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Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch. Walther Kabel
Читать онлайн.Название Harald Harst Krimis: Über 70 Kriminalromane & Detektivgeschichten in einem Buch
Год выпуска 0
isbn 9788075831200
Автор произведения Walther Kabel
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Der kräftige, stattliche Mann wirkte in dieser Verzweiflung wirklich mitleiderregend. Aber ich fühlte auch klar heraus, daß es sich hier nicht lediglich bei ihm um den Verlust eines Kleinods im Werte von ein paar Millionen handelte. Hier gab es – was ja auch Harst vermutete – noch ein Geheimnis besonderer Art, das mit der „Rose von Rondebosch“ zusammenhing. – Stand nun auch Pooks jähes Ende dazu in Beziehung? Und – was hatte Harst vorhin nur mit dem Götzen am Fenster vorgehabt? – Es waren viele, viele Fragen, die noch genau so dunkel waren wie der Diebstahl selbst.
Harst beobachtete Jones Fitzgerald mit besonderen Blicken. Fitzgerald hatte jetzt die Ellbogen auf die Knie und den Kopf in die Hände gestützt.
„Übermorgen wollte der Minister Lord Pergrave sich meine Sammlungen ansehen.“ sagte er nun. „Der Diebstahl des Steines wird durch diesen Besuch Mylords noch mehr in der Presse breitgetreten werden. Es ist ein wahres Verhängnis, daß der Stein gerade jetzt gestohlen wurde! – Und – wer, wer stahl ihn, wer?! Wer konnte in dieses so gut gesicherte Museum eindringen?! – Herr Harst so reden Sie doch!“ Er richtete sich mit einem Ruck auf. „Wozu soll Pooks Leiche –“
„Bitte leiser!“ fiel ihm Harst ins Wort. „Ich bin stets und überall argwöhnisch. – Sie fragten vorhin, was ich unter „Ergebnis“ verstehe, wie ich diese Redensart meine. Die Antwort lautet: ich muß hier ganz klar sehen, Herr Fitzgerald! Ganz klar! Sie müssen mir gegenüber offen sein wie zu sich selbst. Nur so kann ich zum Ziele kommen. – Befanden Sie sich vor einem halben Jahr in finanziellen Schwierigkeiten?“
Die Wirkung dieser unvermittelten Frage war auffallend genug. Fitzgerald wurde blaß, dann flammend rot. Sein Blicke irrte unstät umher.
„Herr Harst, – bitte – erlassen Sie mir eine Erwiderung,“ sagte er dann in flehendem Ton. „Zwingen Sie mich nicht zum Lügen. Schonen Sie mich. Ich – ich habe böse Zeiten hinter mir.“
Es war unbegreiflich, weshalb er nach diesem halben Eingeständnis nicht mit einem unumwundenen Ja antwortete. Was in aller Welt konnte hier nur vorliegen, das ihn zwang. dieses Ja zu unterdrücken?!
Da fragte Harst bereits aufs neue: „Haben Sie sich mit Ihrer Gattin entzweit? Ist nicht die Augenkrankheit lediglich für die klatschsüchtige Welt erfunden?“
Fitzgerald stöhnte auf. „Ihnen scheint nichts verborgen zu bleiben, Herr Harst. Ja – Lizzie konnte ohne Luxus und große Feste nicht leben. Sie war von Hause aus so sehr verwöhnt. Und dann noch der Altersunterschied zwischen uns – über zwanzig Jahre! – Ich hoffe ja, daß sie zur Einsicht kommen wird. Ich – vermisse sie unendlich!“
Harst erhob sich. „Wir müssen jetzt aufbrechen, Herr Fitzgerald. Wundern Sie sich nicht, wenn ich unten in Hörweite eines Ihrer Bediensteten beinahe unhöflich erkläre, nicht zu Tisch bleiben zu wollen. Es ist immer ratsam, sich des Personals in solchen Fällen als Sprachrohr zu bedienen. Durch die Dienstboten wird eine Meinungsverschiedenheit und Ähnliches am schnellsten verbreitet. – Noch eins: schließen Sie den Basuto-Götzen in Ihren Stahlschrank ein. Nehmen Sie ihn sofort mit.“
Die Statue stand auf einem Rauchtischchen. Harst reichte sie Fitzgerald. „Halten Sie sie mal ans Ohr. Hören Sie etwas?“
„Ah – mir war’s doch schon vorhin so, als ob aus dem Innern ein Geräusch hervordringe! – Wirklich – in der Statue bewegt sich etwas!“
„Ganz recht, Herr Fitzgerald. Lassen Sie jedoch die Statue vorläufig so, wie sie ist. Untersuchen Sie sie nicht näher. – Gehen wir. Ich habe ja in Kapstadt noch einiges zu erledigen.“ –
Zehn Minuten drauf fuhren wir mit einem Vorortzuge nach Kapstadt zurück. Nachdem wir in unserem Hotel Mittag gegessen und Bescheid gegeben hatten, daß wir mit dem Dampfer der Sansibarlinie abreisen würden, suchten wir Inspektor Garner im Polizeigebäude auf. Er war sehr überrascht, als Harst erklärte, wir wollten uns von ihm verabschieden.
Dann setzte Garner wieder sein überlegen-verständnisvolles Lächeln auf.
„Aha – ich begreife. Master Harst! Fitzgeralds Weigerung, Pook obduzieren zu lassen, hat Ihnen die Augen geöffnet. Ja – ja, man ändert ja des öfteren seine Meinung!“
„Mag sein!“ erklärte Harst diplomatisch. „Leben Sie wohl. Master Garner. Vielleicht führt uns ein Zufall wieder zusammen.“
Wir hatten bis zur Abfahrt des Dampfers noch eine Stunde Zeit. Harst hatte bisher sowohl beim Mittagessen als auch nachher über alles mögliche gesprochen, nur nicht über das, was mich am meisten interessierte. Auch jetzt, als wir durch den prächtigen Regierungspark schritten, wollte er diese Taktik beibehalten. Meine Geduld war jedoch zu Ende. Als er vor dem architektonisch geradezu wundervollen Gebäude der Staatsbibliothek stehen blieb und mich auf den gefälligen Gesamteindruck der ausgedehnten Anlagen vor dem Gebäude aufmerksam machte, spielte ich beharrlich den Stummen, bis er lachend meinen Arm nahm, mich weiterzog und meinte:
„Aha, mein treuer Gehilfe ist arg verschnupft, weil ich ihn dursten lasse! – Bitte, lieber Alter, frage! Ich beantworte Dir alles, was Du wissen willst.“
„Ich denke, ich habe auch ein Anrecht darauf, besser eingeweiht zu sein als etwa Fitzgerald,“ sagte ich kurz. „Bisher tappe ich ja völlig im Dunkeln. Was hat es mit dem Götzen zum Beispiel auf sich? Der hängt doch mit dem Diebstahl oder dem Tode Pooks irgendwie zusammen. Du hast Dir Pooks rechte Hand so genau angesehen. Die Statue hatte ein Loch, in dem hohlen Tongötzen bewegte sich etwas. Vermutest Du darin eine kleine Giftschlange, die vielleicht Pook gebissen hat? Ist er an den Folgen dieses Bisses gestorben?“
„Nein. In der Statue dürfte sich ein sehr harmloser Käfer der Gattung Cervus atrox befinden, afrikanischer Hirschkäfer genannt. Diese bis zu 6 Zentimeter großen Gesellen sind im Dunkeln sehr lebhaft. Bekanntlich besitzen sie eine Art Geweih, mit dem das in die Statue eingesperrte Tierchen an den Wandungen entlangschrammte. – Du brauchst mich nicht so zweifelnd anzuschaun! Es ist so! Von einer Giftschlange ist keine Rede.“
Ich war arg enttäuscht. Ich hatte mir ja eine so wunderschöne Theorie zurechtgelegt. Damit war es nun nichts. Das kühlte meine Neugier gewaltig ab. Immerhin fragte ich aber noch, um wenigstens den Hauptpunkt zu klären:
„Wer ist der Dieb?“
Harsts Antwort entsprach so recht seiner Manie, erst ganz zum Schluß bei der Entwirrung eines schwierigen Falles all seine Trümpfe aufzudecken.
„Wenn Du vor dem Bibliotheksgebäude Deiner Augen Dich so bedient hättest, wie es der Freund und Mitarbeiter Harald Harsts stets tun müßte, dann würdest Du ihn gesehen haben. Da Du jedoch trotz meiner häufigen Hinweise auf die Notwendigkeit eines Sehens mit dem geistigen Auge wiederum aus Bequemlichkeit mir die ganze Arbeit, unsere Umgebung scharf zu beobachten, überlassen hast, kannst Du billigerweise von mir nicht verlangen, Deine gemütsruhige Trägheit noch zu unterstützen.“ All das sagte er halb scherzend. Aber ich merkte die Absicht: er wollte mir den Dieb nicht näher bezeichnen! – Da fuhr er auch schon fort, indem er meinen Arm drückte: „glaube mir, wenn Du heute in Fitzgeralds Villa genau auf das achtgegeben hättest, was ich tat und sprach, würdest Du fraglos mit Leichtigkeit das Richtige kombinieren können. Aber Du – nicht mal das merktest Du, daß ich in Pooks Schlafzimmer mir die Joppe anschaute! Genau so gleichgültig war Dir mein Gespräch mit dem Stubenmädchen, das uns durch die Räume führte. Dabei enthielt gerade dies Gespräch Antworten vonseiten des Mädchens, die Dich ganz sicher auf eine bestimmte Person hingewiesen hätten.“
Ich grübelte jetzt darüber nach, was denn eigentlich zwischen Harst und dem Mädchen gesprochen worden war. Ich besann mich nur darauf, daß einmal das Mädchen