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Bi-aun Allahi naksod-ak,

       Min es-serir nukebkib-ak

      Ja ejuha 'l-Fransawiun,

       Ruweda-kum teftahirun!

       Barizu-kum lana tekun,

       Gada geza-kum tahodun!«

      Als er geendet hatte, stemmte er die Fäuste in die Hüften, stellte sich, als ob er sich aus mir nicht das Mindeste mache, vor mich hin und frug: »Gefällt es Dir, Effendi?«

      »Sehr! Woher hast Du das Lied?«

      »Selbst gemacht.«

      »Sage das einem Andern, aber nicht mir! Und die Melodien?«

      »Selbst gemacht, erst recht!«

      »Lügner!«

      »Effendi, ich bin Hamsad al Dscherbaja und lasse mich nicht schimpfen!«

      »Du bist Hamsad al Dscherbaja und dennoch ein großer Schlingel! Diese Melodie kenne ich.«

      »So hat sie einer gesungen oder gepfiffen, der sie von mir gehört hat.«

      »Und von wem hast Du sie gehört?«

      »Von Niemand.«

      »Du bist unverbesserlich, wie es scheint. Diese Melodie gehört zu einem deutschen Liede.«

      »Oh, Effendi, was weißt Du von Deutschland!«

      »Das Lied heißt:

      Was kraucht nur dort im Busch herum?

       Ich glaub', es ist – – –«

      »Hurrjes, wat is mich denn dat!« unterbrach er mich mit jubelndem Tone. »Sind Sie man vielleicht een Deutscher?«

      »Versteht sich!«

      »Wirklich? Ein deutscher Effendi? Woher denn, wenn ich fragen darf, Herr Hekim-Baschi?«

      »Aus Sachsen.«

      »Een Sachse! Da sollte man doch gleich vor Freede 'n Ofen einreißen! Und Sie sind man wohl een Türke jeworden?«

      »Nein. Sie sind ein Preuße?«

      »Dat versteht sich! Een Preuße aus'n Jüterbock.«

      »Wie kommen Sie hierher?«

      »Auf der Bahn, per Schiff, per Pferd und Kameel und auch mit die Beene.«

      »Was sind Sie ursprünglich?«

      »Balbier unjefähr. Es jefiel mir nicht mehr derheeme, und da jing ich in die weite Welt, bald hierhin, bald dorthin, bis endlich hierher.«

      »Sie werden mir das Alles erzählen müssen. Wem aber dienen Sie jetzt?«

      »Es ist een konstantinopolitanischer Kaufmannssohn und heeßt Isla Ben Maflei, hat schauderhaftes Jeld, dat Kerlchen.«

      »Was thut er hier?«

      »Weeß ich's? Er sucht wat.«

      »Was denn?«

      »Wird wohl vielleicht 'n Frauenzimmer sein.«

      »Ein Frauenzimmer? Das wär' doch sonderbar!«

      »Wird aber doch wohl zutreffen.«

      »Was sollte es für ein Frauenzimmer sein?«

      »Ne Montenegrinerin, 'ne Senitscha oder Senitza, oder wie dat ausjesprochen wird.«

      »Wa-a-as? – Senitza heißt sie?«

      »Ja.«

      »Wissen Sie das gewiß?«

      »Versteht sich! Erstens hat er een Bild von ihr; zweetens thut er stets – – halt, er klatscht droben, Herr Effendi; ich muß 'nauf!«

      Ich setzte mich nicht wieder nieder, sondern es trieb mich in dem Zimmer auf und ab. Zwar mußte mir dieser Barbier aus Jüterbogk, der sich so poetisch Hamsad al Dscherbaja nannte, höchst interessant sein, noch weit mehr aber war meine Theilnahme für seinen Herrn erwacht, der hier am Nile eine Montenegrinerin suchte, welche den Namen Senitza führte. Unglücklicher Weise aber kamen einige Fellahs, welche Kopfschmerz oder Leibweh hatten, und denen meine Zauberkörner helfen sollten. Sie saßen nach orientalischer Sitte eine ganze Stunde bei mir, ehe ich nur erfahren konnte, was ihnen fehlte, und als ich sie abgefertigt hatte, blieben sie am Platze, bis es ihnen selbst beliebte, die Audienz abzubrechen.

      So wurde es Abend. Der Kapitän kam und stieg nach oben, ließ aber seinen schlürfenden Schritt nach einer halben Stunde wieder vernehmen und trat bei mir ein. Halef servirte den Tabak und den Kaffee und zog sich dann zurück. Kurze Zeit später hörte ich ihn mit dem Jüterbogker Türken zanken.

      »Ist Dein Leck ausgebessert?« frug ich Hassan.

      »Noch nicht. Ich konnte für heute nur das Loch verstopfen und das Wasser auspumpen. Allah gibt morgen wieder einen Tag.«

      »Und wann fährst Du ab?«

      »Übermorgen früh.«

      »Du würdest mich mitnehmen?«

      »Meine Seele würde sich freuen, Dich bei mir zu haben.«

      »Wenn ich nun noch Jemand mitbrächte?«

      »Meine Dahabië hat noch viel Platz. Wer ist es?«

      »Kein Mann, sondern ein Weib.«

      »Ein Weib? Hast Du Dir eine Sklavin gekauft, Effendi?«

      »Nein. Sie ist das Weib eines Anderen.«

      »Der auch mitfahren wird?«

      »Nein.«

      »So hast Du sie ihm abgekauft?«

      »Nein.«

      »Er hat sie Dir geschenkt?«

      »Nein. Ich werde sie ihm nehmen.«

      »Allah kerihm, Gott ist gnädig! Du willst sie ihm nehmen, ohne daß er es weiß?«

      »Vielleicht.«

      »Mann, weißt Du, was das ist?«

      »Nun?«

      »Eine Tschikarma, eine Entführung!«

      »Allerdings.«

      »Eine Tschikarma, welche mit dem Tode bestraft wird. Ist Dein Geist dunkel und Deine Seele finster geworden, daß Du in das Verderben gehen willst?«

      »Nein. Die ganze Angelegenheit ist noch sehr fraglich. Ich weiß, Du bist mein Freund und kannst schweigen. Ich werde Dir Alles erzählen.«

      »Öffne die Pforte Deines Herzens, mein Sohn. Ich höre!«

      Ich erstattete ihm Bericht über mein heutiges Abenteuer, und er hörte mir mit Aufmerksamkeit zu. Als ich fertig war, erhob er sich.

      »Stehe auf, mein Sohn, nimm Deine Pfeife und folge mir!«

      »Wohin?«

      »Das sollst Du sogleich sehen.«

      Ich ahnte, was er beabsichtigte, und folgte ihm. Er führte mich hinauf in die Wohnung des Kaufmannes. Der Diener desselben war nicht anwesend, daher traten wir ein, nachdem wir uns zuvor durch ein leichtes Hüsteln angemeldet hatten.

      Der Mann, welcher sich erhob, war noch jung; er mochte vielleicht sechsundzwanzig Jahre zählen. Der kostbare Tschibuk, aus welchem er rauchte, sagte mir, daß der Jüterbogker mit seinem ›schauderhaftes Jeld‹ wohl Recht haben könne. Er war eine interessante, sympathische Erscheinung, und ich sagte mir gleich in der ersten Minute, daß ich ihm mein Wohlwollen schenken könnte. Der alte Abu el Reïsahn nahm das Wort: »Das ist der Großhändler Isla Ben Maflei aus Stambul, und das hier ist Effendi Kara Ben Nemsi, mein Freund, den ich liebe.«

      »Seid mir beide willkommen, und setzt Euch!« erwiderte der junge Mann.

      Er machte ein sehr erwartungsvolles Gesicht, denn er mußte sich sagen, daß

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