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drei also, was Ihnen beliebt. Ich bin anderes gewöhnt …“

      Sie fuhr hoch und vertrat mir den Weg.

      „Olaf – Sie sollen alles wissen … Olaf, Achi hatte seine Knochenflöte als Signal für uns beide benutzt –, die beiden Stücke, die er blies, waren vereinbart, damit wir …“

      Da riß mir der Geduldsfaden.

      „So – auch das noch!! Ein Signal für Sie und Percy, – wirklich sehr erhebend für mich! – Leben Sie wohl, Miß … Abelsen findet auch allein seinen Weg … Lassen Sie mich gefälligst gehen … Kein Wort mehr … Es wäre zwecklos. Meine Pfade sind stets die Pfade der Einsamkeit gewesen, und meine Gefährten waren Leute, die …“

      Ich ließ sie stehen. Sie machte auch keinen Versuch, mich zurückzuhalten. So weit kannte sie mich doch schon.

      „Wo wollen Sie hin, Olaf?“ fragte sie nur ganz demütig.

      „Zu der … famosen Geisterburg, Miß Mallingrott, – wohin sonst?! Ich gebe ein Vorhaben so leicht nicht auf …“

      „Seien Sie … vorsichtig,“ flüsterte sie hinter mir drein.

      Ich stieg in die Lehmschlucht hinab. Ich sattelte mein Pferd, ich teilte den Proviant, behielt nur das Nötigste in den Satteltaschen und trabte die Schlucht nach Norden entlang. Sie verlor sich bald, immer flacher werdend, in einem weiten Buschfeld.

      Bitterkeit zerfraß mir die Seele. Daß Freund Achi gelogen, – das mochte hingehen, – daß er Daisy und Dobber mir vorgezogen und ihnen diesen verzeihlichen Schwindel eingestanden, das konnte ich nicht verwinden. Seine Handlungsweise war mir unbegreiflich.

      Ich gab dem Braunen die Sporen, fegte durch den lichten Buschwald hin und war entschlossen, von Norden her den Bergzug zu erreichen, mein Tier zu verbergen und die Burg möglichst noch in dieser Nacht zu besuchen.

      Nach einer halben Stunde schwenkte ich nach Westen ein, und wieder eine halbe Stunde darauf ritt ich ein Bergtal empor, in dem stellenweise der trügerische Schnee lagerte: Natron – am Rande kleiner Pfützen! Kein Schnee, nur ein Salz.

      Ich fand ein Seitental, aus dem mein Fuchs so leicht nicht entweichen würde. Es gab hier Gras und eine nur ganz schwach salzige natürliche Zisterne.

      So begann ich den Anstieg. Über mir leuchteten die wundervollen Schneekuppen – kein Schnee, und doch erinnerten sie mich schmerzlich an köstliche Tage der Vergangenheit, an denen wir, Coy, die anderen Araukaner und ich, die Höhle im Gletscher für immer versperrt hatten …

      Hier wehte nicht die eisige Luft der Andenhöhen, hier war’s nur kühl, und die höchste Kuppe schätzte ich auf vielleicht vierhundert Meter. Dennoch wirkte dieses Felsmassiv, weil es unvermittelt aus der Wüste emporwuchs, bedeutend höher. –

      … Ich stand auf einer der Randkuppen des Tales …

      Unter mir lag die Burg.

      Ich hatte mich mit ihr in Gedanken oft genug beschäftigt, seit Achi mir seine unscharfen Aufnahmen gezeigt hatte. Ich hatte mir ein bestimmtes Bild von ihr und ihrer Umgebung geschaffen, und diesem Bilde hatten die zwölf Weißvermummten eine besondere Note verliehen: Geisterburg!

      Damit war’s nichts mehr.

      Die Geister hatten sich als Erfindung meines frechen Achi herausgestellt.

      Aber das, was als tatsächlich vorhanden nun vor meinen Blicken sich phantastisch dem Monde und den Gestirnen entgegenreckte, war noch seltsam genug und wunderbar schön bei diesem magischen Lichte.

      Es war kein Naturgebilde. Es war ein Bauwerk von Menschenhand, großartig in seiner ganzen Anlage, erstaunlich durch das verwendete Material.

      Es konnten nur Salzwürfel sein.

      Seltsames Land – fünfter, kleinster Kontinent! Du birgst in deinen Einöden die einzigen Beuteltiere, du birgst Geschöpfe, die kein anderer Erdteil kennt, du bist ein losgerissenes Stück der großen Inselbrücke nach Indien hin, – du bist vergessenes Überbleibsel der Urzeit! Deine Känguruhs sind Nachkommen irgendwelcher Riesentiere ferner Epochen, deine Beutelwölfe, deine Lungenfische, deine sogenannten Kloakentiere: alles Zeichen des Stillstandes der Fortentwicklung.

      Und hier: Ich stehe auf knirschenden Salzschichten, deren Dicke ich noch nicht kenne … Ich sehe die „Gießbäche“: Es sind Salzablagerungen, die sich talwärts in die Felswände eingeschmiegt haben. – Wie uralt mögen diese Salzmassen sein?!

      Wie dick?!

      Dick genug, daraus Blöcke zu gewinnen …

      Denn dort leuchtet bläulich im Mondenglanz das merkwürdigste Werk von Menschenhand, errichtet in der trockenen Luft dieser Steppen, dieses einsamen Höhenzuges, der vielleicht niemals den Regen kennen lernte … –

      Mein Fernglas läßt mich alle Einzelheiten unterscheiden. Ich habe mich niedergelegt, um nicht aufzufallen. Ich spähe rundum, ich suche den großen Doppeldecker …

      Die Fensteröffnungen der Burg, nur schmale Schießscharten, glitzern blank: Fenster!

      Aber kein Lichtstrahl dahinter.

      Alles tot und einsam.

      Ich sehe den Steindamm, der sich, schmal und hoch und wie eine Mole zur Burgpforte emporreckt.

      Ein seltsames Gefühl befällt mich. Ein Geheimnis umweht mich, ich spüre es. Niemals können der Erbschleicher Armand Dobber und sein Gelichter diese Burg erbaut haben. Wer tat es?

      Das Geheimnis lockt.

      Vergessen sind Percy, Daisy und Maleachi …

      Ich freue mich über mein Alleinsein. Ein Wunder schaue ich hier – wie damals, als ich zum ersten Male das Paradies der Enterbten aus dem Meere auftauchen sah …

      Und Wunder soll man allein genießen, ergründen. Wunder sind zarte Geheimnisse, die durch Geschwätz nur entweiht werden.

      Ich klimme abwärts.

      Es ist jetzt halb drei morgens. Noch anderthalb Stunden bleiben mir, dann naht der Tag, dann kommt die Sonne. Im Sonnenglanz muß die Burg noch zauberhafter wirken.

      Ich klimme abwärts, und ich meide alle Stellen, wo ein Wächterauge mich bemerken könnte. Auf den beiden Türmen habe ich niemanden gesehen, hinter den schmalen Fenstern sehe ich auch jetzt nichts.

      So erreiche ich den Steinwall. Es ist ein natürlicher Felsrücken, nichts weiter.

      Ich ziehe es vor, es den großen Eidechsen gleichzutun, die hier zwischen den Steinen dahinschlüpfen. Ich krieche.

      Coy hat es mich gelehrt, Coy der Unvergessene, Königssproß, – armer Jäger und Fischer, ein Unbekannter bisher, nun vielleicht, da mein Manuskript längst an den Freund nach meiner Vaterstadt Malmö unterwegs, sehr bald von diesem Freunde, der den Aufstieg zum eigenen Verlag erkämpfte, bereits der Druckpresse übergeben – vielleicht. Ich weiß es nicht … Vielleicht werde ich später einmal irgendwo auf meinen gedruckten Namen stoßen und ein Buch in Händen halten und die Erinnerungen auffrischen …

      Ich krieche zum Burgtor. Ich habe die Büchse entsichert … Ich bin vorbereitet, ich würde den Finger sehr schnell krümmen, denn die, die hier sich zusammenfinden, sind Schurken und würden mich nicht schonen.

      Das Tor ist aus dunklem Holz gearbeitet und mit Eisen benagelt, das man schwarz lackiert hat. Der Lack blättert ab.

      Ich sehe weder Schloß noch Drücker noch Schlüsselloch. Beide Torflügel sind glatte Flächen. Ich liege hier im Mondschatten, ich befühle die Salzblöcke: Es ist Salz, Natron. Sie sind roh behauen … Sie sind bestaubt, sie erscheinen stellenweise dunkelgrau, – wie Marmor von Staubadern durchzogen.

      Und da erst, als ich nach dem Schloß der Tür suche, bedenke ich das Unsinnige meines Vorhabens: Wie soll ich hineingelangen in diese steilen hohen Mauern?!

      Ich richte mich auf. Immer wieder gleiten meine tastenden Finger über die Eisenplatten, über die Mittelleiste der

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