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zu bewegen usw. verraten uns oft auf den ersten Blick seinen Stand, seinen Beruf, kurz: seine soziale Stellung. All das ist uns in manchen Fällen ohne jedes Nachdenken klar und wir richten unwillkürlich unser Verhalten danach ein. Die Welt der Menschen ist eine soziale Welt, in der jeder seine bestimmte Rolle – oft auch mehrere Rollen – spielt. Wir sehen den Menschen aber nicht nur als Menschen, nicht nur mit dem, was er mit allen Menschen gemeinsam hat, und auch nicht nur mit dem Platz, den er in der sozialen Ordnung einnimmt – stärker oder schwächer spricht zu uns auch oft schon bei der ersten Begegnung das, was er selbst als individuelle Person ist und wie er ist, sein Wesen, sein Charakter. Es spricht zu uns aus seinen Gesichtszügen, aus seinem Blick und Mienenspiel, aus dem Klang seiner Stimme, aus vielem, dessen wir uns gar nicht bewußt sind. Und indem es zu uns spricht, rührt es uns innerlich an, stößt uns ab oder zieht uns an. Menschen sind Personen von individueller Eigenart; und die Auffassung, die sie voneinander haben, ist keine reine Verstandessache, es ist meist eine mehr oder minder tiefgehende innere Auseinandersetzung, mindestens liegt ein Ansatz dazu in jeder lebendigen Begegnung. – Gehen wir von der isolierten Begegnung über zum dauernden Zusammenleben, so tritt das Äußere und das Allgemeine meist mehr und mehr zurück hinter dem Inneren und Persönlichen. Die Auseinandersetzung vollzieht sich ausdrücklicher und geht allmählich über in ein dauerndes, selbstverständliches Miteinander, evtl. auch Neben- oder Gegeneinander in verschiedenen Gemeinschaftsformen. In die Auffassung geht nach und nach immer mehr von der »Geschichte« des Menschen, von seinem »Schicksal« ein und im Zusammenhang damit ein Bewußtsein wechselseitiger Verantwortung. Menschenleben ist Gemeinschaftsleben und ist Werdegang in Wechselbedingtheit. – Mit Menschen in Gemeinschaft leben heißt z. gr. T. sie wirken sehen und mit ihnen zusammenwirken; unter Menschenwerken leben, Menschenwerke entstehen und vergehen sehen, von ihnen gebildet werden und andere durch sie bilden helfen: Menschliches Leben ist Kulturleben. Die Menschenwelt ist eine vielgestaltige geistige Welt von individuellen Personen und Gemeinschaften, von sozialen Formen und Geisteswerken. In ihr steht er, in ihr lebt er, in sie schaut er hinein, in ihr begegnet ihm Menschendasein und Menschentum.

      3. Der Mensch als geistige Person: in seiner Erschlossenheit nach innen und nach außen

      Er erfährt Menschendasein und Menschentum an andern, er erfährt es aber auch in sich selbst. Und darüber ist noch ein vorläufiges Wort zu sagen. Bei allem, was der Mensch erfährt, ist er für sich selbst spürbar dabei. Die Erfahrung, die er von sich selbst hat, ist eine gänzlich andere, als die er von allem andern hat. Die äußere Wahrnehmung des eigenen Körpers ist nicht die Brücke zur Erfahrung des eigenen Selbst. Der Körper wird wohl auch äußerlich wahrgenommen, aber das ist nicht die grundlegende Erfahrung und verschmilzt mit der Wahrnehmung von innen her, mit der ich den Leib spüre und mich in ihm. Es gehört dazu, daß ich meiner selbst, nicht bloß des Leibes, sondern des ganzen leiblich-seelisch-geistigen Ichs inne bin. Menschendasein ist nach innen aufgebrochenes, für sich selbst erschlossenes Dasein, eben damit aber auch nach außen aufgebrochenes und erschlossenes Dasein, das eine Welt in sich aufnehmen kann. Was das alles besagt: in sich selbst sein, für sich und anderes aufgeschlossen sein, wie die Erfahrung seiner selbst und die Erfahrung äußeren Seins, vor allem andern menschlichen Seins, ineinandergreifen, das sind Themen für große Untersuchungen.

      4. Der Mensch als geistige Person: als Gottsucher

      Zum Abschluß dieser ersten vorbereitenden Analyse soll nur noch eines angedeutet werden: In seinem Inneren wie in der äußeren Welt findet der Mensch Hinweise auf etwas, was über ihm und allem ist, wovon er und wovon alles abhängt. Die Frage nach diesem Sein, das Suchen nach Gott gehört zum menschlichen Sein. Zu erforschen, wie weit er mit seinen natürlichen Mitteln in diesem Suchen gelangen kann, ist noch Aufgabe der Philosophie, eine Aufgabe, in der sich Anthropologie und Erkenntnistheorie begegnen. Ihre Lösung muß zur Absteckung der Grenzen der natürlichen Erkenntnis führen.

      III. Der Mensch als materielles Ding und als Organismus

       Inhaltsverzeichnis

      I. Der Körper als materielles Ding

       Inhaltsverzeichnis

      Versuchen wir einmal, den Menschen rein auf seine Körperlichkeit hin zu betrachten. Das ist eine abstrakte Betrachtung, in der wir künstlich von vielem absehen, was zum Vollphänomen des Menschen unaufhebbar gehört: von allem, was an Leben, Seele, Geist durch sein Äußeres zu uns spricht. Sie soll uns dazu verhelfen, ihn zunächst einmal in seiner körperlichen Eigenart zu erfassen. Denn dieser Körper ist ja schon rein als solcher von andern spezifisch verschieden.

      1. Die Gestalt: Geschlossenheit ist gleich »Individualität«; gesetzliche und symmetrische Gliederung; Aufrichtung; Nacktheit; Doppelform: männlich- weiblich; Abfolge von Gestalttypen

      Vergleichen wir ihn mit den »Stoffen«, die uns die niederste Stufe »geformter Materie« darstellen, so sehen wir auf der einen Seite »Stücke« einer »Masse«, für die es außerwesentlich ist, daß sie gerade diese Größe und Gestalt haben, die eine Vereinigung mit andern Stücken desselben Stoffs und ebenso eine weitere Teilung in Stücke zulassen, auf der andern Seite Gebilde, denen ihre bestimmte und in sich geschlossene Gestalt wesenhaft zugehört, die nicht Stücke, sondern Exemplare der Species Mensch sind und ebensowenig Zerstückung wie Vereinigung mit andern zu einer homogenen Masse zulassen. Wir können diese Eigentümlichkeit des menschlichen Körpers, bestimmte, in sich geschlossene, unteilbare und mit andern unvereinbare Gestalt zu sein, Individualität nennen. (Wir nehmen dann diesen Ausdruck in einem Sinn, der seiner ursprünglichen Wortbedeutung entspricht, müssen uns aber vorbehalten, ihn später noch in anderer Bedeutung zu verwenden.) Diese Eigentümlichkeit teilt der menschliche Körper mit allen Organismen. Es gibt etwas Analoges auch schon im Bereich des rein Materiellen: Die Kristalle sind Gebilde von in sich geschlossener und bestimmter Gestalt. Sie können nicht zerschlagen werden, ohne ihr Eigenwesen zu verlieren, dagegen lassen sie Vereinigung mit andern zu größeren Stücken zu. – Gehen wir der Eigentümlichkeit der menschlichen Gestalt weiter nach, so finden wir als charakteristisch ihre streng gesetzliche, mannigfaltige und symmetrische Gliederung. Strenge Gesetzlichkeit des Aufbaus ist allen Organismen eigen; der Mannigfaltigkeit nach ist im Pflanzen- wie im Tierreich eine Stufenreihe zu beobachten: Es gibt hier wie dort einfache Organismen, deren Gestalt sich den einfachen geometrischen Körpern annähert. Das Gesetz der Symmetrie ist für das ganze Gebiet des Organischen von Bedeutung, aber nicht überall für das Ganze der Gestalt Aufbaugesetz wie beim Menschen und den höheren Tieren. Für die menschliche gegenüber der tierischen Gestalt ist wesentlich die vertikale Aufrichtung, die Nacktheit als relative Unverhülltheit der Grundgestalt und relative Sichtbarkeit der Innenstruktur des Körpers durch die Oberflächengestalt. – Diese Gesetzmäßigkeit der Gestalt beim Menschen wie bei allen Organismen ist nicht die völlig gleicher Exemplare einer Species, sondern größere oder geringere Annäherung an eine Normalgestalt. Und diese Normalgestalt ist nicht eine für die ganze Species Mensch: Wir haben einmal die Doppelform des Männlichen und Weiblichen; sodann einen gesetzmäßigen Gestaltwandel: Das Individuum durchläuft in seiner Entwicklung eine Abfolge von Normalgestalten. (Die Kindesgestalt hat ein anderes Aufbaugesetz als die des jugendlichen und des reifen Menschen.)

      2. Materielle Beschaffenheit: Mannigfaltigkeit der Aufbaustoffe; Glieder, Organe

      Die Oberflächengestalt steht bei allen materiellen Körpern in Zusammenhang (wenn auch nicht in eindeutiger Abhängigkeit) mit der materiellen Beschaffenheit. Für den menschlichen Körper ist charakteristisch eine Mannigfaltigkeit von verschiedenen materiellen Bestandteilen, die im Aufbau der Gestalt eine verschiedene Rolle spielen, in der Oberflächengestalt und durch sie hindurch sichtbar werden. Die Anatomie, die den materiellen Aufbau des menschlichen Körpers systematisch erforscht, berücksichtigt diese materiellen Bestandteile und untersucht sie auf ihre chemische Zusammensetzung;

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