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und die Rolle, die sie spielen musste, gefiel ihr gar nicht.

      Wenn sie doch wenigstens Thomas an ihrer Seite hätte, nicht, damit er ihre familiären Probleme regeln sollte, nein, einfach nur, damit sie jemanden hatte, mit dem sie darüber reden konnte … aber vielmehr noch sehnte sie ihn herbei, weil sie es ohne ihn kaum noch aushielt, weil sie sich seine Gegenwart, seine Präsenz mehr wünschte als alles andere.

      »Darf ich Ihnen noch etwas zu trinken anbieten?«, wurde Bettina durch die Stimme der Stewardess aus ihren Gedanken gerissen.

      »Ja, gern noch ein Wasser ohne Kohlensäure. Und haben Sie vielleicht eine Kopfschmerztablette für mich?«

      Die Stewardess reichte ihr das Wasser.

      »Wenn ich meine Runde hinter mir habe, bringe ich Ihnen eine, oder ist Ihr Schmerz so groß, dass Sie es nicht mehr aushalten können?«

      »Nein, ist schon okay, ich kann noch warten.«

      Die Stewardess ging weiter, um ihre Getränke anzubieten, und Bettina trank etwas von ihrem Wasser.

      Sie wollte mit Thomas so glücklich werden, wie Linde es mit ihrem Martin war. Die beiden waren wirklich ein beneidenswert glückliches Paar.

      Sie lehnte sich zurück und schloss wieder die Augen, weil dadurch ihr Kopfweh ein wenig erträglicher war.

      Als wenig später die Stewardess zu ihr zurückkam und die gewünschte Kopfschmerztablette brachte, nahm Bettina diese dankbar entgegen und hoffte, diese Tablette würde sie von ihrem bohrendem Kopfschmerz befreien.

      *

      Bettina hatte auf dem Parkplatz des Hofes gerade ihr Auto abgestellt und wollte ihre Reisetasche herausnehmen, als sie bemerkte, daß jemand die Straße heraufgefahren kam.

      Ein großer Kombi.

      Beim Näherkommen bemerkte sie, dass es das Auto von Martin war.

      Das war ungewöhnlich. Normalerweise kam Martin nicht um diese Zeit auf den Fahrenbach-Hof.

      Sollte etwas mit Linde passiert sein?

      Nein, diesen Gedanken verwarf sie so schnell wie er ihr gekommen war. In der heutigen Zeit fuhr man nicht mit dem Auto los, um Nachrichten zu übermitteln, sondern bediente sich der modernen Telekommunikation.

      Martin stieg aus, sie begrüßten sich.

      »Ich hätte nicht damit gerechnet, dich gleich auf dem Parkplatz anzutreffen«, sagte er.

      »Du hast Glück, mich überhaupt anzutreffen, ich komme gerade aus Frankreich zurück.«

      »Ach ja, dein Bruder … warst du erfolgreich?«, erkundigte er sich.

      »Glücklicherweise ja. Aber, Martin, du bist doch nicht hergekommen, um dich mit mir über meinen Bruder zu unterhalten.«

      »Nein, nicht, ich …«

      So zögerlich kannte Bettina den Mann ihrer Freundin überhaupt nicht.

      »Was ist los, Martin, doch hoffentlich nichts mit Linde?« Vorsichtshalber sprach sie es aus, auch wenn es unwahrscheinlich war.

      Seine Antwort bestätigte das auch.

      »Nein, Linde geht es hervorragend, sie ist schöner denn je, und wir zwei freuen uns ganz wahnsinnig auf unsere Zwillinge. Etwas Schöneres hätte es nicht geben können als Lindes Schwangerschaft.«

      »Was aber ist es dann?«

      »Bettina, du hast doch die kleine Lady genommen, und sie hat hier bei euch auf dem Hof das traumatische Erlebnis rasch überwunden, in einen Brunnenschacht entsorgt zu werden.«

      »Ja. Und wir alle sind auch glücklich mit unserer kleinen Hundedame.«

      Bettina wusste nicht, worauf er hinaus wollte.

      »Bettina.«

      Sie merkte, dass es ihm schwer fiel, was immer es auch sein mochte, auszusprechen. Das war so gar nicht Martins Art, der eigentlich immer sofort auf den Punkt kam.

      »Komm, alter Freund, sprich es aus. Was willst du von mir?«

      »Ich habe in Bad Helmbach das Pferd von einer dieser gelangweilten Reichen behandelt. Das Pferd hat gescheut und sie abgeworfen. Sie hat sich dabei Prellungen zugezogen und den linken Unterarm gebrochen. Das Pferd hat es schlimmer getroffen. Es hat Prellungen, Schnittverletzungen und vorne links eine Verstauchung, wenn nicht gar eine angebrochene Stelle. Das konnte ich bei der ersten Untersuchung nicht so genau feststellen.«

      Warum erzählte er ihr das? Martin war ein hervorragender Tierarzt und wurde häufig zu Tieren gerufen, deren Behandlung kompliziert war.

      »Das arme Pferd«, sagte sie, weil sie die Verletzung der Reiterin als nicht so schlimm empfand.

      »Ja, das arme Pferd«, wiederholte er. »Sie will es nicht mehr haben, keinen Cent für die Behandlung ausgeben, sondern es einschläfern lassen, weil sie es ohnehin von vornherein als schwierig empfand und nicht darauf reiten konnte.«

      »Aber ein Pferd ist doch ein Lebewesen und kann nicht wie eine leere Raviolidose einfach entsorgt werden.«

      »So sehe ich es auch. Sie will es loswerden, und ich habe ihr das Versprechen abgenommen bis heute Mittag zu warten. Bettina … ich wage es kaum auszusprechen. Du hast doch hier auf dem Hof einen Pferdestall und Boxen. Kann ich das Pferd zu dir bringen lassen? Diese Dame gibt sogar den Pferdeanhänger mit ab, weil sie keine Lust mehr hat zu reiten. Aber so ist das mit den gelangweilten Frauen, die mit sich nichts anzufangen wissen. Sie hätte besser Tennis gespielt oder Golf, dabei hätte sie keinen Schaden angerichtet. Denn unabhängig von dem Sturz und den dabei zugezogenen Verletzungen hat das Pferd auch Scheuerstellen am Unterbauch, verursacht durch den Sattelgurt und große Druckstellen durch das falsche Auflegen des Sattels. Im Grunde genommen gehört diese Dame angezeigt. Ich vermute auch ganz stark, dass es zu diesem Unfall nur gekommen ist, weil sie nicht nur nicht weiß, wie man mit einem Pferd umgeht, sondern auch nicht reiten kann.«

      Es hörte sich alles furchtbar an, und es war unbegreiflich, dass dieses Pferd eingeschläfert werden sollte.

      Aber es auf den Hof zu holen?

      Es ging ja nicht nur darum, eine Unterkunft zu stellen, sondern das Pferd musste umsorgt werden. Das erforderte Zeit, viel Zeit sogar.

      Sicherlich hatte sie schon davon geträumt, irgendwann ein Pferd zu haben. Linde hatte sogar angeregt, einen Reitstall zu unterhalten.

      Aber das alles war, wenn überhaupt, Zukunftsmusik.

      »Martin, ich weiß nicht …«

      »Bettina, das Pferd ist wunderschön, und es ist nicht bösartig, sondern nur verschreckt. Es ist eine Sünde, es zu töten, ich beteilige mich an den Kosten, ich behandele es kostenlos. Bettina, wir müssen das Tier retten … ich bin zu dir gekommen, weil ich weiß, dass du ein gutes Herz hast, dass du Tiere liebst und hier Platz ist. Linde und ich haben ja keine Möglichkeit, es unterzubringen.«

      Klar wollte sie helfen. Aber eine Entscheidung für das Pferd bedeutete auch Verantwortung, und man brauchte Zeit.

      Sie musste sich darum kümmern, dass sie alles bezahlen konnte, den Hof in Schuss hielt.

      Arno …

      Wenn er damit einverstanden war, würde sie das Tier aufnehmen, denn einen zusätzlichen Stallburschen konnte sie nicht bezahlen.

      »Wir müssen mit Arno reden, denn auf dem wird die Hauptlast ruhen. Komm, sprechen wir mit ihm. Er wird wieder in der Remise arbeiten.«

      »Danke, Bettina.«

      Martin war unendlich erleichtert.

      »Bedank dich nicht zu früh, Arno wird den Ausschlag geben.«

      »Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen, ich kenne Arno doch. Er wird alles stehen und liegen lassen, um zu dem Pferd zu kommen.«

      Und so war es auch. Nachdem Martin ihm erklärt hatte, worum es ging, legte er

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