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wie es mir beliebt. Ich möchte wissen, was ihr vorhabt“.

      „Warum möchtet Ihr das wissen?"

      „Vielleicht kann ich mit euch reisen?"

      „Das würde Euch wenig Freude machen. Wir kommen nur langsam voran, und Ihr seid auf euren beiden Ponys viel schneller als wir. So viel Zeit, wie wir brauchen, habt Ihr sicher nicht. Zeit ist das einzige, was uns noch geblieben ist. Alles andere haben wir verloren“.

      „Ich will aber mit euch reisen. Meine Ponys könnten wir vor eure Karren spannen, dann kämen wir schneller voran“.

      „Zu gütig, der Herr. Doch dieses Entgegenkommen können wir nicht annehmen“.

      „Heißt das, ihr wollt mir verbieten, mit euch zu ziehen?"

      „Was heißt verbieten, Herr? Flüchtlinge können niemanden etwas verbieten. Wir sind nur geduldet. Aber es wäre für uns und für Euch nicht gut, wenn wir zusammen gesehen würden“.

      „Wir sollten den gütigen Patron erst einmal begrüßen“, mischte sich nun eine helle Stimme ein. Sie gehörte einem jungen Mann, der vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt war. Er ging auf Horsa zu und schüttelte ihm die Hand.

      „Ich heiße Werhan“, sagte er freundlich. Dann wandte er sich an den Alten: „Lasst ihn, Vater Adelkrag! Wenn er unbedingt will, soll er eben mit uns ziehen. Die Hilfe seiner Ponys können wir gut gebrauchen. Wir alle sind in dieser Hitze am Ende unserer Kräfte“.

      Das Wort des jungen Mannes schien Gewicht zu haben, denn der Alte gab sofort nach, obgleich er noch einwandte: „Ich bin nicht deiner Meinung, Werhan. Ich habe so ein Gefühl, als würde uns dieser Fremde in große Schwierigkeiten bringen“.

      „Was haben wir zu verlieren?" Und an Horsa gerichtet, fragte Werhan: „Wie heißt Ihr?"

      "Ich heiße Käsbein“.

      "Na gut, Herr Käsbein, steigt ab und spannt Eure Pferde vor. Dann wollen wir machen, dass wir weiterkommen. Vielleicht findet sich irgendwo ein schattiges Plätzchen für eine Rast. Verdient hätten wir's. Diese verdammte Sonne ist noch schlimmer als der ewige Regen, den wir zuvor hatten“.

       Rasch wurden die Pferde abgesattelt, und die Sättel auf einem der Wagen verstaut. Dann zauberte Werhan Pferdegeschirr herbei, und kurz darauf zog der Treck mit doppelter Geschwindigkeit weiter. Die Menschen liefen nun aufrecht und unbeschwert neben den Wagen. Horsa hatte sein Schwert, bevor er auf die Flüchtlinge getroffen war, in seinen Mantel gesteckt und trug das Paket unter dem Arm. Werhan gesellte sich zu Horsa und sprach mit ihm über so belanglose Dinge wie das Wetter und den Weg. Dabei legte er immer wieder vertraulich seine Hand auf Horsas Arm. Neben Werhan lief ein junges Mädchen. Es war vielleicht zwei Jahre jünger als der Mann. Werhan hatte sie als seine Schwester Marga vorgestellt. Sie waren schon über eine Stunde unterwegs, da blieb Marga plötzlich ängstlich stehen.

      „Vor uns kommen Reiter", sagte sie.

      „Na, dann sollen sie kommen“, antwortete Werhan.

      „Aber es sind Soldaten!"

      „Wir können vor ihnen nicht davonlaufen, also sollten wir uns auch nicht vor ihnen fürchten“.

      Die Karawane zog weiter. Weit und breit war nichts zu sehen, was auf nahende Soldaten hingedeutet hätte.

      „Woher will sie wissen, dass Soldaten kommen?" fragte Horsa erstaunt.

      „Von den Vögeln“, antwortete ihr Bruder.

      „Was heißt: von den Vögeln?"

      „Marga versteht die Sprache der Vögel, und die Vögel rufen sich gegenseitig alles zu, was im weiten Umkreis vor sich geht. Sie haben auch dein Kommen angekündigt, und sie haben berichtet, was da im Süden einige Wegstunden hinter uns geschehen ist“.

      Horsa war rot im Gesicht geworden.

      „Was meinst du mit, ‘was da im Süden geschehen ist’?"

      „Da hat ein Kampf stattgefunden, und da liegen Leichen. Wir sind jetzt eine Schicksalsgemeinschaft“. Werhan duzte den neuen Gefährten: „Es wäre besser, wenn du mir reinen Wein einschenken würdest. Nur so kann ich dir helfen, und nur so kann verhindert werden, dass man uns mit dir zusammen henkt“.

      Horsa presste trotzig die Lippen zusammen. Konnte er diesen daher gelaufenen Gestalten wirklich vertrauen?

      „Es wäre besser, du würdest reden“, drängte Werhan. „Wir haben nicht mehr viel Zeit“.

      „Es gibt nichts zu reden“.

      „Nun gut, du wirst deine Gründe dafür haben, dass du mir nicht die Wahrheit sagst. Für jetzt gebe ich mich damit zufrieden. Ich werde dir, wenn wir auf die Soldaten treffen, helfen. Aber merke dir, du kannst auf mich nur einmal rechnen und dann nie wieder, wenn du nicht mit deiner Geschichte herausrückst“. Nach einer Pause fügte er hinzu: „Noch etwas! Wenn die Soldaten kommen, lass mich reden. Sage nichts, auch wenn du direkt angesprochen wirst. Es hängt alles davon ab, dass du dich nicht einmischst. Dein Bündel versteckst du übrigens besser in einem unserer Wagen“.

      

      

       Gejagt

      Es verging keine halbe Stunde, da sahen sie Reiter. Es war ein gutes Dutzend. Alle in glänzenden Uniformen und bis an die Zähne bewaffnet. Horsa überlegte, ob diese Männer zu der Garnison in Steinbruch gehörten. Dann könnte er sich zu erkennen geben, bräuchte nicht weiter Versteck zu spielen und wäre bereits am Ziel seiner Wanderung angelangt. Schon wollte er vortreten und seinen Namen sagen, aber eine innere Stimme warnte ihn. Es war besser, kein Risiko einzugehen. So hielt er sich für den Moment noch zurück.

      Die Schar kreiste den Flüchtlingstreck ein, und ihr Anführer fragte barsch nach Herkommen und Ziel. Wahrheitsgetreu gaben die Menschen Auskunft. Horsa verbarg sich bei der Befragung hinter einem Planwagen und hoffte, übersehen zu werden. Aber weit gefehlt. Der Hauptmann hatte ihn erspäht und rief erstaunt: „Was will dieser Erit bei euch?"

      Ohne zu zögern antwortete Werhan, und seine Stimme hatte einen so servilen Ton, dass es den Grafensohn schauderte: „Ach, das ist nur Käsbein. Er ist ein wenig blöd im Kopf. Wir sollen ihn in Lindendorf abliefern. Dort ist er einem Bauern als Knecht verdingt. Allein konnte man ihn nicht auf den Weg schicken. Deshalb haben uns die Seinen Geld gegeben und gebeten, ihn mitzunehmen. Schließlich ziehen wir auch nach Lindendorf, und seine Familie spart sich so einen weiten Weg“.

      „So, er ist ein bisschen blöd?" mischte sich nun der zweite Offizier ein. „Wenn man mit Flüchtlingen durch die Gegend walzt, muss man in der Tat sehr blöd sein. Mit einem Gesindel wie euch würde ich nicht einmal eine Meile gehen, ohne zu kotzen. Schließlich stinkt ihr und klaut wie die Raben“.

      „Sehr wohl, Herr Offizier“, antwortete Werhan noch unterwürfiger, „wir stinken. Aber wir würden es niemals wagen, Euer Ehren, einen Erit zu bestehlen. Wir haben die allergrößte Ehrfurcht vor Erits. Der Ruhm der Erits ist bis an die Grenzen von Centratur gedrungen“.

      Nun trägt er zu dick auf, dachte sich Horsa. Aber es schien der richtige Ton zu sein, denn der Soldat zeigte sich befriedigt und wechselte das Thema.

      „Gut genährte Ponys habt ihr“, sagte er mit einem misstrauischen Ton in der Stimme. „Wie kommen arme Flüchtlinge zu solchen Tieren?"

      „Ja, den Tieren ging es bisher gut, wenngleich sie schon alt und ein wenig struppig sind. Aber Euer Hochwohlgeboren haben natürlich sogleich erkannt, dass uns Flüchtlingen solche Tiere nicht zustehen. Da sieht man wieder den guten Blick, den Euer Ehren haben. Natürlich können dies nicht unsere Tiere sein, und es sind auch nicht unsere Tiere. Wir haben diese Ponys in Kommission genommen. Wir sollen sie zusammen mit dem Blödel in Lindendorf abliefern“.

      Als er erneut blöd genannt wurde, zuckte Horsa zusammen. Dieser ungezogene Bengel verletzte ständig seine Ehre. Zwar verstand er die Taktik, die Werhan verfolgte, aber er musste

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