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vom Stift Heiligenkreuz zuzuhören. Kein Wunder, dass selbst hartgesottene Hardrock-Fans von diesem wundervollen Gesang ergriffen waren.

      »In Paradisum«, begannen sie zu singen, und Bettina drehte ein wenig mehr auf, ehe sie sich, getragen von den himmlischen Gesängen, in den Verkehr einfädelte.

      *

      »Du bist ja gut gelaunt«, wurde sie von Leni begrüßt, als sie auf den Hof kam.

      »Ja, es geht mir auch gut … die Geschäfte sind gut gelaufen«, es war zwar eine kleine Lüge, aber die würde der liebe Gott ihr schon verzeihen. »Warst du bei Bondi? Wie geht es ihm?«

      »Hervorragend, aber wir sollten uns mal einig darüber werden, wer wann Möhren an ihn verfüttert. Der Möhrensack ist verschwindend klein geworden, und unser reguläres Futter verschmäht Bondi, weil er mit Möhren vollgestopft ist. Also nur Streicheleinheiten, wenn du gleich zu ihm gehst, keine Möhren.«

      Bettina lachte.

      »Eine klitzekleine Möhre macht den Kohl auch nicht mehr fett. Aber du hast schon recht, Leni, wir müssen alle ein wenig disziplinierter sein.«

      »Das mein ich doch wohl. Ist doch auch für das Tier nicht gut. Übrigens, Bettina, es hat ein Professor Altmann für dich angerufen. Es ist wegen der Bilder. Er hat mich alles Mögliche gefragt und war ganz aufgeregt. Aber ich konnte ihm nichts sagen und hab versprochen, dass du zurückrufst. Ich hab die Telefonnummer des Professors in deiner Diele auf die Truhe gelegt. Kannst ihn ja mal anrufen. Aber sag, nach seinem Reden müssen diese Bilder ja ein Vermögen wert sein, wenn dieser … ich hab den Namen vergessen … Maler so berühmt war.«

      »Leni, bestimmt sind es gute Kopien, sonst hätten sie einen anderen Platz gehabt. Ehrlich gesagt, habe ich mich auch nur bemüht, weil Arno mich immerfort gedrängt hat.«

      »Ja, der gute Arno, er wünscht dir so sehr einen Geldsegen, und den sollen nun die Bilder bringen. Also, ruf den Professor an. Isst du heute Abend mit uns?«

      »Was gibt es denn?«

      »Ach, ich mach nur ein paar Forellen. Für die Männer und mich mit Kartoffeln, für Isabella mit Salat.«

      »Isabella? Kommt die auch?«

      »Ja. Ich hab das Gefühl, dass sie ihre Krise erst jetzt durchlebt. Sie ist nicht gut drauf, deswegen habe ich sie eingeladen, und sie hat auch sofort zugesagt.«

      »Ich sag auch zu. Für mich die Forelle auch bitte mit Salat.«

      »Herzchen, wie bist du denn drauf? Auf dem Abnehmtripp?«

      Bettina umarmte Leni.

      »Nein, Herzchen«, sie gebrauchte auch das Wort, »aber ich habe heute bereits sehr gut gegessen. Bis später dann.«

      Sie winkte Leni zu und verschwand in Richtung Stall.

      »Hallo, Bondi …«, rief sie.

      Das Pferd schnaubte, wieherte.

      Es hatte sie erkannt.

      Und nun sollte sie an die Box gehen ohne eine Möhre?

      Das ging doch nicht. Heute wird sie eine Ausnahme machen, aber ab morgen musste Disziplin herrschen.

      Bettina holte aus dem Sack zwei Möhren und ging zur Pferdebox. Sie öffnete die Tür, Bondadosso drehte sich um, kam näher, er war schon so zutraulich geworden.

      Bettina tätschelte ihn.

      »Ich bin so froh, dass du bei uns bist, Bondi«, sagte sie. Sie schwang sich auf den Futtertrog, Bondadosso legte seinen Kopf auf ihre Oberschenkel und hörte mit gespitzten Ohren dem zu, was Bettina zu sagen hatte. Dabei streichelte sie ihn unablässig.

      Von ihr unbemerkt, war Martin in den Stall gekommen.

      »Was machst du denn da?«, lachte er. »Erzählst du dem Pferd Geschichten?«

      »Ja«, gab sie zu, »und Bondi hört mir aufmerksam zu. Ach, Martin, ich bin ja so glücklich, dass er bei uns ist. Bist du mit seinem Gesundheitszustand zufrieden?«

      »Das braucht noch ein wenig Zeit, wenngleich er schon ganz gute Fortschritte macht. Sehr zufrieden bin ich mit seinem Seelenzustand. Das Pferd hat so unglaubliche Fortschritte gemacht. Es hat viel von seiner Angst verloren, und so, wie ich euch zwei jetzt sehe, ist das der schönste Beweis dafür, dass Bondadosso wieder Vertrauen zu den Menschen fasst. Ich muss eure Idylle aber jetzt stören. Ich muss seinen Verband wechseln, und wenn du willst, kannst du die Druckstellen mit dem Gel einreiben.«

      Bondadosso hatte sich wieder aufgerichtet, und Bettina sprang vom Futtertrog und nahm die Tube mit dem Gel entgegen.

      Vorsichtig, um ihm nicht weh zu tun, bestrich sie die Druckstellen mit dem kühlenden Gel, dann reichte Martin ihr die Salbe für die offenen Stellen am Unterbauch, die durch das falsche Festziehen des Sattelgurts entstanden waren.

      Das Pferd hielt still, weil es spürte, dass diese beiden Menschen ihm nichts Böses wollten.

      »Hast du keine Lust, heute Abend vorbeizukommen?«, fragte Martin. »Wir essen zusammen, quatschen ein bisschen.«

      »Normalerweise gern, aber ich habe Leni schon zugesagt, und ehrlich gestanden, habe ich auch keine Lust, heute noch wegzufahren. Ich bin gerade aus Winkenheim zurückgekommen, und möchte nach dem Essen eigentlich nur noch meine Füße von mir strecken, vielleicht etwas lesen, vor dem Fernseher abhängen. Ich telefoniere morgen mal mit Linde, da können wir etwas ausmachen. Ich hab Markus auch schon länger nicht gesehen. Der kann ja, wie in alten Zeiten, auch dazukommen.«

      »Keine schlechte Idee. Linde hat mir übrigens erzählt, dass es mit seiner neuen Flamme auch schon wieder vorbei ist. Irgendwie hat er bei Frauen kein Glück.«

      »Oder er ist zu anspruchsvoll.«

      »Ist das ein Wunder, wenn er immer zwei so tolle Frauen sieht wie Linde und dich.«

      Bettina lachte.

      »Oh, Martin, solche Komplimente aus deinem Mund?«

      »Ich meine es ehrlich.«

      Er richtete sich auf, packte seine Utensilien wieder zusammen.

      »So, fertig, jetzt muss ich noch zum Baldinger fahren und nach einer kranken Kuh sehen, dann habe ich Feierabend.«

      »Den hast du auch verdient, Martin. Danke, und grüß die Linde von mir.«

      »Werde ich tun, aber wenn sich hier einer bedanken muss, dann ich, weil du Bondadosso bei dir aufgenommen hast.«

      »Martin, ich habe ein wunderschönes Pferd geschenkt bekommen dank deiner Vermittlung«, erinnerte sie ihn, »hast du das vergessen?«

      Bettina tätschelte Bondi noch einmal, dann verließ sie mit Martin den Stall und begleitete ihn noch zu seinem Auto, dann ging sie in ihr Haus, wo sie die Telefonnummer des Professors vorfand.

      Bettina nahm den Zettel an sich, holte sich etwas zu trinken, dann schlüpfte sie aus ihren Schuhen und machte es sich auf ihrem Sofa bequem. Sie wählte die Nummer des Professors, der sofort am Telefon war.

      »Hallo, Herr Professor Altmann, ich sollte Sie zurückrufen … Bettina Fahrenbach.«

      »Oh ja, Frau Fahrenbach. Ich möchte gern mit Ihnen einen Termin abstimmen, um mir mal Ihre Bilder anzusehen. Am Donnerstag habe ich in Bad Helmbach zu tun und könnte das mit einem Besuch bei Ihnen verbinden. Wäre Ihnen das recht?«

      »Ja, gern, Herr Professor. Um wie viel Uhr wollen Sie kommen?«

      »Elf wäre eine gute Zeit … aber sagen Sie, Frau Fahrenbach, sind Sie sich sicher, dass es sich dabei um Gemälde von Aegidius Patt handelt?«

      »Zumindest steht es drauf, und Babsi, ich meine Barbara Joost hat mir gesagt, dass er diese Seeschlachten auf jeden Fall gemalt hat.«

      »Ich sehe mir die Bilder ganz einfach an. Am Donnerstag wissen wir mehr. Wenn sie echt sind, dann werden sich die Museen auf jeden Fall um die Bilder reißen. Sie sind doch hoffentlich

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