Скачать книгу

Richtung stimmt schon.« Noch einmal gackerte der Techniker nervös. »Seht es euch einfach selber an.«

      »Was ist mit dem Computer von Peter Münster-Smith?«

      »Wir warten auf die Antwort der Experten.« Der Techniker sah Frank an. »Ihr habt gesagt, es eilt, deshalb bin ich damit sofort gekommen.«

      »Das war auch gut so. Vielen Dank.« Frank reichte die CD an Pia weiter, die sie in ihren Computer steckte. »Gibt’s noch etwas?«

      »Nein, nicht viel«, sagte der Techniker. »Wir haben die partiellen Schuhabdrücke am Tatort gemessen. Es sind Herrenschuhe der Größe 43, und das Sohlenmuster stimmt nahezu einhundert Prozent mit dem überein, das eure Zeugin gestern rekonstruiert hat.«

      Pia blickte vom Computer hoch. »Das heißt …«

      »Das heißt, dass wir den Zeitpunkt, an dem der Täter das Hinterhaus verließ, einigermaßen sicher bestimmen können. Ich habe gestern Abend mit einer Meteorologin gesprochen, die mir heute Morgen ihre Ansicht mitteilte – auf der Basis der Beobachtungen der Augenzeugin über das Aussehen der Fußabdrücke, als sie um zwanzig Uhr nach Hause ging.«

      »Ja, und?« Der Mann hatte jetzt die volle Aufmerksamkeit der beiden Polizisten.

      »Genau in diesem Teil der Stadt kam es laut Berechnungen der Meteorologin gegen 17:30 Uhr zu einem Wechsel von Tau- zu Frostwetter, aber weil der Hinterhof zwischen zwei dreistöckigen Häusern geschützt liegt, hat sich die Temperatur im Boden höchstwahrscheinlich etwas länger gehalten. Wenn die Abdrücke sich so randscharf abzeichneten, wie die Zeugin es beschrieben hat, müssen sie unmittelbar, nachdem es gegen 17:30 Uhr aufgehört hatte zu schneien, entstanden sein. Die Temperatur lag zu diesem Zeitpunkt noch um den Gefrierpunkt. Sonst hätten sich die Schuhspuren nicht so dunkel in dem weißen Schnee abzeichnen können. Die Spuren, die vom Haus wegführten, zeichneten sich laut Zeugin schon etwas heller im Schnee ab. Sie wurden also verursacht, als der Boden schon etwas kühler war. Die Meteorologin sagt, der Unterschied beträgt etwa eine halbe Stunde, vielleicht etwas länger. Aber das ist wirklich nur eine Vermutung, sagt sie. Vor allem, weil sie keine Fotos hat, auf die sie ihre Theorie stützen kann, sondern nur die Erinnerung einer Zeugin und ein paar Daten über die Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse in Christianssund. Könnt ihr mir folgen?«

      »Allerdings«, erwiderte Frank. »Du sagst also, dass Opfer und Täter kurz nach 17:30 Uhr ins Haus gegangen sind, und der Täter gegen 18:00 Uhr oder ein bisschen später wieder herauskam.«

      »Ich habe nicht gesagt, dass sie gemeinsam ins Haus gegangen sind. Sie können durchaus jeder für sich gekommen sein, um einige Minuten versetzt. Aber sonst, ja.«

      »Das passt exakt zu Christinas Aussage«, sagte Pia. »Den Schatten, den sie im Hof sah … War das nicht kurz nach achtzehn Uhr?«

      »Ja«, bestätigte Frank. Er sah den Techniker an. »Gut gemacht, äh … Entschuldige, aber ich muss dich noch mal nach deinem Namen fragen.«

      »Bjarne.« Das nervöse Lachen kam noch einmal. »Bjarne Olsen.«

      »Bjarne, natürlich. Sorry. Gibt es sonst noch etwas? Weißt du, welche Schuhe er getragen hat?«

      »Irgendwelche Wanderstiefel. Mit rutschfester Sohle. Wir können es auf vier, fünf Fabrikate einkreisen, mehr wissen wir erst, wenn wir mit den Herstellern der Schuhe gesprochen haben. Wir haben eine Kopie des Abdrucks an die Firmen gemailt, die infrage kommen.«

      »Gut. Was ist mit Fingerabdrücken?«

      »Es gibt jede Menge, sie sind nur nicht zu gebrauchen, solange wir sie nicht mit den Fingerabdrücken der Handwerker abgeglichen haben. Und mit denen der Architekten und Ingenieure und was weiß ich, eben von allen, die im zweiten Stock zu tun hatten. Das sind nicht wenige. Wir erledigen das Montag, wenn die Leute wieder zur Arbeit kommen, aber es wird eine Weile dauern, bis wir alle analysiert haben.«

      »Das ist völlig okay. Ich bezweifle, dass ihr etwas Interessantes findet. Ein Täter, der vorausschauend genug ist, auf dem Weg nach oben einen Overall zu stehlen, denkt sicher auch daran, Handschuhe anzuziehen.«

      »Vermutlich.« Bjarne blieb noch einen Moment stehen. Dann sagte er: »Wieso fragt mich eigentlich keiner nach der Uhr?«

      Frank sah ihm ins Gesicht. »Der Uhr? Der Uhr des Opfers? Ich weiß, dass sie teuer war.«

      »Weißt du auch wie teuer?«

      »Nein. Nur, dass er sie vor ein paar Monaten in Paris gekauft hat.«

      »Es ist eine Patek Philippe Ref. 5102 Celestial. Weißgold, drei metallisierte Scheiben aus Saphirglas, Krokodillederarmband, jede Menge technischer Finessen wie Mondphasen und die Bewegungen der Sterne und der Sonne.«

      »Ein Sammlerstück?«

      »Kann man wohl sagen. Ich habe die Uhr im Netz gefunden, für zweihundertvierzigtausend … Dollar, wohlgemerkt.«

      »Was?« Jetzt beteiligte sich auch Pia Waage an dem Gespräch. »Das ist ja über eine Million dänischer Kronen.«

      »Tatsächlich über eins Komma zwei Millionen.«

      »Und mit dieser Uhr ist der ins Büro gegangen?«

      »Ja, man muss schon sagen, das ist ein wenig extravagant. Meistens werden so teure Stücke in einem Banksafe aufbewahrt. Aber es gibt natürlich auch Frauen, die jeden Tag kostbaren Schmuck tragen.«

      »Trotzdem.«

      »Tja«, sagte Bjarne und öffnete die Tür. »Ich dachte, ihr solltet das wissen. Kann ich jetzt nach Hause gehen?«

      »Das kannst du selbst entscheiden. Wir haben jedenfalls nichts mehr, das nicht bis Montag warten könnte.«

      »Eine Uhr für über eine Million Kronen«, wiederholte Pia, als der Kriminaltechniker das Büro verlassen hatte. »Das ist doch Wahnsinn.«

      »Und der Täter hat sie nicht mitgenommen«, griff Frank den Gedanken auf. »Dann haben wir es sicher nicht mit einem Raubmord zu tun. Es sei denn, der Täter hat überhaupt keine Ahnung von Uhren.«

      »Irgendetwas sagt mir, dass man von einer Uhr in dieser Preisklasse nicht nur eine hat. Möglicherweise hat Münster-Smith teure Uhren gesammelt? Vielleicht hat er irgendwo noch weitere deponiert?«

      »Dafür gibt es keinerlei Hinweise. Aber vielleicht finden wir ja noch was.«

      Pia streckte sich. »Ich habe Hunger, Chef«, erklärte sie. »Soll ich nicht runterlaufen und irgendetwas Essbares holen?«

      »Sehen wir uns zuerst noch schnell an, was sich auf der CD verbirgt.« Frank nickte in Richtung Bildschirm. »Hinterher machen wir eine Pause.«

      Pia rückte ein Stück zur Seite, damit Frank sich neben sie setzen konnte. Sie klickte das entsprechende Laufwerk an, und ein Fenster mit einer langen Reihe von Dateien öffnete sich. Überwiegend handelte es sich um Bilddateien, einige sahen allerdings auch aus, als wären es Videos.

      »Sieh mal, die Dateinamen sehen alle gleich aus«, sagte Pia und scrollte sich durch die Liste. »Ein Name und eine Nummer.«

      »Mach mal ein paar auf.«

      Der Inhalt bestand aus Frauenfotos. Bei einigen handelte es sich um unschuldige Porträts, andere waren fast schon pornografisch. Und zwischen diesen beiden Eckpunkten gab es sämtliche Varianten. Blonde Frauen, schwarzhaarige Frauen, Frauen mit großem Busen, dünne Frauen. Es mussten weit über hundert Fotos sein, dachte Frank und blickte fasziniert auf den Bildschirm, während Pia wortlos eine Datei nach der anderen öffnete. Keine der Frauen war mit zwei oder drei Fotos vertreten, es gab immer nur ein Foto von einer Frau. Bei einigen Dateien handelte es sich um kleine Videofilme in verschiedenen pornografischen Abstufungen. Frank vermutete, dass das männliche Glied, das auf einzelnen Videos zu sehen war, Peter Münster-Smith gehörte.

      »Diese Dateinamen«, begann er, als er genug gesehen hatte, »bestehen alle aus einem Vornamen und sechs Ziffern. Es könnte sich um ein Datum handeln.«

      »Vermutlich hast du recht«,

Скачать книгу