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Griechische Mythologie. Ludwig Preller
Читать онлайн.Название Griechische Mythologie
Год выпуска 0
isbn 9788027230273
Автор произведения Ludwig Preller
Жанр Сделай Сам
Издательство Bookwire
7. Ares.
Eine besondere Persönlichkeit für die Eigenschaften welche beim Zeus, bei der Hera und Alhena durch die Prädikate ἄρειος ἀρεία ausgedrückt werden. Ares ist ein Sohn der Hera, der ewig zänkischen, dem Zeus verhaßten708, gewiß nicht blos deshalb weil er selbst ein Gott des Streites und des Haders ist, sondern in demselben Doppelsinne wie jene stürmischen Scenen zwischen Zeus und Hera aufzufassen sind, als Bild des durch Sturm und Ungewitter aufgeregten Himmels. Eben deshalb ist seine Heimath Thrakien709, wobei zwar nicht zu verkennen ist daß die thrakischen Völkerschaften, wild und kriegerisch wie sie waren, auch den Gott des Krieges viel verehren mochten. Aber weit mehr im Sinne der Mythologie ist es den Namen Thrakien auch hier nach seiner geographisch malenden Bedeutung aufzufassen, als das rauhe Land des Nordens und des Winters, wo Boreas und die wilde Jagd der Stürme zu Hause sind; in welcher Hinsicht Ares einen sehr bestimmten Gegensatz zum Apoll bildet, der als Gott des Lichtes und des Frühlings eben jenseits dieses wilden Grenzdistrictes im Norden heimisch gedacht wurde. Endlich deuten aber auch verschiedene bildliche Erzählungen in der Ilias eine solche Naturbeziehung an, besonders die Beschreibung der Kämpfe zwischen Ares und Athena, welche als Göttin der reinen Luft und des Aethers die natürliche Feindin des Ares ist und gewöhnlich sehr unbarmherzig mit ihm umgeht. So Il. 5, 853 ff., wo sie ihn durch Diomedes verwundet, Ares aber mit solchem Getöse niederrasselt (βράχε), wie neuntausend oder zehntausend Männer in der Schlacht zu lärmen pflegen, und dann auf dunklem Gewölk zum Himmel emporfährt. Eben so Il. 21, 400 ff., wo Athena den Ares durch einen Steinwurf verwundet, er aber fällt und bedeckt sieben Morgen Landes im Fall und seine Haare vermischen sich mit dem Staube, seine Waffen rasseln: was wieder ganz den Eindruck solch eines alten Naturgemäldes macht, wo die Ereignisse der Natur, Donnerwetter Wolkenbruch, gewaltiges Stürmen und Brausen in der Luft als Acte einer himmlischen Göttergeschichte erscheinen, in denen gewöhnlich Zeus Hera Athena Hephaestos Ares und Hermes als die handelnden Personen auftreten.
Indessen ist diese allgemeinere Bedeutung des Ares bald vor der specielleren des blutigen Kriegsgottes zurückgetreten, in welcher ihn ohne Zweifel seit langer Zeit alte Kriegslieder zu feiern pflegten, bis die Ilias ein so vollständig abgerundetes Bild von ihm geben konnte. Sie selbst erinnert an solche alte Kriegsgesänge, wenn sie 13, 288 ff. der Kämpfe der thesprotischen Ephyrer und der thessalischen Phlegyer erwähnt, oder wenn 2, 511 ff.; 13, 519 Askalaphos und Ialmenos, die Führer der Völker des minyeischen Orchomenos, das auch von Phlegyern behütet wurde, Söhne des Ares genannt werden710. Und viele andere alte Sagen und Lieder, wie die vom Kampfe des Herakles mit Kyknos, die von dem des Pelops mit Oenomaos, oder von anderen alten Helden und Königen des blutigen Kampfes und der wilden gewaltthätigen Sitte werden dieses Bild des stürmenden Kriegsgottes weiter ausgeführt haben. Die Ilias selbst giebt alle Züge und Farben um es sich vollständig zu vergegenwärtigen, zugleich als poetisches Idealbild des kriegerischen Helden der epischen Sage, nur ist Ares immer etwas berserkerartig. Zunächst drückt sein Name aus den kriegerischen Muth (Il. 17, 210; 18, 264) und den Kriegssturm (μῶλος Ἄρηος), den blutigen Krieg des Todes und der Wunden (αἴματος ἆσαι Ἄρηα). Auch ist er die Schlacht selbst und zwar als der wüste hin- und herwogende Kampf711 mit seinem Toben und Würgen und seinen wechselnden Erfolgen. Das ist des Ares wahre Lust und das ist sein ganzes Treiben (Ἄρηος παλάμαι 3, 128, ἔρις Ἄρηος 5, 861; 14, 149, vgl. 18, 209). Daher auch alle Streiter und kriegerische Helden ἀρήιοι, ἀρηίφιλοι, ἀρηίϑοοι, ἀτάλαντοι Ἄρηι sind und die in der Schlacht Gebliebenen ἀρηίφατοι oder ἀρηικτάμενοι712. So ist auch des Ares Gestalt, seine Ausrüstung, sein ganzes Auftreten das Musterbild eines kriegerischen und von der Furie der Schlacht ergriffenen Helden. Er ist ganz in Waffen gehüllt (χάλκεος), herrlich anzuschauen in seiner kriegerischen Rüstung und Gürtung713, sein Haupt bedeckt durch den schimmernden Helm mit wallendem Helmbusch (χρυσεοπήληξ, κορυϑαίολος, καρυϑάιξ), in seiner Hand die geschwungene schilddurchbohrende Lanze (ἐγχέσπαλος, ρινοτόρος), an seinem Arme der gewaltige stierlederne Schild (ταλαύρινος). Auch ist er sehr schön und stattlich, ein frischer Held, außerordentlich schnell714 und behende (ϑόος), sehr stark und hitzig (ὄβριμος, καρτερόχειρ, ὀξύς), von riesiger Große (πελώριος). In der Schlacht ergreift ihn wilde Wuth (μαινόμενος 15, 605, ϑοῦρος), die aus seinen Augen mit furchtbarer Wirkung hervorleuchtet (8, 349). Er schreit entsetzlich (βριήπους 13, 521), tobt wie ein wildes Roß und haut um sich lauter Tod und Wunden715, ganz blutig und mörderisch (βροτολοιγός), unersättlich im Kriege (ἆτος πολέμοιο). Gewöhnlich kämpft er zu Fuß, ein Schrecken der Kriegswagen und der ummauerten Städte (βρισάρματος, τειχεσιπλήτης), doch ist nicht selten auch von seinem eignen Kriegswagen und seinen prächtigen Rossen die Rede, die zu den berühmtesten der epischen Sage gehörten716.
Das ist also das Bild des Kriegsgottes Ares, als welcher er in der Ilias auch Ἐνυάλιος genannt wird717, wie dieser vermuthlich durch das herkömmliche Kriegsgeschrei fortgepflanzte Name718 denn auch im örtlichen Gottesdienste für Ares oder als dessen Beinamen gebraucht wurde, bis man später den Enyalios als Sohn oder Gehülfen des Ares von diesem unterscheiden lernte719. So pflegt auch Ἐνυώ, die mordende Kriegsgöttin und Städteverwüsterin, in seiner Umgebung zu erscheinen (Il. 5, 333. 592), bis sie später gleichfalls in verschiedenem Verhältniß zu ihm gedacht wurde720. Auch Ἔρις, die Göttin des schrecklichen, des blutigen Streites, war seine engverbundene Gefährtin (Il. 5, 891, Paus. 5, 19, 1), für seine Diener und Gesellen aber galten besonders Δεῖμος und Φόβος, Furcht und Schrecken, die ihm den Wagen schirren und seine stets mordlustige Begleitung bilden721: eine schreckliche, im blutigen Toben und Morden unersättliche Gruppe, zu welcher auch die Keren, die Göttinnen des blutigen Todes der Schlacht gehören, ferner Κυδοιμὸς und ähnliche Dämonen, wie sie besonders die ältere Kunst auf Schilden oder sonst auf Waffen und zu kriegerischen Zwecken in überaus grellen Gestalten auszuführen liebte, hinter denen die Beschreibungen der Dichter nicht zurückbleiben722. Nur dadurch verlieren diese grausigen Farben an ihrer Wirkung daß Ares trotz alles Tobens und aller Kraft doch keineswegs unüberwindlich ist. Vielmehr ist gerade das wilde Toben und der tolle Muth seine eigne Schwäche und die seiner Söhne, in welchen Dichtungen die alte Vorstellung von dem tobenden Sturmgotte der Luft nachwirkt. Namentlich bildet Athena mit den von ihr geführten Helden in dieser Hinsicht einen merkwürdigen Gegensatz zum Ares, obschon sie ihm sonst als Kriegsgöttin nahe steht. Immer übt sie große Gewalt über ihn, wie sie ihn in der Ilias wiederholt von der Schlacht abhält, indem sie ihn als Göttin des besonnenen Muthes ruhig bei der Hand faßt und entwaffnet (5, 30 ff.; 15, 123 ff.). Oder