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Instagirl. Annette Mierswa
Читать онлайн.Название Instagirl
Год выпуска 0
isbn 9783732012572
Автор произведения Annette Mierswa
Издательство Bookwire
So gerüstet betrat ich am Montag in meinem neuen Outfit das Klassenzimmer. Es wurde schlagartig still.
Alle starrten mich an.
»Guten Morgen, ihr Spacken«, sagte ich in bester Kampfeslaune. »Was glotzt ihr denn so?« Ich schritt den Mittelgang entlang, bis ich bei meinem Platz ankam. Yara saß auf der Stuhllehne und hatte ihr Handy in der Hand.
»Wir haben eine neue Mitschülerin«, sagte Lenny, »Isi-Porn-Bella.« Ich gab ihm einen Klaps auf den Po.
»Es ist nicht alles Porn, was funkelt, du Hirni.«
»Hey, hey«, sagte Lenny, »was läuft denn hier für ’ne Wette? Hast du bei PKW Action verloren?« Ich zwinkerte zwischen meinen falschen Wimpern hindurch zu Matteo, der keine Miene verzog und mich reglos anstarrte.
»ICH nicht«, schmetterte ich Lenny entgegen, »aber du offensichtlich.« Ich hielt ihm die Hand hin und wartete darauf, dass er einschlug. Lenny zögerte.
»Ich komm grad nicht mehr mit.«
»Ach nee?« Ich ließ die Hand wieder sinken.
»War ich so besoffen oder was?« Lenny grinste mich unsicher an. So ein Verräter. Yara nahm meine Hand und zog mich zu sich.
»Isi«, sagte sie leise, »du irrst dich. Es gab keine Wette.« Und nun kam auch noch Matteo dazu. Er schob sich an Lenny vorbei und sah mich von oben bis unten an. Dann umarmte er mich wie üblich zur Begrüßung und flüsterte mir ins Ohr.
»Ich hab auf dich gewartet.« Es tat weh, seine Stimme zu hören, und haute mich fast um.
»Ich war beschäftigt«, flunkerte ich, ohne ihn anzusehen.
»Warst du beim DSDS-Casting?«, johlte Mohammed und wackelte mit den Hüften.
»Nein«, sagte ich ruhig, »ich trag ein paar alte Klamotten auf.« Ich setzte mich auf meinen Stuhl.
»Und dein Kaninchen wohl auch?«, rief Kofi von hinten.
»Korrekt. Und es freut sich über Likes.« Ich reckte einen Daumen in die Luft.
Matteo schob sich vor mich auf die Tischkante und blickte mich an. Die Kleeblattaugen. Mir war zum Heulen zumute. Ich musste wegsehen. Inzwischen hatten sich die anderen wieder abgewandt und redeten miteinander. Matteo beugte sich zu mir herunter.
»Isabelle.« So nannte er mich sonst nie. »Was ich gesagt habe, gilt immer. Ich bin da, okay? Ich weiß, wie scheißweh so was tut. Hatte wenigstens meinen Bruder.« Er kam ganz nah heran. Er roch so gut, so vertraut. »Ich kann da durchsehen«, sagte er und tippte mir an die Stelle über meinem Herzen. Der Poschek kam herein und alle liefen schnell zu ihren Plätzen.
»Guten Morgen«, sagte er und warf seine Tasche aufs Lehrerpult. Dann sah er mich. »Isabelle?« Ich nickte entschieden. »Ist heute irgendwas Besonderes?« Ich zögerte. Ich konnte doch nicht sagen: Ja, meine Eltern haben sich getrennt und Matteo hat mich hintergangen und der Scheißpaul zieht bei uns ein.
»Ja«, meldete sich Matteo. »Es gibt was zu feiern.«
»Und was?« Poschek sah ihn erwartungsvoll an.
»Heute ist Welttofutag.« Matteo drehte sich zu mir und grinste.
»Wie bitte?« Einige kicherten. Poschek kratzte sich am Ohr. »Ich werde das Thema jetzt nicht vertiefen«, beschloss er und wandte sich an mich. »Ich gehe also davon aus, dass du morgen wieder normal angezogen in die Schule kommen wirst, nachdem du heute ausgelassen gefeiert hast?« Er zog die Augenbrauen hoch. Und damit wandte er sich dem Smartboard zu und schrieb eine komplizierte Gleichung auf. Während der Klassenchat sofort auf Hochtouren lief, sahen Matteo und ich uns an. Ich lächelte. Er hatte den Test bestanden. Aber die Wette verzieh ich ihm nicht. Bing, machte mein Handy. Ich sah beiläufig auf das Display, rechnete mit Kommentaren meiner Freunde. Aber diese Nachricht kam von einem anderen Stern, aus einer anderen Galaxie … Sie war von Kim.
NadjaNice ist out. Willst du Tipps?
»Hey, du guckst so komisch. Schlechte Nachrichten?« Yara beugte sich zu mir herüber, um auf mein Handy zu sehen. Aber ich zog es weg. Ich wusste auch nicht wieso und es war auch das erste Mal, dass ich etwas vor Yara verbergen wollte. »Liebesgeflüster?« Ich nickte. Und es war auch das erste Mal, dass ich Yara anlog. Sie grinste. »Es hat ihn nicht abgeschreckt.«
»Was?«
»Dein Look.«
»Ach so. Scheint so.« Jetzt kam ich aus der Nummer nicht mehr raus. Yara war zufrieden, aber in mir rumorte ein mieses Gefühl. Plötzlich hatte ich Heimlichkeiten mit Kim. Ich starrte auf ihre Nachricht und sah an der Statusleiste, dass sie noch online war. Wartete sie auf eine Antwort? Ich gab Nein danke ein, löschte den Text aber gleich wieder. Dann suchte ich ein passendes Emoji, fand aber keines. Schließlich steckte ich das Handy weg. Keine Antwort war auch eine Antwort.
»Ziehst du nachher einen Glitzer-Bikini an?« Yara zeichnete einen weiblichen Oberkörper auf den Rand meines Hefts und drüber kritzelte sie einen Bikini, aus dem die halbe Brust rausguckte. Montag war unser Schwimmtag.
»Heute geht’s nicht.« Ich schwindelte schon wieder.
»Oh nein«, sagte Yara. »Deine Mutter?«
Ich nickte, denn das kam mir nur wie eine halbe Lüge vor. Einfach so weiterzumachen, als sei nichts geschehen, den Gefallen wollte ich Mama nicht tun. Papa in die Wüste zu schicken, einen türenschlagenden Spacko anzuschleppen und dann zu hoffen, dass ich begeistert auf diesen Familienexodus reagierte, war wie ein wilder Ritt über ein Minenfeld. Ich war das Minenfeld.
Poschek rief Kim auf. Das kam äußerst selten vor und brachte ihm einen mörderischen Blick ein. Wahnsinn. So hätte ich gern den Scheißpaul angeguckt. Langsam nahm Kim ihr Kaugummi aus dem Mund und strich ihre langen Haare über eine Schulter. Sie war perfekt geschminkt und es gefiel mir tatsächlich besser als der Nadja-Nice-Look.
»Ich hab Arithmophobie.« Es klang vernichtend. »Unheilbar.«
»Bitte?« Poschek zog einen Mundwinkel hoch, entschied sich dann aber doch gegen ein Grinsen.
»Arithmophobie.« Kim rollte mit den Augen. Mehr hatte sie nicht zu sagen. Sie steckte das Kaugummi wieder in den Mund und blickte Poschek gelangweilt an.
»Fräuleinchen«, sagte er und hob mahnend einen Zeigefinger. »Wir sprechen uns nach der Stunde.« Unter der Bank gab ich das Wort in mein Handy ein. Arithmophobie ist die Angst vor Zahlen. Ha, Poschek war bedient. Er änderte seine Strategie, holte einen Stapel Hefte aus seiner Tasche und klatschte jedem eines auf den Tisch. Die Mathearbeit.
»Wurzelziehen hat nichts mit Gartenarbeit zu tun, Nelly.« Klatsch!
»Und die Aufforderung, eine Unbekannte zu suchen, sollte dich nicht dazu veranlassen, frühzeitig den Raum zu verlassen, Kofi.« Klatsch!
Bei Kim zögerte er einen Moment. Man konnte fast hören, wie das Getriebe