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Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Pastor von Ashbourn
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
– Und das war gut gesagt, lieber Herr Bemrode; nur, wenn in Ihrer Predigt nicht von kupfernem Küchengeschirr die Rede ist, so weiß ich nicht, was ich Ihnen darüber werde sagen können, denn Sie werden mir wahrscheinlich wie Apelles seinem Schuhflicker antworten: »Kupferschmied! bleib bei deiner Kasserole!«
– Es ist weder ein Tadel, noch ein Lob meiner Predigt, was ich von Ihnen verlange, mein lieber Wirth; ich bitte Sie einfach, sich zu. meinem Auditorium zu machen, und mir zu sagen, welchen Eindruck sie auf Sie hervorgebracht haben wird.
– Oh! wenn Sie nicht mehr von mir verlangen, mein lieber Herr Bemrode, das ist etwas Leichtes, und Sie sollen nach Wunsch bedient werden . . . Fangen Sie daher an: ich bin ganz Ohr.
– Setzen Sie sich, um ganz wie in der Kirche zu sein. . . Ich spreche für sitzende Leute, und Cicero stellt einen Unterschied zwischen den Reden auf, welche vor einem sitzenden Auditorium, oder einem stehenden Auditorium gehalten werden sollen.
– Da Sie es wünschen, Herr Bemrode, so werde ich mich setzen.
Und er setzte sich.
Was mich anbetrifft, so blieb ich stehen, denn der Prediger steht auf der Kanzel, was ihm eine große Leichtigkeit für den Vortrag seiner Rede und die Mannigfaltigkeit der Geberde verleiht.
Hierauf hustete ich, spie aus, wie ich es die verschiedenen Prediger hatte thun sehen, deren Predigten ich beigewohnt hatte, und fing meine Vorlesung an.
Ich muß Ihnen, unter uns gesagt, gestehen, mein lieber Petrus, daß ich diese Vorlesung meinem Wirthe nicht allein darum hielt, um seine Meinung zu haben, sondern auch noch um mich auf die Feierlichkeit des folgenden Tages vorzubereiten, kurz, um ihr zur Generalprobe zu dienen, wie die Dichter von Schau- und Trauerspielen sagen.
Ich vernachlässigte daher auch keines jener künstlichen Mittel der Sprache, welche die Kunst des Redners sind; ich hatte das, was Cicero für den Mann verlangt, der öffentlich spricht, eine gefällige Aussprache, ein angenehmes Gesicht und eine edle Geberde.
Stimme, Geberde und Gesicht harmonirten ganz mit einer hohen Gewandtheit; ich war geringschätzend, wenn ich von den Mächtigen der Erde sprach, vor denen der geringste Bettler im Himmel den Vortritt haben würde; ich war finster und streng, als ich von den Lastern der Zeit und der Verdorbenheit der Sitten sprach; ich war schrecklich, ohne Erbarmen, donnernd, als ich die den Sündern vorbehaltenen Qualen in den sieben von Dante, dem großen florentinischen Dichter, offenbarten Kreisen der Hölle herzählte; endlich gelangte ich zu meinem Schlusse dermaßen durch das Feuer und die Heftigkeit erschöpft, die ich darauf verwandt hatte, meine Predigt zu wiederholen, daß ich bei dem letzten Satze, oder vielmehr bei dem letzten Worte dieses Satzes, – denn die Begeisterung hatte mich bis an das Ende aufrecht erhalten, – auf einen Stuhl sank, der sich glücklicher Weise hinter mir befand; was sagen will, daß ich auf den Boden gefallen wäre, wenn sich dieser Stuhl nicht dort befunden hätte.
Ich hatte keine Kraft mehr zu sprechen, aber ich befragte meinen Wirth mit dem Blicke.
Er blieb indessen sitzen, indem er kein Wort sagte und sich hinter dem Ohre kratzte.
– Nun denn? fragte ich ihn endlich, indem ich anfing, einige Besorgnisse über dieses anhaltende Schweigen zu fassen.
– Ei nun! sagte er zu mir, was Sie mir da soeben vorgelesen haben, Herr Bemrode, ist in der That sehr schön.
– Ah! äußerte ich, indem ich wieder Athem schöpfte und meinen Kopf wieder erhob, mit dem ich stolzer Weise nickte.
– Aber. . . wagte mein Kupferschmied zu äußern, der ohne Zweifel zögerte, indem er sich der Anekdote des Apelles und des Schuhflickers erinnerte.
– Aber, begann ich wieder, indem ich ihn unterbrach, aber was?. . .
– Aber ich hielt Sie nicht für so bös, lieber Herr Bemrode . . . Ach! wie streng Sie sind! Wissen Sie, daß Sie uns arme Sünder verteufelt mitnehmen?
– Ich bin nicht bös, mein lieber Wirth, antwortete ich mit Stolz: die Menschen sind es. Da ich nun aber die Menschen kenne, so behandle ich sie nach ihrem Verdienste.
– Ei! mein lieber Herr Bemrode, antwortete mein Wirth, ich bin in meinem Leben nur ein Mal im Schauspiele gewesen; das war im vorigen Jahre, als eine Schauspielertruppe von London nach Nottingham kam. Man spielte ein Stück, dessen Verfasser ich nicht kenne und dessen Titel ich vergessen habe; Alles, was ich mich erinnere, ist, daß darin folgender Grundsatz vorhanden war: »Wenn man allen Denen die Peitsche gäbe, die sie verdienen, welcher Mensch würde da sicher sein, nicht gepeitscht zu werden?«
– Sie behaupten also, mein lieber Wirth, rief ich, ich gestehe es, ein wenig gereizt über diese Anführung aus Hamlet aus, die wie der rauhe Nachtwind, von dem der dänische Prinz spricht, mir das Gesicht zerschnitt; Sie behaupten also, daß die Menschen gut sind, und daß sie weder Laster noch Fehler haben?
– Ich sage nicht, daß die Menschen gut sind, lieber Herr Bemrode, ich sage Ihnen, daß ich sie nicht für so bös hielt . . . ich sage Ihnen, daß Sie Mühe haben werden, Ihre Zuhörer zu überreden, daß Sie das einzige gerechte, rechtschaffene, züchtige, billige und sanfte Wesen sind, das es auf der Welt giebt. Uebrigens sage ich Ihnen nochmals, daß Ihre Predigt sehr schön ist, Herr zukünftiger Pastor… aber ich erwarte Sie morgen bei der Rückkehr von Ashbourn. Auf Wiedersehen und glückliche Reise, lieber Herr Bemrode!
Und indem er hierauf seinen Hut nahm, ging er hinaus und ließ mich unter seinen Kesseln und Kasserolen, mit meiner Predigt in der Hand, allein.
Ich blieb einen Augenblick lang ganz verblüfft über das Urtheil meines Wirthes, des Kupferschmieds; indem ich hierauf endlich den Kopf wieder erhob und ihn schüttelte, schlug ich den Weg nach dem Dorfe ein, wo ich am folgenden Tage meine erste Predigt halten sollte, und wo mir eine so rührende und so väterliche Gastfreundschaft angeboten worden war.
Ich hatte beschlossen, zu Fuß zu gehen, um meinen armen Guineen – welche, trotz meiner Sparsamkeit und meiner Entbehrungen, sichtlich abnahmen – den Preis eines Wagens zu ersparen. Da ich sieben Meilen auf einer wenig besuchten Straße zurückzulegen hatte, so ging daraus hervor, daß mir das Urtheil meines Wirthes wieder einfiel. In dem Maße, als ich mich von ihm entfernte, um mich dem Dorfe zu nähern, wo ich predigen sollte, nahm meine Aufregung gegen den wackern Mann ab, und es schien mir allmählich, daß es seiner Meinung darum, daß sie zu streng war, dennoch nicht an Verstand fehlte. – In der That, mit welchem Rechte wollte ich, ein junger Mann von drei und zwanzig Jahren, und demzufolge jünger als die meisten der Zuhörer, die ich haben würde, sie unter der Last meiner Strenge vernichten, ihnen Laster vorwerfen, die sie vielleicht nicht kannten, Verbrechen, die sie ohne Zweifel nicht begangen hatten? Ich war nicht ihr Pastor; ich hatte nicht unter ihnen gelebt; ich sollte alle diese nach mir gewandten Gesichter zum ersten Male sehen. Setzte ich mich nicht ihrem Urtheile aus, wenn ich mich so zu ihrem Richter aufwarf? Konnte mir meine gründliche Kenntniß der Menschen, eine Kenntniß, die sie nicht im Stande waren zu würdigen, zur Entschuldigung dienen? Es gab dabei in der That gar Vieles zu sagen, was mir mein Wirth, der Kupferschmied, nicht gesagt hatte, zuvörderst, weil ich ihm nicht die Zeit dazu gelassen, und vielleicht auch, weil sein unausgebildeter gesunder Verstand wohl ein Ganzes auffassen , aber nicht eine so große Anzahl einzelner Umstände übersehen konnte. Zuverlässig war meine Predigt darum nicht weniger schön; sie mußte darum nichtsdestoweniger ein herrliches Stück der Beredtsamkeit bleiben; nur fragte ich mich, ob das wohl solche Beredtsamkeit wäre, die man vor alltäglichen und rohen Wesen ausschütten dürfte. Hieß das nicht einen falschen Weg einschlagen, und, wie man im gemeinen Leben sagt, Perlen vor die Säue werfen? – Das waren die Betrachtungen, welche mich auf der ganzen Lange des Weges überfielen, und die, ich wiederhole es, mit jedem Schritte weit dringender wurden.
Unglücklicher Weise hatte ich nicht mehr die Zeit, eine andere Predigt zu verfassen; meine Predigt war für den folgenden Tag angekündigt und erwartet. Ich beschloß daher, die Nacht damit zuzubringen, sie wieder durchzusehen, die Haupthärten derselben zu mildern und die heftigsten Stellen derselben zu streichen. Diese Aenderungen waren mir durch meine eigenen Betrachtungen