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      Stuart sitzt mit dem Rücken gegen den Stamm gelehnt da und streckt seine Arme über seinen Kopf aus. Stuart, ein pensionierter Hauptfeldwebel der Marine, ist Mitte fünfzig, aber stärker und fähiger als die meisten Zwanzigjährigen auf der Farm. Er macht kreisende Bewegungen mit dem Kopf und lässt seine Halswirbel knacken. In der späten Herbstluft war eine leichte Kühle wahrzunehmen und Stuart sieht zum dunkler werdenden Himmel über ihnen hoch.

      »Jace und der Rest sind noch nicht wieder zurück?«, fragt er.

      »Nein, noch nicht«, entgegnet Julio, »aber ich habe auch nicht wirklich erwartet, dass sie es sein werden. Die Transferstation in Ordnung zu bringen, wird wohl ein paar Tage dauern, falls sie es überhaupt schaffen.«

      »John wird hingehen und morgen nach ihnen sehen«, erklärt Stuart. »Er wird aber nicht den ganzen Weg dort hingehen müssen. Es reicht vollkommen, wenn er einen Aussichtspunkt findet, um sie zu erspähen und sich zu vergewissern, dass dort alles gut ist.«

      »In Ordnung«, sagt Julio. »Er mag zwar eine Nervensäge sein, aber wir dürfen sein schlaues Köpfchen nicht verlieren. Und der Typ ist wirklich verdammt schlau.«

      »Ja, das ist er«, stimmt Stuart zu.

      »Long Pork?«, fragt Elsbeth, als sie mit John zurückkommt und sich neben Julio fallen lässt. Sie stößt ihn mit ihrer Hüfte an, damit er vom Holzklotz herunterrutscht. »Du hast von Long Pork gehört?«

      »Nein, nein«, erwidert Stuart. »Wir sprechen gerade über …«

      »Läufer!«, erklingt plötzlich ein Schrei unten am Tor.

      »Dieser Hurensohn!«, flucht Julio. »Wie oft sollen wir ihnen noch sagen, dass sie nicht schreien sollen? Das wird doch noch mehr Zs anlocken.«

      Sie stehen nun alle auf und gehen hastig zum Tor. Ein paar Leute aus der Wiederaufbaumannschaft schließen sich ihnen an. Einer der Wachposten zieht nun das Tor auf und einige von Critters Männern rennen herein. Sobald sie wieder Atem geschöpft haben, erfährt Stuart, was an der Transferstation passiert ist.

      »Wir müssen sofort gehen und ihnen helfen«, beharrt Elsbeth. »Ich werde bestimmt nicht zulassen, dass die Zs Long Pork essen.«

      »Ich glaube, niemand sollte Long Pork essen«, witzelt Julio. Aber dann sagt er kein Wort mehr, als er den ernsten Blick auf Elsbeths Gesicht wahrnimmt. »Sorry. Beruhig dich wieder, Mädchen. Wir werden gehen und Long Pork und Captain Leeds helfen.«

      »Nicht mehr heute Abend«, meint Stuart, als die letzten Sonnenstrahlen über den Hügeln auf der anderen Seite des French Broad Rivers verblassen. »Das wird ein Job sein, den wir direkt am Morgen erledigen.«

      »Wir können sie doch nicht einfach dort lassen!«, ruft Elsbeth weinend. »Nein! Nicht Long Pork!«

      Sie bewegt sich zum Tor, aber Julio und John ergreifen ihre Arme. Beide waren bereit, eine eventuelle Gegenwehr der Kämpferin in Kauf zu nehmen.

      »Du könntest es in der Dunkelheit dorthin schaffen, aber für alle anderen ist es zu gefährlich«, meint Stuart. »Und ich werde dich bestimmt nicht allein gehen lassen. Ende der Diskussion. In der Morgendämmerung brechen wir auf und dann werden wir uns doppelt beeilen, damit wir zur Transferstation kommen.«

      »Wenn wir uns sehr beeilen, dauert es ein paar Stunden«, erwidert John.

      »Erzähl uns mehr davon«, sagt einer von Critters Männern, der zusammengesunken vor dem Tor sitzt. Sein Körper ist schweißgebadet und seine Brust hebt und senkt sich noch heftig vor Anstrengung.

      »Morgen«, beharrt Stuart.

      »Morgendämmerung?«, fragt Elsbeth. »Direkt, wenn die Sonne aufgeht?«

      »Sobald wir genug sehen können, um pissen zu gehen«, stimmt Stuart zu.

      »Ich kann aber auch im Dunkeln pinkeln«, kontert Elsbeth.

      »Du weißt, was ich meine.«

      Einen Moment lang starrt Elsbeth mich an, aber dann nickt sie. »Morgendämmerung.«

      »Morgendämmerung«, stimmt ihr Stuart zu.

      »Lasst uns euch Jungs etwas zu essen besorgen«, meint nun Julio, »und dann ruht euch etwas aus. Es sieht nämlich ganz so aus, als würden wir früh aufstehen.«

      Die Neuigkeit über die drohende Gefahr macht im Camp natürlich schnell die Runde. Mehr als genug Freiwillige wollen mitgehen und Stuart muss tatsächlich ein paar ablehnen, damit überhaupt noch Leute in Whispering Pines arbeiten. Einige murren zwar, aber jeder hat mittlerweile gelernt, nicht mit Stuart zu streiten.

      Es ist vollkommen dunkel, als Elsbeth und Julio in ihr Zelt kriechen, um den dringend benötigten Schlaf zu bekommen. Als Elsbeth sich allerdings auszieht und auf Julio klettert, ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Sie treiben es heiß und heftig, bis plötzlich eine Explosion erfolgt.

      Sie kriechen hastig aus ihrem Zelt. Julio kämpft damit eine Jeans anzuziehen, während Elsbeth einfach nur nackt da steht. Das Licht des Lagerfeuers flackert auf ihrer Haut und wirft Schatten auf die Vielzahl von Verbrennungen und Narben, die fast jeden Zentimeter ihres Körpers bedecken; Geschenke ihres toten Vaters.

      »Jesus«, ruft Stuart, als er Elsbeth erblickt, »zieh doch wenigstens eine Unterhose an.«

      Sie ignoriert ihn, weil sie alle nach Osten und zum glühenden Licht des Feuers schauen.

      »Was zum Teufel glaubst du, ist das?«, fragt John und taucht aus den Schatten auf. Er bewegt sich genau so lautlos, wie es ein Scharfschütze tut. Gelernt ist eben gelernt.

      »Als wenn ich das wüsste«, meint Julio.

      »Long Pork«, antwortet Elsbeth und nickt so eindringlich, als ob es damit entschieden wäre.

      Alle schauen sie an. Dann sehen sie wieder einander an. Stuart reibt sich das Gesicht.

      »Wahrscheinlich hat sie recht«, erwidert er. »Was zum Teufel denkst du, hat er jetzt schon wieder angestellt?«

      »Sieht ganz so aus, als hätte er das Gas wieder anbekommen«, sagt Julio, »und herausgefunden, warum es ursprünglich ausgeschaltet gewesen war.«

      »Großartig«, meint Stuart.

      »Werden wir jetzt gehen?«, fragt Elsbeth, »und nach Long Pork sehen?«

      »Jace ist aber in der entgegengesetzten Richtung dieser Explosionen«, wirft Stuart ein. »Und im Augenblick torkelt jeder Z in Asheville zu diesen Geräuschen. Zumindest wird die Sache dadurch morgen viel einfacher, wenn wir zur Transferstation gehen.«

      »Falls die Transferstation immer noch da ist«, wendet Julio ein. »Er könnte sie schließlich auch in die Luft gejagt haben.« Elsbeth wirft ihm einen tödlichen Blick zu.

      »Was denn? Ich sage doch nur, was alle anderen denken.«

      »Morgen!«, erklärt Stuart noch einmal. »Jetzt geht alle erst einmal schlafen. Heute Abend wird doppelt Wache gehalten. Diese Explosionen werden die Zs garantiert aufhetzen. Wir können rundherum immer mehr Aktivitäten ausmachen.«

      Bei der Nachricht, dass es eine Extrawache geben würde, ist ein allgemeines Murren zu vernehmen, aber alle machen sich trotzdem sofort auf den Weg zu ihren Zelten oder Pflichten. Nur Stuart bleibt allein zurück.

      »Verdammt Jace«, flüstert er, »was hast du jetzt schon wieder angestellt?«

      ***

      Erschöpft sitze ich hier, während ich beobachte, wie die Morgendämmerung die Fenster erhellt. Die Explosionen dauerten fast die ganze Nacht lang. Was auch immer ich getan hatte, ich hatte anscheinend einen großen Fehler gemacht.

      »Konntest du wenigstens etwas schlafen?«, fragt mich Leeds.

      »Nein. Du?«, frage ich und stehe vom Stuhl auf, um mich zu strecken.

      »Nicht ein bisschen«, antwortet Leeds.

      »Sorry«, sage

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