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      »Er stand auf, ging ruhigen Schrittes auf sie zu und nahm sie zärtlich in seine Arme.

      »Schön, dass du da bist, meine Schöne«, flüsterte er, ehe er sich zu ihr hinunterbeugte, um sie zu küssen.

      »Wie war dein bisheriger Tag?«, erkundigte er sich, nachdem er sie nach unendlich langer Zeit wieder losgelassen hatte. »Bist du mit dem, was du schaffen wolltest, fertig geworden?«

      Bettina nickte.

      »Alles geschafft, auch wenn es mir manchmal schwerfiel, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, weil meine Gedanken immer wieder zu dir wanderten. Aber jetzt kann ich auf jeden Fall, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, mit dir nach Bad Helmbach fahren.«

      »Wenn du willst, können wir aber auch hier bleiben«, schlug er vor, »und es uns hier kuschelig machen. Kaffee trinken können wir auch hier und danach vielleicht einen Spaziergang machen. Das würde mich, ehrlich gesagt, mehr anmachen, als in das grässliche Bad Helmbach zu fahren. Dieses Paradies hier mit dem Tummelplatz der Schicki-Mickis zu tauschen ist doch beinahe so etwas wie ein Kulturschock.«

      »Du sprichst mir aus dem Herzen«, erwiderte Bettina. »Aber wir wollten doch in erster Linie nach Helmbach fahren, um dieses Teil für deinen Fotoapparat zu kaufen.«

      Jan winkte ab.

      »So wichtig ist das nun auch wieder nicht, da kann ich schnell mal irgendwann allein hinfahren. Ich bin mir ja nicht einmal sicher, ob ich es dort überhaupt bekommen werde. Worauf hast du denn Lust, mein Herz?«

      »Also, wenn du mich so fragst, dann würde es mir gefallen, den Nachmittag mit dir hier zu verbringen, Bad Helmbach ist, wie du weißt, für mich wirklich nicht das Paradies. Dort fahre ich nur hin, wenn es unbedingt sein muss, denn diese künstliche Welt ist ganz gewiss nicht meine … Also, Kaffeetrinken hier und danach ein Spaziergang …, das wäre perfekt.«

      »Phantastisch«, rief Jan zufrieden aus, »dann mache es dir bitte gemütlich, meine Schöne, den Kaffee werde ich nämlich jetzt für uns kochen. Mit der Kaffeemaschine hier kenne ich mich nämlich mittlerweile aus.«

      Dagegen hatte Bettina nichts einzuwenden, sie zog ihre Jacke aus, warf sie über einen Stuhl und machte es sich in einem der Sessel gemütlich, von dem man einen herrlichen Blick auf den See hatte, auf dessen Wasser sich golden das Sonnenlicht spiegelte.

      Nachdem sie diese bezaubernde Szenerie einen Moment genossen hatte, blickte sie hinüber zu Jan, der an der Kaffeemaschine herumhantierte.

      Womit hatte sie nur diesen tollen Mann verdient, um den sich die Frauen rissen, der aber nur Augen für sie hatte?

      Manchmal konnte Bettina es nicht fassen, dass ausgerechnet sie in den Glückstopf gegriffen hatte, zumal es für Jan anfangs wirklich nicht einfach gewesen war mit ihr, als sie zuerst noch mit Thomas liiert gewesen war und Jan für sie allenfalls ein Freund hätte sein können, und hinterher, als sie sich von Thomas getrennt hatte, weil sie zufällig dahintergekommen war, dass sie nicht die einzige Frau in seinem Leben war, sondern dass es sogar eine Ehefrau gab, hatte Jan behutsam um sie geworben, bis sie sich für ihn entschieden hatte. Mit einer anderen Frau hätte er es, weiß Gott, sehr viel einfacher haben können. Aber er hatte sich auf den ersten Blick in sie verliebt und niemals an seiner großen Liebe zu ihr gezweifelt.

      Und nun waren sie ein Paar, und mit ihnen wurde es immer schöner.

      Ein weiches Lächeln umspielte ihren schönen Mund, als sie ihm zuschaute. Jan war in vielen Dingen perfekt, aber Kaffeekochen gehörte zweifelsohne nicht zu den Disziplinen, in denen er einen Preis gewinnen würde.

      »So, mein Liebes, hier hast du deinen Kaffee, vom Chef-Kaffee-Kocher persönlich serviert.«

      »Danke, ich werde den Kaffee als eine Besonderheit genießen«, sagte Bettina und nahm die Tasse entgegen.

      Der Kaffee roch sehr gut, doch als sie ihn probierte, verzog sie das Gesicht. Das schiere Gift, er war so stark, dass man damit einen toten Seemann wieder auf die Beine bringen konnte.

      Verstohlen griff sie nach der Milch, weil so der Kaffee nicht zu genießen war, aber das wollte sie Jan nicht sagen. Er hatte sich so sehr bemüht und war so stolz auf sein Werk.

      Sie hatte freilich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Jan war nicht umsonst Journalist und verfolgte alles aufmerksam, sogar Kleinigkeiten, und natürlich fiel ihm auch sofort auf, dass Bettina etwas tat, was sie sonst nicht machte, nämlich, sich Milch in den Kaffee zu tun. Sie trank ihn stets schwarz, ohne Milch und Zucker.

      »Schmeckt dir der Kaffee nicht?«, erkundigte er sich deswegen auch sofort besorgt.

      »Doch, doch«, versuchte sie ihn zu beruhigen, »er ist nur … ein biss­chen stark.«

      Er trank einen Schluck, verzog das Gesicht.

      »Du liebe Güte, das ist ja reines Gift, der Kaffee ist ungenießbar … Ich hab wohl den Mund zu voll genommen und mich als Kaffeekocher überschätzt.

      Jetzt, da er es selbst erkannt hatte, brauchte Bettina ja keine Rücksicht mehr zu nehmen. Sie stand auf.

      »Warte, ich schütte noch etwas kochendes Wasser dazu, dann wird er genießbar.«

      »Tut mir leid«, murmelte er.

      Sie lächelte ihn an.

      »Das muss es nicht, Liebling, allein der gute Wille zählt.«

      Sie spürte, wie er sie mit Blicken verschlang, als sie an der Kaffeemaschine herumhantierte, aber das war ihr nicht unangenehm. Ihr war es auf jeden Fall lieber, mit zärtlichen Blicken verschlungen zu werden als gleichgültig behandelt zu werden.

      Während das Wasser durch die Maschine lief, das sie dem ein wenig missglückten Kaffee hinzufügen wollte, um ihn genießbar zu machen, drehte sie sich zu ihm um, war mit wenigen Schritten bei ihm und setzte sich auf seinen Schoß.

      Sie lehnte sich an ihn, seine Arme umschlossen sie und vermittelten ihr ein unglaubliches Gefühl von Geborgenheit.

      Sie fühlte sich so unbeschreiblich wohl.

      Er küsste sie, und sie vergaßen Zeit und Raum – es gab nur noch sie beide – sie und ihn, und das Band der Liebe, das sie einhüllte wie ein warmes Tuch.

      *

      Während der ersten Zeit, nachdem sie und Jan zusammengekommen waren, hatte Bettina immer gleich die Arbeit niedergelegt, um jeden Augenblick mit Jan zu genießen. Aber nach und nach hatte es sich eingespielt, und nun hatten sie eine ganz gute Lösung gefunden. Nach dem Frühstück ging jeder an seine Arbeit, und nachmittags trafen sie sich, um den Rest des Tages und die Abende und natürlich die Nächte miteinander zu verbringen.

      Bettina hätte es gern gesehen, wenn Jan an den gemeinsamen Mittagessen bei Leni teilgenommen hätte, doch das wollte er nicht. Das fand Bettina betrüblich, da er zu allen Hofbewohnern freundlich und nett war, aber nach wie vor allzuviel Gemeinsamkeit vermied. Das lag nicht etwa daran, dass er arrogant war, nein, das war er wirklich nicht, sondern vielmehr daran, dass er lieber mit ihr allein sein wollte und das Beieinanderglucken der Hofbewohner ihn einfach nervte.

      Das hatte Bettina inzwischen akzeptiert, und im Grunde genommen konnten sie alle ganz gut damit leben.

      Im Grunde genommen konnte Bettina es sogar nachvollziehen, dass Jan, wenn er auf dem Hof war, einfach nur seine Ruhe haben wollte. In seinem Beruf hatte er es mit so vielen Menschen zu tun, dass er das daheim einfach nicht auch noch brauchte.

      Das Kaffeetrinken im Bootshaus war ihnen zu einer lieben Gewohnheit geworden, und Jan genoss die Leckereien, die Leni immer mitschickte.

      Heute hatte Leni ihr frischgebackene Schokoladen-Muffins mitgegeben, die nicht nur köstlich aussahen, sondern auch ganz fantas­tisch schmeckten, von außen waren sie kross, innen hatten sie eine leicht cremige Konsistenz, so dass man sofort geneigt war, mit der Zunge in diese herrliche Schokoladenmasse hineinzutauchen.

      Seit Jan da war, hatten sie nicht über die Reise nach Frankreich gesprochen, aber heute wollte Bettina

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