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die Aphrodite betreffenden Sagen zwischen griechischer und orientalischer Anschauung. So ist gleich die Dichtung von der Geburt und Abkunft dieser Göttin eine doppelte, principiell verschiedene. Einmal jene ältere und hellenische, wo Aphrodite als Tochter des Zeus (Διὸς κούρη Il. 5, 312) und der Dione in das Olympische Göttersystem eingereiht wurde, eine Genealogie welche auch später namentlich bei den Dichtern ihr Ansehn behauptet hat, so daß selbst die kyprische Aphrodite nicht selten Tochter der Dione genannt wird748, oder mit der Zeit, nach dem Vorgange des dodonaeischen Gottesdienstes wie es scheint, Dione und Aphrodite auch wohl völlig gleichgesetzt wurden749. Zweitens die Hesiodische, welche ausdrücklich auf den Cult von Kythera und Kypros zurückgeht (th. 188–206), also orientalischen Ursprungs ist. Auch entspricht dieser Mythus ganz dem Wesen jener Urania, welche zugleich eine himmlische Göttin, eine Göttin der beruhigten Fluth und eine Göttin der von dem Anhauche des Frühlings befruchteten Erde ist. Das vom Kronos mit seiner Sichel abgeschnittene Zeugungsglied des Uranos fällt nach dieser Dichtung in das Meer und schwimmt in demselben lange umher, bis aus dem aufgährenden Schaume die Göttin geboren ward, welche die Griechen deshalb Ἀφροδίτη d. h. die Schaumgeborne genannt glaubten750, worauf sie zuerst in den Gewässern von Kythera erschienen, dann auf der meerumflossenen Kypros ans Land gestiegen sei, »die schöne und würdige Göttin, der Rasen schwoll unter ihren Füßen, als sie leichten Schrittes dahinwandelte, und Eros begleitete sie und der schöne Himeros, als sie sich in die Mitte der Götter begab. Das ist ihre Ehre und ihr Antheil unter den Menschen und den unsterblichen Göttern, magdliches Kosen und Lächeln und Schalkhaftigkeit, süße Lust und Liebe und sanfte Anmuth.« Ein Thema welches in den folgenden Zeiten in vielen Dichtungen und Kunstwerken weiter ausgeführt wurde, die sie als Ἀναδυομένη d. h. die aus dem Meere Auftauchende feierten. Ein sanfter Hauch des Zephyrs hat sie im weichen Schaume der bewegten Fluth zu Kypros ans Land getragen, wo die Horen sie empfingen, bekleideten und köstlich schmückten und darauf zu den unsterblichen Göttern führten, welche sie von solcher Schöne entzückt begrüßten, ein jeder hätte sie gerne zur Gattin gehabt, die veilchenbekränzte Kythereia (Hom. H. 6). Oder wie Phidias es in einer schönen Gruppe am Piedestal seines Olympischen Zeuscolosses ausgedrückt hatte, wie Eros die aus dem Meere Auftauchende am Lande empfing, Peitho sie bekränzte und alle Götter des Himmels, der Erde und des Meeres anstaunend sie umgaben751. Oder man schilderte und malte Thalassa, die personificirte Meeresgöttin, wie sie die Neugeborne aus ihrer Fluth emporhielt und die Nereiden, die Tritonen und andre Geschöpfe des Meeres sie mit jubelndem Chore begrüßten, oder wie sie mit tropfenden Locken aus dem sanft bewegten Gewässer als größtes Wunder der Schöpfung emportauchte, oder so wie man auf der Insel Kythera erzählte, daß eine Muschel die Neugeborne, nur mit dem natürlichen Reize ihrer Schönheit Bekleidete, bei ihnen zuerst ans Land getragen habe752.

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