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sollte, ohne ihren wahren Seelenzustand zu verraten. –

      Etwas hat Achim mit seiner kleinen Rede erreicht. Wundersame Ruhe zieht in Bettinas Herz. Voll Zuversicht blickt sie in die Zukunft.

      *

      Was Bettina später von der Hochzeit in Erinnerung geblieben ist, das ist das Zusammentreffen mit Tante Mary, weil es der einzige Mißklang dieses Tages war.

      Während die alte Dame ihr gerade die Fingerspitzen reichte, sagte sie in einem ironischen Ton, der Bettina das Blut in die Wangen trieb:

      »Ab heute sind Sie die reichste Frau der Stadt. Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Erfolg.«

      Bettina wundert sich über ihre Ruhe, die sie vor so viel Gehässigkeit nicht verlor. Ja, sie konnte sogar ein Lächeln auf ihre Lippen zwingen.

      »Ich habe doch kein Bankkonto geheiratet, sondern einen sehr lebendigen Mann«, sagt sie und blickte dabei fast mitleidig auf die sehr hagere und farblose Tante Mary.

      Was Tante Mary an Gefühlswärme zu wenig besaß, Franziska hat sie in reichem Maße und läßt sie an Bettina und Achim, den sie immer mehr schätzen- und liebenlernt, verströmen.

      Schrecklich findet sie es, daß die Kinder gleich ein Vierteljahr unterwegs bleiben wollen. Mehrere Gründe haben Wattenberg zu dieser Reise bewogen. Zunächst hätte er Bettina für sich allein, und sie konnte sich an ihn gewöhnen. Dann will er ihr ein Stück von der

      Welt zeigen, und das gleich-

      zeitig mit einem Abstecher nach Amerika zu seinen Ölfeldern verbinden.

      Wattenberg hat diese Reise bestens vorbereitet. Eines Tages hatte er Bettina eine lange Liste all derjenigen Dinge überreicht, die für diese Reise unbedingt notwendig waren und eine größere Summe Geldes. Er spürte, wie sie steif und voller Abwehr wurde.

      »Du kannst das Geld ohne Gewissensbisse nehmen. Es ist dein Geld.«

      Da hatte sie es genommen. Sie ist bis jetzt sehr sparsam gewesen und weiß nicht, daß der Gewinn, der in den Büchern auftaucht, eigentlich Wattenberg gehört.

      Heinrich und er wissen Bettina geschickt zu täuschen. Sie soll sich keine Sorgen machen. Und das ist auch gar nicht nötig. Das Werk läuft auf vollen Touren. –

      Wattenberg hat seinen Diener Arnold mitgenommen, und für Bettina ist Greta, ein nettes, freundliches und flinkes Mädchen, engagiert worden, das bereits vier Wochen vor der Reise seinen Dienst bei seiner neuen Herrin angetreten hat, um sich einzugewöhnen.

      Hermann fährt sie mit den vielen Koffern nach Paris, wo sie zuerst Station machen.

      Bereits am nächsten Tag fliegen sie nach London weiter, das sich von seiner unangenehmsten Seite zeigt. Es regnet, und ein Bummel durch die Stadt ist fast unmöglich. Dazu kommt noch der Nebel, der wie eine Dunstwolke über der Stadt liegt.

      So wird der Aufenthalt zeitiger als vorgesehen in London abge-

      brochen. Wieder beginnt für Bettina ein neuer, reizvoller Ab-

      schnitt der Reise: die Fahrt mit dem Schiff.

      An alles hat Wattenberg gedacht. Erst hier, auf dem Schiff, kommt Bettina dazu, alles in Augenschein zu nehmen.

      Sie sitzt auf dem Boden. Um sich herum hat sie herrliche Dinge ausgebreitet, und das ist nur der Inhalt eines einzigen Koffers. Sie ist wie erschlagen und weiß nicht, wie sie dem Mann danken soll, der nur dem Namen nach ihr Mann ist.

      Dabei liebt sie ihn so sehr! Es ist ein so tiefes, gewaltiges Gefühl, daß sie manchmal selbst davor erschrickt. Sie weiß nicht, wie sie damit fertig werden soll. Es wirft sie von einer Stimmung in die andere. Nur soviel ist ihr klar: ihm gegen-über darf sie sich nicht gehenlassen. Nichts darf er merken, daß sie ihn, nur ihn von ganzem Herzen liebt.

      Und da er voll zarter Rücksichtnahme ist, fällt es ihr nicht schwer, ihm gegenüber unbefangen zu erscheinen.

      Und Achim Wattenberg läßt sich täuschen. Immer noch glaubt er, daß sie die Vergangenheit nicht abzuschütteln vermag. Wie eine Trennwand scheint sie zwischen ihnen zu stehen. Und dabei ist alles so ganz anders. Wie kann er auch ahnen, daß sich für sie die Schrekken der Vergangenheit unter seiner wärmenden Fürsorge bereits in ein Nichts verflüchtigt haben.

      Wenn sie seinen mit viel Humor gewürzten Reden lauscht, dann tut sie es zurückhaltend und scheu, nicht wie eine junge Frau, die randvoll mit Liebe erfüllt ist, sondern mit der Anmut eines jungen Mädchens. Dabei hört er sie so

      gern lachen. Es ist ein melodisches dunkles Lachen, und dabei werden ihre Augen leuchtend, und ihm kommt es vor, als würde sich das ganze liebliche Oval ihres Antlitzes verändern.

      An Bord des großen Luxusdampfers fällt Bettina bald auf. Nicht nur durch ihre Schönheit und ihre elegante Kleidung, vor allem durch ihr reizendes, bescheidenes Wesen. Es dauert nicht lange und man weiß, daß sie die Frau des reichen Wattenberg ist.

      Achim Wattenberg hört gern Komplimente über seine Frau. Er ist unbändig stolz auf sie, und er geht kaum von ihrer Seite.

      Es gibt allerlei Vergnügungen an Bord. Bettina zuliebe läßt Wattenberg kein Fest aus und dann weiß er es so einzurichten, daß er meist ihr einziger Tänzer ist. Er weiß, daß man ihn für eifersüchtig hält, dabei kann er sich nur nichts Schöneres denken, als die zarte Gestalt im Arm zu halten und den Duft ihres Haares einzuatmen.

      Und wenn er der Wahrheit nahegekommen wäre, wäre er aus allen Wolken gefallen. So wirbt er unauffällig und doch unermüdlich um ihre Liebe.

      Das alles können Außenstehende nicht wissen. Das ist ein Geheimnis zwischen ihnen, und es ist wie ein Band, das sie miteinander verknüpft, ohne daß sie sich dessen bewußt sind.

      *

      Nach längerer Reise, die Wattenberg seiner jungen Frau so leicht und angenehm wie möglich gemacht hat, haben sie außerhalb New Yorks auf einem Privatflughafen, dessen Besitzer ein guter Freund Wattenbergs ist, das für ihn jederzeit startbereite Flugzeug bestiegen. In einem zweiten Flugzeug folgen Hermann und Greta mit dem großen Gepäck.

      Es ist noch dunkle Nacht, als Wattenberg die Hand auf Bettinas Schulter legt. Erschrocken fährt sie auf.

      »Wir sind da, Bettina«, hört sie ihn sagen. »Gleich setze ich zur Landung an. Es wird dich interessieren.«

      Bettina blickt durch das Seitenfenster. Unter ihr leuchten Scheinwerfer. Blinklichter flammen auf. Wattenberg schaltet die Sprechanlage ein und hört die Anweisungen des Bodenpersonals ab. Das Flugzeug zieht weite Kreise und geht dabei immer tiefer, bis es sanft auf der Rollbahn aufsetzt und langsam ausläuft.

      Das Gelände ist fast taghell erleuchtet. Überall sind Scheinwerfer aufgestellt, und allmählich erkennt Bettina, daß es ein Gelände von riesigen Ausmaßen ist.

      Von allen Seiten kommen Menschen herbeigelaufen. Wattenberg öffnet die Tür und umarmt sei-

      nen besten Freund, Oberingenieur

      Dr. Alexander Morton, einen

      Deutschamerikaner. Stumm sitzt Bettina auf ihrem Platz und bemerkt die erwartungsvollen Blicke, die die Menschen, weiße und farbige, auf sie richten.

      Wattenberg muß immer wieder Hände schütteln, und dann dreht er sich zu seiner jungen Frau um. Er löst die Gurte, die er ihr bei der Landung angelegt hat, und zieht sie empor. Dann greift er zu einem Mantel und legt ihn ihr fürsorglich um die Schultern. Darauf trägt er sie aus der Kabine.

      »Willkommen in New-Mexico, Liebes!« sagt er herzlich und stellt sie auf die Beine.

      Er wendet sich seinen engsten Mitarbeitern zu. »Und das ist meine Frau Bettina«, stellt er sie vor. Namen schwirren an Bettinas Ohren vorbei, von denen sie im Augenblick nur den einen behält: Alexander Morton.

      Sie gehen über den künstlich angelegten, sehr gepflegten Flugplatz auf die abseits errichteten Bunga-lows zu, deren größter und schönster Wattenberg gehört und der, genau wie die anderen, festlich beleuchtet

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