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Sie denn, was er getan hat?«

      »Er hat es mir gesagt.«

      »Dann wissen Sie auch, daß ich ihn jagen muß.«

      Baxter senkte den Kopf und nickte düster. »Yeah – das weiß ich.«

      Er ging zu dem Pferd, das seine Männer für ihn mitgebracht hatten, zog sich am Sattelknauf hoch und blickte auf den Weg.

      Wyatt hielt neben ihm. »Reiten Sie zurück zu Ihrer Frau, Mister Baxter. Und sorgen Sie dafür, daß sie bald alles vergißt. So long.« Er reichte dem Rancher die Hand.

      »Ich danke Ihnen, Marshal, daß Sie mich da aus den Büschen geholt haben; wer weiß, wie lange ich ohne Sie da gelegen hätte!«

      Der Missourier winkte ab und nahm die Zügel hoch.

      Er ritt nach Süden um die Stadt herum davon.

      *

      Dodge City.

      Die alte Treibherdenstadt lag im Morgensonnenschein.

      Auf müdem Pferd ritt ein staubbedeckter Reiter in die breite Frontstreet ein.

      Auf der Straße herrschte reges Leben. Die Büffeljäger, die sich zum Aufbruch für ihre große Winterreise in die schneebedeckten Berge Montanas rüsteten, lärmten vor den zahlreichen Saloons und Stores herum, beladen mit Proviantsäcken und vielerlei Gegenständen, die sie in ihrem schweren Planwagen verstauten.

      Die Pelzjäger verzurrten ihre Schlitten auf ihren typischen flachen Rake-Wagen, und träge lehnten Cowboys, die auf den Ranches in der Umgebung der Stadt beschäftigt waren, an Vorbaupfeilern, rauchten, hatten die Hüte tief in die Stirn gezogen und pfiffen, wenn ein Mädchen vorüberging.

      Vor Odds-Silver-Bar saß ein alter Mann mit verwittertem Gesicht auf einem windschiefen Stuhl, ließ die mißfarbenen Hosenträger immer wieder gegen sein Kattunhemd flatschen und kaute auf einem Priem herum. Die gelbe Hose war mit unzähligen Flicken besetzt, und seine Schuhe waren vorn reichlich offenherzig und sorgten für eine gute Belüftung der Zehen.

      Dodge, die Sonnenstadt, wie die Indianer ihr Zeltlager noch vor zwei Jahrzehnten nannten, das sie am gleichen Platz seit undenklichen Zeiten aufgeschlagen hatten, blickte einem seiner typischen warmen Spätherbsttage entgegen.

      Der Alte vor Odds-Silver-Bar warf blinzelnde Blicke auf die Straße.

      Jetzt hatte sein Auge den staubigen Reiter auf dem Falbhengst entdeckt.

      Der Alte beugte sich vor und spitzte die Lippen.

      »Hell and devils!« preßte er tonlos durch die Zähne. »Bin ich nun blind – oder ist er das wirklich?«

      Der Reiter hielt auf den gegenüberliegenden Generalstore von Ed Webster zu, rutschte aus dem Sattel und schlang den Zügel um den Querholm. Er warf noch einen kurzen Blick die Straße hinunter, dann betrat er den Store.

      Der Händler musterte ihn kurz und fragte nach seinen Wünschen. Es kümmerte ihn nicht sonderlich, wie seine Kundschaft aussah. Hier in Dodge, im Herzen des Westens, gab es Menschen aller Schattierungen. Und dieser Mann da sah aus wie viele andere auch. Wie hätte der gute Eddie Webster auch ahnen können, daß dieser staubige hochgewachsene Mann mit dem tiefdunklen Gesicht und den blauen Augen einmal Dodges bedeutendster Bürger werden sollte, ja, daß er dem Namen dieser wilden Stadt im ganzen Land einen besseren Klang geben sollte… Bis dahin würden noch etliche Jahre ins Land gehen.

      Der Fremde trat an den Verkaufstisch und bestellte Seife, suchte sich ein kräftiges Hemd aus rotem Kattunstoff aus, ein weißes Halstuch und Strümpfe.

      In diesem Augenblick flog vorn die Ladentür auf, und vier klotzige Burschen betraten den Store.

      Es waren Büffeljäger. Riesige Figuren, einer wie der andere. Grobknochig, derb, mit harten Gesichtern und schweren Fäusten.

      Der vorderste, ein blondsträhniger Mensch mit Biberpelzmütze, schob sich neben den staubbedeckten Mann an den Tresen.

      »He, Alter!« rief er dem Händler zu. »Laß den Kram für diesen Cowboy liegen und komm rüber. Wir haben es eilig!«

      Webster zog die Brauen zusammen.

      »Dieser Gentleman war vor Ihnen hier, also werde ich ihn auch vor Ihnen bedienen.«

      »Habt ihr das gehört!« rief der Mann mit den blonden Strähnen, die ihm hinten bis in den Nacken herunterhingen. »Der Brillen-Bulle hat irgendwas gebrummt. Habt ihr das verstanden? Ich nicht. He, Alter, hast du gehört: Der Cowboy hat Zeit! Kuhtreiber haben immer Zeit. Er kommt früh genug ans Whiskyfaß!«

      Webster kümmerte sich nicht mehr um die Männer und suchte weiter die Gegenstände zusammen, die der Fremde bestellt hatte.

      Da brüllte der blonde Hüne los: »He, Grandpa! Du wirst doch nicht dämlich genug sein, Mac Berick zu verärgern! He? Das würde eine schöne Bescherung werden. Los, laß den Krempel liegen und such mir zunächst mal einen Stapel Patronen Kaliber 44 raus! Aber rasch, sonst raucht’s!«

      Webster scherte sich absolut nicht um das rüpelhafte Benehmen des Mannes.

      Die anderen bauten sich breit hinter dem Fremden auf.

      Vorn wurde die Tür geöffnet.

      Eine Frau kam herein, fuhr aber wie von einer Natter gebissen zurück, als sie den Pelzjäger einen unflätigen Fluch ausstoßen hörte.

      Als sie verschwunden war, wurde die Tür wieder geöffnet.

      Es war der Alte mit dem gelben Strohhut und den verblichenen Hosenträgern. Er hakte die Tür ein, daß sie weit offenstand, und verschwand wieder.

      Die Brüllerei hatte die Leute auf den Stepwalks anhalten lassen. Neugierig blickten sie in den Laden.

      In diesem Moment langte Mac Berick über den Ladentisch, riß den Händler zu sich heran und stieß ihn so gewaltig zurück, daß Webster gegen ein Bord mit Töpfen flog.

      Tongeschirr und Porzellan zerbarst auf dem Boden.

      Webster kam wieder hoch. Sein Gesicht war feuerrot. Seine Linke griff unter die Theke.

      Da packte der Büffeljäger wieder blitzschnell zu, riß die Hand des Händlers hoch, zerrte daran – und Ed Webster hatte den Arm ausgekugelt. Er brüllte gellend auf vor Schmerz.

      Da griff der Fremde über den Tisch, packte Websters Arm, stieß ihn herum und meinte ruhig: »Alles wieder in Ordnung, Mister. Der Arm war ausgekugelt. Und nun tun Sie mir einen Gefallen und bedienen Sie zunächst diesen eiligen Mann hier, sonst gibt’s tatsächlich noch Ärger.«

      Berick bellte los: »Habt ihr das gehört, Boys? Der Kuhtreiber blökt. Es gibt Ärger! He, Fellow, was meinst du mit Ärger? Los, quetsch dich aus!«

      Der Fremde wandte sich dem Büffeljäger zu. Er war wohl ebenso groß wie der, breit in den Schultern, aber schmaler in den Hüften, hatte nicht so grobe Gliedmaßen, ein feineres Gesicht und wirkte ruhiger und besonnener.

      Mac blähte sich auf, stemmte die Schaufelfäuste in die Hüften und grölte:

      »Oh, der Bursche ist frech! Ich glaube, ich komme nicht umhin, ihm das Maul zu stopfen! Was meint ihr, Boys?«

      Die anderen Büffeljäger lachten und machten erwartungsvolle Augen.

      Da griff Mac nach dem Rockaufschlag des Fremden, erhielt aber so einen empfindlichen Schlag auf den Unterarm, daß er einen Schmerzenslaut nicht unterdrücken konnte.

      »Goddam bloody – was war denn das? Der Halunke ist bissig! Schade, Junge, ich hätte dir noch einen vergnügten Abend mit einer kessen Blonden drüben in Randys Bar gegönnt. Daraus wird nun nichts. Denn Mac Berick wird dir jetzt die Schnauze polieren!«

      Die Leute vor der Tür blickten gespannt in den Laden.

      »Sie sollen ihn in Ruhe lassen!« meinte ein breitgebauter Mann mit gutmütigen Augen. »Auseinander! Schluß da!«

      Aber

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