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entwickeln. Der Boden sollte gut entwässert und mit Stallmist oder Kompost angereichert werden.

      Durch ihren nostalgischen Charme passt die Marienglockenblume besonders gut in Bauerngärten und liefert zwischen Rittersporn, Rosen, Margeriten, Hortensien, Stockrosen und Lupinen bezaubernde Blickfänge.

      Die Pflanze sollte zwar nie austrocknen, jedoch verträgt sie keine Staunässe. Bei lang anhaltender Trockenheit muss daher regelmäßig gewässert werden. Da die Marienglockenblume nach dem zweiten Jahr nicht mehr blüht, sollte sie ausgerissen und kompostiert werden. Vermehrt wird die Marienglockenblume durch eine Aussaat von April bis Juni im Freiland oder in Kübeln. Die Samen werden dazu nur leicht mit Erde bedeckt. Nach dem Aufgang werden die Sämlinge in Einzeltöpfe pikiert, weiter kultiviert und im Herbst ins Freiland gesetzt. Es ist auch möglich, kräftige Jungpflanzen ab Ende Mai in Abständen von dreißig Zentimetern direkt ins Freiland zu setzen.

      Im Frühsommer werden die Blüten gern von Schnecken gefressen. In der Folge bleiben nur noch kahle Stängel übrig, die die Pflanze schließlich eingehen lassen. Hier schafft das zeitige Ausbringen von Schneckenkorn deutliche Abhilfe.

      Wenn das Schneeglöckchen blüht, ist der Winter endlich vorbei. Diese freundliche Botschaft der „Weißen Jungfrau“, wie das Schneeglöckchen auch im Volksmund genannt wird, kennt fast jeder. Es trägt auch den Volksnamen „Marienglöckchen“.

      Die ersten warmen Sonnenstrahlen Ende Februar locken die Blüten der Schneeglöckchen hervor. Dass es wieder kalt werden kann, schreckt sie nicht. Die Glöckchen schließen sich einfach wieder, notfalls legen die Stängel sich dicht an den Boden. Die wohl schönste Erklärung für diese erstaunliche Winterhärte liefert die Legende vom Schneeglöckchen. Danach schuf Gott, schon ein wenig müde von der Schöpfertätigkeit, den Schnee, ohne ihm eine Farbe zu geben. Traurig lief der Schnee zu den prächtig bunten Blumen, um sich ein wenig Farbe zu erbitten. Aber alle wiesen ihn hochnäsig ab. Nur das Schneeglöckchen gab ihm von seinem Weiß. Seither – geht die Legende – ist der Schnee weiß, und das Schneeglöckchen darf als einzige Pflanze in seiner Gegenwart blühen. Und so erhielt es auch den Namen Marienglöckchen.

      Das Schneeglöckchen kommt ursprünglich aus Südosteuropa und dem Kaukasus. Die verbreitetetste Art Galanths nivalis wächst jedoch schon lange in mitteleuropäischen Gärten und kommt in Mittel- und Westeuropa auch verwildert vor. Da die Pflanze wildwachsend sehr selten ist, ist sie in Deutschland geschützt.

      Das Schneeglöckchen ist eine Zwiebelblume, sie wächst also aus Zwiebelknollen, die ziemlich dicht unter der Erdoberfläche ruhen. Sobald der Frost im Spätwinter nachlässt, treiben die Schneeglöckchen ab Ende Februar schmale Blätter aus. Die zarten Knospen werden noch von einem extra Blatt geschützt. Die jungen Triebe des Schneeglöckchens produzieren ein bisschen Wärme, sodass sie Schnee in ihrer direkten Umgebung schmelzen können.

      Nur wenige Tage nach dem Erscheinen der Knospen blühen die Schneeglöckchen auf und kündigen damit den Vorfrühling an. Die Blüten sind weiß, sehr zart und hängen nickend am Stängel, was ihnen eben den Namen „Glöckchen“ eingebracht hat. Außerdem gibt es drei längliche schneeweiße Blütenblätter und im Inneren drei zusammengewachsene Blätter, die weiß und grün sind. Die Samen bilden sich nach dem Verblühen in kleinen Samenkapseln. Sie werden gerne von Ameisen verbreitet. Das Schneeglöckchen gehört zur Familie der Amaryllisgewächse.

      Als Heilpflanze ist das Marienglöckchen fast unbekannt. Auch in alten Kräuterbüchern findet sich das Schneeglöckchen nicht. Es war nämlich weder in der Antike, noch im europäischen Mittelalter als Heilpflanze bekannt. Daher gibt es hierzulande keine Tradition in der Anwendung des Schneeglöckchens. Den meisten Menschen gilt das Schneeglöckchen ausschließlich als Zierpflanze ohne Heilwert.

      Im Kaukasus aber wird das dortige Schneeglöckchen (Galantus woronowi) jedoch schon lange in der Volksheilkunde verwendet. Die alten Menschen essen die Zwiebeln gegen Alterserscheinungen und Gedächtnisschwäche. Die Anwendung des Schneeglöckchens im Kaukasus wurde von bulgarischen Forschern untersucht und sie entdeckten unter anderem das Alkaloid Galantamin. Dieser Wirkstoff ist in der Lage, die Folgen von Alzheimer deutlich zu lindern, wenn auch die Grunderkrankung nicht zu heilen ist. Da es weltweit sehr viele Alzheimer-Patienten gibt, die von diesem Alkaloid profitieren könnten, reichen die natürlichen Vorkommen von Schneeglöckchen bei weitem nicht aus. Daher wurde lange Zeit geforscht, bis es endlich gelang, das Galantamin synthetisch herzustellen. Inzwischen gibt es ein pharmazeutisches Mittel, das künstliches Galantamin enthält und zur Linderung der Alzheimer-Syndrome eingesetzt wird.

      Marienglöckchen sind im Garten nicht wegzudenken, denn sie sind die wichtigsten Frühblüher. Sie können auch in den Rasen gesetzt werden oder sie blühen in Bodendeckern, so zum Beispiel im Immergrün. Sie lieben humosen Boden. Schneeglöckchen eignen sich auch hervorragend für Bepflanzungen in Parkanlagen und als Friedhofsbepflanzung, sei es für Gräber oder für die Friedhofsanlage.

      Bei unseren Vorfahren ist das Maiglöckchen immer ein Glücks- und Liebessymbol gewesen, weshalb es auch in die Brautsträuße gesteckt wurde. In der Blumensprache drücken Maiglöckchen „innige Liebe“ aus. Das Grün der Blätter steht für Hoffnung, das Weiß der Blüten signalisiert Reinheit.

      Eine Legende besagt, dass das Maiglöckchen dort entstanden ist, wo Maria neben dem Kreuz ihre Tränen vergoss, daher entstammen die Namen „Marientränen“ oder „Frauentränen“ und deshalb gehört es zu den „Marienblumen“ und ist christliches Symbol des Heils und der reinen Liebe.

      „Lilium convallium“ hieß das Maiglöckchen ursprünglich in der Vulgata, der lateinischen Bibel: „Lilie der Täler“. Zur „Lilie des Waldes“ ist sie in Deutschland erkoren. „Marienglöckchen“, „Marienlilie“, Marienherz“, „Maililie“ und „Maienschelle“ heißt die „Meyblome“ auch bei uns. Letzterer war ihr erster deutscher Name im „Gart der gesundheit“ von 1485. Das Maiglöckchen oder Marienglöckchen ist eine gegen zahlreiche Leiden verwendete Heilpflanze und häufiges Attribut Christis und Marias (auf Verkündigungsdarstellungen) anstatt der Lilie, symbolisiert das „Heil der Welt“.

      Wer Maiglöckchen am 1. Mai bei sich trägt, soll das ganze Jahr Glück haben – deshalb ist es heute noch in Frankreich Sitte, am „Maiglöckchentag“ (jour de muguet) auf allen Straßen Maiglöckchensträuße als Glücksbringer (porte- bonheur) zu verkaufen.

      In der Duftmusik der Frühlingsblüher gibt das poetische Aroma der Maiglöckchen unbestreitbar den Ton an. Das unbeschreibliche Süße des Wohlgeruchs der „Marientränenblüten“ inspirierte die Dichter der Romantik zur Liebeslyrik. „Ihr Duft bricht das Eis des Winters und der Herzen“, meinte Heinrich Heine. „Schon das tiefe Einatmen ihres wunderbaren Heilduftes lindert die Atemnot, stärkt das alternde Herz und macht das Treppensteigen leichter“, beschreibt ein Kräuterkundler zu Beginn des 19. Jahrhunderts den wohltuenden Duft frisch erblühter Marienglöckchen- und wahrlich ist das Maiglöckchen ein „Herzmittel der Natur“. Wie Versuche mit depressiven Patienten zeigen, scheint der Maiglöckchenduft auch „Seelenarznei“ zu sein. Nach dem Einatmen der Blütendüfte bessert sich der seelische Zustand der Kranken: Maiglöckchenaroma als Heilmittel der Psychotherapie.

      Der prächtige Duftjuwel ist nicht so empfindlich wie das wohlriechende Veilchen, hält es doch seine herzerfrischende Duftspende nicht zurück, wenn es gepflückt wird. Pflücken darf man einen Maiglöckchenstrauß im schattigen Buchenwald, wenn man das Glück hat, auf einem Maienspaziergang unter lichtem Buschwerk auf eine Kolonne blühender Marienglöckchen zu stoßen. Sie stehen nie einzeln, lieben die Gesellschaft, in der sie um die Wette duften. Übrigens, ein natürliches Maiglöckchenparfüm wird industriell nicht hergestellt. Das französische „Muget“ ist ein nach Maiglöckchen duftendes Extraktöl aus Freesia-Arten.

      Die glockigen, nickenden, weißen Blüten stehen in lockerer, einseitswendiger Traube an kahlen Stängeln, die sich jeweils zwischen

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