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hatte an der bekannten Verschwörung Nantès und Bérard Theil genommen, weiche die Einnahme des Fort von Vincennes bezweckte und so ein in ganz Frankreich durch das oberste Comité angezetteltes Complott zum Ausbruch bringen sollte, eine Verschwörung, welche durch die Entdeckungen von Bérard gescheitert war.

      Er war in diese Sache durch einen Corsen Namens Sarranti hineingezogen worden, der ein großes Gewicht darauf legte, Durier zum Genossen zu haben, wegen der, zahlreichen Arbeiter, über die er verfügte.

      Mitten in der Nacht nun, vor dem Tage, wo das Complott zum Ausbruche kommen sollte, hatte Toussaint heftig an die Thüre von Durier klopfen hören; er war an sein Fenster getreten und hatte den Fremden erkannt, der seit einiger Zeit die Werkstätten des Wagners besuchte.

      Einen Augenblick nachher hatte er Beide weggehen und sich in aller Hast nach der Barrière wenden sehen.

      Von diesem Tage an waren Durier und Sarranti nicht wieder erschienen.

      Das war nicht die einzige Anklage, welche, nicht auf Durier, sondern auf dem Corsen gelastet hatte: Toussaint hatte durch Polizeiagenten, welche die Haussuchung bei Durier vorgenommen, erfahren, Sarranti sei überdies bezichtigt gewesen, er habe bei einem seiner Freunde eine beträchtliche Summe, etwa fünfzig bis siebzigtausend Franken, gestohlen.

      Ohne Zweifel mittelst des Geldes, über das sie verfügen konnten, hatten sie rasch genug Havre erreicht, um sich Beide auf einem im Abgange begriffenen Indienfahrer einzuschiffen.

      Seit jener Zeit hatte man weder den dem Einen, noch von dem Andern mehr etwas gehört.

      Vielleicht, fügte Toussaint bei, könnte man Nachrichten über sie durch einen Sohn nun Sarranti erhalten, der Zögling in Saint-Sulpice-Seminar war. Doch begreiflicher Weise werde der Sohn mit aller Zurückhaltung auf Fragen antworten, die von einem Fremden an ihn gemacht werden, da ihn die schwere Anklage, welche auf seinem Vater laste, in Angst erhalten müsse.

      Justin versuchte es, seine Nachforschungen weiter zu treiben, Toussaint wußte aber nicht mehr.

      Der junge Mann kehrte nach Hause zurück, ohne es für geeignet zu erachten, einen Schritt bei Herrn Sarranti Sohn zu thun.

      Auch war es ihm eben so lieb, daß der Wagner verschwunden und, da er verschwunden, nicht wieder erschien.

      Er kehrte also, wie gesagt. nach Hause zurück und theilte, zum ersten Male Heuchler, seiner Mutter die schlimme Kunde mit.

      »Deine schlimme Kunde ist im Gegentheil eine gute Kunde,« erwiderte Madame Corby, der ihr Sohn, das Evangelium lesend.« den Sinn des Wortes ό άγγελος – eine gute Kunde, weil es ein Engel Gottes ist, der sie uns schickt, – gelehrt hatte.

      Und es war für alle Drei eine ungeheure Freude, die Hoffnung, das reizende Wesen im Hause zu behalten.

      Sie schienen in der That zu der Periode des gemeinschaftlichen Lebens gekommen zu sein, wo man fühlt, groß, beständig sich von ihrer eigenen Substanz nährend, die innige Vertraulichkeit in Ermangelung von neuen Nahrungsmitteln abnimmt.

      Sie fühlten, ihnen unbewußt, die gebieterische Nothwendigkeit sich alle Drei selbst zu erneuern.

      Sie waren lange genug unter der Sindfluth in die heilige Arche eingeschlossen geblieben; die Taube kam und brachte den Oelzweig.

      Man erfaßte also mit Entzücken den Gedanken das Kind bei sich zu behalten.

      Und so willigte diese arme Familie, welche kaum das Nothwendige hatte, ein, sich für das Glück, dieses Kind zu besitzen, noch ärmer zu machen.

      Ihrer Ansicht nach hieß mit diesem kleinen Wesen das Personal der Familie vermehren sich, indem man sich selbst ärmer machen würde, bereichern.

       XIX

      Vogel im Käfig

      Nachdem dieser Entschluß gefaßt war, schrieb Justin an den Pfarrer der für das Kind seit dem Tode der Amme Sorge getragen, einen ausführlichen Bericht über sein Zusammentreffen mit demselben und über die Schritte, welche gethan worden.

      Er sagte ihm, es müssen fortan alle Nachrichten über die kleine Mina von ihm und seiner Mutter verlangt werden, da sie bei ihm wohnen werde.

      Sodann, da der Pfarrer das einzige Wesen auf Erden war, das sich, nachdem Frau Boivin gestorben, für das Kind interessierte oder zu interessieren schien, bat man ihn, er möge seine Einwilligung zur Adoption der Waise geben.

      Die Antwort ließ nicht auf sich warten; der Priester dankte im Namen Gottes, des großen und leider! fast einzigen Belohners der menschlichen Tugenden der guten Familie für ihre fromme Handlung.

      Sollte ihm eine Nachricht von dem unbekannten Protector der kleinen Mina zukommen, so werde er diese Nachricht auf der Stelle dem Schulmeister mittheilten.

      Nachdem dieser Punkt geordnet und das Gewissen derjenigen; welche das Kind bei sich aufgenommen, beruhigt war, befragte man sich über die Lebensweise, die man für die Kleine wählen sollte.

      »Ich übernehme ihre Erziehung.« sagte Justin.

      »Ich, ihre Religion, sagte die Mutter.

      »Ich, ihre Aussteuer,« sagte die Schwester.

      Dann regelte man die Zeit ihres Aufstehens, ihrer Mahle, ihrer Arbeiten, nach einer Unterredung von einer Stunde zwischen dem Bruder, der Schwester und der Mutter war sie unauflöslich an das Innere der Familie gebunden.

      Dergestalt, daß wenn man sie in diesem Augenblick zurückgefordert hätte, dies ein tiefer Kummer für alle diese vortreffliche Herzen gewesen wäre.

      Mittlerweile schlief die Kleine ohne zu wissen, daß über die Zukunft ihres Lebend entschieden worden war, und daß sie unabänderlich in diesem demüthigen, aber sympathetischen Hause fixiert sein sollte.

      Plötzlich machte ein Schluchzen, das aus dem Zimmer kam, wo sie lag, die drei wie im Familienrath versammelten Personen beben.

      Die Mutter, die in ihrem Lehnstuhle saß, stand auf; Justin lief bis an die Thüre des Schlafzimmers; Céleste trat aber allein ein.

      Das Kind war so vernünftig, daß man es beinahe als eine junge Person betrachten mußte, und ein Gefühl der Schamhaftigkeit hatte Justin auf der Schwelle zurückgehalten.

      Was die Kleine schluchzen machte, mein Gott! es war nichts als ein Traum; Mina hatte einen entsetzlichen Traum gemacht; sie hatte sich von Gendarmen als Landstreicherin verhaftet geglaubt, und in ihrem Traume weinte sie bis zum Schluchzen: dieses Schluchzen machte ihrem Schlafe ein Ende.

      Unglücklicher Weise konnte sie, als sie die Augen öffnete, glauben der Traum wäre fort; die düstere Tapete dieser Stube beklemmte ihr das Herz: wo war sie, wenn nicht im Gefängniß?

      Welch ein Unterschied zwischen diesem Zimmer und dem Stübchen, das sie bei der Mutter Boivin bewohnte! Die Wände des Stübchens hatten allerdings keine Tapeten; doch sie waren glänzend weiße das Fenster hatte nicht den gelben Vorhang, der das von Mademoiselle Céleste schmückte; doch es ging auf einen schönen Garten voller Blumen im Frühling, voller Früchte im Herbste und voll Sonne im Sommer.

      War das Wetter ein wenig warm, so schlief die kleine Mina bei offenem Fenster. und da sie jeden Abend besorgt war, Korn auf dem Boden ihres Zimmers auszustreuen, so wurde sie beim Frühroth durch den Gesang der Vögel aufgeweckt, welche in dem Baume zwitscherten, dessen Aeste neugierig in ihr Zimmer schauten, welche auf dem Rande ihres Fensters flatterten und endlich an den zwei Füßen ihres Bettes marodierten.

      Oh! dieses Leben, diese Lust, diese Blumen, diese Sonne, diese Vögel hatten sie weiß und rosenfarbig gemacht wie eine Pfirsich, die liebe Kleine!

      Und dann diese Stube so weiß als die Wände der Pfarrkirche, das war, in Ermangelung eines andern Vergleichungspunktes, die schönste Stube, die sich die Kleine vorstellen konnte: sie erinnerte sie an die Orgel,an den Weihrauch, an die Jungfrau und alle die Feereien der Kirche, welche mächtig auf die junge Einbildungskraft wirken.

      So wach sie war, blieb Mina doch einen Augenblick im tiefsten Zweifel.

      Dieser ernste junge Mann, dieser freundliche Greis mit denen sie zusammengetroffen; die Promenade, die sie

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