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sich seinem Angestellten zu. „Widefield, sie wollten den Herrschaften auch noch etwas sagen, nachdem unsere Carol bereits den Löwenanteil der Unterhaltung bestritten hat.“

      Der Rancher setzt sich und der Indian erhebt sich in seiner manchmal etwas schwerfällig wirkenden Art. Er greift nach Carols Hand und blickt das Mädchen liebevoll an. „Ich habe gar nicht viel zu sagen und eine Rede halte ich sicherlich auch nicht. Eigentlich möchte ich Euch nur offiziell mitteilen, dass ich mich in Plumquartpinie mit Carol verlobt habe und dass wir demnächst heiraten werden. Ich habe bereits mit Blacky und Mr. Carpenter gesprochen und beide sind damit einverstanden.“

      In den aufkommenden Beifall und die Gratulationen hinein fragt Fess in seiner typischen, manchmal doch noch sehr naiven Weise, die ihm aber niemand verübelt: „Bist Du dann für Carol eigentlich mehr der Mann oder der Vater?“

      Carol prustet los. „Du Kindskopf! Du bist doch noch keinen Deut erwachsener geworden. Ich habe mich mächtig vertan in meiner Einschätzung.“ Sie grient und sagt dann, ganz so, wie man mit einem kleinen Kind spricht: „Sieh mal, das kommt ganz auf an, wie die jeweilige Situation es erfordert. Nachts ist er mein Mann und tagsüber passt er auf mich auf, damit ich nicht zu viele Dummheiten machen kann.“

      Susan fällt der Freundin um den Hals. „Ich freue mich wahnsinnig, dass es mir gelungen ist, Dich zu überzeugen, dass Du unbedingt Mrs. Widefield werden musst. Klingt das nicht toll? Mrs. Carol Widefield!” Sie wirbelt mit der Freundin durch das Zimmer, bleibt dann stehen und schaut ihren Großvater an: “Du wolltest auch noch was sagen!”

      Der Alte schmunzelt: „Eigentlich könntest Du das ja selber, aber ich will mal nicht so sein.“

      Er holt tief Luft, schaut in die Runde der ihn erwartungsvoll ansehenden Augen und sagt feierlich: „Ich gebe hiermit die Verlobung meiner Enkelin Susan mit dem leider noch nicht anwesenden Dr. Markamp bekannt. Die beiden werden sich in vier Wochen, zusammen mit Carol und Widefield das Jawort geben. Die Doppelhochzeit war Susans Idee. Da haben wir noch gedacht, wir würden Carol viel schneller wiederfinden. Eigentlich wollten die beiden schon viel früher heiraten, aber Carols Abwesenheit hat diese Pläne zunichte gemacht.“

      Susan jubelt wieder, ihre Freundin an sich drückend: „Wie gut, dass ich noch gewartet habe, so bekomme ich mein schönstes Hochzeitsgeschenk. Ich finde es herrlich, dass Du mich in vier Wochen nicht alleine heiraten lässt.“

      „Wie könnte ich Dir das jemals antun?“ Carol lacht und fügt dann ein wenig leiser hinzu: „Außerdem hat mich der Boss bestochen.“ Sie hält dem blonden Mädchen ihre beringte Hand entgegen.

      Susan sperrt überrascht den Mund auf. „Wow, der Indian hat sich selbst übertroffen. Der Ring ist aber wirklich wunderschön.“ Leise, aber noch immer so laut, dass alle Anwesenden es hören können, sagt sie der Jüngeren ins Ohr: „Ehrlich, so was hätte ich dem Kerl niemals zugetraut. Was meinst Du, was ich ihm alles an groben Schimpfworten an den Kopf geworfen habe, als Du abgehauen warst und er mir Deinen Brief gezeigt hat. Das, was ich Dir heute Nachmittag erzählt habe, war noch das Harmloseste. Ich war so furchtbar empört, dass er Dich ..., na Du weißt schon.“

      Susy wirft den Kopf in den Nacken und beginnt zu lachen. „Und stell Dir vor, ich fluche gerade in vollkommen undamenhafter Manier, da platzt mein Großvater in die Szene, staunt nur kurz und meint, das sei doch wunderbar.“

      Carol reißt die Augen auf: „Wie, fand er das erst mal toll, dass ich endlich weg war? Ich kann ja wieder gehen!“

      „Untersteh Dich!“ ruft der Rancher lachend dazwischen und Susan fährt fort: „Nein, nein, wart erst mal ab.“

      Susan lacht noch immer. „Es kommt noch besser. Großvater nimmt also staunend zur Kenntnis, dass Du Küken schwanger vom Indian bist und erklärt dann mit trockenstem Gesicht, dass er sich schon lange unheimlich abmühen würde, um Euch miteinander zu verkuppeln, denn er war immer der Meinung, dass der Indian der einzige Mann ist, der für Dich als Partner geeignet sei, da Du eine starke Führungshand und ab und zu ein wenig Schläge brauchen würdest.“

      „Wie bitte? Ich glaube, ich habe was an den Ohren.“

      Der Rancher lacht gutmütig. „Das mit der Führungshand und den Schlägen hat sich Susan gerade eben ausgedacht, aber das mit dem ‚Verkuppeln’ stimmt schon. Ich konnte mir nie ein schöneres Paar vorstellen, als Dich wilden rothaarigen Feger und den ruhigen, dunklen Vormann. Ihr seid wie Feuer und Wasser, beides nützlich und doch gefährlich, aber man braucht Wasser um Feuer zu löschen, also die ideale Verbindung. Außerdem dachte ich immer, rot und schwarz müsste die schönsten Kinder in den ganzen Vereinigten Staaten geben. Ja, siehst Du, und ich alter Esel habe nicht bemerkt, dass Ihr zwei längst ein ganz festes Paar, mit allen Konsequenzen, die eine starke Liebe haben kann, gewesen seid.“

      Carol schluckt und setzt sich wieder auf ihren Platz zurück. Sie räuspert sich, dann sagt sie mit ihrer klaren Stimme: „Mein Gott, was bin ich blöd gewesen. Aber damit bewahrheitet sich wieder mal das, was ich immer sage und selbst nicht beherzige. Wir Menschen machen uns das Leben oftmals unnötig schwer, nur weil wir nicht in der Lage sind, vernünftig und richtig offen miteinander zu reden. Hätte ich den Mut gehabt, mich offen zu David zu bekennen, hätten Sie sich nicht den Kopf zerbrechen müssen, wie man aus einer Verrückten und einem Vernunftmenschen ein halbwegs passables Paar hinbekommt. Und wenn ich geahnt hätte, dass Sie nichts gegen ein Techtelmechtel unter Ihren Angestellten einzuwenden haben, hätte ich sicherlich den Mut gehabt, Ihnen meine missliche Lage ehrlich zu schildern. Uns allen wäre sehr viel Aufregung erspart geblieben und mein Baby könnte vielleicht noch leben. Der Junge war ein wunderschönes Kind.“ Sie drängt die aufsteigenden Tränen zurück und der Rancher, der dies bemerkt, murmelt: „Nun mal ran, Widefield, küssen sie ihre Verlobte endlich mal, damit wir sehen, dass sie es ernst meinen und wir nicht die ganze Zeit verkohlt werden.“

      Das lässt sich der Mann nicht zwei Mal sagen. Er beugt sich zu Carols verführerisch leuchtenden, leicht geöffneten Lippen und küsst sie, wie er es eigentlich nur macht, wenn er sich so gut wie unbeobachtet fühlt.

      Wieder wird geklatscht und Ines kann endlich die Nachspeise holen gehen.

      Nachdem die Mahlzeit endlich beendet und Carol fast alles aus den vergangen Monaten berichtet hat, wird sie bestürmt, noch ein paar Lieder vorzutragen, da sie sich in Plumquartpinie damit so gut hat über Wasser halten können und es sie sogar zu einer gewissen Anerkennung und etwas Wohlstand gebracht hat.

      Für einige der Cowboys ist es das erste Mal, dass sie erfahren, dass ihre Kollegin gut Klavierspeilen kann. Festus, der davon hat läuten hören, es aber nie richtig geglaubt hat, murmelt: „Die Wege des Herrn sind merkwürdig und verschlungen. Da muss das Kind erst viele Meilen weit wegfahren, damit wir hier auf Willow-Tree auch endlich mal in den Genuss ihrer Darbietung kommen.“

      „Viel schlimmer!“, knurrt Fess. „Ich wusste überhaupt nicht, dass sie Klavierspielen kann, ich dachte immer, sie könne nur auf der Gitarre spielen, wenn wir bei einem Viehtrieb am Lagerfeuer sitzen.“

      Carol, die zwar hundemüde ist und sich nach ihrem Bett sehnt, schmunzelt: „Hast Du geglaubt, ich brauche das Muhen der Kühe, damit keiner meine Misstöne hört, was?“ Sie ziert sich trotz ihrer Müdigkeit nicht lange und spult gekonnt einen Teil ihres Repertoires ab, bis David endlich ein Machtwort spricht, denn er sieht, dass seiner kleinen Braut fast die Augen zufallen. Außerdem hat er schon festgestellt, dass in seiner Abwesenheit sehr viele wichtige Arbeiten aufgelaufen sind, die dringend erledigt werden müssen und dafür benötigt er anderntags ausgeruhte Leute.

      Zweifel in Worte gefasst

      Carol steigt sofort wieder in die geliebte Arbeit ein, als wäre sie niemals von der Ranch weggewesen. Schon nach wenigen Stunden ist von ihren bis gestern noch so gepflegten Pianistenhänden nichts mehr zu sehen. Bereits an der ersten Dornenhecke hat sie sich den linken Handrücken aufgekratzt und sich wenig später in die rechte Hand einen dicken Splitter eingejagt, denn sie mit ihrem Messer und den Zähnen entfernen musste. Alles das macht ihr nichts aus, im Gegenteil, sie genießt es, wieder zu der Einheit

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