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nach Dutzendware aussah.

      Ich band es mit einem skeptischen Lächeln um und barg es unter das Hemd. Austin Gorrand war sicher kein übler Wicht, nur ein echter Sohn dieser weiten Wüsten, in denen die Langeweile die Charaktere zermürbt. – Seine Andeutungen ließen einen bitteren Stachel in meinem Herzen zurück. Seine Warnung beunruhigte mich. Es konnte noch eine Stunde dauern, ehe Achi wieder zurück war. Tat ich nicht richtiger, diesen ungünstigen Platz zu verlassen? Kolonel Mallingrott konnte uns hier sehr leicht einkreisen.

      Forschend schaute ich nach dem See hin. Papageienschwärme flogen auf, und zwischen dem Unterholz erschien in gestrecktem Galopp Percy Dobber …

      „Abelsen, Aufbruch …!!“ rief er schon von weitem. „Hier – ein Bleistift … Male an die gekalkte Tür das Wort Woods in lateinischen Buchstaben, – Achi wird uns dann schon finden … schnell!! Der Kolonel ist im Anmarsch …“

      „Und Austin Gorrand war hier …“

      Er stutzte.

      „Gorrand?!“

      „Ja …“– Ich malte „Woods“, und dann trabte ich hinter Percy drein, der rechts um den See bog und die Südecke des Tales von Walhallow zu erreichen suchte, wo es ebenfalls Buchenwald mit dichtem Unterholz gab. Sein Packpferd lief ohne Leitseil und die Zügel waren an dem ballonartigen Lederpaket festgebunden.

      „Bleibe neben mir,“ meinte er, als ich das Packpferd kritisch musterte. Es trabte sehr schwerfällig. „Also Gorrand sprach mit dir? Was denn?“

      „Er warnte mich.“

      „Vor wem?“

      „Vor Mallingrott und Daisy und …“

      „Ah – und vor mir – natürlich! Er weiß es nicht besser …Ich trage ihm nichts nach. – Abelsen, ich bin ein Meuchelmörder!“ – und er lachte mich grimmig an … „Die Schufte haben den Mord natürlich sehr fein konstruiert, es war ein tadelloses Rechenexempel, und was dabei herauskam, war meine angebliche Täterschaft … Extra einen Detektiv aus Brisbane verschrieb Kolonel Mallingrott sich, und der reiste mir um die halbe Erde nach, Abelsen, bis in dein Vaterland, bis ich ihn dort im Zuge im Dunkeln niederboxte und ihm einen Teil seiner Papiere stahl … Mein Junge, das war Notwehr, verdammt noch mal, nur Notwehr, und das andere auch: Der zweite Diebstahl in jener Nacht, du weißt, – dafür bekam ich meine Strafe aufgebrummt, dadurch rettete ich mich vor dem Strick, Abelsen, denn im Zuchthaus war ich sicher wie in Abrahams Schoß … – Einzelheiten erzählen?! Wozu?! Begnüge dich mit dem Wenigen und schau mir in die Augen und sieh, daß ich nicht lüge! Du hast viel erlebt, ich mehr! Zwei Jahre hause ich nun hier in der Wildnis als Jäger und Goldsucher, aber mein Gold, Abelsen, trage ich nur Korn für Korn in Monaten zusammen, mein Gold ist edler als jedes Metall, mein Gold ist der Nachweis meines guten Rechts auf das Erbe meines Onkels Old Dobber und der Nachweis meiner Schuldlosigkeit. – So liegen die Dinge … Das ist mein Kampf gegen meinen Stiefbruder Armand und sein Gelichter. Alles andere ist Lüge, was man dir erzählt haben sollte. Old Dobber war der einzige Bruder meines Vaters, und meine Eltern lebten bei Palmerston auf der gebirgigen wundervollen Melwille-Insel … Vater war Beamter, Mutter starb früh, und Vaters zweite Frau gebar ihm dieses Scheusal von Mensch, unter dessen Schritten das grünste Gras verdorrt, so giftig ist diese Natter! Drei Lebensjahre trennten uns nur, aber eine Kluft trennt uns, die kein Ende hat: Er war schon als Kind ein Heuchler, Lump und Schleicher. Onkel Dobber erkannte seine Schlechtigkeit, … ich zu spät. Ich wurde verfolgt, ich floh durch die Länder, ich versäumte so mein gutes Recht: Old Dobber starb, und sein gefälschtes Testament machte Armand zum Millionär! – Nicht wahr, Abelsen, das ist eine wilde Geschichte, an der man zweifeln könnte. Frage Mallingrott, frage Austin Gorrand, der mir einst befreundet war: Sie werden dir sagen, Armand sei ein äußerst sympathischer Charakter, und ich sei ein Schurke und Mörder und weiß Gott noch was!“

      Wir hatten den Wald erreicht …

      Unter den ersten Bäumen hielt der kleine Prophet mit seinem hochbepackten Gaule und grinste vergnügt.

      „Telephon feine Sache,“ meinte er so nebenher … „Telephon in Store läuten, als dort sein. Kolonel Mallingrott rufen an, weil in Polizeistation kein Anschluß … Storebesitzer mir zublinzeln und sagen, keine Fremden im Ort … Ich euch sehen traben, ich näheren Weg, alles in Ordnung. Kolonel telephonieren von Sturt-Farm. Noch anderthalb Stunden bis hier …Uns nachpfeifen können …“

      Trotzdem beeilten wir uns. Eine Stunde drauf lag wieder die Wildnis vor uns, die letzten Hürden hinter uns. Das Landschaftsbild änderte sich. Ich hatte bisher die eigentliche inneraustralische Sandsteppe in solchem Ausmaß nicht gekannt. Hier gab es keinen Brigalow, keine Riesenschachtelhalme, nur kümmerliche Dornen, Pesersträucher und Salzgräser. Die Luft war dünn und so ohne jede Feuchtigkeit, daß wir grausam schwitzten. Sanddünen verlegten uns den Weg, Sand, so fein wie Staub … Und dennoch überall die Spuren der einzigen Bewohner dieser Einöden: Emu, Känguruh und Kaninchen. – Wovon sie leben – ein Rätsel. Aber sie leben und sind zahlreich und erfreuen das Auge und erheitern die Monotonie eines Landstriches, der bis zum Woods-See nicht eine einzige Siedlung kennt.

      Menschen hier?!

      Vielleicht mal ein Emu-Jäger … Vielleicht ein scheuer Trupp Neger, der bisher dem Segen der Zivilisation entronnen ist, – das heißt der Fronarbeit auf den Farmen. Vielleicht ein paar halb verrückte Dippers, die längst für geordnetes Dasein verloren sind und frei sind und Landstreicher sind und gelegentliche Buschklepper.

      Wir trafen bis zur Nacht keine Seele.

      Wir redeten und schwatzten und trabten, und der Einsamkeit holder Zauber machte uns die Augen blank.

      „Was willst du am Woods-See?“ fragte ich Dobber, als Achi gerade drei Kaninchen schoß und zurückblieb.

      Percy, schweißtriefend und froh, meinte ehrlich: „Die Schurken müssen da in der Nähe sich gelegentlich treffen, Abelsen … Und jetzt scheint der Zeitpunkt abermals nahe zu sein … Sie sind unterwegs, die zwölf …“

      Ich riß den Fuchs hoch … „Zwölf?!“

      Meine Stimme überschlug sich … Das war die Bestätigung meines Verdachts!

      „Zwölf, Percy?!“

      „Ja doch …“ – Sein Blick verriet sein Staunen. „He, was ficht dich an, Abelsen, – bist doch sonst so abgeglichen …“

      „Die Burg, Percy!“ Und nun kam es über die eifrigen Lippen. „Die Burg existiert schon … Da, schau dir Achis schlechte Aufnahmen an … Und zwölf beobachtete er – einen Zug Gespenster.“

      Dobber blieb kalt. „Also doch! – Mehr davon, mehr …! Was sah der Boy?“

      „Genug, übergenug sah er … Und Angst hatte er … Kein Wunder. Nachts zwölf stille weiße Wanderer mit brennenden Kerzen, – ich habe es ihm auch nicht geglaubt, Percy … Aber die Bilder bestätigen Bergtal und Burg …“

      „Sonderbar …! – Meine Nachforschungen, Abelsen, ergaben einwandfrei, daß all die Schufte, die an Armand wie Blutsauger hängen, mit ihm so eine Art Klub gegründet haben … In Palmerston hat der Klub ein vornehmes Heim, und sein Name …“ – er blickte mir in die Augen – „sein Name lautet: The Castle-Klub, der Schloßklub also, oder der Burgklub …“

      Ein Wetterleuchten ging über seine Züge … „Abelsen, – das Flugzeug!! Der Doppeldecker!! Das sind sie, Abelsen!! Und – nun habe ich sie.“

      Seine Faust klopfte auf den Kolben der Büchse. „Die Aussprache wird wohl etwas lebhaft werden. Aber erst später … Erst werden wir die Herrschaften in aller Ruhe beobachten, was sie da eigentlich treiben … Vieles ist noch dunkel. Es wird Licht werden. Vor einer Kugel wird der Kopf klar! – Reite mit Achi voraus, sucht einen passenden Lagerplatz … Ich muß allein sein. Mein Inneres ist Vulkan …! Endlich habe ich sie, und alle zwölf!! Endlich habe ich sie dort, wo keine Polizei mir in den Arm fallen kann! Da ist der schuftige Anwalt Smirson aus Brisbane, da ist der andere Rechtsverdreher aus Karumbo, da ist der gleißnerische

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