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verursachte, gehört haben. Er fühlte dann tatsächlich mit dem rechten Zeigefinger in das Loch hinein, stach sich an der – vergifteten Nadel, beachtete diese kleine Wunde nicht weiter, sank dann aber sehr bald bewußtlos um. Bewußtlos! Nicht tot. Denn er lebt noch. – Ich bemerkte die winzige Blutmenge unter dem Nagel des Zeigefingers. Ich habe auch mit meiner Messerklinge die Nadel im Innern der Statue festgestellt und abgebrochen, damit sie nicht noch weiteres Unheil anrichte. – Sie, Palperlon, wollten nichts andres, als daß Pook – lebend seziert würde, daß er unter den Messern der Ärzte erst wirklich sterben sollte. Damit Sie nun nicht etwa, als Fitzgerald eine Obduktion untersagte, Pook auf andere Weise hinschlachteten, ließ ich die „Leiche“ scharf bewachen. Daß Pook nur im Starrkrampf dalag, erkannte ich auf Grund meiner Vertrautheit mit indischen Nervengiften und ihren Wirkungen. Pooks Haut hatte, obwohl er doch erst kurze Zeit tot sein sollte, als ich ihn sah, jede Spannkraft verloren. Eine Hautfalte, die man hervorrief, behielt ihre Lage bei. Das genügte mir. – Palperlon, die Nadel in der Statue war mit Varparoa vergiftet! Aber – Sie wissen am besten, daß es für dieses höllische Zeug ein Gegenmittel gibt: Strychnin! Und nur dieses! – Master Treebram, haben Sie die Injektionsspritze mitgebracht, wie ich es wünschte, und auch die genaue Menge Strychnin?“

      Der Ingenieur reichte Harst beides.

      Gleich darauf hatte Harst dem Opfer Palperlonscher Tücke das Gift unter die Haut gespritzt. Die Wirkung war blitzartig. Durch Pooks Leib ging ein Zucken. Dann richtete Pook sich mit einem Ruck auf, schaute wild um sich. Harst drückte ihn wieder zurück.

      „Bleiben Sie noch eine Weile ruhig liegen, Master Pook. Sie dürften zu schwach sein, aufzustehen. – Eine Frage: hat Ihnen gestern mittag jemand den Basuto-Götzen zum Kauf angeboten?“

      „Ja. Ein alter Matrose,“ erklärte Pook matt.

      „So stimmt also auch diese meine Vermutung,“ nickte Harst. „Palperlon, geben Sie zu, dieser Matrose gewesen zu sein?“

      „Leugnen hätte kaum Zweck, Herr Harst,“ sagte der große Verbrecher mit einer weltmännischen Verbeugung. „Ich kann nur abermals erklären: Sie leisten stets mehr, als ich in Rechnung ziehe. Daß Sie auch hinter das Geheimnis des Götzen gekommen seien, ahnte ich nicht. Meine Versicherung, lediglich den Stein gestohlen zu haben, war falsch. Sie haben mich also mit gutem Recht festgenommen.“

      Dann ließ Garner Palperlon nach Kapstadt schaffen, fuhr selbst im Polizeiauto mit. Auch Treebram brach sehr bald auf. Wir begleiteten ihn bis ans Parktor. Als wir nun, Fitzgerald in der Mitte zwischen uns, der Villa wieder zuschritten, sprach dieser Harst nochmals seinen Dank für die Wiederherbeischaffung der Rose von Rondebosch in geradezu überschwenglichen Worten aus.

      Harst blieb plötzlich stehen.

      „Herr Fitzgerald,“ sagte er mit einem seinen Lächeln, „Sie danken mir da für etwas, was kaum 1000 Mark Wert haben dürfte.“

      Fitzgerald erbleichte.

      „Wie – wie meinen Sie das?“ stammelte er.

      „So, wie ich es sage. Die Rose von Rondebosch existiert nicht mehr, Herr Fitzgerald! Sie waren vor einem halben Jahr in bösen Geldkalamitäten infolge der Verschwendungssucht Ihrer Frau. Da haben Sie heimlich den Stein in vier Steine zerlegt, diese selbst geschliffen und durch Edward Pook in Amsterdam verkaufen lassen. Als diese vier prächtigen, so seltenen rosa Diamanten dann in den Handel kamen, berichteten die Zeitungen darüber, und in diesen Artikeln war auch erwähnt, daß ein Fremder, der einen falschen Namen angegeben hätte, die Steine veräußert habe, die in der Farbe genau mit der berühmten Rose von Rondebosch übereinstimmten. – Dieser Fremde war eben Ihr Neffe, Herr Fitzgerald, den Sie ins Vertrauen gezogen hatten. Hier hinter kam ich gestern, als ich mit Treebram mich über den Diebstahl unterhielt. Da erzählte er mir, daß vor etwa sechs Monaten vier Steine in Amsterdam aufgetaucht seien, die Ihrer „Rose“ in der Farbe völlig glichen. Und ich wieder holte dann aus ihm heraus, daß kurz vorher Pook einige Zeit in Europa gewesen war. Als ich mir nun weiter vergegenwärtigte, was alles mir an Ihrem Benehmen und Wesen aufgefallen war, sagte ich mir sehr bald das richtige: daß Sie den Stein verkauft hätten, dies aber verschweigen wollten, daß der jetzt gestohlene Stein eine Imitation sei und Sie nun fürchteten, durch den Diebstahl könnte herauskommen, wie es mit Ihren Finanzen bestellt gewesen und auf welche Weise Sie diese wieder in Ordnung gebracht hatten! Sie sind ein sehr angesehener Mann, und die Öffentlichkeit hätte von Ihnen ein anderes Bild erhalten, wenn bekannt geworden wäre, daß Sie alle Welt in dem Glauben belassen hatten, die echte Rose von Rondebosch lagere noch in Ihrem Museum. Daher Ihre Angst, daher Ihr Bestreben, Ihre damalige schlechte pekuniäre Lage abzuleugnen!“

      Fitzgerald holte tief Atem. Dann streckte er Harst die Hand hin: „Sie haben recht! Ich werde jetzt aber die Wahrheit nicht länger verheimlichen.“ –

      Wir blieben noch eine Woche als Gäste in Fitzgeralds Villa. Wir lernten auch noch Frau Lizzie Fitzgerald kennen, die ganz unerwartet zu ihrem Gatten zurückkehrte.

      Dann geriet ganz Kapstadt über Palperlons Flucht aus dem Gefängnis in helle Aufregung. Und diese Flucht unseres alten Feindes führte uns an die Gestade eines weltfernen Eilandes.

      Der Piratenschoner

       Inhaltsverzeichnis

       1. Bei Mutter Flepp

       2. Der vielseitige Albemarle

       3. Wir lernen James Goorb kennen

       4. Die Frau mit den goldenen Schuhen

       5. Lady Anna Broog

      1. Kapitel

       Bei Mutter Flepp

       Inhaltsverzeichnis

      Lord Percy Blackmoore, einer der reichsten Kohlenmagnaten Englands, hatte uns telegraphisch nach Madras gerufen. Wir hatten ihn und seine Gemahlin vor kurzem bei dem Maharadscha von Dschaipur kennengelernt, wo Harald Harst, wie ich im „goldenen Gongong“ berichtet habe, die überaus kostbare schwarze Perlenkette der Lady Blackmoore dem Juwelendiebe Daniel Blooce wieder abnehmen konnte.

      Wir trafen abends um 7 Uhr in der Hafenstadt Madras ein, die bekanntlich an der Ostküste Vorderindiens liegt.

      Der Lord, ein schlanker Mann von dreißig Jahren, holte uns vom Bahnhof ab. Er befand sich mit seiner jungen Gattin auf einer Weltreise, hatte seine Motorjacht Atlanta in Madras verlassen und mehrere Städte im Innern besucht. Diese elegante, große Jacht war dann plötzlich aus dem Hafen von Madras, wo sie am Westkai nun schon drei Wochen gelegen hatte, eines Nachts verschwunden, und Harst sollte diesen Vorfall, dessen Einzelheiten wir nun erst erfuhren, aufzuklären suchen.

      Blackmoore hatte uns vom Bahnhof in sein Hotel gebracht. Im Salon begrüßten wir die Lady und den Privatsekretär des Lords Marc Tousam, den wir ebenfalls schon kannten. Außerdem war der Chef der Hafenpolizei Inspektor Davis anwesend.

      Mr. Davis, ein früherer Kapitän der Handelsmarine, hatte bereits die eingehendsten Nachforschungen nach dem Verbleib der Atlanta angestellt, deren Verschwinden jetzt drei Tage zurücklag.

      Davis schilderte den Sachverhalt folgendermaßen.

      Am Montag nachmittag hatte er noch mit dem Kapitän der Atlanta, Master Braxler, im Cafee Westminster eine Partie Schach gespielt. Braxler war ein alter Bekannter von ihm. Er hatte ihm erzählt, daß der Lord nun bald nach Kalkutta in See zu gehen gedenke. Um 7 Uhr abends hatten sie sich getrennt.

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