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weiter südostwärts durch das Wasser geritten war.

      Deshalb ritt Wyatt ein Stück am nördlichen Ufer zurück.

      Aber er fand nirgends eine frische Fährte.

      Deshalb ritt er weiter nach Südosten.

      Auf Wichita zu.

      Sollte es den Mörder an den Ort seiner Tat zurückziehen?

      Das war bei einem so leichtfertigen Menschen wie Jim Borett nicht anzunehmen.

      Und doch fand der scharfäugige Verfolger, der ihm durch halb Kansas auf den Fersen geblieben war, die Fährte nicht wieder.

      Auf dem trockengrasigen Weg war nichts zu erkennen.

      Und auf viele Meilen hin gab es vor der Stadt keine Ansiedlung mehr.

      Und doch mußte der Mörder hier geritten sein.

      *

      Am späten Nachmittag sah Wyatt einen Mann am Ufer sitzen.

      Er ritt auf ihn zu.

      Es war ein uralter Indianer, mit schlohweißem Haar und einem hohen schwarzen Hut. Er blickte nicht auf, als der Reiter neben ihm hielt.

      Wyatt grüßte kurz und fragte: »Haben Sie heute einen Reiter gesehen?«

      »Viele Reiter.«

      »Hier in der Nähe?«

      »Ja.«

      »Sonderbar, ich habe keinen einzigen getroffen.«

      Der Rote blickte auch jetzt nicht auf. Er wies mit dem Kopf auf das jenseitige Ufer.

      »Zweimal zehn weiße Männer kamen von dort über den Fluß, eine halbe Meile von hier. Sie rasteten und ritten weiter nach Norden!«

      »Was waren es für Männer?«

      Der Indianer hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.

      »Voran ritt einer mit einem Stern. Vielleicht suchen Sie Rinderdiebe.«

      Wyatt nickte und reichte dem Alten eine Zigarre.

      Der nahm sie stumm und zündete sie an.

      Da fragte der Missourier: »Sonst haben Sie keinen Reiter gesehen?«

      »Ich sagte ja: Viele Reiter. Noch einen Mann, der eine gelbe Jacke trug, einen braunen Hut…«

      Wyatt schüttelte enttäuscht den Kopf. Da hörte er den Roten sagen:

      »… er hatte einen Sporn verloren…«

      »Wo?« Wyatt nahm die Zügel augenblicklich auf.

      »Irgendwo auf dem Weg hier.«

      Aber er fand die Spur trotzdem nicht wieder.

      Als er schon befürchtete, der flüchtende Doppelmörder könne die Stadt nach Osten hin umreiten, hielt er plötzlich inne.

      Er blickte hinüber zum Fluß, dessen Fluten orangerot und flimmernd in der Abendsonne glänzten.

      Der Weg führte seit einiger Zeit fast fünfzig Yards vom Ufer weg.

      Wyatt nahm den Falben herum und ritt hart auf das Ufer zu.

      Er hatte auf einmal ein sonderbares Gefühl in der Brust.

      Und er sollte sich nicht täuschen.

      Als er sich der Uferböschung näherte, verhielt er den Schritt des Falben.

      Drüben, drei Yards vor dem Ufer, hockte der Mann im Gras und starrte unverwandt auf den Grabstein.

      Wyatt ritt langsam heran.

      Er konnte erkennen, daß unten das Gras abgerissen worden war.

      Unter dem Namen Nancy Baxter und dem Kreuz waren nun deutlich die Zahlen zu erkennen:

      31.2. – 19.8.1870

      Wyatt hielt dicht hinter dem Mann, der wie leblos am Boden hockte und auf den Stein starrte.

      Der Wind kam vom Fluß herauf und brachte feuchte Kühle mit.

      Da sagte der Marshal:

      »Stehen Sie auf, Jim Borett. Wir reiten!«

      Der Mann blickte nicht hoch.

      »Ich habe gewußt, daß Sie auf meiner Fährte waren, Earp«, sagte er rostig. Dann erhob er sich und ging zu seinem Gaul, der zum Wasser hinuntergetrabt war.

      Langsam zog er sich in den Sattel und ritt neben dem Marshal her auf die Stadt zu.

Cover Der Weg nach Sheridan

      Über das Yampa-Hochland strich ein sanfter Frühlingswind und brachte den Duft der Bergwälder mit.

      Der einsame Reiter, der über die ansteigende Prärie ritt, beschattete die Augen mit der Hand und blickte nach Norden. Da oben vor den Bergen tauchten die Häuser einer Stadt auf. Einer Stadt, nach der sich Tom Coogan zehn Jahre lang gesehnt hatte.

      Chelsea!

      Aber für den einsamen Reiter war es mehr. Viel mehr. Vor zwölf Jahren war er mit dem großen Treck vom Osten gekommen. Unten am Arkansas entlang, hier herauf. Mit dem frischen Mut und der Unbekümmertheit seiner zweiundzwanzig Jahre.

      Inzwischen schien eine Ewigkeit vergangen zu sein.

      Der Mann im Sattel seufzte leise vor sich hin. Er war groß, hatte breite Schultern und ein eckiges lederbraunes Gesicht, das von vielen harten Falten gezeichnet war. Das dunkle Haar, das unterm Hutrand hervorlugte, hatte schon silberne Fäden, und auch in den schwarzen Brauen konnte man es silbern blinken sehen. Nur die Augen des Reiters waren jung; sie hatten etwas von der Farbe zugefrorener Bergseen.

      Tom Coogan war vierunddreißig. Man hätte ihn für vierzig halten können. Die vergangenen zehn Jahre hatten ihn hart und reif gemacht.

      Der Stetson auf seinem Kopf mußte vor langer Zeit einmal schwarz gewesen sein. Ebenso die Weste. Jetzt hatte der Felsstaub ein mißfarbenes Grau daraufgelegt. Das rote Hemd wollte nicht so recht zu dem grünen Halstuch passen. Die Lewishosen verrieten an einigen Stellen eine bedenkliche Offenherzigkeit. Nur die Stiefel waren noch gut. Und die großen Sternradsporen blitzten in der untergehenden Sonne.

      Der hochbeinige Braune trabte müde dahin.

      Der Reiter hatte den Kopf gesenkt und blickte scharf am Hutrand vorbei nach Norden.

      Chelsea.

      Da drüben an dem alten Coleantabaum war ein Schild angenagelt, das den Namen der Ortschaft trug.

      Chelsea.

      Der Mann nahm die Zügel hoch und ließ den Braunen anhalten. Tief in Gedanken versunken starrte er auf das Schild. Und plötzlich gruben sich zwei scharfe Falten um seinen Mund.

      Erst nach Minuten ritt er weiter.

      Rechts und links reihten sich die ersten Häuser auf. Er war in der Mainstreet.

      Auf den Stepwalks herrschte geschäftiges Treiben. Die Woche ging zu Ende, und die Menschen hatten noch tausenderlei zu erledigen.

      Niemand achtete auf den Mann, der da in die Stadt eintritt. Und wohl niemand wäre auf den Gedanken gekommen, daß er der gleiche Mann war, der fast auf den Tag genau vor zehn Jahren in Ketten durch die gleiche Straße als Mörder abgeführt worden war.

      Auf der linken Seite ragte ein großes Schild in die Straße. »Kid Walkers Saloon.«

      Tom lenkte den Braunen hinüber, stieg mit seltsam eckigen Bewegungen aus dem Sattel und band das Tier am Zügelholm fest. Er blieb noch einen Augenblick auf der Straße stehen und blickte zu dem Schild hinauf. Die Hände hatte er dabei nach Cowboyart hinten in den Waffengurt gesteckt.

      Langsam stieg er die Stufen hinauf und näherte sich der mit mattierten Blumen

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