      So sitzen sie noch eine Stunde bei der Flasche Sekt. Bettina hat heiße Wangen bekommen, und allmählich stellt sich die Müdigkeit ein.

      Er bemerkt es sofort.

      »Du möchtest dich zurückziehen, Bettina, nicht wahr?«

      Sie nickt.

      »Greta wird wohl inzwischen deine Sachen ausgepackt und in die Schränke verteilt habe. Übrigens, Bettina, Greta schläft in einem Zimmer neben deinen Wohnräumen. So hast du sie immer zur Verfügung.«

      Bettina erhebt sich und er mit ihr.

      »Ich danke dir für alles, Achim. Bis jetzt war jeder Tag ein Erlebnis für mich.«

      Ehe er richtig begriffen hat, hebt sie sich auf die Zehenspitzen und drückt ihre weichen Lippen auf seinen Mund.

      »Gute Nacht, Achim.«

      Wie ein Spuk ist sie verschwunden. Er steht wie angewurzelt auf der Stelle. Unfaßbar, die scheue Bettina hat ihn geküßt. Er fühlt den Druck der weichen Lippen noch, als er in sein Zimmer geht.

      Unter dem Eindruck dieser ersten, scheuen Liebkosung Bettinas schläft er endlich ein.

      *

      Taufrisch wie ein junger Frühlingstag erscheint Bettina am nächsten Morgen in der Halle, die jetzt, da draußen bereits die Sonne brütet, und Wattenberg den ersten Inspektionsgang hinter sich hat, angenehm kühl ist. Trotzdem laufen noch die Ventilatoren.

      Bettina trägt ein weißes Kleid aus dünnem Leinen, nur von Trägern gehalten. Die Jacke, dazu passend, hat sie lose über die Schultern gehängt.

      Wattenberg steht an einem der breiten Fenster. Als er Bettina kommen hört, wendet er sich sofort um, legt die Zigarette in den nächsten Aschenbecher und begrüßt seine junge Frau mit einem aufleuchtenden Blick.

      »Guten Morgen, Bettina. Hast du gut geruht – und was hast du geträumt?« Er lächelt sie herzlich an. »Der erste Traum unter einem fremden Dach soll nämlich in Erfüllung gehen.«

      Er schlägt einen gewollt kameradschaftlichen Ton an, so daß Bettina denkt: Gottlob, er hat dem Kuß von gestern abend keine große Bedeutung beigemessen.

      »Guten Morgen, Achim.« Sie blinzelt zu ihm auf. »Zu meiner Schande muß ich gestehen, ich habe wie ein Murmeltier geschlafen und nichts geträumt.«

      »Das freut mich, daß du gut geschlafen hast.« Er wendet sich an Mamie. »Bitte bring’ Orangensaft, Mamie.«

      Bettina läßt sich nieder. Der Tisch ist einladend gedeckt, mit allem, was zu einem guten Frühstück gehört. Auf der elektrischen Wärmeplatte stehen Schinken und Eier.

      Der Orangensaft ist eisgekühlt. Dankend nimmt Bettina ihn in Empfang. Auch heute steht Mamie abseits und ist sofort zur Stelle, um die Teller zu wechseln oder Tee einzuschenken.

      »Möchtest du morgens lieber Kaffee, Bettina?« fragt Wattenberg. »Oder ziehst du Tee vor?«

      »Kaffee mag ich morgens lieber, und nachmittags trinke ich gern Tee.«

      »Gut!«

      Mamie ist schon neben Bettina, wechselt die Tassen und schenkt der jungen Hausherrin den duftenden Kaffee ein.

      Es ist wie ein Märchen, denkt Bettina. Im Nu sind die Wünsche erfüllt.

      Mamie fühlt sich geschmeichelt, daß sie mit so gutem Appetit zuspricht.

      »Eine Frage, Bettina«, hört die junge Frau ihren Mann sagen, »reitest du?«

      »O ja, Achim. Mit meinem Schwiegervater bin ich oft ausgeritten. Er hat mir einmal ein schönes Pferd geschenkt. Leider hat das…«

      Sie unterbricht sich, aber Wattenberg vollendet den Satz in Gedanken selbst. Ihr erster Mann wird es verkauft haben, wie er alles, woran Bettinas Herz hing, verschleuder-

      te.

      »Dann werden wir heute unseren ersten Ausritt machen, Bettina.

      Greta weiß schon Bescheid. Sie wird dir den Reitdreß herausgelegt haben. Du sollst die Gegend kennenlernen. Sie ist wildromantisch, und wir reiten auch zu den Ölfeldern.«

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