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Mark zu erhöhen unter der Bedingung, daß Sie meinen vorhin geäußerten Wünschen pünktlich nachkommen. – Ihrer gefälligen Antwort entgegensehend – Hochachtungsvoll – Friedrich Müller.«

      »So – das wäre Schreiben Nummer eins! Nun das Gegenstück dazu. – Vorher aber: Prosit, meine Herren!«

      Darauf las Fritz Schaper auch den zweiten Brief vor.

      »Sehr usw.! Kurz nach Ihrer Abreise habe ich zufällig etwas erfahren, was Sie fraglos interessieren wird. Der Bahnhofsvorsteher Hillgard in Gauben ist mein Freund und Regimentskamerad. Hillgard erzählte mir nun folgendes. – Der Diener Hartung meines Mieters Müller hat sich in der letzten Woche regelmäßig vor Ankunft jedes Zuges auf dem Bahnhof eingefunden und ist Reisenden, die hier in Gauben ausstiegen, stets heimlich gefolgt, um festzustellen, wo sie blieben. Auch an dem Tage, als Sie hier eintrafen, hat der den Bahnsteig aus der Ferne überwacht. Und der Hotelkutscher der »Drei Kronen« hat ihm, kaum daß Sie Ihr Zimmer aufgesucht hatten, sagen müssen, wer Sie seien. Mit einem Wort: Es macht auf mich den Eindruck, als ob Friedrich Müller gern sofort wissen möchte, wenn Sie hier sind. Daß es sich bei diesem Spionieren nur um Ihre Person handeln kann, geht aus folgendem hervor. Der Diener Hartung ist bisher nie auf dem Bahnhof gewesen, jedenfalls höchstens in dem halben Jahr, seit er mit seinem Herrn hier wohnt, drei bis vier Mal und dies dann nur zu dem Zweck, um eilige Briefe in den Bahnhofskasten zu werfen. Erst an dem Tage, an dem Sie Friedrich Müller mitteilten, daß Sie es versuchen wollten, dem Gespenst nachzuspüren, begannen Hartungs Patrouillengänge nach dem Bahnhof, die er täglich fünf Mal unternehmen mußte und die erst aufhörten, als Sie hier gewesen und wieder gewesen waren. – Weitere Bemerkungen an diese Tatsache will ich nicht knüpfen. Jedenfalls sehen Sie, daß wir hier in Gauben auch die Augen offenhalten können. Und das werde ich jetzt erst recht tun. Denn, unter uns gesagt, als ich Müller erzählte, daß Sie bei mir waren und wiederkommen würden, da es Ihnen jetzt an der nötigen Zeit fehle, tauschte er mit seinem Diener einen Blick aus, den ich nicht bemerken sollte, der mir aber doch nicht entging. Und in diesem Blick lag soviel Spott und höhnischer Triumph, daß ich plötzlich, hinsichtlich des grauen Gespenstes, zu einer ganz anderen Ansicht gelangt bin. – Ihnen bei Ihrer Erfahrung wird es nicht schwer fallen, aus alledem Ihre Schlüsse zu ziehen und Ihr Vorgehen so einzurichten, daß Sie auch wirklich Erfolg haben. – Das Schönste ist – der Herr Privatgelehrte hält mich als Kleinstädter anscheinend für einen – rechten Einfaltspinsel. Mag er. Wer zuletzt lacht, lacht am besten. – Nebenbei bemerkt, war Müller am Tage Ihrer Abreise bereits wieder völlig gesund. Ich traf ihn an seinem Schreibtisch sitzend und behaglich eine Pfeife rauchend, an. – Hochachtungsvoll ergebenst – Ernst Wernicke, Kolonialwarenhändler.«

      Als Schaper jetzt den Brief auf den Tisch zurücklegte, konnte Heinz Gerster nicht länger ansichhalten.

      »Und über die beiden Schreiben lachen Sie so belustigt?« meinte der ganz vorwurfsvoll. »Ich denke, die Sache wird durch diese Mitteilungen nur noch komplizierter. Manches in den Briefen regt doch geradezu zu dem Verdacht an, daß es sich bei diesen Geistererscheinungen um mehr als einen bloßen Schabernack handelt. – Das Letztere nahmen Sie doch bisher an, nicht wahr?«

      »Tue ich auch noch,« entgegnete der Detektiv gemütlich. »Freilich, um einen Schabernack, über dessen tiefere Absichten ich mir noch nicht klar bin. Aber auch das werde ich herausbekommen!«

      Bald darauf verließen die drei Herren das Restaurant und fuhren ein jeder nach seiner Wohnung, nachdem der Schriftsteller dem Detektiv noch versprochen hatte, sich morgen in dessen Büro einzufinden.

      9. Kapitel

       Ein Stempelaufdruck

       Inhaltsverzeichnis

      Kurt Hiller, der Angestellte des Detektivinstituts Argus, den Schaper in München zum Zweck weiter Nachforschungen nach dem Verbleib Frau Käti Deprouvals zurückgelassen hatte, war von den Leuten Fritz Schapers vielleicht die beste und geriebenste Arbeitskraft. Nachdem sein Herr die Isarstadt mit dem Luxuszug verlassen hatte, suchte er eins der großen Bräuhäuser am Platz auf und legte sich bei einem Liter echten Müncheners und mehreren Paaren Weißwürsten mit Kraut einen Feldzugsplan zurecht. Es dauerte nicht lange, da war er auch schon mit sich einig. Ja, so mußte es gehen – das war der einzige Punkt, an dem sich diese Sache angreifen ließ.

      Am nächsten Morgen suchte er dann seinem Plane gemäß den Portier des Hauses Aspernstraße 19 auf. Dieser, ein behäbiger Pfälzer, ließ sich mit spielender Leichtigkeit ausholen.

      Ja, die Anna, die bei der Frau Deprouval seit zwei Jahren als »Mädchen für alles« diene, habe natürlich einen Schatz. Mit dem habe er sich schon so manches Mal unterhalten. Freilich, wo der wohne, wisse er nicht, nur daß er Schlosser sei und eine feste Anstellung in der Elektrizitätszentrale habe. – Der Name? Hm, er wolle sich mal besinnen. – Richtig – Alois Pilcherer.

      Mehr brauchte Hiller, der dem Portier ein wunderbares Märchen aufgebunden hatte, um ihn gesprächig zu machen, nicht zu wissen. Auf dem Einwohnermeldeamt erfuhr er ja alles Weitere. –

      Alois Pilcherer, ein waschechter Bayer, gemütlich, wenn er nüchtern war, grob und händelsüchtig nach dem sechsten Liter, konnte sich zunächst gar nicht von seinem Staunen erholen, als er abends um sieben in seinem Kämmerchen, das er bei der Witwe Aschbauer allein bewohnte, den Besuch eines elegant gekleideten Fremden erhielt, der ihn in höchst verdächtiger Weise im reinsten Hochdeutsch anredete.

      »Herr Pilcherer, nicht wahr?« fragte Hiller, indem er nach dem lauten »Herein« ungeniert in die kleine Dachkammer trat.

      Der Schlossergeselle nickte nur.

      Der Detektiv stellte sich ihm als Fachkollege, als Maschinenschlosser, vor, der hier in München Arbeit suche, und in der kleinen Kneipe an der nächsten Ecke spielte sich dann der zweite Akt der Komödie ab, bei der der brave Alois doch schließlich der Geleimte war. Da es Hiller nach sehr kurzer Zeit gelang zu erfahren, daß sich Pilcherers Braut mit ihrer Herrschaft in Karlsbad befand.

      Als Fritz Schaper am nächsten Morgen sein Büro gegen zehn Uhr betrat – er hatte sich einmal wieder gehörig ausschlafen wollen – meldete Lemke ihm sofort, daß Kurt Hiller aus München, vor etwa einer halben Stunde, antelephoniert und die jetzige Adresse der Frau Deprouval angegeben habe.

      Schaper schaute bei dieser Nachricht recht ungläubig drein. Aber bald belehrte ihn sein Bürovorsteher, daß an diesem wunderbar schnellen Erfolg Hillers nicht mehr zu zweifeln sei.

      »Famos!« rief der Detektiv da. »Verbinden Sie mich mal schleunigst mit Herrn Gerster. Inzwischen sehe ich das Kursbuch ein. – Da haben wir’s schon. Karlsbad-Berlin – sehr günstig. – Donnerwetter, das ginge –!«

      Als der junge Schriftsteller sich gegen halb zwölf in dem Detektivbüro einfand, wurde ihm der Bescheid eröffnet, daß Herr Schaper soeben verreist, morgen früh neun Uhr aber bestimmt wieder zurück sei.

      Pünktlich stellte er sich also am folgenden Morgen erneut bei Schaper ein und wurde auch sofort vorgelassen. Der Detektiv, der etwas müde und abgespannt aussah, begrüßte ihn mit warmer Herzlichkeit, bat ihn Platz zu nehmen und sagte darauf ganz unvermittelt:

      »Frau Käti läßt herzlich grüßen, lieber Gerster. Es geht ihr gut und sie erwartet Sie heute oder morgen bei sich.«

      Kein Wunder, daß der junge Schriftsteller zur Bildsäule erstarrte.

      »Ist das Ernst oder Scherz?« fragte er nach einer Weile unsicher, indem er den Detektiv ängstlich forschend anblickte.

      »Mit Berufsdingen scherze ich nie. Frau Deprouval hält sich zur Zeit in Karlsbad, Hotel Kaiserhof, auf,« erwiderte Schaper mit feinem Lächeln.

      »Mithin waren Sie gestern dort,« meinte Gerster leicht gereizt. »Warum nahmen Sie mich nicht mit?«

      Der Detektiv legte ihm begütigend die Hand auf die Schulter. »Weil ich erst das Terrain für Sie vorbereiten wollte, lieber Gerster,« entgegnete er offen. »Frau Käti weiß jetzt durch mich,

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