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mir, was ich thun soll.«

      »Erzähle diesem Manne die Geschichte, welche Du mir vorhin erzählt hast!«

      In den Zügen des Kaufmannes drückte sich Staunen und Mißmuth aus.

      »Hassan el Reïsahn,« meinte er, »Du gelobtest mir Schweigen und hast doch bereits geplaudert!«

      »Frage meinen Freund, ob ich ein Wort erzählt habe!«

      »Warum bringst Du ihn denn herauf und begehrst, daß ich auch zu ihm reden soll?«

      »Du sagtest zu mir, ich solle während meiner Fahrt, da, wo ich des Abends anlegen muß, die Augen offen halten, um mich nach dem zu erkundigen, was Dir verloren ging. Ich habe meine Augen und meine Ohren bereits schon geöffnet und bringe Dir hier diesen Mann, der Dir vielleicht Auskunft geben kann.«

      Isla sprang, die Pfeife fortwerfend, mit einem einzigen Rucke empor.

      »Ist's wahr? Du könntest mir Auskunft ertheilen?«

      »Mein Freund Hassan hat kein Wort zu mir gesprochen, und ich weiß daher auch gar nicht, worüber ich Dir Auskunft geben könnte. Sprich Du zuerst!«

      »Effendi, wenn Du mir sagen kannst, was ich zu hören wünsche, so werde ich Dich besser belohnen, als ein Pascha es könnte!«

      »Ich begehre keinen Lohn. Rede!«

      »Ich suche eine Jungfrau, welche Senitza heißt.«

      »Und ich kenne eine Frau, welche sich denselben Namen gegeben hat.«

      »Wo, wo, Effendi? Rede schnell.«

      »Magst Du mir nicht vorher die Jungfrau beschreiben?«

      »O, sie ist schön wie die Rose und herrlich wie die Morgenröthe; sie duftet wie die Blüthe der Reseda, und ihre Stimme klingt, wie der Gesang der Houris. Ihr Haar ist wie der Schweif des Pferdes Gilja, und ihr Fuß ist wie der Fuß von Delila, welche Samson verrieth. Ihr Mund träufelt von Worten der Güte, und ihre Augen – – –«

      Ich unterbrach ihn durch eine Bewegung meines Armes.

      »Isla Ben Maflei, das ist keine Beschreibung, wie ich sie verlange. Sprich nicht mit der Zunge eines Bräutigams, sondern mit den Worten des Verstandes! Seit wann ist sie Dir verloren gegangen?«

      »Seit zwei Monden.«

      »Hatte sie nicht etwas bei sich, woran man sie erkennen kann?«

      »O, Effendi, was sollte dies sein?«

      »Ein Schmuck vielleicht, ein Ring, eine Kette – – –«

      »Ein Ring, ein Ring, ja! Ich gab ihr einen Ring, dessen Gold so dünn war wie Papier, aber er trug eine schöne Perle.«

      »Ich habe ihn gesehen.«

      »Wo, Effendi? O, sage es schnell! Und wann?«

      »Heute, vor wenigen Stunden.«

      »Wo?«

      »In der Nähe dieses Ortes, nicht weiter als eine Stunde von hier.«

      Der junge Mann kniete bei mir nieder und legte mir seine beiden Hände auf die Schultern.

      »Ist es wahr? Sagst Du keine Unwahrheit? Täuschest Du Dich nicht?«

      »Es ist wahr; ich täusche mich nicht.«

      »So komm, erhebe Dich; wir müssen hin zu ihr.«

      »Das geht nicht.«

      »Es geht, es muß gehen! Ich gebe Dir tausend Piaster, zwei-, dreitausend Piaster, wenn Du mich zu ihr führst!«

      »Und wenn Du mir hunderttausend Piaster gibst, so kann ich Dich heute nicht zu ihr bringen.«

      »Wann sonst? Morgen, morgen ganz früh?«

      »Nimm Deine Pfeife auf, brenne sie an und setze Dich! Wer zu schnell handelt, handelt langsam. Wir wollen uns besprechen.«

      »Effendi, ich kann nicht. Meine Seele zittert.«

      »Brenne Deine Pfeife an!«

      »Ich habe keine Zeit dazu; ich muß – – –«

      »Wohl! Wenn Du keine Zeit zu geordneten Worten hast, so muß ich gehen.«

      »Bleibe! Ich werde Alles thun, was Du willst.«

      Er setzte sich wieder an seinen Platz und nahm aus dem Becken eine glimmende Kohle, um den Tabak seiner Pfeife in Brand zu stecken.

      »Ich bin bereit. Nun sprich!« forderte er mich dann auf.

      »Heute schickte ein reicher Egypter zu mir, zu ihm zu kommen, weil sein Weib krank sei – – –«

      »Sein Weib – – –!«

      »So ließ er mir sagen.«

      »Du gingst?«

      »Ich ging.«

      »Wer ist dieser Mann?«

      »Er nennt sich Abrahim-Mamur und wohnt aufwärts von hier in einem einsamen, halb verfallenen Hause, welches am Ufer des Niles steht.«

      »Es wird von einer Mauer umgeben?«

      »Ja.«

      »Wer konnte dies ahnen! Ich habe alle Städte, Dörfer und Lager am Nile abgeforscht, aber ich dachte nicht, daß dieses Haus bewohnt werde. Ist sie wirklich sein Weib?«

      »Ich weiß es nicht, aber ich glaube es nicht.«

      »Und krank ist sie?«

      »Sehr.«

      »Wallahi, bei Gott, er soll es bezahlen, wenn ihr etwas Böses widerfährt. An welcher Krankheit leidet sie?«

      »Ihre Krankheit liegt im Herzen. Sie haßt ihn; sie verzehrt sich in Sehnsucht, von ihm fortzukommen, und wird sterben, wenn es nicht bald geschieht.«

      »Nicht er, aber sie hat Dir das gesagt?«

      »Nein, ich habe es beobachtet.«

      »Du hast sie gesehen?«

      »Ja.«

      »Belauscht?«

      »Nein. Er führte mich in seine Frauenwohnung, damit ich mit der Kranken sprechen könne.«

      »Er selbst? Unmöglich!«

      »Er liebt sie – –«

      »Allah strafe ihn!«

      »Und fürchtete, daß sie sterben werde, wenn er mich wieder fortschickte.«

      »So sprachst Du auch mit ihr?«

      »Ja, aber nur die Worte, welche er mir erlaubte. Aber sie fand Zeit, mir leise zuzuflüstern: ›Rette Senitza!‹ Sie trägt also diesen Namen, obgleich er sie Güzela nennt.«

      »Was hast Du ihr geantwortet?«

      »Daß ich sie retten werde.«

      »Effendi, ich liebe Dich; Dir gehört mein Leben! Er hat sie geraubt und entführt. Er hat sie durch Betrug an sich gerissen. Komm, Effendi, wir wollen gehen. Ich muß wenigstens das Haus sehen, in welchem sie gefangen gehalten wird!«

      »Du wirst hier bleiben! Ich gehe morgen wieder hin zu ihr und – – –«

      »Ich gehe mit, Sihdi!«

      »Du bleibst hier! Kennt sie den Ring, welchen Du am Finger trägst?«

      »Sie kennt ihn sehr gut.«

      »Willst Du mir ihn anvertrauen?«

      »Gern. Aber wozu?«

      »Ich spreche morgen wieder mit ihr und werde es so einzurichten wissen, daß sie den Ring zu sehen bekommt.«

      »Sihdi, das ist vortrefflich! Sie wird sogleich ahnen, daß ich in der Nähe bin. Aber dann?«

      »Erzähle Du zunächst

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