ТОП просматриваемых книг сайта:
Der Pastor von Ashbourn. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Pastor von Ashbourn
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Diese Armuth machte, daß der Geschäftsmann, an den ich mich wandte, nachdem er die Lage untersucht hatte, mir den Rath ertheilte, die Erbschaft nur unter der Begünstigung des Inventariums anzunehmen, was ich durchaus verweigerte, da es mir, wenn ich so handelte, geschienen hatte, dem Andenken meines Vaters einen Schimpf zuzufügen. Ich lud daher die Gläubiger, die mein Vater in dem Dorfe haben konnte, ein, ihre Rechtsansprüche vorzulegen, und da, als das Leichenbegängniß begangen und dem würdigen Manne die letzten Ehren erwiesen worden waren, nur noch elf Schilling in dem Pfarrhause übrigblieben, so ließ ich unser ganzes armseliges Mobiliar verkaufen, mit Ausnahme von dem Fernrohre meines Großvaters, des Bootsmannes, von dem mich niemals zu trennen meine Mutter mich hatte versprechen lassen, in welche Roth ich auch versinken möchte, indem sie dasselbe nicht allein als eine Familienreliquie, sondern auch noch als einen Talisman des Glückes betrachtete.
Als das ganze Mobiliar verkauft war, fand es sich, daß ich sechs Pfund Sterling vor mir hatte, aber daß ich dem Handelsmanne in Nottingham vierundfünfzig schuldig war.
Vielleicht hätte ich diese Schuld, die meinen Vater nicht persönlich anging, streitig machen können; aber, wie ich gesagt habe, ich wollte nicht, daß nur der Schatten eines Fleckens auf seinem Andenken bliebe. Ich übernahm seine Schuld unter denselben Bedingungen, und ich verpflichtete mich an seiner Stelle, – obgleich es von mir, der ich durchaus Nichts besaß, nicht sehr klug war, mich zu verpflichten, jährlich vier Pfund Sterling zu bezahlen, besonders wo die Urkunde über diese Schuld die Bedingung enthielt, daß bei dem Ausbleiben der Zahlung zwei Jahre hinter einander die ganze Summe acht Tage nach dem Ausbleiben der Zahlung dieses zweiten Jahres auf einen einfachen Befehl eingefordert werden könnte.
Aber trotz meiner getauschten Hoffnungen in der epischen und in der dramatischen Poesie, hoffte ich immer noch zur Berühmtheit und zum Vermögen dadurch zu gelangen, daß ich einen der tausend Zweige der Literatur wählte, die ich noch nicht versucht hatte, und die immer zu meiner Verfügung bleiben würden, sobald mein Genie geruhte, sich bis zu ihnen herabzulassen.
Ich glaubte daher diese Verbindlichkeit übernehmen zu können und übernahm sie ohne Furcht; dann, da ich am Ende, – bis daß ich das große Werk schriebe, das meinen Namen berühmt machen und mein Vermögen begründen sollte, – irgend einen Stand annehmen mußte, so wählte ich den, den mein Vater auf eine so würdige Weise ausgefüllt hatte; ich nahm die Weihe, was nur eine einfache Förmlichkeit war, da alle meine klassischen und theologischen Studien unter der Leitung des tugendhaften Mannes gemacht worden waren, den ich beweinte, und der, nachdem er für alle meine Bedürfnisse während seines Lebens gesorgt, noch meine Zukunft nach seinem Tode sicherte.
Aber es war nicht Alles, die Weihe erhalten zu haben, ich mußte auch noch, damit diese Weihe mir zu etwas diente, zu irgend einer Pfarrstelle gelangen, so klein und so schlecht bezahlt sie auch sein möchte. Ich war dermaßen gewöhnt, mit Wenigem zu leben, daß, ich war überzeugt davon, diese Pfarrstelle für meine Bedürfnisse hinreichend sein und mir noch das Mittel gewähren würde, dem Handelsmanne in Nottingham die Schuld abzutragen, die mein Vater gegen ihn eingegangen, um den armen Weber von Beeston aus der Verlegenheit zu ziehen, auf den ich außerdem nicht rechnen durfte, um mir zu helfen, da der würdige Mann gerade einen Monat nach meinem Vater gestorben war.
Uebrigens zweifelte ich nicht, daß, sobald man wissen würde, daß ein Mann, der Hoffnungen wie die meinigen bot, einwilligte, Dorfpastor zu sein, der Rector von Nottingham, von dem alle Pfarrstellen der Umgegend abhingen, sich beeilen würde, mir die Wahl unter denen zu lassen, welche offen ständen.
Man muß gestehen, daß mein Ehrgeiz nicht übertrieben war: ich war durch das Lesen der griechischen und lateinischen Schriftsteller aus dem Jahrhunderte des Perikles und dem Jahrhunderte des Augustus gebildet, und ich las sie mit mehr Leichtigkeit, als die englischen Schriftsteller des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts; ich sprach französisch und deutsch wie meine Muttersprache; ich hatte einen gewissen natürlichen Verstand, verbunden mit einer hochmüthigen Treuherzigkeit, die mich offen meine Hoffnungen aussprechen ließ, so lächerlich sie auch sein mochten; endlich hatte ich in Ermangelung praktischer Studien so viel gelesen, so viel behalten, so sehr die Jahrhunderte mit, den Jahrhunderten und die Menschen mit den Menschen verglichen, daß ich glaubte, zu einer gründlichen Kenntniß der Menschheit gelangt zu sein, einer Kenntniß, welche mir erlaubte, auf der Tiefe der Herzen den wirklichen und wahren Grund aller Handlungen dieser Welt zu erforschen, wären sie auch in die dichtesten Schleier der Selbstsucht, in die dunkelsten Falten der Heuchelei gehüllt.
In der Berechnung und in der Theorie, mein lieber Petrus, waren meine Schlüsse in der That vollkommen; aber sobald ich von der Theorie zu der Praxis übergehen mußte, verwirrte mich der Anblick der Leute, mit denen ich zu thun hatte, gänzlich. Die Einsamkeit meiner Jugend, in welcher ich alle die erhabenen Ideen geschöpft hatte, mit deren Hilfe ich in der Stille und der Sammlung der Arbeit meinen Namen zu verherrlichen und mein Glück zu machen gedachte, war unvermögend gewesen, mich zu dem Umgange mit den Menschen zu bilden; meine in der Ruhe der Ueberlegung gefaßten Entschlüsse verschwanden, die Logik meines Unheiles verlor sich unter dem Erbeben meiner Lippen und dem Stammeln meiner Stimme, und, der Gefahr gegenüber, der ich aus der Ferne Trotz geboten, sie bekämpft, durch meine siegreiche Logik überwunden hatte, fand ich nur Redensarten ohne Kraft, Worte ohne Werth, kurz eine gänzliche Machtlosigkeit, unfähig anzugreifen, noch mich zu vertheidigen.
Und was es wirklich Unglückseliges für mich bei dieser bedauernswerthen Beschaffenheit meines Temperamentes gab, ist, daß ich, da ich trotz alledem das Gefühl meines eigenen Werthes, und demzufolge das Bewußtsein meiner geistigen Ueberlegenheit gerade über die hatte, welche mich so niederbeugten, meine Niederlage nicht ihrem wahren Grunde, das heißt einer unüberwindlichen Schüchternheit zuschreiben konnte, oder vielmehr nicht wollte; sondern ich suchte im Gegentheile eine fremde, meiner Eigenliebe schmeichelnde Ursache, die vor dem Lächerlichen dieses Ich schützte, auf dessen Würde ich um so eifersüchtiger war, als ich in Mitte der Leute, die es nach meiner Meinung nicht recht schätzten, ihm, gleichfalls nach meiner Meinung, allein seinen wirklichen Werth bewilligte; – einen Werth, der eines Tages glänzend und unbestritten aus dem großen Werke hervorgehen würde, das ich der Bewunderung meiner Mitbürger zu überliefern gedachte, wie die Sonne majestätisch und strahlend aus den Dünsten der Nacht oder den Wolken des Gewitters hervorgeht!
Aber um zu der Abfassung dieses großen Werkes zu gelangen, bedurfte ich jener Ruhe des Geistes, welche mir allein, so bescheiden es auch sein mochte, ein festes und sicheres Einkommen gewähren konnte, das der Seele die beständige Sorge für die Bedürfnisse des Körpers nahm.
Zu diesem Zwecke, und in der Erwartung der Pfarrstelle, die nicht ermangeln konnte mir irgend eines Tages bewilligt zu werden, verließ ich Beeston, wo ich keine Aussichten hatte, und miethete mir, indem ich als einziges Möbel nur das Fernrohr meines Großvaters, des Bootsmannes, mitnahm, in Nottingham ein kleines Zimmer, das mir ein wackerer Kupferschmied von Devonshire gegen fünf Schilling monatlich im dritten Stockwerke seines, in der Nähe der Sanct-Marienkirche gelegenen Hauses abtrat, dem, so ungebildet er auch in Bezug auf Erziehung war, nicht ein gewisser natürlicher Verstand fehlte.
Sobald ich mich einmal in Nottingham niedergelassen, war es meine Absicht, mich in der Welt vorzustellen, und, indem ich überall auf meinen Wegen jenes Aufsehen zurückließ, welches meine geistige Ueberlegenheit natürlicher Weise hervorbringen mußte, die Bewunderung zu benutzen, welche diese Ueberlegenheit erwecken würde, um mir von dem Rector die Pfarre geben zu lassen, nach der ich strebte.
Unglücklicher Weise kannte ich in Nottingham, um mich in die Welt einzuführen, durchaus Niemand als jenen Handelsmann, dem ich vier und fünfzig Pfund Sterling schuldete, die jährlich zu vier Pfund zahlbar waren. Die Logik sagte mir, daß dieser Mann alles Interesse dabei hätte, mich mein Vorhaben gelingen zu lassen, da er, wenn er mich auf den