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– – der warf mich um … Erinnere dich an den Gesang und das Gitarrespiel. Damals sagte ich dir, daß in meinem kranken Hirn ein Bild aufblitzte und rasch wieder erlosch … Olaf, – – so war’s wieder, als der Name über deine Lippen kam … Der traf mich wie ein Hieb … Rote Glut sprühte mir vor den Augen … Es schien, als wollte der Riegel der Tür des Vergessenen zurückspringen … Aber – dann kam die Nacht der Bewußtlosigkeit!« Er schrie das letzte … Bohrte die Fäuste in die Augenhöhlen … »Olaf, – – und jetzt … jetzt … weiß ich den Namen nicht mehr … Nein – – er ist wieder weggewischt … Olaf – der Name – – der!! Ich kannte ihn … Ich muß deine Jugendgespielin kennen … – Mein Gott, was leide ich …!!«

      Ich setzte mich neben ihn … Legte ihm den Arm um die Schultern …

      »Soll ich dir den Namen nochmals nennen?«

      Er fuhr hoch …

      »Nein – – nein!! Nur das nicht! Nur nicht diese trügerischen Erwartungen immer aufs neue durchmachen, daß das Einst in mir wieder aufleben könnte … Nur nicht diese höhnischen Winke eines erbarmungslosen Geschickes, als ob es je mit mir besser werden würde …!«

      Ich fühlte, wie er zitterte. Ich hatte ihn wieder auf den Bettrand zurückgezwungen.

      Wollte ein tröstendes Wort anbringen …

      Eine leise Erschütterung ging durch den Kutter. Ein Stoß … Als ob ein Boot angelegt hätte.

      Mein Kamerad war im Augenblick wieder Mann … Sein Gesicht spannte sich … Wir lauschten …

      »Es kann vielleicht ein Militärboot sein,« raunte er mir zu … »Lege dich nieder – schnell! Hier ist die Ölkappe … Rasch … Es ist ein Boot …«

      Ich war schon auf meinem Bett …

      Boche Boche schraubte die Lampe kleiner …

      Dann vom Heck her ein merkwürdiger Laut.

      Huschende Füße über uns …

      Auf der engen Treppe drei, vier Gestalten …

      Matrosen … Neger …

      Eine Menschenwelle quoll herein …

      Ein riesiger Schwarzer im blauen Heizeranzug holte mit einer dicken Eisenstange aus … Boche Boche wich zurück … Seine Faust traf die Lampe …

      Finsternis …

      Und da – – eine Hand auf meinem Gesicht. Eine weiche Stimme … dicht an meinem Ohr …

      »Kommen Sie – –«

      Das weitere verstand ich nicht …

      Dieselbe Hand zerrte mich näher an die Wand, an der mein Bett stand. In den starken Brettern war ein längliches, niederes Loch – eine Tür – nie geahnt bisher – eine Klappe …

      Die Hand ließ mich nicht los …

      Die Angreifer fluchten im Finstern … Ein Zündholz flammte auf …

      Sollte ich Boche Boche im Stiche lassen?!

      Die weiche Stimme wieder: Gerda! …

      »Wollen Sie alles verderben, Olaf …?! Es sind die Meuterer vom Fünfmaster … Schnell!«

      Ich rutschte durch die Öffnung hindurch …

      Holz knirschte … Die Tür war wieder zugedrückt worden …

      Die kühle schmale Hand geleitete mich weiter – aus der engen Segelkammer in den Vorratsraum der Kombüse – im Dunkeln … Dann hinein in ein Gelaß, durch einen ganz engen Eingang – im Dunkeln …

      Holz knirschte … Metall klappte: Riegel …

      Ich stand dicht neben Gerda Arnstör … Ihr Atem schlug mir ins Gesicht …

      »Sie werden uns hier nicht finden … – Da – – die Anker gehen hoch … Der Motor springt an … Es sind die Meuterer, Olaf …«

      Ich horchte … Ich schämte mich …

      »Gerda, ich habe Boche Boche diesen Schuften überlassen …«

      »Sollten wir alle sterben?! Vielleicht töten sie ihn nicht …«

      Mit einem Male lehnte sie an meiner Brust. Ihre Nerven versagten …

      »Es … war … entsetzlich, Olaf …« – und ihr Schluchzen ging in ein leises Weinen über.

      Im Dunkeln …

      Sie – an meiner Brust … Gerda Arnstör …

      Mein Arm stützte sie …

      Im Dunkeln …

      Wie ein Liebespaar standen wir …

      »Was war entsetzlich, Gerda?«

      Der Kutter schwankte …

      Sie antwortete nicht …

      Der Motor raste …

      Der Kutter bebte … Wasser klatschte gegen die Bordwände …

      Von oben das Kreischen des laufenden Tauwerks … Die Kerle setzten Segel …

      »Was war entsetzlich, Gerda?«

      Wieder keine Antwort … Nur ein leises Weinen … Wimmern …

      Dann ein schwaches: »Fragen Sie nichts, Olaf. Fragen Sie nichts … Ich bitte Sie … Ich werde sprechen, wenn es Zeit ist …«

      Nichts fragen!! – Genau wie Jörnsen … Und Gerda Arnstör war hier doch Gegenpartei! Wie kam sie wieder auf den Kutter?!

      Über uns das Trappeln zahlreicher Füße …

      Der Kutter lag schräg. Wir mußten bereits auf offener See sein, wo die Sandberge von Punta Garras den Wind nicht mehr abfingen …

      Auf Deck wurde es immer lebhafter. Jetzt brauchten die Meuterer, die sich des Torstensen so überraschend bemächtigt hatten, ihre Stimmen nicht mehr zu dämpfen … Die Regenfinsternis machte jede Verfolgung unmöglich … Zumal unser Kutter kaum einzuholen war.

      Der Lärm von wilden Stimmen, gebrüllten Zurufen ließ Gerda leicht erbeben …

      Dann stürmte ein Teil der farbigen Piraten nebenan in die Kombüse, in den Vorratsraum … Flaschen klirrten … Gejohle … Unsere Rumvorräte, – – wenn die Horde sich nur bis zur Bewußtlosigkeit besaufen wollte!!

      »Olaf …!«

      »Gerda?«

      »Du hast also das Bild erkannt?«

      Du – – du … – wie einst, als sie mir die wenigen glücklichen Stunden meiner Kindheit schenkte …

      »Ja, Gerda, und das Bild verriet mir, wer mich im Auto nach Trelleborg gebracht hatte: du!« Ich drückte sie sanft an mich … »Ich danke dir, Gerda …«

      Nebenan knallten Pfropfen … johlten die Schwarzen, feierten Sieg, Freiheit …

      9. Kapitel

       Drei Tage

       Inhaltsverzeichnis

      … War keine lange Feier. War da plötzlich eine herrische Stimme, die fraglos einem Europäer gehörte. Eine Stimme, schrill und schneidend, so voller wildestem Drohen, daß Gerda noch stärker zitterte.

      Englische Worte prasselten auf die Säufer herab … Nicht alles verstand ich …

      Ein tierisches Geheul kündete Rebellion gegen den Führer …

      Schüsse folgten …

      Körper krachten zu Boden. Gläser, Flaschen splitterten … Angstgebrüll derer, die nun von den Getreuen dieses

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