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Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Pastor von Ashbourn
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Ich hatte noch eine Hoffnung; denn Gott hat mir, – sei es nun meines Glaubens willen, oder sei es im Vertrauen auf mich selbst, die herrliche Gabe der Hoffnung im höchsten Grade verliehen, durch welche sich die Zukunft mit dem glänzendsten Schimmer und den reichsten Farben vergoldet, Schimmer und Farben, welche freilich in dem Maße verschwinden, als die Zukunft die Gegenwart, und die Gegenwart die Vergangenheit wird, aber die nichtsdestoweniger bewirken, daß mein Leben ein langer Lobgesang für den Herrn ist.
Ich hoffte daher auf Eines, nämlich daß der Rector Gesellschaft hätte und mich nicht sogleich empfangen könnte; während ich sein Belieben erwartete, würde ich meine Gedanken ordnen, und mit jener Klarheit des Urtheils, die zu besitzen ich mich rühme, berechnete ich, daß es nicht mehr als einer halben Stunde bedürfte, um meine Rede durchzugehen und sie klar zu machen, so verworren sie auch sein möchte.
Unglücklicher Weise war der Rector allein, und bei den von dem Bedienten ausgesprochenen Worten:
– Herr Rector, kann ich Herrn Bemrode, den Sohn des ehemaligen Pastors von Beeston, einführen? hörte ich eine barsche Stimme, welche antwortete:
– Lassen Sie ihn eintreten!
Diese Antwort ließ mir das Blut in die Wangen steigen und bedeckte meine Stirn mit Schweiß.
Der Bediente wandte sich nach meiner Seite um:
– Treten Sie ein, sagte er; der Herr Rector willigt ein, Sie zu empfangen.
Eine Wolke trat vor meine Augen; ich schritt wankend voran, und sah durch diese Wolke, an seinem Schreibtische sitzend, mit einem Käppchen von schwarzem Sammet bedeckt und in einen weiten Schlafrock von Molton gekleidet, einen Mann von ungefähr vierzig bis fünfzig Jahren, der mich, halb zurückgeworfen, die linke Hand auf der Armlehne seines Sessels ausgestreckt und die rechte mit einem Instrumente spielend, empfing, das ich anfangs für einen Dolch hielt, aber das ich bald als ein einfaches Falzbein erkannte.
In dieser Stellung voller nachlässiger Würde schien mir der Rector so majestätisch, daß ich zuverlässig nicht mehr Gemüthsbewegung empfunden hätte, wenn man mich in das Cabinet und zu der erlauchten Person König Georg’s II. selbst eingeführt hätte.
Sie werden daher auch begreifen, mein lieber Petrus, was sich zwischen ihm und mir zutrug. Statt daß ich anfing, die Ueberlegenheit zu gewinnen, indem ich ihn fragte, ihn bestritt,, ihn beherrschte, war er es, der mich zuerst anredete, und das, indem er mich um die Ursache meines Besuches und was ich von ihm wollte, mit einer solchen Klarheit der Betonung und einer solchen Schärfe des Blickes fragte, daß, ganz verwirrt, wie ich es bereits durch die wenige Zeit war, welche ich gehabt hatte, um meine beiden Reden in einander zu verschmelzen, dieses scharfe Auge und diese klangvolle Stimme mich vollends den Kopf verlieren ließen, und daß ich kaum die Worte von theologischen Studien, Dorfpfarre und evangelischem Berufe zu stammeln vermochte.
Der Rector wußte indessen bei alle dem mit einem Scharfblicke, der seinem Verstande die größte Ehre machte, das zu unterscheiden, was ich wünschte. Nun, und zu gleicher Zeit, als es mir schien, ein geringschätzendes Lächeln auf seinen Lippen zu sehen, antwortete er mir, oder glaubte ich vielmehr zu hören, – denn der Sinn des Gehöres war bei mir eben so sehr unterbrochen, als die anderen Sinne, – glaubte ich zu hören, sage ich, daß er mir antwortete, daß ich sehr jung wäre; daß weit Aeltere und weit Verdienstvollere als ich seit Jahren warteten, ohne noch angestellt zu sein; daß alle Pfarrstellen seiner Verfügung versprochen wären, und daß er in seinem Gefühle für Gerechtigkeit und Unparteilichkeit es sich als ein Verbrechen vorwerfen würde. Jemand zu meinen Gunsten zu überspringen; daß er mich daher aufforderte, meine Studien zu beendigen, die ihm eine Ergänzung nöthig zu haben schienen, und ihn in ein bis zwei Jahren wieder zu besuchen. Ich bat ihn nun, indem ich mehr als jemals stammelte, meinen Namen gefälligst in sein Gedenkbuch einzuschreiben, damit mein Name ihn an meine Person erinnerte, wenn sich derselbe zuweilen seinen Augen zeigte. Aber er sagte mir (es schien mir wenigstens so), indem er von dem geringschätzenden Lächeln zu einem spaßhaften Tone überging, daß er sich als sehr verlassen von seinem Schutzengel ansehen würde, wenn er jemals das Andenken an einen Mann verlöre, der sich ihm mit der Empfehlung der seltensten und kostbarsten der christlichen Tugenden – der Demuth vorstellte.
Und in der That, gebeugt und stammelnd, wie ich es vor ihm war, mußte ich ihm, je nach der hochmüthigen Natur seines Geistes oder der barmherzigen Stimmung seines Herzens, die höchste Geringschätzung oder das tiefste Mitleiden einflößen. Mochte es nun das eine oder das andere dieser Gefühle sein, die ich ihm eingeflößt, hatte, ich nahm nichtsdestoweniger in einem so beängstigten Zustande Abschied von ihm, daß er dem Blödsinn glich, und der sich, sobald ich ihn verlassen, in ein Gefühl der Wuth gegen dieses Haus verwandelte, das sich in einer so albernen Entfernung von dem meines Wirthes, des Kupferschmieds, befand, und gegen diesen Bedienten, der mich gleich bei meinem Erscheinen eingeführt hatte, statt mir die Zeit zu lassen, mich wieder zu erholen.
Mein Wirth, der Kupferschmied, wartete unter der Thür, das Gesicht nach dem Wege gewendet, den ich einschlagen mußte, um nach Haus zurückzukehren. Sobald er mich in der Ferne erblickte, erkannte er, daß die Sachen zwischen mir und dem Rector übel abgelaufen waren, und als ich in dem Bereiche seiner Stimme war, sagte er kopfschüttelnd:
– Ich wußte es wohl, lieber Herr Bemrode, daß Ihre Rede zu beredtsam war! Sie werden dem Rector so kühne Dinge gesagt haben, daß Sie ihn verletzt haben und er Ihnen die Pfarrstelle verweigert hat, um welche sie ihn baten. O! die Menschen sind so: sie können Denen, die sie als abhängig von sich betrachten, eine Ueberlegenheit nicht verzeihen, welche die Stellung ändert, indem sie in der Wirklichkeit aus dem Protector den Protegirten, und aus dem Protegirten den Protector macht . . . Der Herr Rector hat Ihre Ketten nicht gewollt, obgleich sie von Gold waren, nicht wahr? Daher rührt Ihre Traurigkeit, lieber Herr Bemrode, aber ich muß Ihnen gestehen, daß ich auf die so getäuschte Hoffnung bei der Rückkehr gefaßt war, als ich Ihre Zuversicht beim Fortgehen sah . . . Nun denn, lassen Sie hören! erzählen Sie mir das, und sagen Sie mir, wie sich die Sachen zugetragen haben.
– Mein lieber Wirth, antwortete ich ihm majestätischer Weise, ich glaube, wie Sie sagen, in der That einen ziemlich unangenehmen Eindruck auf den Herrn Rector hervorgebracht zu haben. Ich hatte mich geirrt, mein wackerer Freund, und ich habe so eben bemerkt, daß ich nicht geschaffen bin, um zu bitten . . . Ei nun! es sei, fuhr ich mit einem Schaukeln des Kopfes voller Entschlossenheit fort, da es der Wille der Vorsehung ist, so werde ich meinen Weg allein machen; es wird nur um so ehrenvoller für mich sein, ohne Protection, ohne Gunst, ohne Ränke meinen Zweck zu erreichen, und mein Glück nur meinen Talenten und meinen Tugenden zu verdanken!
– Ach! das ist gut gedacht und gut gesagt, lieber Herr Bemrode! rief mein Wirth aus, und es ist mir leid, daß meine liebe Freundin, die Frau des Pastors von Ashbourn, Sie nicht gehört hat! Das ist eine Frau von Verstand, die sie nach den wenigen Worten beurtheilt hätte, welche Sie so eben gesagt, und die Ihnen vielleicht einen guten Rath gegeben hätte; aber es ist nichts dabei verloren: sie ist in dem Laden, wo sie sich mit meiner Frau unterhält; wir essen mit einander zu Mittag . . . Erzeigen Sie mir das Vergnügen, unser Gast zu sein.
Ich wünschte nichts lieber; mehr als ein Mal, wenn ich, indem ich die drei bis vier Pfund Sterling, die mir übrig blieben, so lange als möglich ausreichen lassen wollte, zu meinem ganzen Mittagessen ein Stück Brod und ein Stück geräuchertes Rindfleisch, mit einem einfachen Glase Wasser benetzt aß, – mehr als ein Mal war der aus den unteren Theilen des Hauses hervorgehende Geruch einer kräftigen Küche bis zu mir hinaufgestiegen und hatte meint Nase auf eine angenehme Weise gekitzelt. Dieser Geruch führte die Sache meines Wirthes so siegreich, daß ich, ohne die geistige und gesellschaftliche Entfernung zu ermessen, die einen Redner von einem Kupferschmiede trennt, seine Einladung annahm. Demzufolge kehrte er zurück, indem er mir vorausging und seiner Frau zurief:
– Liebe Freundin, danke Herrn Bemrode, der uns die Ehre erzeigen will, mit uns zu Mittag zu essen.
Indem er sich hierauf nach einer Fremden umwandte, die sich mit seiner Frau unterhielt, sagte er:
– Meine liebe Madame Snart, da Sie eine heilige Frau sind, und Gott Sie zuweilen in dieser Eigenschaft begeistert, so lassen Sie mich Ihnen einen jungen Mann vorstellen, dessen