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einem Ruck stellt er es zurück. »Ich muß gehen, habe noch einen Rundgang durch das Gelände zu machen.«

      Wieder beugt er sich über Bettinas Hand. »Vielen Dank, gnädige Frau, und recht gute Nacht.«

      Er wechselt mit Wattenberg einen Händedruck. »Gute Nacht, Achim, auf morgen.«

      Dann verschwindet er über die Verandatreppe. Wattenberg und Bettina lauschen hinter den sich langsam entfernenden Schritten her, bis sie verklungen sind.

      »Ein feiner Kerl«, sagt Wattenberg leise. »Einer meiner Getreuesten.« Er zieht Bettinas Hand zu sich heran und küßt jeden ihrer Finger. »Und eine der liebenswertesten Frauen habe ich dazu.«

      Bettina lächelt verträumt.

      »… die dich von ganzem Herzen liebt.«

      *

      »Wir müssen einen Tag auswählen, an dem wir einen Empfang geben. Man wartet gewiß darauf«, sagt Wattenberg eines Tages zu Bettina, als sie abends wie immer beisammensitzen.

      »Du brauchst nur zu bestimmen, Achim. Es wird mir eine große Freude sein, rechtzeitig die Vorbereitungen zu treffen.« Sie seufzt. »Hoffentlich läßt Mamie mir ein wenig Arbeit übrig. Manchmal komme ich mir fast ein wenig überflüssig vor.«

      Er beißt sie in die Nasenspitze.

      »Das ist bestimmt nicht dein Ernst?« fragt er forschend. Lä-chelnd schüttelt sie den Kopf und setzt sich zu seinen Füßen nieder.

      Sinnend blickt sie in die lustig brennenden Flammen im Kamin.

      Wie schön kann das Leben sein! denkt sie verträumt. Auf ihrem Gesicht spiegelt sich der Feuerschein. Sie ist wie in rosiges Licht gehüllt. Das Haar leuchtet wie flüssiges Kupfer. Zärtlich legt Wattenberg seine Hand auf ihr schönes Haar. Er meint es förmlich knistern zu hören unter seiner Hand. Sie schmiegt ihren Kopf fest gegen sein Knie.

      »Was hast du eben gedacht?« fragt er leise, als könne er durch ein lautes Wort den Zauber der Stunde zerstören.

      Ohne ihre Haltung zu verändern, antwortet sie:

      »Wie schön das Leben sein kann.«

      Er beugt sich weit vor und nimmt dieses junge, sprechende Antlitz zwischen seine Hände und sieht ihr tief in die Augen.

      »Gewiß, Liebes. Jedem ist es in die Hand gegeben, sein Leben nach seinen Wünschen zu formen und das Beste daraus zu machen. Das liegt an uns selbst.«

      Für die nächste Zeit steht das Haus unter dem Zeichen der nahenden Party. Alles, was dazu benötigt wird, hat Wattenberg mit dem Flugzeug heranschaffen lassen.

      In der Küche arbeitet ein Koch mit zwei Hilfsköchen unter Mamies Anleitung. Im großen Speisesaal werden zwei Tafeln aufgestellt. Eine für das Kuchenbüfett und eine für das kalte.

      Es sind Einladungen für sechzig Personen hinausgegangen. Darunter erwartet man den Generalkonsul und den Gouverneur von Santa Fé, mit denen Wattenberg gute freundschaftliche Beziehungen unterhält.

      Und dann ist der Tag endlich angebrochen.

      In Bettinas Ankleidezimmer ist Greta unermüdlich um die junge Hausherrin bemüht. Mit flinken, geschickten Händen tut sie alles, um die natürliche Schönheit Bettinas noch zu unterstreichen.

      Sie hat das reiche dunkle Haar zu einer geschmackvollen Abendfrisur gelegt. Goldbraun heben sich die gutmodellierten Schultern und der Hals aus dem schulterfreien Abendkleid aus wertvollen weißen Spitzen über elfenbeinfarbenes Duchesse, das bis herab zu den silbernen, hochhackigen Riemenschuhen fließt.

      Greta reicht ihr den vergoldeten Schmuckkasten, der durch ein kompliziertes Schloß gesichert ist.

      Sie schlägt den Deckel zurück und stößt einen Laut der Überraschung aus. Obenauf liegt ein Schmuck, der neu ist und der ein Vermögen gekostet haben muß.

      Grüne Smaragde, in Brillanten gefaßt, sind zu einer Kette verarbeitet, die Greta nun behutsam um den schlanken Hals legt. Gleichgefaßte Ohrgehänge steckt sie in die Ohren der jungen Frau. Ein Armband streift sie über das Handgelenk.

      An den Händen trägt Bettina nur den goldenen Ehering. Dann schiebt Greta ihr noch zwei gol-

      dene Kämme, ebenfalls mit Brillanten verarbeitet, in das Haar, da-

      mit es besser zusammengehalten wird.

      »Gnädige Frau sehen wie ein Märchen aus.« Greta schlägt vor Begeisterung die Hände zusammen.

      »Das finde ich auch«, ertönt eine Stimme im Hintergrund. Im Spiegel sieht Bettina Achim näher kommen. Er macht ebenfalls eine gute Figur im weißen Smoking.

      Greta verschwindet, und er zieht Bettina aus dem Frisiersessel empor. Er dreht sie nach allen Seiten.

      »Du siehst bezaubernd aus, Geliebtes!«

      »Der Schmuck, Achim«, flüstert sie überwältigt. »Du hast ein Vermögen ausgegeben.«

      »Heute repräsentierst du mit der Anmut und Grazie, die dir nun einmal eigen sind, die reiche Frau Wattenberg. Kann ich dich wie ein Aschenputtel herumlaufen lassen?«

      »Das ist ein Schmuck, den jede Königin tragen könnte.«

      »Eine Königin trägt ihn auch«, schmunzelt er. »Meine Königin, Liebes.« Erst drückt er noch einen Kuß auf ihren Mund, dann reicht er ihr den Arm. »Nun komm, gleich werden die ersten Gäste eintreffen.«

      Wenig später beginnt der Aufmarsch der Wagen über die gepflasterte Auffahrt. Pedro und Hermann fahren die Wagen in die abseits liegenden Garagen. Mehrere Diener helfen den Damen und Herren beim Aussteigen.

      Unter den ersten Gästen befinden sich der Gouverneur Diego Cassandra und der Generalkonsul der deutschen Kolonie, Peter Oppenheim.

      Sie alle staunen Bettina an und wagen kaum, ihr die Hand zu küssen. Mit Charme überbrückt sie die anfängliche Verlegenheit. Für jeden hat sie ein paar nette Worte.

      Morton erscheint. In seiner Gesellschaft befindet sich Egon Clermont.

      Dieser starrt Bettina an wie ein überirdisches Wesen. Er hatte sich vorgenommen, jedes Gefühl zu unterdrücken. Aber angesichts von so viel Schönheit und Lieblichkeit schießt es wie eine Flamme in ihm empor, und ihm ist, als würden seine Sinne davon vernebelt

      Rasch zieht Morton ihn zur Seite. Er hat bemerkt, wie Wattenberg scharf zu Clermont hinsieht.

      Bettina ist etwas blaß geworden, als sie den wie im Fieber glänzenden dunklen Augen Clermonts begegnet. Sie zwingt sich, ihm ruhig die Hand zu reichen, über die er sich beugt und auf die er einen Kuß drückt, viel zu lange und zu heiß.

      Die ersten Getränke werden gereicht. Die Gäste nehmen sie im Stehen zu sich. finden sich in Gruppen zusammen und plaudern zwanglos.

      Als einer der letzten taucht Dr. William Stanford auf, er hat weise blaue Augen und weißes Haar. Da er Witwer ist, keine Kinder besitzt, hat er sich vorgenommen, für immer hier in diesem Paradies zu bleiben.

      Bettina mag den Arzt sehr gern.

      Als er jetzt vor ihr steht, blinzelt er sie vergnügt an.

      »Gnädige Frau, denken Sie an die Herzen der unverheirateten Männer. Auch an das meinige. Sie kommen mir wie ein vom Himmel gefallener Engel vor.«

      Bettina lacht leise auf.

      »Ich fühle mich durchaus nicht engelhaft, lieber Doktor. Wollen Sie einmal meine niedlichen Krallen sehen?«

      »Mir scheint, Sie sind aus der richtigen Mischung zusammengestellt. Von mir aus dürfen Sie so bleiben.« Er seufzt komisch auf. »Schade, daß ich nicht dreißig Jahre jünger bin.«

      Sie droht ihm mit dem Finger. »Auf Sie werde ich heute ein ganz besonderes Auge werfen müssen, damit Sie Ihr Herz nicht zu sehr strapazieren.«

      Neue Gäste kommen hinzu. Schon steht Wattenberg an ihrer Seite. Bettina muß

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