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Die Mohicaner von Paris. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Die Mohicaner von Paris
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Sie nannten sie den Engel der Heiterkeit.
Und in der That. es war eine Bezauberung aller Stunden.
Eines Tage war sie nach dem Walde von Meudon mit Herrn Müller und Justin gegangen; – es war ein Sonntag. wohlverstanden; – sie erblickte auf ein Dutzend Fuß auf einem Aste ein Finkennest. Ihre Lüsternheit erwachte alsbald, und sie unternahm es, dem alten Professur und Justin zu beweisen, es sei etwas äußerst Leichtes, ihr dieses Nest zu holen, wobei sie bemerkte, sie verstehe es, auf Bäume zu klettern, und wenn keiner von den Männern hinaufsteige, so werde sie selbst steigen. Justin hatte in seiner Jugend diese Kunst geübt, und er hatte sie sicherlich nicht so sehr vergessen, daß er vor einem so geringen Aufsteigen zurückweichen mußte. Eines aber erregte Besorgniß bei ihn: um auf Bäume zu steigen, mußte man den Stamm mit den Armen und den Knieen umfangen, und diese Operation konnte nur zum wahrscheinlichen Schaden des Rockes und der Hose des jungen Mannes geschehen.
Justin kratzte sieh »ein Ohr und schaute nach dem Neste.
Der gute Professor begriff, was Justin beschäftigte; er warf seinen breitkrämpigen Hut auf den Boden, lehnte sich an den Baum an, verband seine Hände und erbot sich seinen Zögling als kurze Leiter zu dienen.
Dieser bat um Verzeihung wegen der großen Freiheit, die er sich nehme, stieg auf seine Schultern, hob den Arm empor, erreichte das Nest, und legte fünf Finken in die Hände von Mina, die sie springend vor Freude empfing.
Es ist in der Kindheit eine so unwiderstehliche Kraft, ein so gebieterischer Wille, eine solche Macht des Befehlens, daß man durchaus gehorchen muß.
Fügen wir bei: es ist das Eigenthümliche der Greise, daß sie duldsamer gegen die Kindheit sind. als die jungen Leute, ohne Zweifel, weil die jungen Leute näher bei diesem Alter sind und die Greise weiter davon entfernt.
Sie wußte übrigens wohl. was sie that, die kleine Halsstarrige, wenn sie die Finken verlangte, und das war nicht das erste Nest nach dem es sie gelüstete; sie hatte, irgendwo, im Keller oder aus dem Speicher, – einen schmutzigen, schwarzen, alten Käfig gefunden, den sie abkratzte, abwischte, glättete; und diesen von ihr wiederhergestellten Käfig wollte sie benützen.
Sie nahm also die Finken mit, ohne Justin zu antworten, der ihr sagte, sie werde nicht wissen, wohin sie dieselben bringen sollte; und fünf Minuten nach ihrer Rückkehr kam sie ganz triumphierend in die Stube des Schulmeisters mit ihrem glänzenden Käfig und ihrer häuslich eingerichteten Finkenfamilie.
Hierbei tauchte in ihr aber eine Idee auf, welche lange ihr kleines Gehirn beschäftigte, ehe sie zu Tage ausging, das war die Idee, für den Käfig von Bruder Justin zu thun, was sie für den Käfig ihrer Finken gethan hatte.
Nur handelte es sich hier nicht darum, zu scheuern zu waschen und zu poliren, man mußte die Tapete, die Fenstervorhänge, die Bettvorhänge wechseln.
Die arme Kleine brauchte hierzu ein Jahr; sie hatte alle Arten von Launen, und da ihr Justin nichts abzuschlagen wußte so waren es bald zehn Sous für ein Band, das sie nicht kaufte, bald zwanzig Sous für ein Spitzenende, das bei der Händlerin blieb; kurz von zehn zu zehn Sous, von zwanzig zu zwanzig Sous häufte sie eine Summe von siebzig Franken an, von denen fünfzehn verwendet wurden, um durch eine perlgraue Tapete mit blauen Rosen die abscheuliche, erdfarbige, fettige, feuchte Tapete, die das Auge betrübte, zu ersetzen, und fünfundfünfzig um Mousselinevorhänge zu kaufen, welche, von ihr und von Schwester Céleste gemacht, die am Ende ihre Mitschuldige geworden, die Stelle der Verhänge von grüner Sarsche einnehmen.
Die Metamorphose des Zimmere bewerkstelligte sich an einem Abend, durch die Gefälligkeit eines Tapetenhändlers, der seinen Sohn in der Classe von Justin hatte und zu diesem Taschenspielerstückchen dadurch beitrug, daß er vier Arbeiter das Papier an die Wand kleben ließ, während Justin die Dandys und die Coquetten der Barrière du Maine springen machte.
Als Justin nach Hause kam, glaubte er, man habe einen Ruhealtar in seinem Zimmer gemacht; er wollte schmähen, zanken, sich beklagen: Mina reichte ihm ihre beiden rosigen Wangen, und Justin konnte nur das Kind an sein Herz drücken.
Und Stufe um Stufe verjüngte und erheiterte sich dieses traurige Haus, wie seine Bewohner sich verjüngt und,aufgeheitert hatten.
Alb Mina zu diesem Grade des Einflusses gelangt war, erklärte sie den alten religiösen Musikbüchern den Krieg, und sie brachte es dahin, daß Sebastian Bach, Palestrina, Haydn in den Schrank zurückkehrten, und daß, um diese erhabenen Ahnherren zu ersetzen, welche die Freunde der Jugend, des Schulmeisters gewesen waren, Justin eines Tages mit Fragmenten der Partitur einer komischen Oper, die er, auf den Quais Scharteken durchstöbernd, gefunden hatte, nach Hause kam
Wer ganz verblüfft war, wer rückwärts zu fallen dachte, das war Herr Müller, als er eines Abends eintrat und Justin die Hauptmotive von Don Gulistan, diesem lustigen Stücke in drei Akten, entziffernd fand.
Mina erklärte aber,– wahrscheinlich um ihren alten Groll gegen das Violoncell zu befriedigen. – Mina erklärte, die heitersten Melodien scheinen ihr traurig auf diesem Instrumente.
Man beurtheile, in welchem Grade sie dem armen Schulmeister den Kopf verdreht hatte, und wie er den Launen dieses Kindes zu gehorchen bereit war: sie machte Justin so viel Neckereien wegen seines Violoncells. – und Sie wissen, ob der arme Mann sein Instrument den schwermüthigen Gefährten seines melancholischen Lebens, liebte! – die tyrannisches Gewalt der kleinen Mina über ihn war so groß, daß sie ihn bestimmte, auf das Violoncell zu verzichten.
Ach! es war ein sehr trauriger Augenblick, der Augenblick, wo der arme Justin sein Violoncell in das hölzerne Gefängniß einschloß, zu dem es aus Lebenszeit verurtheilt war.
Sie werden mir sagen, es seien ihm drei Tage geblieben, um Contrabaß an den Barrièren zu spielen; doch diese Musik, welche für den frommen Schulmeister im höchsten Grade profane Musik war, dünkte ihm entfernt nicht eine hinreichende Entschädigung für das, was er an Haydn, Palestrina und Sebastian Bach verlor.
Uebrigens hatte Mina, ohne ihm etwas zu sagen den besten Grund für ihr Recht, ihm dieses Opfer aufzuerlegen.
Was war für ihn die Musik?
Der Trost bei seinem Gerame.
Was brauchte er, sich zu zerstreuen, da er sich nicht mehr grämte? getröstet zu werden, da er nicht mehr traurig war?
War sie nicht das lebendige Lied?
Ist es endlich richtig, zu sagen, wie wir es gethan, die Mißgeschicke kommen in Schaaren, so ist es auch wahr wenn man sagt, ein Glück komme selten allein.
An einem Herbstabend, beim Wiederbeginnen der Classen, öffnete auch Justin ganz einfach beide Flügel seiner Thüre Fortuna, welche anklopfte.
Die launenhafte Göttin hatte das freundliche Gesicht eines Notars der Rue de la Harpe angenommen.
Sie fragen mich naiv, dessen bin ich sicher: »Es gab also Notare in der Rue de la Harpe?«
Es ab nicht Notare es gab einen Notar.
Diese Notar hieß Meister Jardy.
Er hatte zwei Söhne. deren heißester Wunsch es war, zwei Classen einem Jahre zu machen, oder mit andern Worten, im folgenden Jahre die Classe, welche man die dritte nannte, zu überspringen und von der vierten in die zweite überzugehen.
Justin war den ganzen Tag beschäftigt, und da es die zwei jungen Leute auch waren, so durfte man nicht an Lectionen bei Tag denken.
Auch konnte Justin nicht auf seine Classe verzichten.
Was den jungen Leuten anstand, das waren Lectionen am Abend, drei in der Woche und jede von zwei Stunden.
Unter diesen Bedingungen ging die Sache vortrefflich bei Justin.
Dreimal in der Woche machte er an der Barrière tanzen, und da er wegen des Verbots seiner kleinen Despotin nicht mehr in seinem Zimmer Violoncell spielen konnte, so hatte