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Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Pastor von Ashbourn
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Ich lächelte mitleidig. – Mein Freund! sagte ich zu ihm, Ihre Rede, – denn es ist eine Rede, obgleich, wenn man die von Ciecro in seinem Buche von den Rednern vorgeschriebenen Lehren auf sie anwendet, es leicht zu sehen ist, daß sie in der Form fehlt, – mein Freund, Ihre Rede ist zu einfach; es fehlt ihr jene erhabene Kunst, die wir die Beredtsamkeit nennen. Nun ist aber die Beredtsamkeit die einzige Sache, welche rührt, welche erschüttert, welche fortreißt. Plinius sagt, daß die Alten die Beredtsamkeit mit goldenen Ketten vorstellten, die ihr aus dem Munde hervorhingen, um anzudeuten , daß sie unumschränkte Gebieterin auf dieser Welt sei, und daß alle Menschen ihre Sklaven wären. Ich werde daher beredt sein, und da ich meine Beredtsamkeit dem Verstande, dem Charakter und dem Temperamente Ihres Rectors anpassen werde, so wird es mir gelingen… Auch ich, rief ich in meiner Begeisterung aus, auch ich habe goldene Ketten, die an meinen Lippen hängen, und mit diesen Ketten werde ich die Welt unterwerfen!
– Dem sei so! murmelte mein Wirth mit einer Miene, welche sagen wollte: »Ich wünsche es Ihnen, mein lieber Freund, aber ich glaube es nicht . . .«
IV.
Zweiter Rath meines Wirthes, des Kupferschmieds
Da ich wegen des Besuches bei meinem Handelsmanne in meinen schönsten Anzug gekleidet war, so beschloß ich, meinen Besuch bei dem Rector nicht auf den folgenden Tag zu verschieben und meine Toilette zu benutzen, um, wie man zu sagen pflegt, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Außerdem schien es mir, da es mir so gänzlich auf einer Seite mißlungen war, daß es mir an demselben tage nicht auf der andern mißlingen könnte. Ich kannte meine Rechtswissenschaft zu gut, um nicht den Grundsatz des non bis in idem zu kennen; endlich schöpfte ich, wie es wahrhaft muthigen Herzen begegnet, eine neue Kraft aus meiner Niederlage, und es drängte mich, sie durch einen Sieg wieder gut zu machen.
Ich machte mich daher stolz und voller Hoffnung auf den Weg. – Unglücklicher Weise wohnte der Rector am Ende der Stadt. Wenn er zehn Schritte, zwanzig Schritte, sogar fünfzig Schritte weit von dem Hause meines Wirthes, des Kupferschmieds, gewohnt hätte, so zweifle ich noch heute nicht, daß ich ihn mit der unerschütterlichen Ueberlegenheit angeredet hätte, welche mir natürlicher Weise das gründliche Studium der Menschen verlieh, das ich gemacht hatte; aber, wie gesagt, wohnte er an dem anderen Ende der Stadt! In dem Maße, als ich weiter kam, schienen mir die vorbereiteten Beweisgründe weniger triftig, und wider meine.n Willen fiel mir die so einfache Rede meines Wirthes, des Kupferschmieds, wieder ein; anfangs verwarf ich sie verächtlich, denn unstreitig hielt sie sich, wie ich es dem Verfasser bereits selbst gesagt hatte, in einer bedauernswerthen Schwäche der Form; aber gleichfalls unstreitig lag in ihr eine der Bedingungen der Beredtsamkeit, freilich eine untergeordnete Bedingung, – submissa oratio, – wie Cicero sagt, aber eine Bedingung, die indessen ihren Werth hat: die Einfachheit.
Diese Zusammenstellung unserer beiden Reden,– meiner Rede und der Rede meines Wirthes, des Kupferschmieds, – erfüllte mich mit einem ersten Zweifel. War es besser, den Rector in dem erhabenen Style oder in dem einfachen Style anzureden? Mußte ich imposant oder natürlich sein?
Bei einem Umstande, von welchem meine ganze Zukunft abhing, verdiente die Frage wohl erwogen zu werden.
Ich blieb einen Augenblick lang stehen, um zu überlegen, ohne auf das von den Vorüberkommenden bei dem Anblicke dieses Mannes, welcher gesticulirte und mitten auf der Straße allein sprach, an den Tag gelegte Erstaunen zu achten.
Diese Berathung, – bei welcher ich mich selbst mit einer Unparteilichkeit, welche den ausgezeichnetsten Rechtsgelehrten von Großbritannien Ehre gemacht hätte, zum Advocaten des einfachen Styles machte, – hatte zum Resultate, den Advocaten in einen Richter umzugestalten und dem Richter ein dem Könige Salomo würdiges Urtheil vorzuschreiben.
Dieses Urtheil war, daß in der Rede, die ich an den Rector richten würde, eine glückliche Vereinigung des edlen und pathetischen Styles mit dem einfachen und schmeichelnden Style angebracht werden sollte, und daß ich auf diese Weise mit einem Glücke und einer Kenntniß, die nur mir angehörten, die beiden entgegengesetzten Grenzen der Bendtsamkeit berühren würde, – indem ich meiner Sprache gebot, die ich nach Belieben anfeuern oder zügeln würde, wie der geschickte Führer eines Triumphwagens zwei Pferden von verschiedener Race, das eine feurig und aufbrausend, das andere sanft und folgsam, gebietet, indem er sie durch seine Geschicklichkeit nöthigt, in demselben Schritte zu gehen und den Triumphwagen, in welchem er nach dem Ziele vorangeht, mit gleicher Kraft und mit gleicher Schnelligkeit zu ziehen!
Als das beschlossen, handelte es sich nur noch darum, die beiden Reden in eine einzige zu verschmelzen und aus dem erhabenen mit dem einfachen vereinigten Style den gemäßigten Styl zu bilden.
Ich dachte auf der Stelle darüber nach.
Aber darin lag die Schwierigkeit, – eine Schwierigkeit, an die ich nicht gedacht hatte, und die in Betracht der wenigen Zeit, die mir übrig blieb, um sie zu lösen, sich unüberwindlich vor mir aufrichtete. Vergebens erinnerte ich mich aller der von den alten und modernen Rednern, welche die Vereinigung des Einfachen und des Erhabenen behandelten, gegebenen Vorschriften; die Lage schien mir ausschließlich und die beiden Reden die einzigen, welche dieser glücklichen Verschmelzung nicht unterworfen werden konnten. Weit mehr noch, – und ich weiß nicht warum, – sie hatten in meinen Augen gegen einander einen Widerwillen gleich dem, den gewisse Menschen und gewisse Geschlechter unter sich haben, und ich erinnerte mich in dieser Beziehung eines irländischen Sprichwortes, welches, um die Antipathie zu schildern, die England von Irland trennt, mit mehr Wahrheit als Poesie sagt: » Man lasse drei Tage lang einen Irländer und einen Engländer in demselben Topfe kochen, und nach drei Tagen wird man zwei getrennte Brühen haben.«
Nun denn! mein lieber Petrus, es schien mir, daß eine solche Antipathie zwischen meiner Rede und der meines Wirthes, des Kupferschmieds, herrschte, daß, wenn man sie auch drei Tage und sogar sechs in demselben Topfe kochen ließe, man niemals dazu gelangen würde, daraus eine einzige Brühe zu machen.
Daran war ich mit meiner geistigen Arbeit und meinen philosophischen Betrachtungen, als ich Plötzlich mit Schrecken gewahr wurde, daß ich an der Thür des Rectors angekommen war.
Die Entfernung, welche dieses Haus von dem meines Wirthes, des Kupferschmieds, trennte, war zugleich zu klein und zu groß!
Sie werden zugeben, mein lieber Petrus, daß diese außer allen menschlichen Berechnungen liegenden Arten von Unglücksfällen für mich allein geschaffen sind …
Aus dieser für die Lage unpassenden Entfernung ging hervor, daß meine Rede, die ich noch heute als der anderen unendlich vorzuziehen betrachte, ohne irgend eine Veränderung von mir hätte gehalten werden, und demzufolge eine glänzende Wirkung hätte hervorbringen können, wenn das Haus des Rectors, wie gesagt, von dem meines Wirthes nur zehn, zwanzig oder selbst fünfzig Schritte entfernt gewesen wäre; daß eine gemäßigte, verschmolzene, in Einklang gebrachte Rede aus der Vereinigung beider Reden hätte hervorgehen können, wenn das Haus des Rectors, statt eine halbe Viertelstunde weit, zum Beispiel eine Viertelstunde weit von dem meines Wirthes entfernt gewesen wäre, während dieses Haus, indem es sich in einer mittleren Entfernung befand, entfernt genug war, daß meine erste Rede die Zeit gehabt hatte, umgestürzt zu werden, und zu nahe, als daß ich aus den Trümmern dieser ersten Rede die Zeit gehabt hätte, eine zweite zusammenzusetzen.
Ich trat daher zu dem Rector ein, indem ich durchaus nicht wußte, was ich ihm sagen sollte; mein Geist war von zwei gleichen Kräften hin und her gezogen, und da in der Dynamik, wie Sie wissen, mein lieber Petrus, zwei gleiche Kräfte sich neutralisiren, so werden Sie sich nicht verwundern,