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ich meine … Schon okay. Wieso rufst du so früh an?“

      Mist. Ich stottere. Aber ich kann mich darauf ausreden, ich hätte schon geschlafen.

      „Oh … Wie spät ist es denn?“, fragt er ehrlich erstaunt.

      „Ähm … So fünf Uhr vorbei.“

      „Mist. Ich wusste das nicht. Ich konnte nicht schlafen – wie meistens nicht – und dachte, bevor ich es mir nochmals ausreden kann, ruf ich dich lieber gleich einfach an … Aber ich kann auflegen und später anrufen, wenn du noch schlafen möchtest.“ So fahrig und unsicher habe ich ihn noch nie erlebt.

      Irgendwie gefällt es mir. Mein Magen drückt bei dem Gedanken, dass er an mich gedacht und dieser Anruf ihn nervös gemacht hat.

      „Nein, ist schon in Ordnung. Jetzt bin ich ohnehin wach.“

      War ich schon die ganze Nacht lang. Aber das lasse ich lieber unerwähnt, genauso wie den Grund dafür.

      „Ich wollte dir nur nochmal sagen, wie beschissen mein Verhalten war. Kann ich dich heute zu einem Kaffee einladen und wir reden?“ Ein so einfacher Vorschlag und dennoch bricht mir der Schweiß aus, obwohl es mir doch wunderbar in den Kram passen sollte, bedenkt man meinen verrückten Plan. Aber ich habe eine noch bessere Idee.

      „Ich komme heute ziemlich spät von der Arbeit.“

      „Verstehe“, brummt er düster, als hätte ich ihn abgewimmelt.

      „Also … wieso kommst du danach nicht zu mir? Ich wohne noch in derselben Wohnung wie früher. Außerdem nehme ich, wenn ich so lange arbeite, immer ein paar Überbleibsel aus der Hotelküche mit. Alles sehr lecker. Und bei mir können wir uns in Ruhe unterhalten … wenn du willst.“ So, ich habe es getan. Der Vorschlag ist raus und damit liegt es an ihm.

      Jan zögert. Es knistert in der Leitung. Das Schweigen dehnt sich aus. Hat er genauso Angst vor den Erinnerungen hier wie ich?

      „Und das macht dir nichts aus?“, fragt er nach.

      „Nein, gar nicht.“ Das ist glatt gelogen. Es hat ein Jahr gedauert, ehe nicht jede Kleinigkeit in meiner Wohnung mich an ihn erinnert hat. Dafür gibt es Ikea und all die anderen Möbelhäuser, die es mir erlaubt haben, für wenig Geld viel Veränderung herbeizuzaubern. Danach wurde es besser. Auch wenn es nicht leicht sein wird, ihn wieder hier zu haben, hilft es mir. Hier wird er vielleicht leichter auftauen.

      „Gut. Soll ich etwas mitbringen?“

      „Nur dich. Für den Rest sorgt die Hotelküche und meine Kaffeemaschine.“ Er schmunzelt kurz, glaube ich.

      „Wann soll ich bei dir sein?“

      „So gegen halb sieben.“

      Dann habe ich noch über eine Stunde Zeit, um zu duschen, mich umzuziehen und mir einzureden, dass ich bereit dafür bin.

      „Das … Das passt.“ Ich habe das Gefühl, er wollte eigentlich etwas anderes sagen.

      „Bis dann.“

      „Bis dann, Ella.“

      Ich lege auf und wünsche mir, dass es mir nicht so durch und durch gehen würde, wenn er meinen Namen sagt. Niemand sagt meinen Namen so bewusst und auf diese spezielle Weise. Das hätte ich beinahe schon vergessen.

      Bin ich denn verrückt, zu glauben, ich würde das durchziehen können, ohne zu scheitern? Oder schlimmer noch, ohne mich in ihn verlieben zu können?

      Mir bleiben noch über zwölf Stunden, um mich auf den Abend mit Jan gefasst zu machen. Ich versuche mich daran zu erinnern, warum ich das tue, um den Mut nicht zu verlieren.

      Doch tief in meinem Inneren weiß ich, warum ich das tue, und es hat sehr viel mit der Nacht zu tun, als Jan und ich das erste Mal miteinander geschlafen haben.

      Kapitel 4

       Ella - 2010

      Ich könnte vor Nervosität zerspringen. Ich zittere, und ich glaube, er bemerkt es. Wieso kann ich nicht zu den selbstsicheren Frauen gehören, für die das hier ein Leichtes ist, die sich wohl in ihrer Haut fühlen und ihrer eigenen Weiblichkeit sicher sind?

      Jan lässt mich keine Sekunde aus den Augen, seit wir zurück in meiner Wohnung sind. Im Restaurant hat mir sein Flirten noch einen Kick verschafft und mich locker gemacht. Seine Küsse vor meinem Wohnhaus waren ebenfalls sehr willkommen. Doch jetzt kriechen meine Schüchternheit und Nervosität aus jeder Ecke hervor und haben mich vollkommen im Griff. Die Vorstellung, gleich nackt zu sein, macht mich derart nervös, dass mir der Magen schmerzt. Wie soll ich auch ruhig bleiben, wenn seine blauen Augen mich so anstarren? Seit ein paar Minuten haben wir uns nicht mehr geküsst. Es ist viel leichter, sich selbst zu vergessen, wenn ich an seinen Lippen hänge und unsere Zungen leidenschaftlich miteinander beschäftigt sind. Nun bin ich mir meiner selbst viel zu bewusst. Ich denke an meine leichte, weiche Bauchwölbung und meine Schenkel, die nicht gerade an eine Gazelle erinnern, und an meinen Busen, der für meine Körpergröße viel zu üppig geraten ist. Aber vor allem denke ich an Jan, der mich anstarrt, während er sich ohne jede Scham vor mir auszieht. Verdammt, ich kann genau spüren, wie mir die Röte noch mehr ins Gesicht schießt. Meine Wangen stehen in Flammen. Jan hat nicht die geringste Scheu und enthüllt seinen athletischen Körper, der mich atemlos und befangen macht. Kurz grinst er in sich hinein, ehe er die Shorts nach unten schiebt. Und ich stehe hier in BH und Rock, halb angezogen vor dem Bett wie eine unerfahrene Idiotin. Als er aus der Beuge wieder hochkommt, sehe ich alles, besonders den erregten Teil von ihm, der steil nach oben ragt. Der Anblick macht mich noch feuchter, was mir peinlich ist, obwohl es das nicht sein sollte. Doch seine Erregung, die mir gelten muss, hilft mir auch etwas von meiner Unsicherheit zu verlieren. Immerhin bedeutet es, er will mich. Unsere Küsse und mein Anblick bewirken das bei ihm. Der Gedanke hilft mir, so dass ich fähig bin, mir die Strumpfhose auszuziehen und auch den Slip. Nur Rock und BH gelingen mir nicht. Ich musste mich bisher noch nie vor jemandem ausziehen. Meine wenigen, nicht besonders glorreichen sexuellen Erfahrungen – zwei an der Zahl – waren eher schnell vonstattengegangen. Kleidung war dabei nur im Weg und wurde verschoben oder hektisch vom Körper des anderen gerissen. Doch mit Jan ist es anders. Mit ihm ist einfach alles anders. Wir reden dabei nicht, was meine Nervosität verstärkt. Er lässt sich Zeit.

      So wie er mich küsst, so vollkommen und leidenschaftlich genießend, genau so möchte er anscheinend mit mir schlafen. Es dauert eine kleine Ewigkeit, ehe er nackt auf mich zukommt. Ohne mich zu küssen, was mich wahnsinnig macht, streift er mir das Haar nach hinten und öffnet den BH in meinem Rücken, offenbar mühelos. Kein Herumnesteln, bis ich gezwungen bin, es selbst zu tun. Nein, bei Jan geschieht alles fließend. Er weiß genau, was er tut. Obwohl es mich anmacht, ist die Vorstellung, wie viele Frauen bereits in diesen Genuss gekommen sind, keine sehr schöne, wenn ich auch weiß, dass sie wohl der Realität entspricht. Daran gibt es leider kaum einen Zweifel.

      Jan macht einen kleinen Schritt zurück, um die Brüste, die er schon so oft mit seinen Händen erspürt hat, nun vollkommen entblößt anzusehen. Verschmitzt lächelt er mich an, beginnt an meinem Hals zu knabbern und fährt mit den Händen unter meinen Rock, um meinen Po zu streicheln. Ihm scheint zu gefallen, was er fühlt, denn er presst seine Erektion gegen mich. Ich kann ihn heiß und hart auf meinem Bauch spüren. Ich keuche vor mich hin, fast schon wimmernd, weil er mich so langsam verführt und ich nicht weiß, wohin mit meiner Lust. Als ich sein sanftes Spiel kaum noch aushalte und nach ihm fassen will, etwas Eigeninitiative zeigen möchte, gleitet sein Mund von meinem Hals zu meinem Brustansatz. Ich halte die Luft an, ehe er seine Lippen um einen meiner Nippel schließt, die mittlerweile schmerzhaft hart geworden sind. So hat es sich noch nie für mich angefühlt. Jan saugt an ihnen und presst mich im Kreuz immer wieder rhythmisch an sich. Sein Glied reibt dabei zwischen uns auf und ab. Sein Atem beschleunigt sich, doch er lässt sich weiter Zeit, bearbeitet auch meinen anderen Nippel, ehe er meinen Busen mit seinen Händen streichelt.

      „Leg dich hin!“, ist das Erste, was er zu mir sagt, seit wir die Wohnung betreten haben. Ich kann überhaupt nicht mehr

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