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Dompfaff getrauter Ehemann war zweifellos eine komische Erfindung.

      Daisy Mallingrott drückte mir jetzt fest und kameradschaftlich die Hand. „Die Zeiten ändern sich, Mr. Abelsen … Oder darf ich Olaf sagen? Mir kommt es immer so unglaublich töricht vor, wenn Leute hier in der Wildnis sich mit Salonphrasen beehren … Mich dürfen Sie getrost Daisy nennen, wenn auch Percy dazu ein schiefes Gesicht zieht.“

      „Ich ziehe gar nicht,“ lachte Dobber mit der frohen Gewißheit des Mannes, der sich geliebt weiß. „Ich ziehe höchstens immer an demselben Strange mit dir, my Darling … – Ihr Frauen vergeßt regelmäßig nach den ersten zwei Sätzen das, was ihr eigentlich habt sagen wollen. Du wolltest dich natürlich bei Olaf dafür bedanken, daß er uns ein so treuer Freund gewesen … Er nimmt es für genossen, Darling. Männern seines Schlages ist jedes Dankeswort nur peinlich. Im übrigen wäre es vielleicht angebracht, wenn ich Austin Gorrand die Gäule wieder zuführte und mit ihm und den anderen die Versöhnung durch einen Handschlag bekräftigte. Er ist ein vernünftiger Bursche, Darling, und gerade weil er sein Unrecht eingesehen hat, sollte man ihm einen Beweis unseres Vertrauens geben. Verrat ist von ihm auf keinen Fall zu fürchten …“

      Er legte ihr den Arm um die Schultern. „Hast du Bedenken?“

      „Nein …“ Aber es klang zögernd, und auch ich hätte ihm am liebsten abgeraten.

      Percys graublaue Augen forschten halb belustigt in Daisys mondbeschienenen Zügen. „He, Darling, – doch ein wenig Sorge?!“

      „Nicht Austins wegen,“ meinte sie merklich unsicher.

      „Ah – dein Vater … und vielleicht die Kerle, die den Busch angesteckt haben und die uns schmoren wollten, das Gesindel!“ Er warf mir dabei einen eigentümlichen Blick zu, und ich irrte mich wohl kaum, wenn ich annahm, daß er manches von dem, was Achi und ich ihm verschwiegen hatten, recht genau wußte. „Einen Percy Dobber fängt man nicht so leicht,“ fügte er achselzuckend hinzu: „Habe ich vier gute Pferdebeine unter dem Leibe und einen vollen Patronenrahmen in der Büchse, möchte ich den sehen, der mir eine Falle stellt. – In zwanzig Minuten kann ich drüben bei den Pilzen sein, Darling. Ich werde einen Bogen reiten, und nachher wähle ich wieder einen anderen Weg …“ Er drückte sie an sich, ihre Augen ruhten in stiller Zärtlichkeit ineinander, und dann trabte er davon.

      Der kleine Prophet hatte ihn begleiten wollen. Er und Achi flüsterten noch miteinander, als er schon die Mulde verlassen hatte, Achi rannte neben den Pferden her, – was sie flüsterten, schien selbst Daisy gleichgültig zu sein. Das wunderte mich.

      10. Kapitel

       Einer von der Wells-Expedition

       Inhaltsverzeichnis

      Vieles wunderte mich. Nachdem Percy verschwunden und Mallingrotts Töchterlein ihm noch nachgewinkt hatte, wollte Freund Achi auf Kaninchenjagd gehen, obwohl unser Proviant eine solche nächtliche Jagd überflüssig erscheinen ließ. Ich war auch dagegen. „Wir sollten jeden Schuß vermeiden,“ begründete ich meine strikte Ablehnung. „Wir haben alle Ursache, unsere Anwesenheit zu verheimlichen. Diese Gegend liegt mir allzu nahe an dem Felsentale.“

      Achi erklärte, er würde sich lediglich des Messers bedienen, und Daisy bestätigte, Achi sei als Messerwerfer eine erste Kraft.

      Das war mir neu.

      Und das war das erste, was mir aufstieß.

      Achi zog also auf Kaninchenjagd – zu Fuß.

      Daisy und ich saßen nun in der Sandmulde und redeten über dieses und jenes. Zum ersten Mal hatten wir Gelegenheit zu längerer Unterhaltung. Ich war erstaunt, daß die wilde Steppenblume so viel von der Welt kannte. Sie war in Townsville an der Ostküste erzogen worden. Früher hatte der Hafen Townsville regelmäßige Dampferverbindung nach den deutschen Südseekolonien gehabt. Ich kannte ihn. Die vorgelagerte Magnetic-Insel war uns Ingenieuren recht interessant gewesen. Wir hatten von Sydney aus die dortigen Magneteisensteingruben besucht. So klein die Insel ist: Die Magneterze üben auf weite Entfernung auf den Kompaß der Schiffe ihre Wirkung aus. – Daisy erzählte auch von ihren Reisen nach England, wo sie Verwandte hatte, und von allerlei Fahrten nach Neu-Kaledonien, Tasmanien, Neu-Guinea und Niederländisch-Indien.

      Sie erzählte zuviel. Man ist ja schließlich im Laufe der Jahre recht hellhörig geworden, und Daisys Bestreben, mich nicht zu Worte kommen zu lassen und jeden Gesprächsstoff auszuschalten, der ihr unbequem war, trat allzu offensichtlich zutage. – Weshalb diese nervöse Redseligkeit?! Weshalb rauchte sie meine Zigaretten wie Stroh, – ohne Genuß offenbar, – weshalb zerpflückte sie sie zwischen ihren zarten Fingern – zart und feingliederig, und doch kräftig und flink genug, Büchse und Pistole unangenehm sicher zu handhaben?!

      Ich liebe keine Unklarheit. Kameradschaft erheischt Offenheit.

      „Daisy,“ sagte ich und blickte ihr in die dunklen Augen, „– Sie sind so unruhig. Was ficht Sie an?“

      Dann, als sie nur den Kopf neigte und ihre Hutkrempe ihre Züge beschatten sollte, berichtete ich ihr kurz all das, was sie noch nicht wissen konnte. Ich wollte sie zur Offenheit zwingen.

      „Das – ist unmöglich, das hat Achi sich aus den Fingern gesogen,“ meinte sie sehr bestimmt. „Niemals hat er nachts in dem Tale diese zwölf Gestalten beobachtet …“

      Sie hob den Kopf. „Olaf, er hat Sie beschwindelt … Er hat es uns schon eingestanden …“

      Und dieser letzte Satz war das dritte, das mich in Erstaunen setzte.

      „Schon eingestanden?!“

      Sie errötete. „Ja … Es ist so …“

      „Wann denn? Dieses Geständnis kann doch nur …“

      Sie merkte, daß sie sich festgefahren hatte.

      „Vorhin …“ erklärte sie hastig. „Vorhin, Olaf … Wir haben Achi gesprochen, nachdem er mit den Pferden davongejagt war und auch ich mich von Austins Lagerplatz entfernte …“

      Diese Geheimniskrämerei paßte mir gar nicht.

      „Das ist ja recht eigenartig,“ – und ich scheute mich durchaus nicht, meine Enttäuschung und Gereiztheit zu verbergen. „Ich bin jetzt also isoliert worden, Sie haben auch Achi für sich gewonnen, und ich kann Außenseiter spielen, eine Rolle, die mir absolut nicht liegt. – Also Achi hat mich belogen?“

      Sie wollte nach meiner Hand greifen und mich versöhnen. Aber ich hatte guten Grund verletzt zu sein, und meine Hand glitt zur Seite.

      „Olaf!!“

      Ich reagierte auf nichts.

      „Inwiefern hat er gelogen?“ verlangte ich Auskunft.

      Daisy war Naturgeschöpf. Borraloola war ein Nest, und Daisys Reisen hatten ihr die seelische Edelpatina der Wüste nicht rauben können.

      „Machen Sie mich doch nicht traurig, Olaf,“ bat sie innig. „Achi erfand die zwölf Geister mit den Kerzen, damit Sie neugieriger werden sollten, – er sah nur zwölf Männer die Burg betreten …“

      „Albern!! – Und wie kam er dazu, Ihnen die Wahrheit zu gestehen?“

      Sie war sehr hilflos in ihrer Verwirrung. „Tragen Sie es ihm nicht nach … Wir … wir kennen Sie doch im Grunde so wenig …“

      Jetzt hatte sie meine Hand doch erwischt, und ihre beiden Händchen schmiegten sich darum wie schmeichelnde Kätzchen.

      Frauen bleiben sich stets gleich. Ihr letztes Mittel ist – vielleicht unbewußt – versteckte Zärtlichkeit.

      „So – Sie kennen mich so wenig!!“ – meine Hand entwand sich den schmeichelnden weichen Fingern. – Dies hatte den Ausschlag gegeben. Das war ja eine Art Kameradschaft, die mir in der Tat unverständlich. „Sie scheinen nicht recht zu begreifen, wie verletzend Ihre Begründung

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