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La San Felice. Александр Дюма
Читать онлайн.Название La San Felice
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Die Frau hat sich in einen großen schwarzen Mantel gehüllt, auf dessen Schultern, wenn es hell genug wäre einige von einer vormaligen Stickerei zurückgebliebene verblichene Goldfäden schimmern würden.
Von dem übrigen Costüm der Frau sieht man nicht und nur ihre beiden Augen leuchten aus dem Schatten her vor, den die ihren Kopf bedeckende Capuze über das Gesich wirft.
Beim Durchschreiten des Raumes, welcher die Thür von den ersten Stufen der Rampe trennt, hat die jung Frau dem Lazzarone zugeflüstert:
»Du hast ihr doch nicht gesagt, Michele, wer ich bin, nicht wahr, nicht?«
»Nein, liebe Schwester, bei der Madonna, sie kennt nicht einmal den Anfangsbuchstaben deines Namens.«
Oben auf der Rampe angelangt, trat die junge Frau zuerst ein. Der Lazzarone und die Wahrsagerin folgten ihr.
Als sie das erste Zimmer durchschritten, konnte man den Kopf einer jungen Zofe sehen, welche einen Tapetenvorhang aufhob und mit neugierigem Blick ihrer Gebieterin und den seltsamen Gästen folgte, welche sie bei sich einführte.
Der Vorhang fiel hinter ihnen.
Wir treten ebenfalls ein.
Der Auftritt, welcher hier stattfinden wird, hat zu viel Einfluß auf die künftigen Ereignisse unserer Geschichte, als daß wir denselben nicht auf das Umständlichte erzählen sollten.
Das Licht, von welchem wir von Zeit zu Zeit einen Strahl in den Garten fallen gesehen, kam aus einem kleinen Boudoir, welches nach Art derer von Pompeji mit Divans und Vorhängen von rosenfarbener Seide mit hellblauen Blumen ausgestattet war.
Die Lampe, welche jenen Schein verbreitete, befand sich in eine Alabasterkugel eingeschlossen und stand auf einem Tisch von weißem Marmor, dessen einziger Fuß einen Greif mit ausgebreiteten Flügeln vorstellte.
Ein Sessel von griechischer Form, welchem die Reinheit seiner Sculptur Anspruch auf einen Platz in dem Boudoir Aspasiens hätte geben können, verrieth, daß das Auge eines Kunstliebhabers die Ausstattung dieses Zimmers in ihren geringsten Einzelheiten geleitet hatte.
Eine dem Eingang, welchen unsere drei Personen passiert hatten, gegenüber befindliche Thür führte in eine Reihe Zimmer, welche die ganze Länge des Hauses einnahmen. Das letzte dieser Zimmer stieß nicht blos an das Nachbarhaus, sondern hatte auch eine Verbindungsthür, welche in letzteres führte.
Diese Thatsache hatte in den Augen der jungen Frau ohne Zweifel eine gewisse Bedeutung, denn sie machte Michele darauf aufmerksam, indem sie zu ihm sagte:
»Im Falle, daß mein Gemahl nach Hause käme, würde Nida uns sofort benachrichtigen und Ihr würdet Euch dann beide durch das Haus der Herzogin Fusco entfernen.«
»Ja, Signora,« antwortete Michele, indem er sich ehrerbietig verneigte.
Als die Wahrsagerin, welche eben im Begriffe war ihren Mantel abzunehmen, diese letzten Worte hörte, drehte sie sich um und fragte in einem Tone, der einen gewissen Anflug von Bitterkeit hatte:
»Seit wann nennen sich Milchgeschwister einander nicht mehr Du? Sind Kinder, welche an einer und derselben Brust gesogen, nicht ebenso nahe mit einander verwandt als die, welche unter einem und demselben Herzen getragen worden? Nennt Euch Du, Kinder!« fuhr sie in sanftem Tone fort. »Gott freut sich, wenn seine Geschöpfe trotz der Entfernung, die sie trennt, einander lieben.«
Michele und die junge Dame sahen einander mit erstauntem Blicke an.
»Sagte ich Dir nicht, daß es wirklich eine Zauberin ist, Schwesterchen?« rief Michele. »Ich zittere an allen Gliedern.«
»Warum zittert Du, Michele?« fragte die junge Dame.
»Weißt Du, was sie mir erst heute Abend, ehe wir hiehergingen, prophezeit hat?«
»Nein.«
»Sie hat mir prophezeit, ich würde in den Krieg ziehen, Oberst werden und –«
»Nun, was noch?«
»Es läßt sich nicht gut sagen.«
»Sag' es nur!«
»Und am Galgen enden.«
»Ach, mein armer Michele!«
»So ist es aber.«
Die junge Dame richtete ihre Augen mit einer gewissen Scheu wieder auf die Albaneserin.
Diese hatte sich ihres Mantels vollständig entledigt und denselben auf die Erde geworfen. Sie zeigte sich nun in ihrem von langem Gebrauch etwas unscheinbar gewordenen, aber immer noch reichen Nationalcostüme.
Nur war es nicht der mit früher glänzenden Blumen geschmückte weiße Turban, welcher ihr Haupt umschloß und unter welchem lange, schwarze, mit Silberfäden gemischte Haarflechten hervorfielen, auch war es nicht das rothe, goldgestickte Mieder, ebensowenig als der braunrothe, schwarz und blau gestreifte Rock, welcher die Aufmerksamkeit der jungen Dame fesselte. Es war dies vielmehr der Blick der grauen durchbohrenden Augen der Wahrsagerin, welche auf sie geheftet waren, als ob sie in ihrem tiefstem Herzen lesen wollte.
»O Jugend, neugierige, unkluge Jugend!« murmelte die Wahrsagerin, »wirst Du denn stets durch eine Macht, die stärker ist als dein Wille, getrieben werden, jener Zukunft entgegenzueilen, welche doch so schnell Dir entgegenkommt?«
»Bei dieser unerwarteten Anrede, die in gellendem, schneidendem Tone erfolgte, durchrieselte ein Schauer die Adern der jungen Frau und sie bereute in diesem Augen blicke fast, Nanno gerufen zu haben.
»Es ist noch Zeit,« antwortete diese, als ob ihrem begierig forschenden, durchdringenden Auge kein Gedanke verborgen bleiben könnte. »Die Thür, welche uns Einlas gewährt, steht noch offen und die alte Nanno hat zu oft unter dem Baume von Benevento geschlafen, um nicht an Wind, Donner und Regen gewöhnt zu sein.«
»Nein, nein,« murmelte die junge Frau, »da Ihr einmal da seid, so bleibt.«
Und sie sank in einem Sessel, der neben dem Tisch stand, warf dem Kopf zurück und war auf diese Weise den vollen Schein der Lampe ausgesetzt.
Die Wahrsagerin näherte sich ihr um zwei Schritt und sagte, wie mit sich selbst sprechend:
»Blondes Haar und schwarze Augen – große, schöne helle, feuchte, samtene, wollüstige Augen.«
Die junge Frau erröthete und bedeckte sich das Gesich mit beiden Händen.
»Nanno!«, murmelte sie.
Diese aber schien sie nicht zu hören und die Hände betrachtend, welche ihr die weitere Musterung des Gesicht unmöglich machten, fuhr sie fort:
»Die Hände sind rund und mit Grübchen versehen. Die Haut derselben ist rosig, weich, fein, matt und lebhaft zu gleicher Zeit.«
»Nanno!« sagte die junge Frau, indem sie die Hände auseinander that, wie um sie zu verbergen, wobei aber ein lächelndes Gesicht zum Vorschein kam, »ich habe Euch nicht gerufen, daß Ihr mir Complimente machen sollt.«
Nanno aber fuhr, ohne auf sie zu achten, fort, indem sie sich wieder an das ihr aufs Neue preisgegebene Gesicht hielt:
»Die Stirn ist schön, weiß, rein, von blauen Aederchen durchfurcht. Die schwarzen, gutgezeichneten Augenbrauen beginnen an der Wurzel der Nase und zwischen ihnen zeigen sich drei oder vier kleine gebrochene Linien. O schönes Geschöpf, Du bist dem Dienste der Venus geweiht!«
»Nanno! Nanno!« rief die junge Frau.
»So laß' sie doch schwatzen, Schwesterchen!«, sagte Michel. »Sie behauptet, Du seist schön. Weißt Du das nicht vielleicht selbst? Sagt Dir dein Spiegel es nicht alle Tage? Ist nicht Jeder, der Dich sieht, derselben Meinung wie dein Spiegel? Sagt nicht alle Welt, daß der Chevalier San Felice seinen Namen in der That trägt, weil er nicht blos glücklic3 heißt, sondern es auch ist?«
»Michele!« rief die junge Frau, unzufrieden, daß ihr Milchbruder auf diese Weise den Namen ihres Mannes und zugleich den ihrigen verrieth.
Die ganz in ihre Betrachtung versunkene Wahrsagerin fuhr aber fort:
»Der
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Wir brauchen wohl kaum zu erwähnen, daß die Worte: San Felice im Italienischen heilig glücklich bedeuten.