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Wallach, braun, mit schwarzer Mähne und schwarzem Schweif und einer sternförmigen weißen Blesse. Er heißt Bondadosso.«

      »Hört sich gut an.«

      Als sie über den Hof gingen, kam Leni herausgelaufen.

      »Was ist denn hier los?«, wollte sie wissen.

      Bettina bemerkte, dass sie noch immer ihre Reisetasche mit sich herumschleppte.

      Sie ging auf Leni zu, umarmte diese und drückte ihr die Tasche in die Hand.

      »Erzähl ich dir später«, sagte Bettina, »auch alles, was sich in Frankreich ereignet hat. Jetzt haben wir Wichtigeres zu tun. Wir müssen ein Pferd vor dem Schlachter retten.«

      »Bitte? Ihr müsst was?«

      »Hast schon richtig gehört, Frau. Am besten machst du schon mal eine ordentliche Portion Möhren zurecht für unseren neuen Mitbewohner, und dann kannst du mir die Telefonnummer vom Korthe heraussuchen, damit er uns Stroh und Futter liefert. Das Tier muss was zu Fressen haben und darf nicht auf dem nackten Beton stehen.«

      »Ja aber …«

      Leni begriff überhaupt nichts, aber jetzt war auch nicht die Zeit, ihr etwas zu erklären.

      »Bis später, Leni …«, rief nun auch Bettina, ehe sie mit den Männern zu Martins Auto lief.

      Entweder hatte die Kopfschmerztablette eine späte Wirkung gezeigt oder die Aufregung hatte den Schmerz vergehen lassen.

      Bettina war total aufgeregt, und jetzt, nachdem Arno so selbstverständlich darauf bestanden hatte, das Tier zu holen, freute Bettina sich.

      Sie liebte Pferde über alles.

      Und Bondadosso war ein schöner Name. Sie wusste zwar nicht, was es bedeutete, aber das musste sie auch nicht.

      Sie würde das Pferd einfach Bondi nennen, das war unkompliziert und klang fröhlich. Und sie würde alles tun, um ihm aus diesem traumatischen Erlebnis herauszuhelfen.

      Es war schön, dass Bondi auf den Hof kam. Wieder ein Tier. Schließlich war der Fahrenbach-Hof ursprünglich ein Bauernhof mit vielen Tieren gewesen. Das würde zwar nicht mehr der Fall sein. Aber ein paar Tiere gehörten unbedingt dazu.

      Und ein Pferd, das war ein Traum …

      »Martin, fahr schneller, damit wir nicht zu spät kommen zu unserem Pferd.«

      Wie selbstverständlich hatte Bettina »unser« gesagt, Martin lächelte vor sich hin, hatte er doch gewusst, dass Bettina Ja sagen würde, aber ihm fiel auch ein Stein von der Seele.

      »Sie hat versprochen zu warten. Im Grunde genommen ist sie doch froh, dass ihr alles abgenommen und sie das Pferd los wird.«

      Sie hatten Bad Helmbach erreicht und sehr schnell auch den Stall, in dem die Pferde der Hotel-Gäste untergebracht waren. Der Stall war nicht groß, und es waren auch nur fünf Pferde da.

      Neugierig ging Bettina die Stallgasse entlang und schaute in jede Box hinein.

      An der dritten Box blieb sie stehen und wusste, dass dieses Tier Bondadossa sein musste, obschon es noch einen zweiten Braunen gab mit schwarzem Schweif und schwarzer Mähne.

      »Ist er das?«, wisperte sie.

      Martin nickte.

      Bettina wollte die Boxentür aufmachen, doch das Pferd bäumte sich auf, wieherte und wich in die äußerste Ecke der Box zurück.

      Bettina sah, wie das Pferd zitterte.

      Enttäuscht wandte sie sich Martin zu.

      »Der lässt ja niemanden an sich herankommen.«

      »Er ist traumatisiert, hat Schmerzen und keine besonders guten Erfahrungen mit Menschen gemacht«, erklärte Martin. »Wir müssen behutsam mit ihm umgehen. Er muss erst wieder Vertrauen zu Menschen fassen, und er muss schmerzfrei werden.«

      Arno hatte inzwischen in der Futterkammer einen großen Sack mit Möhren gefunden. Er nahm einige davon heraus, ging zu Bondadossos Box und öffnete die Tür.

      »Arno, sei vorsichtig. Das Pferd ist wild. Ich will nicht, dass dir etwas passiert.«

      »Mir passiert schon nichts«, sagte Arno und näherte sich langsam dem Pferd, das wieder in die äußers­te Ecke der Box zurückgewichen war. »Na komm, mein Guter. Sieh mal, was ich für dich habe. Komm her, sieh es dir an.«

      Er sprach ganz ruhig und hielt dem Pferd auf der flachen Hand eine Möhre entgegen.

      Bondadosso schnaubte, drehte vorsichtig den Kopf …

      »Ich komm hier schon zurecht«, sagte Arno, »geht ihr mal lieber zu der Besitzerin und macht alles klar, damit wir diesen armen Burschen hier mitnehmen können.«

      Bettina zögerte, doch Martin nahm sie bei der Schulter.

      »Arno hat recht, lass uns ins Parkhotel gehen. Er kommt zurecht.«

      »Wenn ihm etwas passiert …«

      »Ihm wird nichts passieren. Bondadosso ist nicht bösartig, sondern nur verschreckt, und Arno findet den richtigen Ton für ihn. Also komm, gehen wir zu Frau Malchow.«

      Bettina warf einen letzten Blick in die Box.

      Das Pferd hatte die Möhre aufgenommen, und Arno legte eine weitere auf seine Hand.

      »Na siehst du, ich habe doch gewusst, dass es dir schmecken wird«, hörte sie seine Stimme und sah, wie er vorsichtig das Pferd streichelte.

      Da machte sie sich keine Sorgen mehr. Martin hatte recht. Arno konnte mit dem Pferd umgehen, und nun würde alles gut werden.

      *

      Renate Malchow residierte im Parkhotel in einer riesigen Suite.

      Sie war sehr schlank, nicht von Natur aus, sondern schlank gehungert, was ihrem Äußeren eine gewisse Härte verlieh. Obschon sie vermutlich nicht älter als Vierzig war, hatte sie bereits ein Facelifting vornehmen lassen, samt Nasenkorrektur und aufgepolsterten Lippen.

      Sie hätte sehr gut eine Freundin von ihrer Schwägerin Mona sein können, aber auch – leider – von ihrer Schwester Grit.

      Diese getunten Frauen ähnelten sich wirklich alle, und merkwürdigerweise verhielten sie sich auch ähnlich, ihr Kleidungsstil ähnelte sich, auch beim Schmuck war kein Unterschied zu erkennen. Bettina war sich sicher, dass diese rothaarige Frau bestimmt auch eine jener Handtaschen besaß, auf die man monatelang warten musste.

      »Und, Ihre Entscheidung, Doktor?«

      Die Stimme der Frau passte so gar nicht zu diesem mondänen Äußeren. Sie war piepsig, hell. Sie verriet mangelndes Selbstbewußtsein, das vermutlich durch dieses sehr stylische Äußere kompensiert wurde.

      »Frau Fahrenbach ist bereit, das Pferd auf ihrem Hof unterzubringen.«

      Ein prüfender Blick ging zu Bettina.

      »So? Sind Sie Bäuerin? Aber ist ja auch egal. Der Zossen muss weg. Ich möchte damit nichts mehr zu tun haben. Es gibt einen Transporter, Sattel, Zaumzeug und Trense und so eine … Longierleine. Das können Sie alles haben, denn ich habe von Pferden genug.«

      »Hat das Pferd Papiere?«

      »Ja, die lasse ich Ihnen schicken. Sagen Sie mir, wohin.«

      Bettina schrieb ihre Anschrift auf.

      »Vielleicht bestätigen Sie, der guten Ordnung halber, dass Sie das Pferd kostenlos abgeben?«

      Sie zuckte die Achseln.

      »Meinetwegen, wenn Sie das brauchen … da wäre allerdings noch etwas, Herr Doktor. Sie werden mir doch für die Behandlung des Pferdes keine Rechnung schicken?«

      Martin hätte es ohnehin nicht getan. Aber da besaß diese Frau Geld ohne Ende und begann jetzt zu feilschen.

      »Keine Sorge«, sagte

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