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Ordnung und Recht. Die Zauberer des Weißen Rates kümmerten sich um ihre Seelen, um die unsichtbaren Mächte, die uns umgeben sowie um die Vergangenheit und Zukunft auf der Welt. Der Hochkönig ist nun tot, und der Einfluss des Rates ist, wie du sagst, im Schwinden begriffen. Was soll aus der Welt nur werden?"

      „Noch ist mit dem Rat zu rechnen, und wir werden unsere Aufgabe auch weiterhin erfüllen“, sagte Urial stolz.

      „Und ich werde Euch helfen und Euch nach Rotamin begleiten“, mischte sich Glaxca, Kraks Sohn, ein. „Mein Vater hat einst für die Rettung von Centratur gekämpft und geholfen, dass Ormor besiegt werden konnte. Meine Aufgabe ist es, seinen Kampf fortzusetzen. Mir scheint, eine scharfe Axt wird heute wieder dringend benötigt."

      „Auch ich werde mitkommen“, sagte Fallsta ruhig. „Ich bringe ein Schwert und zwei in schwerer Arbeit gehärtete Fäuste mit."

      „Mit mir könnt Ihr auch rechnen“, sagte Smyrna, „und unterschätzt uns Frauen nicht."

      „Ja, unterschätzt uns nicht. Wir haben schon so manche Schlacht mit unseren Mitteln gewonnen. Ich will mein Blut opfern, wenn es nötig ist. Auf jeden Fall bin ich in der Not dabei." Galowyn hatte zwar theatralisch gesprochen, aber jeder sah, dass es ihr ernst war, und deshalb lachte keiner.

      „Die Entscheidung ist gefallen“, sagte Aramar. „Da kann ich natürlich nicht abseits stehen. Ich werde mich euch anschließen."

      „Dass ich mitkomme, habe ich schon versprochen“, sagte zuletzt Axylia schlicht.

      „Und mich fragt keiner“, sagte Urial fassungslos, „ob ich Euch überhaupt dabei haben möchte."

      „Nein, Euch fragt keiner“, bekräftigte Fallsta. „Ihr seid auch nicht wichtig, sondern die Aufgabe, für die Ihr bestimmt seid."

      „Wir können uns nicht um Eitelkeiten kümmern“, Aramar war es sehr ernst. „Es geht um das Schicksal der Welt. Wenn es uns gelingt, den Loron zu besetzen, wird es ein leichtes sein, die Pforte von Equan zu befreien. Hier im Süden gibt es dann einen mächtigen Hort des Widerstandes. Wenn Nowogoro im Norden noch gehalten wird, so überzieht die Welt ein Kräftefeld mit diesen beiden Brennpunkten. Und dann gibt es noch einen Ort."

      „Was wisst Ihr von ihm?" Urial sprang auf.

      „Oh, ich weiß ein wenig mehr, als du mir zutraust“, lächelte Aramar wieder. „Doch davon ein andermal. Wichtig ist auf jeden Fall, dass wir Rotamin schützen."

      „Ich soll zwar Herrscher des Turmes werden, aber bei diesem Rat hier bin ich wohl nicht von Bedeutung." Urial schien beleidigt, und dennoch zuckte ein Lächeln um seine Mundwinkel.

      

       Auf der Flucht

      Die Reise nach Süden verlief ohne weitere Zwischenfälle. Bei Solcho, einem abgebrannten Dorf, verließen sie die Straße und wandten sich nach Osten zum Gebirge. Auf halber Höhe schlugen sie zwischen Buchen ein Nachtlager auf. Sie stellten den Wagen am Rand des Waldes ab und zogen sich auf eine Lichtung zurück. Dort zündeten sie ein kleines Feuer an und rollten sich nach einem kärglichen Abendessen und der Einteilung der Wachen in ihre Reisedecken. Am nächsten Morgen war Urial verschwunden. Er hatte die vorletzte Wache gehabt und Fallsta, der nach ihm an der Reihe gewesen wäre, nicht geweckt. So hatte er einen Vorsprung von mehreren Stunden bekommen. Seinen Wagen hatte er mitgenommen.

      „Dieser Narr“, schimpfte Fallsta. „Warum stiehlt er sich davon?"

      „Er wird seine Gründe haben“, sagte Aramar, „aber was seine Gründe auch sein mögen, er hat mit dieser Flucht gezeigt, dass er für seine Aufgabe nicht reif ist. Es muss schlimm um den Rat bestellt sein, wenn er solche angehenden Zauberer zu früh in den Einsatz schickt."

      „Wir müssen ihm folgen und ihm helfen“, entschied Galowyn.

      „Ja, aber wir werden etwas mehr Hirn einsetzen als er." Damit beendete Aramar die Debatte.

      Fallsta untersuchte die Wagenspuren. „Er ist direkt nach Süden gezogen. Wenn das nur gut geht!"

      Sie brachen auf. Der Zwerg und der Goldsucher wurden als Späher vorausgeschickt, während Aramar mit den Frauen langsam folgte. Nach ein paar Stunden kamen die Kundschafter atemlos zurück. Sie berichteten von einer schlimmen Entdeckung. Urial sei direkt zu den feindlichen Wachen gefahren. Er habe sich anscheinend nicht die geringste Mühe gegeben, sich zu verbergen. Sein Wagen stehe hinter den feindlichen Linien, sei aber geplündert und verwüstet. Er selbst und sein Maultier seien verschwunden. Am Ort des Überfalls sei das Gras auf seltsame Weise verbrannt.

      „Der Narr hat auf seine Zauberei vertraut“, sagte Aramar wütend. „Er ist ein Anfänger, der erst in Ansätzen in die Kunst eingeweiht ist. Nun ist er in der Hand der Feinde, und mit ihm der Schlüssel zum Loron. Wenn sie den Turm besetzen können, werden Whyten und Equan fallen. Dann sehe ich für Centratur keine Rettung mehr. Was Urial gezeigt hat, war kein Mut, sondern Hochmut und Verantwortungslosigkeit. Ich habe gleich erkannt, dass er nicht reif für die große Aufgabe ist. Wir müssen ihn befreien, bevor er alles verrät!"

      „Das wird schwer sein“, meinte Fallsta. „Das Lager des Fürsten von Ammyl ist durch eine dreifache Postenkette gesichert. Zudem stehen dort mindestens tausend Mann. Gegen die haben wir keine Chance."

      „Dann hilft nur eine List“, mischte sich Smyrna ein. „Wir Frauen werden ins Lager gehen."

      „Das ist zu gefährlich“, sagte Fallsta. „Man wird Euch vergewaltigen und wieder hinauswerfen."

      „Ihr solltet uns nicht unterschätzen“, meinte nun auch Galowyn stolz. „Frauen haben ihre eigenen Waffen, die sind oft wirksamer als Eure Schwerter. Zudem haben wir etwas, was euch Männern häufig fehlt, wir sind klug und haben Einfälle."

      „Auch damit werdet ihr tausend Krieger nicht besiegen."

      „Wer sagt denn, dass wir sie besiegen wollen. Es geht doch lediglich darum, Urial frei zu bekommen. Wir werden zu den Wachen ziehen und ihnen die Köpfe verdrehen. Wenn wir ihr Vertrauen haben, sagen wir, dass Urial zu uns gehört. Wir wären eine fahrende Truppe, und er wäre unser Narr, der mit Taschenspielertricks die Leute unterhält. Wir müssten ihn wiederhaben, um unser Programm abzuziehen. Dann bieten wir Gold an und warten, was geschieht."

       „Die Idee ist nicht schlecht“, sagte Aramar nachdenklich. „Wenn wir überhaupt eine Chance haben, dann auf diese Weise."

      „Der Plan ist unsinnig“, widersprach der Zwerg. „Er hat zu viele Lücken. Wo wollt Ihr das Gold hernehmen, das Ihr zur Bestechung braucht? Wie wollt Ihr verhindern, dass man Euch vergewaltigt? Wie wollt Ihr erklären, dass ein fahrender Taschenspieler das Gras in fünfzehn Fuß Umkreis versengen kann? Was ist, wenn sie Euch das Gold abnehmen und dann aus dem Lager werfen oder ganz einfach umbringen? Wieso glaubt Ihr, dass diese Männer bestechlich sind?"

      „Viele Fragen auf einmal“, gab Axylia zu. „Mit Euren Bedenken habt Ihr sicher Recht. Aber wir haben keine andere Wahl. Deshalb sollten wir nicht länger Fragen anhäufen, sondern lieber beantworten. Schnaps oder Bier müssen wir nicht mitbringen, die können wir auch an den Lagerfeuern brauen. Für Urials Zaubereien wird uns noch eine Erklärung einfallen, und drei erfahrene Frauen können mit wilden Männern umgehen. Verlasst Euch darauf! Ein Problem wird das Gold werden. Wo sollen wir es hernehmen? Keiner von uns trägt große Reichtümer mit sich."

      „Vielleicht“, sagte Fallsta zögernd, „kann ich da helfen."

      Er ging etwas abseits hinter einen Busch und kam mit einem Lederbeutel zurück. Langsam nestelte er ihn auf und schüttete kleine Goldbrocken in seine Hand.

      „Dafür habe ich zwei Jahre gearbeitet“, sagte er, „und ich hatte viel damit vor. Aber das Gold wird nun für einen wichtigeren Zweck gebraucht."

      „Eine großzügige Gabe“, bemerkte der Zauberer erstaunt. „Ich kenne nur Wenige, die so handeln würden wie Ihr. Ich will alles tun, dass Euch der Schaden ersetzt wird."

      Rasch

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