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Frau, der ist das Gleiche passiert«.

      Roberto will wissen, ob mal etwas darüber in der Zeitung gestanden habe, doch die Frau schüttelt den Kopf. »Das nicht, aber hier weiß inzwischen jeder, dass die Ärzte dort nichts taugen.«

      »Und warum gehen dann noch so viele Frauen hin? Wir waren kurz da, es war brechend voll.«

      »Sie verteilen die Pillen kostenlos, und Präser auch. In der Apotheke kosten die viel Geld. Wer will, kann sich auch kostenlos operieren lassen. Sie wissen schon, damit man keine Kinder mehr kriegt«, erläutert die Frau.

      In diesem Moment kommt Elena Cruz zur Tür herein. Sie zögert zunächst, als sie die Wirtin mit den beiden am Tisch sitzen sieht, aber als diese aufsteht, kommt die Krankenschwester doch auf sie zu. Sie hat den weißen Kittel gegen ein paar schlichte, blaue Jeans und ein weißes Polohemd vertauscht. Roberto erhebt sich und bittet sie, Platz zu nehmen. Als er ihr etwas zu trinken anbietet, lehnt sie mit einem Kopfschütteln ab. Sie kommt gleich zur Sache.

      »Sie sagten, Henrys Mutter schickt Sie.«

      »Ganz richtig. Wir haben sie besucht, und sie hat uns Ihren Namen genannt. Sie macht sich große Sorgen um ihren Sohn und meinte, Sie wüssten bestimmt, wo er sich aufhält.«

      Ein wenig zu rasch schüttelt sie den Kopf. »Nein, ich weiß nicht, wo Henry ist.« Sie schaut auf ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hält.

      »Aber Sie wissen, dass er in Schwierigkeiten steckt.«

      Nun nickt sie.

      »Und Sie wissen auch, dass er vermutlich der letzte war, der die Journalistin Alejandra Prieto lebend gesehen hat. Auf dem Machu Picchu.«

      Wieder nickt sie.

      »Und nun vermuten Sie, wir halten Henry für Alejandras Mörder.«

      Sie schaut auf.

      »Keine Bange, Elena, er hat sie nicht auf dem Gewissen«, beruhigt sie Roberto. »Vielmehr glaube ich, dass er Gefahr läuft, dem Mörder ebenfalls in die Hände zu fallen. Wahrscheinlich, weil er weiß, wer Alejandra ermordet hat. Und warum.«

      Rosa-Li schaltet sich ein und erklärt der sichtlich nervösen Elena, wie sie Alejandra kennengelernt haben und dass sie sich nun auf die Suche nach ihrem Mörder gemacht hätten. Das beruhigt die junge Frau ein wenig, und sie bestellt sich jetzt doch eine Limonade.

      »Wollen Sie uns nicht sagen, worum es geht bei dem Ganzen? Hat es etwas mit der Familienplanungsstation zu tun? Im Ort hört man so manches. Was weiß Henry? Vielleicht können wir ihm sogar helfen«, insistiert Roberto.

      Zwar schaut Elena ihn zweifelnd an, doch sie beginnt zu erzählen. »Henry kennt Alejandra Prieto schon seit Jahren. Sie haben zusammen studiert. Er verdient sehr wenig bei Radio Reloj, und so hat er Alejandra häufig Informationen verkauft. Sie zahlte gut, und er konnte sich hundertprozentig darauf verlassen, dass sie ihn nicht verriet. Weder bei den Informanten noch bei seinem Sender, wenn es um Themen ging, die er eigentlich nicht hätte weitergeben dürfen, sondern dort zuerst hätte bringen müssen. Vor zwei Monaten rief sie ihn mal wieder an. Sie hatte läuten hören, dass eine Pharmafirma in Peru abgelaufene Medikamente verkauft, und dass irgendjemand im Gesundheitsministerium dafür dickes Geld kassiert. Aus Europa. Sie wollte, dass Henry sich umhört, weil er doch gute Beziehungen im Gesundheitsministerium hat. Er berichtet seit ein paar Jahren darüber.«

      »Er erzählte Ihnen davon, und Sie recherchierten in Ihrer Familienplanungsstation«, wirft Rosa-Li ein, als Elena eine Pause macht, um etwas zu trinken.

      »Nicht ganz. Zunächst kriegte Henry raus, dass es sich unter anderem um Hormonpräparate handelt, Antibabypillen vor allem. Na ja, und vor etwa zwei Wochen stellte ich dann durch einen Zufall fest, dass ungewöhnlich viele unserer Patientinnen, denen in den letzten Monaten die Pille verordnet worden war, schwanger geworden sind.«

      »Und wie sind Sie darauf gekommen?«, will Roberto wissen.

      »Ich musste die Assistentin unseres Chefs vertreten, sie war krank. Na ja, und da fiel es mir auf, als ich die Karteikarten der Patientinnen las, die zu ihm in die Sprechstunde kamen. Ich hatte natürlich schon von den sich häufenden Schwangerschaften trotz Pille gehört, denn in der Stadt redet man bereits darüber. Aber ich sah da zunächst keinen Zusammenhang zu Henrys Recherchen. Erst, als ich die Woche im Vorzimmer unseres Chefs verbrachte, kam mir ein Verdacht. Ich habe dann Henry davon erzählt, und für ihn war sofort sonnenklar, dass wir auf eine Spur in Alejandras Korruptionsfall gestoßen...« Roberto unterbricht sie. »Sie haben nicht zufällig Kopien der Karteikarten?«, fragt er.

      Sie verneint. »Wir haben sie natürlich im Computer der Station abgespeichert, und ich habe sie mir heimlich ausgedruckt, aber ich habe die Kopien Henry gegeben. Und der hat sie Alejandra verkauft.«

      »Und an einen zweiten Ausdruck kommen Sie nicht?«, hakt er nach.

      »Meine Kollegin ist wieder gesund, und ich habe keinen Zugang mehr zum Büro meines Chefs. Ich arbeite ja normalerweise im Labor im zweiten Stock. Es fällt auf, wenn ich mir an einem Computer in einem der Sprechzimmer im Erdgeschoss zu schaffen mache. Und eine Stunde bräuchte ich mindestens, wenn nicht länger, um mir die entsprechenden Dateien rauszusuchen und auszudrucken.«

      Zu schade, denkt Rosa-Li. Die Dateien wären ein handfester Beweis. Basierend auf der Aussage einer einzigen Krankenschwester gegen einen europäischen Pharmakonzern anschreiben – ein hoffnungsloses Unterfangen. Das kauft ihr kein Mensch ab. »Sagen Sie, als Henry dann die Datei-Kopien hatte...«

      »... rief er sofort Alejandra an, auf ihrem Handy, ich war dabei. Ich hatte die Kopien mit nach Lima genommen. Alejandra war aber schon in Cusco, weil sie für das Wochenende auf dem Machu Picchu gebucht hatte. Na ja, und da sie die Papiere sofort haben wollte, ist Henry hingeflogen. Den Flug hat sie ihm bezahlt.«

      »Ich habe Alejandras Hotelzimmer gleich nach ihrer Ermordung durchsucht, aber ich habe die Karteikarten nicht gefunden. Hat Henry sie ihr gegeben oder kam es gar nicht mehr dazu?«, warf Roberto ein.

      »Doch, sie haben sich getroffen, sie haben ein paar Minuten geredet, und Henry hat ihr die Fotokopien übergeben. Der Mörder muss sie ihr abgenommen haben.«

      Rosa-Li legt ihre Hand auf Elenas und sieht sie eindringlich an. »Ich glaube, Sie und Henry sind in großer Gefahr. Wenn der Mörder die Kopien an sich genommen hat, wird er bereits wissen, dass sie aus Satipo stammen. Ein Gespräch mit Ihrem Chef, und er weiß, dass nur seine Assistentin oder Sie sie beschafft haben können. Wobei es wahrscheinlicher ist, dass Sie es waren, weil die Assistentin bislang dichtgehalten hat. Für Ihren Chef dürfte es auch ein Leichtes sein, zu erfahren, dass Sie mit einem Journalisten aus Lima liiert sind, wenn er es nicht sogar von Ihnen selbst weiß. Und wenn der Mörder oder seine Auftraggeber aus dem Gesundheitsministerium kommen, kennen sie Henry womöglich durch seine Arbeit. Elena, wo ist Henry?«, insistiert Roberto.

      Die Krankenschwester schüttelt entschieden den Kopf. »Ich darf Ihnen nicht sagen, wo Henry ist. Ich habe ihm fest versprochen, es niemandem zu verraten, und ich halte mich daran, solange ich ihn nicht gefragt habe, ob ich Sie einweihen darf. Von Henry weiß auf der Station übrigens niemand. Ich habe da keine Freundin, und ich rede auf der Arbeitsstelle grundsätzlich nicht über mein Privatleben.«

      Trotz aller Bemühungen gelingt es ihnen nicht, Elena zu überzeugen, ihnen Henrys Aufenthaltsort zu verraten. Sie verspricht lediglich, ihren Freund zu fragen. Sie verabreden sich, am Morgen gemeinsam im Hotel zu frühstücken. Dann will sie ihnen mitteilen, ob Henry bereit ist, sich mit ihnen zu treffen.

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