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Inseln und Küsten der griechischen Gewässer von Karern und Lelegern bewohnt waren. Aus dieser älteren Zeit wurde die bekannte eigentümliche Gestalt des Cultusbildes, welches für ein Diopetes galt
685, in den Grundzügen auch später beibehalten, während sich dieser Gottesdienst im Uebrigen, je mehr Ephesos selbst aufblühte, außerordentlich glänzend gestaltete, ein religiöser Mittelpunkt des halb griechischen halb asiatischen Nationallebens der Ionen. Er war umgeben von einer zahlreichen Priesterschaft, worunter die Hierodulen und Verschnittenen wieder an Asien erinnern, reich dotirt und durch alle Mittel der Baukunst, der bildenden Kunst und der Malerei aufs glänzendste ausgestattet. Auch hier ist Artemis eine Mondgöttin von ausgebreiteter Bedeutung, nicht jungfräulich gedacht, sondern mütterlich und ammenartig, wie es die vielen Brüste des Bildes ausdrückten: eine nährende und zeitigende Göttin des Erdelebens, der Vegetation, der Thiere und der Menschen. Wie die griechische Artemis wurde sie vorzüglich im Frühlinge gefeiert, wo sich alle schaffenden Naturkräfte von neuem bethätigen, und wie jene war sie sowohl in den Bergen und Wäldern als in den sumpfigen Niederungen zu Hause, eine Pflegerin und Jägerin des Wildes und Geburtsgöttin, während sie mit den übrigen asiatischen Formen des Artemisdienstes den stürmischen und fanatischen Geist ihres Gottesdienstes gemein hatte. Daher ihre Umgebung der kriegerischen
Amazonen, welche der Sage nach ihren Dienst zuerst begründet und dann weiter verbreitet hatten, jene in so vielen Sagen wiederkehrenden Gestalten einer alten asiatischen Tradition, welche immer auf fanatischen Dienst einer Mondgöttin zurückweisen. Denn schon der lykische Bellerophon und der troische Priamos haben mit den Amazonen zu kämpfen, welche mit der Zeit in Folge der verwandten Gottesdienste im Innern von Kleinasien und am Pontos in der geographischen und historischen Tradition der Alten eine immer festere Stütze gewannen. Das vordere Kleinasien in der Gegend von Ephesos bis Smyrna Kyme und Troas machte die Griechen mit diesen Traditionen bekannt und durch die Griechen sind daraus jene bekannten Idealbilder einer kriegerischen Begeisterung des weiblichen Geschlechts geworden, welche mit der Zeit in der hellenischen und römischen Sagendichtung eine so außerordentliche Verbreitung gefunden und namentlich die Phantasie der bildenden Künstler zu immer neuen Schöpfungen erregt haben. Der Cultus der ephesischen Artemis muß in dieser Hinsicht besonders anregend gewesen sein, da nicht allein die Stiftungslegenden des Tempels von ihren kriegerischen Tänzen und von ihren Kämpfen erzählten, sondern auch in dem Tempel selbst Bilder der Amazonen von den größten Meistern, von Phidias, Polyklet u. A. gezeigt wurden, welche sich in den besten Mustern der noch vorhandenen Amazonenstatuen zum Theil noch jetzt nachweisen lassen. Von Ephesos hatte sich derselbe Cultus mit dem herkömmlichen Cultusbilde auch unter den übrigen Griechen Kleinasiens, aber auch nach Kreta nach Arkadien und Messenien, ja durch die Phokaeer bis nach Massalia verbreitet
686, während in der Nachbarschaft von Ephesos in
Magnesia am Maeander, die nach dem Orte Leukophrys benannte Artemis Λευκοφρυηνή, auch sie durch einen glänzenden Gottesdienst und einen sehr schönen Tempel ausgezeichnet, der ephesischen wenigstens nahe verwandt gewesen sein muß
687. So war auch die Artemis Περγαία von
Perge in Pamphylien eine in Asien sehr gefeierte Gottheit, besonders bekannt durch ihre Orakel und ihre wandernden Bettelpriester
688. Ihr Bild ist auf Münzen erhalten und noch roher und unförmlicher als die Artemis von Ephesos und Magnesia. Ferner gab es in der Gegend von Sardes eine Artemis Κολοηνὴ am
Gygaeischen See, einem alten Mittelpunkte nationaler Erinnerungen für die lydische Nation
689. Endlich war in denselben Gegenden auch sehr verbreitet der Dienst der
persischen Artemis (A. Περσία Περσική) oder Anahit (Ἀναῖτις) wie sie mit ihrem einheimischen Namen hieß, eine in Persien Baktrien Medien Armenien Kappadokien, am Pontos und in Lydien verehrte Göttin des Himmels und seiner befruchtenden Gewässer, also der vegetabilischen und animalischen Befruchtung überhaupt, der Thiere und der Menschen, welche als schöne und glänzende Jungfrau gedacht und von Susa und Ekbatana bis Hierocaesarea und Sardes in vielen Tempeln angebetet wurde
690. Als Göttin der weiblichen Befruchtung und einer glücklichen Geburt wurde sie hin und wieder auch mit weiblichen Hierodulen umgeben und durch Prostitution geehrt, daher Manche sie mit der Aphrodite verglichen.
Endlich gehört auch Hekate in diesen Zusammenhang, obwohl sie gewöhnlich ganz von der Artemis getrennt wird. Eine sehr angesehene Göttin schon in der Hesiodischen Theogonie vs. 404–452 und in dem Homerischen Hymnus auf Demeter vs. 24. 52 ff., wo sie als engverbundene Freundin der eleusinischen Gottheiten erscheint, während jenes Gedicht sie nach ihrer eignen, sehr weit ausgedehnten Bedeutung feiert691. Ihre Genealogie ist eine andere als die der Artemis, denn sie ist Tochter der Asteria (der Sternennacht, Schwester der Leto) und des Titanen Perses oder Persaeos (einer theogonischen Gottheit des Lichtes), und zwar das einzige Kind dieser beiden Mächte (μουνογένεια). Indessen kommen neben dieser Genealogie noch verschiedene andere vor, ein Beweis daß sie als fremde oder später bekannt gewordene Göttin in dem griechischen Göttersystem niemals ganz sichern Boden gewinnen konnte. Es scheint daß sie ursprünglich jenen Völkern der nördlichen Küste des aegaeischen Meeres angehörte, welche die Alten insgemein Thraker nennen; wenigstens findet sich dort der Cultus ähnlicher Mondgöttinnen in verschiedenen Formen. Einer der ältesten war der auf Samothrake, wo man sie in der Zerynthischen Höhle wohnhaft dachte692; doch wurde sie auch in Thessalien zeitig verehrt, indem ihr in diesem Lande sonstiger Aberglaube und die Dienste der Persephone Βριμὼ d. i. der Zürnenden und der Artemis Φεραία d. h. von Pherae, einer in den thessalischen Ueberlieferungen oft genannten Mondgöttin, welche man wie jene Brimo mit der Hekate identificirte693, von selbst entgegen kamen. Aber auch in Theben, in Athen und auf Aegina fand diese Göttin großen Anhang694. Ueberall war sie einerseits der Artemis andrerseits der Persephone eng verbunden, eine nächtliche Mondgöttin und als solche Schützin (Ἑκάτη wie Ἕκατος) und zwar in derselben Bedeutung und Ausdehnung wie Artemis im Hom. H. 27, auch φωσφόρος, nur daß sie gewöhnlich als τρίμορφος d. h. als persönliche Einheit von drei verschiedenen Gestalten gedacht wurde. Darin ist die auch sonst übliche Beziehung derselben Gottheit auf alle drei Naturgebiete ausgesprochen, wie sich dieses im Hekatecultus auch in den Bildern ausdrückte welche aus drei Figuren mit verschiedenen Attributen zusammengesetzt waren, in welcher Weise sie namentlich durch den attischen Künstler Alkamenes dargestellt worden war695. Und in dieser dreifachen Beziehung auf Himmel Erde und Meer schildert sie schon die Hesiodische Theogonie, als überall mächtig und sehr gelehrt, dabei für das menschliche Leben sehr nützlich, in Handel und Wandel, auf dem Meere, im Kriege, auch für Rossezucht Jagd und Viehzucht, endlich für Geburtshülfe und Kinderzucht696. Ganz besonders blieb sie indessen immer ἐνοδία, eine auf den Straßen heimische und wandernde Göttin, daher ἄγγελος697 und Geliebte des Hermes. Darum weihete man ihr die Thore, stiftete ihr vor den Häusern kleine Capellen und Bilder (Ἑκατεῖα) und brachte ihr zu Anfang jedes Monates allerlei Speisen dar (Ἑκαταῖα, Ἑκάτης δεῖπνα), namentlich an den Scheidewegen und Kreuzwegen, nach denen sie schlechthin τριοδῖτις d. i. Trivia genannt wurde, wie sich der Aberglaube denn von jeher mit solchen Plätzen, den natürlichen Versammlungspunkten der Menschen und der Geister, gerne beschäftigt hat698. Und so blieben nun der geisterhafte Spuk und alle dämonischen Erscheinungen der mondbeleuchteten Straßen und Kreuzwege ihr eigentümliches Gebiet, wobei zu bedenken ist daß die Alten ihre Gräber an den Straßen hatten. Es ist der bleiche
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