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können und dann rede ich mit dem technischen Bodenpersonal über die Anbringung von Kameras in der Kabine. Bist du sicher, dass du das so willst?“

      „Herbert, ich habe mir folgendes gedacht. Wenn der Arzt mir grünes Licht gibt kann ja eigentlich nichts schief gehen. Ich nehme vorher eine Beruhigungstablette, und wenn der Flieger abhebt, kneife ich eben den Hintern zusammen. Dann drehen wir eine Runde über dem Platz und landen gleich wieder. Was soll da schon passieren?“

      „Hm, so ein Jagdflugzeug geht mächtig ab, da gilt es ganz schöne Belastungen auszuhalten.“

      „Der Pilot soll eben nur sozusagen mit angezogener Handbremse fliegen, dann wird es schon erträglich sein. Die zwei, drei Minuten halte ich schon durch.“

      „Na gut, wenn du meinst, Frieder. Es werden also zwei Kameras angebracht werden. Eine an deinem Fliegerhelm, damit aufgenommen werden kann was du siehst, und die zweite über dem Cockpit vor dir, so dass deine Reaktionen gefilmt werden können. Ich werde dem Piloten sagen, dass er möglichst tief fliegen soll, dann kannst du das Visier des Helmes offen lassen. Die Sauerstoffmaske musst du dann auch nicht anlegen, so dass man dein Gesicht perfekt sehen kann.“

      „Also Herr Minister, meine Hochachtung“ sagte der Arzt erstaunt zu Frieder Bergmann „Sie haben eine erstaunliche Konstitution für die Belastungen, denen Sie in Ihrem Job ausgesetzt sind. Das bisschen Übergewicht und die leicht erhöhten Leberwerte sind eigentlich nicht der Rede wert. Das Belastungs-EKG hat ergeben, dass Sie einen Puls von maximal 120 hatten und der Blutdruck ist nie über 140 gestiegen. Phantastisch! Sie sind fit wie ein Fisch im Wasser. Was ist das Geheimnis Ihrer robusten Gesundheit?“

      „Nun, ich bin mental enorm stark und stecke voller Vertrauen in mich selbst“ erwiderte Bergmann lächelnd „und ich lasse die Dinge nicht immer ganz an mich heran.“

      „Sie meinen also, dass Sie eine große Gelassenheit mitbringen, und selbst negative Ereignisse Sie nicht belasten?“

      „Genau, anders kann man diese Hölle des Politikbetriebes nicht überstehen. Zur Entspannung leiste ich mir nach den anstrengenden Tagen ein, zwei Bierchen und ein paar Zigaretten. So bleibe ich immer im Gleichgewicht, denn sich selbst zu kasteien ist der vollkommen falsche Weg. Man muss sich eben auch selbst einmal belohnen können.“

      „Eine überzeugende Lebenseinstellung“ antwortete der Arzt „so habe ich das selbst noch nicht gesehen. Ich trinke keinen Alkohol und rauche nicht, aber meine Blutwerte sind immer ein bisschen problematisch. Außerdem treibe ich regelmäßig Sport. Komisch.“

      „Gönnen Sie sich mal was“ ermunterte Bergmann den Arzt „kippen Sie mal einen Schnaps, trinken Sie ein kühles Blondes, rauchen Sie ein Pfeifchen, nehmen Sie mal einen Joint. Ihre Psyche wird jubilieren. Glauben Sie mir.“

      „Also Herr Minister, Sie sind nicht nur ein hervorragender Fachmann und Draufgänger, wenn ich bloß an den geplanten Flug denke, sondern auch noch ein begnadeter Psychologe. Hut ab!“

      „Wissen Sie, warum ich beruflich immer höher gestiegen bin“ fragte Bergmann den Arzt, und als dieser den Kopf schüttelte, fuhr er fort:

      „Wenn man so ein Alphatier wie ich ist darf man seinen Mitarbeitern nie den Eindruck vermitteln, dass man auf sie herabsieht. Ich könnte das wegen meiner überragenden Intelligenz sicher tun, aber ich sehe meine Leute als Partner an, nicht als minderbemittelte Erfüllungsgehilfen. Den einen oder anderen muss man schon mal zurechtrücken, das bleibt nicht aus. Aber ich bleibe immer verständnisvoll, denn ich will meine Mitarbeiter motivieren, und nicht einschüchtern. Außerdem kann jedem einmal ein Fehler unterlaufen oder man kommt unverschuldet in eine peinliche Situation. Ich kann für mich mit Überzeugung sagen: nichts Menschliches ist mir fremd.“

      „Ich wundere mich nicht mehr, wie Sie diese erstaunliche Karriere hingelegt haben“ sagte der Arzt beeindruckt „Sie sind ein Mann mit vielen Talenten. Alles, alles Gute weiterhin für Sie.“

      Der Geschwader Kommodore Generalmajor Ralf Neumann war über den Anruf von Herbert Büchsenschuss sehr erfreut gewesen und hatte sich zu einem Abstimmungsgespräch mit ihm im Ministerium eingefunden.

      „Ich betrachte es als große Ehre für das Geschwader, dass der Minister unsere Einheit besuchen will“ hatte er Bergmanns Büroleiter erklärt „es gibt da aber ein keines Problem.“

      „Das wäre?“

      „Unsere Maschinen stehen mehr in der Wartung, als dass sie am Himmel sind.“

      „Warum?“

      „Probleme mit der Software und Ersatzteilmängel.“

      „Was kann man da tun?“

      „Weitestgehend manuell steuern.“

      „Und das bedeutet?“

      „Der Flug könnte ein bisschen unruhiger als sonst üblich werden.“

      „Der Minister ist kein Angsthase. Drehen Sie eine Platzrunde, das reicht. Können Sie das absichern?“

      „Natürlich. Ich werde den Minister persönlich fliegen. Mit meinen mehr als 200 Flugstunden auf der MiG 29 ist das eine Kleinigkeit.“

      „Aber wenn ich mir das so recht überlege“ hatte Büchsenschuss eingeräumt „wenn Sie nur langsam eine Platzrunde drehen ist das vielleicht doch zu wenig Action. Ein bisschen Show wäre vielleicht für das Image des Ministers als ganzer Kerl gar nicht so schlecht. Haben Sie da eine Idee?“

      „Selbstverständlich“ strahlte der Kommodore begeistert „die

       MiG 29 lässt ein Kobramanöver zu.“

      „Was passiert da?“

      „Der Winkel zwischen der Neigung des Flugzeuges und der tatsächlichen Flugrichtung wird abrupt und extrem nach oben verändert, ohne dass dabei Flughöhe verloren geht. Beträgt der Winkel mehr als 90 Grad spricht man von einem Kobramanöver, weil sich das Flugzeug wie eine drohende Kobra aufrichtet und leicht nach hinten kippt.“

      „Ist das ein schwieriges Manöver?“

      „Kann man so sagen. Viele westliche Maschinen können die Kobra gar nicht fliegen, dazu müsste zu tief in die Software eingegriffen werden. Aber die russischen Maschinen wie die MiG 29 schaffen das mühelos. Es sieht einfach geil aus, wenn das Flugzeug nach oben und ein wenig nach hinten kippt, wenn der Winkel so bei rund 120 Grad liegt, und dann wieder in die normale Fluglage kommt. Die Kobra ist sozusagen ein extremes Flugmanöver für Experten.“

      „Wie lange dauert die Kobra?“

      „Knapp 5 Sekunden.“

      „Also gut. Sie steigen gemächlich auf, dann geben Sie Stoff und zeigen diese Kobra. Ich werde die Presse informieren, dass etwas Spektakuläres auf sie zukommen wird. Den Minister lassen wir einfach in dem Glauben, dass er nur kurz über den Platz zuckeln wird. Die paar Sekunden mit der Kobra wird er schon überstehen. Alles Klar?“

      „Alles Klar!“

      Frieder Bergmann war gut gelaunt aufgestanden und hatte ausgiebig gefrühstückt. Seit seinem Amtsantritt als Minister kam es öfter vor, dass er keine Zeit für das Mittagessen hatte. Das lag aber vor allem an ihm selbst, denn um seinen vollen Einsatz im Amt zu demonstrieren, legte er viele Termine zum Leidwesen seiner Mitarbeiter genau in diese Zeit. Petra hatte ihm drei Eier in die Pfanne geschlagen, zwei Tomaten aufgeschnitten und einen frisch gepressten Orangensaft hingestellt. Dann hatte sich Bergmann von seiner Frau noch eine Beruhigungstablette geben lassen. Zusammen mit Herbert Büchsenschuss war er zum Standort des Jagdgeschwaders gefahren. Frieder Bergmann war von der zackigen Begrüßung sehr angetan gewesen und hatte sich dann sehr interessiert den Vortrag über die Geschichte dieses Truppenteils angehört. Dann trat er selbst ans Rednerpult.

      „… dienen Sie als Soldaten Deutschland an der Himmelsfront und auch ich werde heute mit einer Maschine aufsteigen“ sagte er abschließend.

      Die Leute der Presse überschlugen sich mit Fragen.

      „Können wir

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